Eine Fotostrecke von MSM-Redakteur Florian Becker:
Das zweite Rennen der Saison 2019 war ein heißer Ritt - und zwar auf und neben der Strecke. Perez und Hamilton flüchten sich in alternative Wahrheiten, Vettel wird von einem Rookie zurechtgewiesen und Günther Steiner feuert aus allen Rohren. Aber nicht auf Albon, obwohl der einen Feuerball gesehen haben will - und zwar auf dem Schlachtfeld, meint jedenfalls Hülkenberg. Klingt verwirrend? Ist es auch. Die besten Sprüche aus Bahrain. Ach ja, und Kimi war natürlich auch wieder am Start. Nur hatte sein Ingenieur gerade keine Zeit.
Hammer-Time bei der Vergangenheitsverleumdung
Im Vorlauf des Wochenendes gab's wie immer erstmal Aufgewärmtes von letztem Sonntag. Da war unter anderem Sebastian Vettels Vorwurf an Lewis Hamilton, nach dem dieser ihn in Melbourne vorsätzlich mit einer Bummelfahrt blockiert haben soll. Der Mercedes-Star plädierte gegenüber Motorsport-Magazin.com auf unschuldig. "Nein. Ich plane niemals irgendjemanden aufzuhalten." Hätte uns mal interessiert, was Nico Rosberg dazu sagt. Zumal der ja heutzutage sowieso zu allem eine Meinung hat...
F1-Legende Lance Stroll
Sergio Perez sorgte noch bevor es auf die Rennstrecke ging für den nächsten Lacher, der wohl eher nicht als einer gedacht war. Nach nur einem Rennen an der Seite seines neuen Teamkollegen Lance Stroll behauptete der Mexikaner tatsächlich folgendes: "Ich denke Lance ist in Sachen Rennpace mein bisher stärkster Teamkollege. Von der Rennpace her hatte ich im Gegensatz zu meinen Teamkollegen immer einen Vorteil. Aber Lance ist verdammt nah an mir dran. Er hat den Speed und das Talent." Und das von einem, der an der Seite von Jenson Button, Nico Hülkenberg, Esteban Ocon und Kamui Kobayashi gefahren ist. Ist das zu fassen?!
McLarens Alonso-Versicherung
Bei McLaren war die Freude in Bahrain doppelt groß. Nicht nur, dass das Team mit beiden Autos ins Q3 fuhr und am Ende mit dem sechsten Platz von Lando Norris als Best of the Rest aufzeigte - Fernando Alonso war erstmals bei einem Rennen in der McLaren-Box zu Gast. Der zweimalige Weltmeister war zuvor bei den Barcelona-Testfahrten vor Ort gewesen. Da belegte McLaren an beiden Tagen den ersten Platz. "Wenn wir den Schnitt halten können, muss ich wahrscheinlich zu vielen Rennen kommen", flachste er. Mit Platz eins wurde es nichts. Deshalb macht Alonso der MCL34 trotz des Aufwärtstrends nicht wirklich an, wie er nach dem Grand Prix erklärte: "Ich war 18 Jahre lang hier. Ich denke, um wieder Neunter oder Zehnter zu werden, will ich lieber nicht hier sein."
You can't always get what you want
Ach Kimi, wann, sag uns wann wirst du endlich den Service erhalten, der einem Meister wie dir gebührt? Bei Ferrari gab's kein Steering Wheel und auch keinen Drink, und bei Alfa Romeo muss der Iceman sich um alles selbst kümmern. "Ich habe PT4 auf dem Lenkrad und das Dashboard zeigt PT3. Da gibt es also eine Stufe Unterschied. Sag mir mal, welche ist richtig?", fragte er seinen Renningenieur im 3. Freien Training. Von dem gab's Hilfestellung wie bei Ferrari: "Versuch PT3, ich habe jetzt keine Zeit das nachzuschauen." Keine Zeit also, aha. Und ominöser Weise hört sich Kimis Ingenieur haargenau an wie Charles Leclerc. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass der gerade in dem Moment Ferrari fahren musste.
Die teuerste Zitrone der Welt
Gibt es bei Mercedes. Nachdem das Weltmeister-Team in den Trainings von Ferrari abgehängt wurde, gaben sich die Silbernen für das Zeittraining zunächst noch kämpferisch. Teamchef Toto Wolff nutzte dafür eine sehr schöne Metapher: "Wir werden alles was wir haben ausquetschen wie aus einer Zitrone und im Qualifying hoffentlich zur Stelle sein."
Datenkrake Ricciardo
Renault ging in Bahrain baden. Schon im Qualifying ging nichts, als sowohl bei Hülkenberg als auch bei Ricciardo die Power Unit nicht die volle Leistung abgab. Im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com erklärte der Hulk, die Spritzigkeit und die Giftigkeit vermisst zu haben. Ja, wir wissen ja, Spritzigkeit ist King und Giftigkeit sowieso. Ricciardo bekam es auch mit. Richtig weh tat's ihm aber erst beim Hingucken: "Es war genug um es zu spüren. Aber erst wenn du es in den Daten siehst, spürst du es wirklich", scherzte Ricciardo.
Attitude Adjustment
Nein, John Cena war nicht in Bahrain. Für die Maßregelung des Wochenendes sorgte McLaren-Rookie Lando Norris. Nachdem er im Qualifying von Romain Grosjean blockiert worden war, macht er Sebastian Vettel als Schuldigen für die Szene aus. Der soll sich auf seiner Outlap vor Grosjean gedrängelt und diesen dadurch behindert haben, was in der Folge hatte, dass Norris auf seiner fliegenden Runde auf den Franzosen auflief. Und so hört es sich an, wenn ein 19-Jähriger einen viermaligen Weltmeister belehrt: "Vettel hat ihn verarscht, was unter uns Rennfahrern keine besonders nette Sache ist. Wir versuchen eigentlich uns gegenseitig zu respektieren. Wenn du ein Auto vor dir hast überholst du es nicht einfach auf dem Weg in die letzte Kurve."
Grosjean, one point!
Die Causa Grosjean rief natürlich auch wieder dessen Boss auf den Plan. Günther Steiner, seit der Netflix-Serie Drive to Survive weltbekannt (behaupten wir jetzt einfach mal, wir reden schließlich von Netflix), war mit der Strafe für seinen Piloten ganz und gar nicht zufrieden. Die bestand aus drei Strafpositionen und einem Strafpunkt. "Über die drei Strafplätze können wir diskutieren, aber ihm Punkte dafür zu geben... Leute, wo leben wir denn?!", motzte der Südtiroler. "Sie hatten ein Meeting mit den Fahrern wo alles besprochen wurde. Ich weiß nicht worüber sie gesprochen haben, aber es sieht so aus als sei es nur Zeitverschwendung gewesen."
So ein Feuerball, Junge!
Wie sollte es anders sein, am Sonntag war Grosjean natürlich auch wieder in einen Zwischenfall verwickelt - diesmal allerdings völlig unschuldig. Also echt, wirklich unschuldig. Gleich nach dem Start wurde er in Turn 2 von Stroll weggeboxt. Beim Kanadier flogen nach der Kollision die Funken. "Die erste Runde war wie ein Schlachtfeld. Überall waren Autos, es gab Berührungen, Funken flogen, Teile flogen. Ich habe eins an den Helm bekommen, ein ziemlich großes", beschrieb Hülkenberg die Szene. Albon wurde dabei leicht angesengt. "Ausgangs Turn 3 war es so, als ob ein Feuerball in mein Gesicht fliegt und das hat mich irritiert. Es war richtig heiß."
Grande, Seb! Nicht.
Sind wir ehrlich, Vettels Sonntag war kein Ruhmesblatt. Seb zeigte sich einsichtig, nahm den Dreher im Duell mit Hamilton auf seine Kappe und hakte die Nummer ab. Ferraris neuer Teamchef Mattia Binotto unterstrich gleich nach der Zieldurchfahrt den neuen Zusammenhalt bei der Scuderia - und trug dabei irgendwie ein bisschen zu dick auf: "Hi Seb. Mattia spricht. Das nächste Rennen wird das Beste! Mach dir keinen Kopf. Du hast dein Bestes versucht, bist ein fantastisches Rennen gefahren. Diese Dinge passieren." Ja, diese Dinge passieren. Aber fantastisch war's ganz bestimmt nicht.
Steiner, der zweite Akt
Bei Haas gab es natürlich auch am Sonntag wieder die übliche Portion Frustration. Nachdem Grosjean von Stroll abgeräumt wurde, holte Steiner noch einmal zum Rundumschlag gegen die Rennleitung aus. "Stroll ist mit Untersteuern in ihn reingefahren. Und unsere besten Freunde, die Stewards, haben nichts gemacht! Ich sage ihnen vielleicht Dinge, die sie nicht gerne hören, aber die hören eh nie zu. Sie denken, sie wären etwas Besseres!"
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