Eine Fotostrecke von MSM-Redakteur Florian Becker:
Wie schon beim Saisonauftakt in Australien ließen Teams und Fahrer auch in Bahrain ihren Gedanken freien Lauf. Von Dummköpfen, Idioten, einem ohnmächtigen Iceman und einem lügenden Rennsieger. Die besten Sprüche vom Rennwochenende in der Wüste.
Liberty Media hielt am Donnerstag eine Pressekonferenz zur Zukunft der Formel 1 ab. Wenig später wurden die Piloten befragt, was sie denn an der Königsklasse ändern würden, hätten sie die Macht dazu... "Die habe ich ja nicht!", gab Kimi Räikkönen wieder einmal eine seiner für ihn typischen, kurz angebundenen Antworten - bevor sich der Iceman angesichts der ihm offenbar überflüssig erscheinenden Frage zu einer leichten Brandrede hinreißen ließ: "Ich habe die Macht nicht, warum sollte ich also meine Zeit damit verschwenden, überhaupt darüber nachzudenken?! Ich verstehe nicht, warum ihr... wozu soll ich euch eine Liste mit Dingen nennen, wenn ich am Ende sowieso nicht die Macht habe? Ich kann nicht! Versteht ihr das?! Wir machen nicht die Regeln, das ist mein Standpunkt. Wozu überhaupt eine Story daraus machen?"
Nachdem Kimi sämtliche Diskussionen in den Konferenzräumen des Bahrain International Circuit im Keim erstickt hatte, ging es für die Piloten auf der Strecke rund. Ferrari-Youngster Charles Leclerc warf im Q1 am Samstag seine entscheidende Runde weg und sparte danach nicht mit Selbstkritik. "Ich bin so dumm!... ich bin so dumm. Meine Schuld", so der Monegasse im Funk.
Einen folgenschwereren Abflug leistete sich im Q1 Max Verstappen. Was zunächst wie ein Fahrfehler aussah, entpuppte sich später als Technik-Problem. Die Power Unit gab plötzlich 150 zusätzliche PS frei, woraufhin Verstappen die Kontrolle verlor. Teamkollege Daniel Ricciardo ließ diese Erklärung ungesehen gelten. "Zu Max' Verteidigung: Es ist eigentlich ziemlich schwer, hier in Bahrain eine Mauer zu treffen. Es kann also nicht an ihm gelegen haben", so der Australier.
Der größte Verlierer des Qualifyings war als 20. und Letzter wohl Lance Stroll. Der von Williams zur Nummer eins auserkorene Kanadier muss sich angesichts seiner Rolle im Team fast ununterbrochen den Vergleich mit Ex-Teamkollege Felipe Massa gefallen lassen. "Er wäre wahrscheinlich eine Sekunde schneller", ließ Stroll seinem Sarkasmus in Bahrain freien Lauf.
"So ein Dummkopf..." Lewis Hamilton war am Sonntag nicht allzu gut auf Max Verstappen zu sprechen. Der Niederländer war bei einem missglückten Überholmanöver in Turn mit dem Weltmeister aneinandergeraten und schied aus. Nachdem Hamilton im Vorraum des Podiums seine Dummkopf-Ansage gemacht hatte, ließ er später gegenüber den Medien einen kleinen Seitenhieb folgen: "Da denke ich mir schon, dass Fernando zum Beispiel, wenn er in dem Auto gesessen hätte, das Rennen auf einer guten Position beendet und für Red Bull Punkte geholt hätte. Oder wenn ich in dem Auto gesessen hätte, hätte ich für Red Bull auch Punkte geholt."
Ricciardo musste seinen RB14 schon in der zweiten Runde mit einem Defekt abstellen. Da der Honey Badger sich in Bahrain gute Chancen für den Kampf an der Spitze ausgerechnet hatte, kommentierte er seinen Ausfall dementsprechend theatralisch: "Dieser Sport kann dir das Herz herausreißen, es ist manchmal brutal."
"Darüber müssen wir noch reden." Die Funken flogen bei Haas-Pilot Kevin Magnussens rasanter Fahrt zu Platz fünf in Bahrain nicht nur auf dem Asphalt. Der Däne hing gegen Rennmitte kurzzeitig hinter Teamkollege Romain Grosjean fest, der noch nicht gestoppt hatte. Der Däne ließ die gute Kinderstube im Boxenfunk wieder einmal zuhause - die Übersetzung sparen wir uns deshalb: "What the f*** is he doing?! Guys, come on! Tell him to get the f*** out of the way!", forderte KMAG und bedankte sich nach dem Abbiegen des Stallgefährten brav: "Well done guys, f****** hell...." Nach dem Rennen kündigte er ein klärendes Gespräch mit dem Garagen-Nachbarn an.
Im Boxenfunk ebenfalls leicht entnervt klang zwischenzeitlich Lewis Hamilton. Der Mercedes-Pilot fühlte sich von seinem Kommandostand auf der Jagd nach der Spitze nicht gut genug informiert. "Ich habe das Gefühl, dass ich wegen euch nicht so richtig im Bilde bin. Ich weiß gar nicht, was zur Hölle ich hier draußen gerade mache", forderte er Feedback zu seiner Pace.
Weder er noch Teamkollege Valtteri Bottas konnten Sebastian Vettel am Ende vom Sieg abhalten. Der Ferrari-Pilot musste in der Schlussphase die Flucht vor dem herannahenden Silberpfeil des Finnen ergreifen - und erzählte seinen Strategen zwecks Täuschung der Konkurrenz glatt einem vom Pferd: "Zehn Runden vor Schluss sagte ich im Funk, alles unter Kontrolle. Das war eine Lüge. Ich hatte nichts unter Kontrolle. Als sie mir von Valtteris Pace berichtet haben, habe ich im Auto angefangen zu rechnen und dachte, der kriegt mich."
Keine Lüge war die Pace von Toro-Rosso-Sensation Pierre Gasly. Der Franzose lieferte mit Platz vier in seinem erst siebten Rennen eine absolute Glanzleistung ab und erlöste Honda von Jahren des Leids. Diese Leistung erkannte auch Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko an: "Die Souveränität, mit der Gasly das kontrolliert hat, war sehr souverän", so der Österreicher, der den Youngster daraufhin adelte: "Das hat einen Mann aus ihm gemach. Unsere Fahrer verfügen alle über ein sehr gutes Bonus-System. Das wird ihn mehr als glücklich machen..."
Gar nicht kommentieren wollte Fernando Alonso die Leistung, die Toro Rosso mit der Power Unit von Honda im Heck in Bahrain zeigte. Ob sich der Asturier angesichts seines eigenen Ergebnisses vielleicht nicht doch so seine Gedanken macht? "Nein", hieß es da kurz und knapp.
Der große Verlierer war am Sonntag wie schon im Qualifying Williams. Das einstige Top-Team belegte mit Lance Stroll und Sergey Sirotkin im Grand Prix die letzten beiden Plätze. Letzterer redete da nicht lange um den heißen Brei. "Ich weiß, dass wir von außen betrachtet wie Idioten aussahen", so der Rookie.
Abschließend gab es noch eine Fußballweisheit - wenn man denn so will - von Chef-Rhetoriker Sebastian Vettel. Der Heppenheimer brach in der Pressekonferenz eine Lanze für Hamilton, der nach seinem Dummkopf-Spruch ausgefragt wurde. "Glaubt ihr etwa, dass wenn ihr einem Fußballer das Mikrofon vor den Mund haltet, er immer etwas nettes sagt, wenn er von einem Spieler getacklet wurde? Vielleicht foult er ihn dafür manchmal auch", so der Ferrari-Star, der gleich noch mit einer zweiten Metapher aufwartete: "Ich meine, wenn ich dir ins Gesicht schlage, wirst du auch nicht sagen: Oh, Sebastian, das war aber nicht nett."
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