F1-Besitzer Liberty Media hat in Bahrain für ein Formel-1-Beben gesorgt. In der Wüste von Sakhir präsentierte der kommerzielle Rechteinhaber der Königsklasse den zehn Teams seine Pläne für die Zukunft der Formel 1 ab 2021. Gleich fünf Säulen nannte Liberty Media: Motoren, Geldverteilung, Kosten, Sportliches und Technisches Reglement sowie die Formel-1-Regierung. Über die konkreten Inhalte der 80-minütigen Präsentation wurde Stillschweigen vereinbart, Reaktionen dazu gibt es dennoch. Motorsport-Magazin.com hat die relevantesten zusammengestellt.
"Die Formel 1 ist ein Sport mit einer reichen Geschichte. Wie wollen sie bewahren, beschützen und verbessern, indem wie das volle Potential der Formel 1 ausschöpfen", erklärte Liberty-Boss Chase Carey nach dem Meeting. "Das machen wir, indem wir die Fans ins Zentrum eines konkurrenzfähigeren und aufregenderen Sports stellen. Ein Wunsch treibt uns an", so Carey weiter. "Wir wollen die größte Sportmarke der Welt erschaffen. Fan-zentriert, finanziell erfolgreich, profitabel für unsere Teams und mit technologischer Innovation in ihrem Herzen."
Die für besonders für Motorenhersteller attraktiven Pläne Liberty Medias sorgten sofort für eine Reaktion eines potentiellen Interessenten. "Wir freuen uns sehr, die Neuigkeiten bezüglich der Zukunft der Formel 1 zu hören", twitterte Aston Martins Geschäftsführer Andy Palmer. "Diese voraussichtlichen Änderungen unterstützen viele Anforderungen, die dafür nötig sind, dass Aston Martin als Motorenlieferant einsteigt", so Palmer. "Das ist ein sehr positiver Schritt in die richtige Richtung."
Die F1-Teams selbst mussten sich wegen der vereinbarten Verschwiegenheit zurückhalten. Von Ferrari - nach den unzähligen Ausstiegsdrohungen besonders spannend - gab es somit gar kein Statement. Aber von Mercedes.
"Es gibt viele Vorschläge, die entweder überfällig waren oder nötig", kommentierte Motorsportchef Toto Wolff die Präsentation. "Und es gibt einige, die sehr herausfordern sind, die noch Details brauchen, um sie richtig zu verstehen." Mercedes versteht die Präsentation als Verhandlungsbasis. "Es ist der Startpunkt eines Dialogs", so Wolff. "Chase Carey hat selbst gesagt, dass sie keine Exklusivität auf gute Ideen haben."
Unterhaltsam in puncto Verschwiegenheit wurde es dann seitens Niki Lauda. Im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com plauderte der Chefaufseher mal eben hoch spannende Details aus: "Auf der Tafel stand, dass Ferrari 40 Millionen kriegt. Als garantiertes Geld."
Gar nicht gefällt Lauda die deutliche Budgetgrenze in den Plänen Libertys: Das Problem ist, dass wir Mitarbeiter haben. Wir haben eine Struktur. Wir sind für die Mitarbeiter verantwortlich. Wir haben Brixworth und Brackley. Das sind über 1000 Leute. Damit müssen wir einen Weg finden, wenn es plötzlich nur die Hälfte sein soll. Wir können und wollen sie nicht entlassen."
Ausstiegsdrohung gebe es von Mercedes nicht. "Wir haben überhaupt nichts gesagt. Wir haben nur zugehört. Ganz höflich zugehört", so Lauda. "Jetzt könne diskutiert, verhandelt, Kompromisse gefunden werden.
Während Mercedes noch recht neutral klang, gaben sich kleineren Teams positiv. Williams-Teamchefin Claire Williams sprach von einem "guten Tag" für ihr Team. "Ich fühlte mich nach dem Meeting extrem positiv und wollte schon Champagner aufmachen. Ich denke, wie haben alle auf Veränderungen unter dem neuen Management gehofft. Heute haben sie den Change präsentiert." Für Williams sei das extrem wichtig. Andererseits hätte ihrem Traditionsteam eine düstere Zukunft gedroht. "Wenn wir diese Regularien jetzt durchbekommen, dann weiß ich, dass Williams safe ist."
Auch Sauber-Teamchef Frederic Vasseur begrüßte die Pläne, allerdings müsse auch schon für die drei Jahre vor 2021 etwas passieren. "Wir müssen einen Weg finden, um die nächsten zwei, drei Saisons zu managen. Denn heute ist das Geschäft nicht nachhaltig. Aber immerhin sehen wir jetzt Licht am Ende des Tunnels." Sauber atmet nach der gemeinsam mit Force India zurückgezogenen EU-Klage also auf. Selbst wenn sich ein Hersteller jetzt verabschieden sollte, wäre das noch immer besser als ein Weiter so, so Vasseur. "Wir würden keine F1 ohne die großen Teams haben, aber auch nicht mit nur zwei Teams im Grid."
Haas-Chef Günther Steiner wirkte ebenfalls erleichtert: "Neue Besitzer machen Dinge anders. Darüber waren wir uns alle bewusst, als Liberty den Laden gekauft hat. Wir sehen die Vorschläge durchweg positiv."
Selbst Chefkritiker Helmut Marko war gut drauf als er aus dem Meeting zurück war, hörte sich aber eher noch neutral wie Mercedes an. "Es geht in die richtige Richtung, eine vernünftige Basis, auf der man aufbauen kann", so der Motorsportberater Red Bulls. "Etwas Konkretes muss dann aber bald mal folgen", kritisierte Marko dann doch wieder etwas. "Scheinbar hat man den Kompromiss mit den Teams und der FIA noch nicht ganz gefunden", ergänzte Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com.
McLaren-Boss Zak Brown stimmte wieder ganz optimistisch ein: "Wenn die Fans gewinnen, gewinnen wir alle. Die Sponsoren, die Medien, die Zuschauerzahlen vor den Fernsehschirmen. Es sollte unser kollektives Interesse sein, den Sport zu verbessern, auch wenn wir dafür den ein oder anderen Kompromiss eingehen müssen."
Force Indias Bob Fernley fehlte wie Marko mehr Konkretes in den Plänen. "Liberty muss jetzt mehr Fleisch an den Knochen bringen", so der stellvertretende Teamchef. "Ich denke aber, dass die F1 und die FIA in den nächsten Monaten zu finalen Schlüssen kommen werden. Bisher ist es aber sehr, sehr belohnend für uns, da involviert zu sein." Was er meint: Liberty will sich nach dem China GP mit jedem Team einzeln zusammen setzen, um ein Stimmungsbild zu erhalten.
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