Eine Fotostrecke von MSM-Redakteur Florian Becker:
Sportlich waren die Darbietungen von Hamilton, Verstappen und Alonso in Singapur zweifelsohne die einzigen Perlen. Verbal gab es dafür in der Stadt des Löwen einmal mehr richtig viel Gold. Weshalb Homer Simpson bei Ferrari nichts zu sagen hat, Kimi eigentlich gar nicht weiterfahren wollte und Heiko Wasser Angst davor hatte, noch mehr Quatsch als sonst zu erzählen. Die besten Sprüche aus Singapur.
Danke, Kimi!
Der Cockpit-Tausch zwischen Kimi Räikkönen und Charles Leclerc war im Vorfeld das Singapur-Wochenendes das große Thema. Weniger der Wechsel des Youngster zur Scuderia, sondern mehr der des Finnen zurück zu Sauber war die große Überraschung. Warum der Iceman im Alter von fast 39 Jahren nochmal für zwei Jahre bei einem Mittelfeld-Team unterschrieben hat? Klar, weil er noch Bock auf die F1 hat! Oder? "Nein, eigentlich nicht. Ich mache das alles nur, um mit euch Leuten hier Spielchen zu treiben. Deshalb habe ich für zwei Jahre unterschrieben", zog Räikkönen die Medienvertreter ob ihrer bohrenden Fragen erstmal in der von ihm gewohnten Manier durch den Kakao.
Homer Simpson bei Ferrari
Nach Kimi musste auch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene in der FIA-PK Rede und Antwort stehen. Auf das Kreuzverhör seines Piloten reagierte er mit einem äußerst amüsanten Vergleich. "Was hattet ihr erwartet? Dass er euch erzählt, dass Homer Simpson die Entscheidung getroffen hat? Natürlich habe ich die Entscheidung getroffen!", so der Italiener. Der Sicherheitsbeauftragte von Sektor 7G des Kernkraftwerks in Springfield hat in Maranello demzufolge nichts zu melden: "Es war keine Entscheidung, die von Mr. Simpson getroffen wurde, die Entscheidung wurde von mir getroffen und ich habe sie mit dem Top-Management diskutiert."
Toto der böse Wolff
Weniger humoristisch ging es am Donnerstag bei Toto Wolff zu. Der Mercedes-Boss sieht bei seinem Nachwuchs momentan die Felle davonschwimmen. Pascal Wehrlein wurde bereits freigegeben, Esteban Ocons Karriere hängt in der Luft. "Was dieses Jahr im Juli und August abgelaufen ist, ist einfach unglaublich. Es gab so viel Politik im Hintergrund, Hintergedanken, Lügen", feuerte der Österreicher am Mikrofon von Sky UK aus allen Rohren. Gemeint war damit vor allem Renault, bei denen Ocon für 2019 so gut wie fix war - bis die Franzosen einen Rückzieher machten und für viel Geld Daniel Ricciardo holten: "Im Juli hatte er zwei Vertragsangebote auf dem Tisch und es ging nur noch darum zu wählen, welches das richtige war. Am Ende hatte er dann keine mehr, weil die Leute einfach nicht die Eier haben, sich an das zu halten, was sie gesagt haben."
Lewis der Epische
Der Weltmeister machte seinem Titel auch in Singapur wieder alle Ehre. Die beeindruckendste Vorstellung lieferte Lewis Hamilton definitiv mit seiner Pole-Runde am Samstag ab. Mehr Hammer-Time geht nicht, fand auch Toto Wolff: "Ich denke, dass es heute von Lewis' Seite die epischste Runde war, die ich je von ihm gesehen habe."
Geschüttelt, nicht gerührt
Ein ähnliches Wechselbad der Gefühle erlebte auch Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Der 20-Jährige zauberte im Qualifying eine Runde auf den Asphalt, die um ein Haar genau so schnell wie die des epischen Lewis' gewesen wäre. Und das, obwohl der Motor wieder einmal herumzickte. Zum Short Shifting gezwungen fuhr sich Verstappen nach dem Renault-Frust im Training ein Lächeln ins Gesicht. "Nach dem dritten Training habe ich mich vor Wut geschüttelt, aber jetzt schüttelt es mich nur noch vor Freude", zelebrierte Max seinen zweiten Startplatz.
Wochenend-Kater mal anders
Umgehauen statt geschüttelt hatte es am Samstagabend Heiko Waßer. Der RTL-Kommentator war auf dem Weg zum Abendessen mit Kai Ebel von einer Schranke am Kopf erwischt worden. Der auch im Boxsport beheimatete Kollege Ebel identifizierte die Wunde schnell als Cut, der nach einer Odyssee durch mehrere Krankenhäuser letztendlich mit elf Stichen genäht werden musste. "Hoffentlich erzähle ich jetzt nicht mehr Quatsch als sonst immer", bewahrte Waßer gegenüber Motorsport-Magazin.com seinen Galgenhumor.
So wird das nix...
Wo wir gerade schon beim Boxen sind: Sebastian Vettel verlor in Singapur die nächste Runde im WM-Kampf gegen Lewis Hamilton. Der schickte den Ferrari-Piloten spätestens am Sonntag richtig auf die Bretter. Dem wiederum gab seine Ecke im Rennen aber auch nicht die beste Taktik mit auf den Weg. Vettels Fazit: "So wie wir heute gefahren sind, hatten wir keine Chance." Angesichts von 40 Punkten Rückstand keine allzu ermutigende Aussicht für einen WM-Anwärter...
Guess who's back?!
Das Enfant terrible in Romain Grosjean gab in Singapur ein eindrucksvolles Comeback. Obwohl der Haas-Pilot in Sachen Pace mittlerweile wieder auf der Höhe ist, gelang es ihm beim Nachtrennen wieder einmal negativ aufzufallen. Im Mittelfeld in den Kampf mit Sergey Sirotkin vertieft, ignorierte er die zum Überrunden herannahende Spitze mit Hamilton, Verstappen und Vettel für eine gute halbe Runde komplett. "Romain hat die goldene Regel der blauen Flagge völlig vergessen. Die besagt, dass du deinen eigenen Kampf vergessen musst und zur Seite fahren musst", schimpfte Rennleiter Charlie Whiting in seinem Media-Briefing nach dem Rennen. "Er war so intensiv mit seinem kampf mit Sirotkin befasst, dass er selbst die Leuchtsignale mit seiner Nummer drauf nicht gesehen hat Das war der schlimmste Fall von Ignorieren blauer Flaggen, den ich seit Langem gesehen habe!"
Flasche leer?
Für Hülkenberg knallten auch in Singapur nicht die Korken. In seinem 150. Formel-1-Rennen war das Podest für den Renault-Piloten wieder einmal so weit entfernt wie die Sonne. Die Jagd nach Edelmetall ist für den Hulk aber noch lange nicht beendet. Mindestens "so 75 Rennen", will er in der Königsklasse noch machen: "Früher oder später werde ich auch mal so eine Flasche leer spritzen, aber dann bis zum letzten Tropfen."
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