Die Pressestimmen zum Großen Preis von Russland
Italien schießt sich wieder einmal auf Ferrari ein. Für Fehltritte gibt es bei ihnen bekanntlich kein Erbarmen - und das Sotschi-Fiasko liefert massig Munition. Daran, einen drohenden Teamkrieg zu deeskalieren, denkt die italienische Presse nicht. Stattdessen stachelt sie das Duell Vettel gegen Leclerc weiter an.
Corriere dello Sport (Italien): "Offener Krieg zwischen Vettel und Leclerc! Ferrari hatte in Sotschi auf einen abermaligen Doppelsieg gehofft, den jedoch Mercedes bejubelt. Auf die zunehmende Arroganz des jungen Leclerc reagiert der 'alte' Vettel mit stolzem Perfektionismus. Leclerc hat volles Recht, um den Sieg zu kämpfen - so wie Vettel das Recht hat, nach dem fünften WM-Titel zu jagen. Weniger begreiflich ist, dass Maranello seine Linie nicht durchsetzt und einen Streit zwischen den Piloten nicht verhindern kann."
Tuttosport (Italien): "Giftige Stimmung bei Ferrari. Das Auto ist schnell, doch Maranello zahlt einen hohen Preis für die Divergenzen zwischen beiden Piloten. Teamchef Mattia Binotto muss endlich eine klare Strategie bestimmen."
La Repubblica (Italien): "Ferrari verschwendet sich selbst. Vettel schafft einen tollen Start und nutzt das Teamabkommen zu seinen Gunsten, solange er kann. Er beweist dabei, das Tempo und die Aggressivität eines wahren Champions zu haben. Für Binotto ist es ein Luxus, zwei kämpferische Piloten zu haben. Doch manchmal führt diese Situation nicht zu den erhofften Resultaten."
Gazzetta dello Sport (Italien): "Nicht nur die Niederlage macht Ferraris Sonntag in Sotschi so bitter. Das Hauptproblem, das Maranello dringend lösen muss, ist die Beziehung zwischen seinen beiden Piloten."
Corriere della Sera (Italien): "Nach dem Streit bricht Vettels Motor zusammen. So verschenkt Ferrari den Sieg. Maranello hat Probleme mit der Zuverlässigkeit des Autos, mit der Strategie und im Umgang mit den beiden Piloten. Wenn das Verhältnis zwischen Vettel und Leclerc bereits so angespannt ist, wenn es nicht um den WM-Titel geht, was wird nächstes Jahr passieren, sollte Ferrari die Führung übernehmen?"
La Stampa (Italien): "Die wiedergefundene Wettbewerbsfähigkeit Ferraris hat einen scharfen internen Konkurrenzkampf zwischen den beiden Piloten ausgelöst. Davon profitiert Mercedes, das mit Strategie und stärkerer Zuverlässigkeit gewonnen hat."
Telegraph (Großbritannien): "Hamilton hätte niemals zum Konkurrenzfeld für einen Sieg in Sotschi gehören sollen. Doch dann warf die taumelnde Scuderia den sicheren ersten Doppelsieg weg, und nach dem Ausscheiden Vettels rutschte Leclerc vom ersten auf den dritten Rang. Während der Brite seinen neunten Sieg in diesem Jahr feierte [...], versuchte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, eine Fahrerkrise zu meistern, die wegen einer seltsamen, am Vorabend des Rennens getroffenen Abmachung entstanden war."
The Guardian (Großbritannien): "Hamilton profitiert von Ferraris Zusammenbruch in Sotschi. Faszinierend und aufschlussreich bot der Große Preis von Russland ein Drama im Stile Tschechows, das alle Stärken und Schwächen der Formel 1 aufzeigte."
Blick (Schweiz): "Die Taktik-Füchse von Maranello haben sich viel überlegt, um die Mercedes-Dominanz in Russland (fünf Siege) zu durchbrechen. Doch Ferrari schneidet sich ins eigene Fleisch! Lewis Hamilton feiert in Sotschi seinen 82. GP-Triumph."
L'Equipe (Frankreich): "Die Scuderia Ferrari erlebt in Sotschi ihr Beresina. In Russland hätte Ferrari einen Doppelsieg erzielen können, aber das Team verhedderte sich in seinen Anweisungen an Vettel und Leclerc."
Marca (Spanien): "Nicht zufrieden mit dem Spott in Singapur, hat Ferrari in Sotschi noch einen obendrauf gesetzt und einen leichten Sieg Charles Leclercs verschenkt, weil [der Rennstall] erneut eine Strategie spielte, die ebenso offen wie ineffektiv ist. Die Führung von Mattia Binotto konnte heute nicht schädlicher sein für seine Fahrer, besonders für Leclerc, der etwas anderes verdient. Was Disziplin und Verantwortung betrifft, erteilt der Monegasse 50-Jährigen Lektionen."
As (Spanien): "Hamilton nimmt Ferraris Plan nach Vettels Panne auseinander. Die Normalität in der Formel 1 ist auf die unnormalste Art und Weise zurück. Dieses Rennen hätte eigentlich Leclerc gewinnen müssen. Die Panne Vettels kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt und am ungünstigsten Ort. Es wurde am Ende ein Drama für Ferrari, eigentlich hatten sie alles in der Hand. Hamilton ist der WM-Titel kaum noch zu nehmen. Der Brite wurde zum König von Sotschi."
Sport (Spanien): "Hamilton wird zum Alliierten der Glücksgöttin, der sechste WM-Titel ist zum Greifen nah. Vettel schenkt dem Engländer den Sieg. Vettel erklärte Leclerc den Krieg, als er sich nicht vom Monegassen überholen lassen wollte."
El Mundo Deportivo (Spanien): "Welch ein Drama in Sotschi! Hamilton wird zum Nutznießer des Ferrari-Desasters. Vettel schadete anfänglich seinem Rennstallkollegen Leclerc, als er die Befehle nicht befolgte und dann noch einmal, als er das Rennen aufgeben musste. Vettel ganz allein zerstörte den möglichen vierten Sieg in Folge seines Teams. Wäre alles so passiert, wie man es erwarten konnte, hätte Hamilton niemals das Rennen gewonnen."
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