Vettel vs. Webber: Das Kopf-an-Kopf-Rennen bei Red Bull geht weiter. Sebastian Vettel und Mark Webber trafen sich diesmal sogar auf die Strecke, was vor allem dem Deutschen zum Verhängnis wurde, der nach eigenen Angaben dadurch einiges eingebüßt hat. Vettels Unzufriedenheit über Startplatz zwei dürfte ihren Grund haben: Bei Trockenheit war Red Bull nicht auf Augenhöhe mit Ferrari und McLaren. Eine Pole Position wäre vermutlich der einzige Weg gewesen, bei einem trockenen Rennen vor Alonso zu kommen. Noch ist aber alles offen. Webber muss wegen des Getriebewechsels fünf Startplätze zurück. Im Nassen war er immer etwas langsamer als Vettel, doch bei Trockenheit könnte das Pendel wieder zu seinen Gunsten ausschlagen. Dazu müsste er aber erstmal eine Reihe anderer Fahrzeuge überholen, darunter die Raufbolde Hamilton und Maldonado. Man darf gespannt sein. Neuer Stand Vettel gegen Webber - 5:5.
Button vs. Hamilton: Einen riesigen Aufwärtstrend erlebt in Hockenheim Jenson Button. Bereits am gesamten Wochenende kam er endlich mit dem McLaren wieder so zurecht wie zu Saisonbeginn. Das jüngste Update scheint ihm sehr zu liegen. Er krönte seinen Aufwärtstrend mit dem ersten Qualisieg des Jahres gegen Lewis Hamilton, der in Q3 zu früh an die Box zurückkam. Insgesamt ist die McLaren-Renaissance im Regen von Hockenheim etwas untergegangen; die Plätze sieben und acht (Startplätze sechs und sieben wegen der Strafversetzung von Webber) spiegeln nicht das Potenzial des MP4-27 wieder, der hier ganz klar siegfähig ist. Die Frage ist, ob sich Button und Hamilton schnell genug nach vorne kämpfen können, bevor der Zug an der Spitze abgefahren ist. Button muss zudem bei niedrigen Temperaturen versuchen, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. Neuer Stand Button gegen Hamilton - 1:9.
Alonso vs. Massa: Nach dem Sieg von Button gegen Hamilton steht es nur noch in zwei Teams zu Null, und eines davon ist Ferrari. Fernando Alonso schwebt auf Wolke sieben: Neue Freundin, perfektes Auto, dazu die Form seines Lebens. Es gibt Phasen im Leben, in denen alles wie von selbst läuft. Und so stellte Alonso den Ferrari wiedermal auf Pole und ist der Topfavorit auf den Rennsieg am Sonntag. Nichts brachte ihn aus der Ruhe, auch wenn er vor Q3 noch eine Zwangspause erwirken wollte, weil der Ferrari im Trockenen besser geht als im Nassen. Er hat sie nicht gebraucht und holte auch bei Nässe die Pole mit vier Zehnteln Vorsprung. Felipe Massa erwischte einen schlechten Tag: Er machte zu Beginn von Q2, als die Strecke schnell war, einen Fehler und blockierte dadurch ausgerechnet Alonso. Der fuhr sich trotzdem sicher ins Q3, während Massa nur von P14 startet. Neuer Stand Alonso gegen Massa - 10:0.
Schumacher vs. Rosberg: Am Freitag in der Mauer, in Q1 fast ausgeschieden, und dann am Ende P4 geholt: Solche Nerven hat nur Michael Schumacher, der in Q2 einen Turnaround schaffte und seine Qualitäten als Regenspezialist wieder einmal unter Beweis stellte. Fast wäre es in Q1 vorbei gewesen, als der Rekordweltmeister es mühevoll mit harten Slicks auf P17 schaffte. Rosberg fuhr ganz vorne mit und galt als Geheimfavorit auf die Pole bei Regen, doch dann ging alles schief: In den entscheidenden Minuten in Q2 bekam er seine Reifen nicht auf Temperatur und wurde Letzter. Wegen des Getriebewechsels geht es noch auf Rang 21 zurück. Jetzt muss er im Rennen tüchtig aufholen, doch ob Mercedes die Pace dazu hat, bleibt abzuwarten; im dritten freien Training sah es gar nicht gut aus. Schumacher könnte von Startplatz drei (wegen der Strafversetzung Webbers) ein ähnliches Defensivrennen blühen wie zuletzt in Großbritannien. Neuer Stand Schumacher gegen Rosberg - 5:5.
Räikkönen vs. Grosjean: Nichts will an diesem Wochenende bei Romain Grosjean zusammenlaufen. "Immer, wenn ich gerade auf eine schnelle Runde gehen wollte, regnete es gerade am heftigsten", haderte der Franzose, der die zweite teaminterne Niederlage in Folge einstecken musste, nachdem es schon in den freien Trainings nicht so rund lief wie gewöhnlich. Der Finne kommt zur Saisonmitte immer besser mit dem Lotus zurecht und knabbert den Rückstand, den er sich zu Saisonbeginn eingefangen hat, sukzessive ab. Dennoch war das Qualifying für Lotus eine Enttäuschung: Wie immer mit zu den Favoriten gezählt, schaffte es Räikkönen nur auf Rang zehn. "Wir müssen schauen, warum wir im Regen heute so langsam waren", grummelte der Iceman. Im Rennen war Lotus bislang generell stärker als in Qualifying, somit darf man gespannt sein. Grosjean muss nach seinem Getriebewechsel von P20 starten. Neuer Stand Räikkönen gegen Grosjean - 4:6.
Di Resta vs. Hülkenberg: Deutlicher Sieg für Nico Hülkenberg im Regen gegen Paul di Resta. Der Deutsche versucht derzeit, die Vorherrschaft bei Force India an sich zu reißen. Das ist gegen den starken Schotten ein mühevolles Unterfangen, doch zuletzt patzte di Resta immer dann, wenn es drauf ankam: Verpasste er in Silverstone knapp den Sprung ins Q3, war er zwar diesmal für selbiges qualifiziert, stand jedoch auf den Starkregenreifen gegen Hülkenberg auf völlig verlorenem Posten. 1,3 Sekunden brummte der frühere GP2-Meister dem Ex-DTM-Champ auf, das wird di Resta überhaupt nicht schmecken. Hülkenberg schafft in einem der interessanten Stallduelle der Formel 1 den Ausgleich; die Karten werden für die zweite Saisonhälfte neu gemischt. Neuer Stand di Resta gegen Hülkenberg - 5:5.
Kobayashi vs. Perez: Eine bittere Enttäuschung musste Sauber einstecken. Es sah im freien Training mit dem dritten Platz von Perez alles so gut aus, doch sowohl der Mexikaner als auch sein japanischer Teamkollege Kamui Kobayashi schieden in Q2 aus. Bei Kobayashi schien gerade der Knoten geplatzt, als er in Q1 zwischenzeitlich auf dem zweiten Platz geführt wurde. Doch im Nassen standen die Sauber-Piloten auf verlorenem Posten. Während Perez mitten im Verkehr stecken blieb, weil ihn das Team in Q2 zu spät auf die Piste schickte, haderte Kobayashi mit dem Nasshandling seines Sauber C31. Trost für das Team: Es soll am Sonntag trocken sein, doch die Positionen wollen erst einmal wieder gut gemacht werden. Aber Perez hat schon in so manchen Rennen riesig überrascht und Kobayashi weiß, wie man überholt. Noch ist also nicht aller Tage Abend. Perez landete einen wichtigen Sieg im teaminternen Duell, viel hat er davon aber nicht, weil er Kimi Räikkönen blockierte und fünf Plätze nach hinten muss. Neuer Stand Kobayashi gegen Perez - 6:4.
Ricciardo vs. Vergne: Ein echtes Glanzlicht konnte Daniel Ricciardo setzen, der beinahe den Sprung ins Q3 geschafft hätte, aber um 60 Tausendstel an Kimi Räikkönen scheiterte. Ein Team aus dem hinteren Mittelfeld muss bei Regen die Gunst der Stunde nutzen, und das hat Ricciardo geschafft. Die Frage ist, ob er diesen guten Platz beim Start verteidigen kann, denn die gelangen ihm in der Vergangenheit nie sonderlich gut. Jean-Eric Vergne blieb in Q1 hängen. Das ist nicht das erste Mal, dass der Franzose bereits früh Feierabend hat, auch wenn es hier ebenfalls nur 60 Tausendstel waren, die gefehlt haben. Bislang konnte er im Rennen stets mit Ricciardo mithalten, doch der steht diesmal mehrere Plätze weiter vorne. Im Trockenen dürfte es für Toro Rosso schwer werden, Punkte zu holen. Mit Massa, Grosjean, Rosberg und den beiden Sauber stehen einige Fahrer hinter Ricciardo, die für Punkte in Frage kommen. Neuer Stand Ricciardo gegen Vergne - 9:1.
Maldonado vs. Senna: Es ist dieselbe Situation wie in den letzten Rennen: Pastor Maldonado schaffte den Sprung ins Q3, während Senna auf Rang 16 hängen blieb, durch die Strafe gegen Grosjean aber immerhin noch auf P15 aufrückt. Maldonado profitiert seinerseits von der Strafversetzung Webbers und startet von Rang fünf. Am fahrerischen Talent des Venezolaners gibt es weiter nichts zu rütteln. Wird er sich diesmal von den Gegnern fernhalten können? Nach drei Unfällen in Folge wäre jetzt mal wieder ein ordentliches Resultat angebracht. Senna muss wieder einmal eine Aufholjagd starten, und das mit Leuten wie Grosjean und Rosberg im Rücken. Und wieder steht er damit in einer gefährlichen Zone, die ihn in Unfälle verwickeln könnte. Der Williams FW34 ist nach wie vor ein äußerst konkurrenzfähiges Auto. Die großen Punkte kann bei einem normalen Rennverlauf aber wieder nur Maldonado holen. Neuer Stand Maldonado gegen Senna - 8:2.
Kovalainen vs. Petrov: Nach dem Petrov-Sieg in Silverstone rückte diesmal Kovalainen die Reihenfolge wieder gerade. Dabei brummte er dem Russen fast eine Sekunde auf und entschied das Qualiduell außerordentlich deutlich für sich. Da beide in Q1 ausschieden, wurde das Duell auch nicht durch Regen verzerrt. Petrov monierte Vorderreifen, die nicht auf Temperatur kommen wollten, kombiniert mit Verkehr. Kovalainen hingegen bejubelte eine nahezu perfekte Runde. Die bittere Realität: Selbst mit der fast perfekten Runde betrug der Rückstand auf Vergne 0,9 Sekunden. Caterham war schon mal dichter am Mittelfeld dran, ist seit Silverstone aber wieder zurückgefallen. So werden Kovalainen und Petrov vermutlich wieder im Niemandsland zwischen dem hinteren Mittelfeld und den anderen beiden kleinen Teams herumfahren. Für ein bisschen Unterhaltung könnten Grosjean und Rosberg sorgen, die irgendwann bei den Caterham anklopfen sollten. Neuer Stand Kovalainen gegen Petrov - 8:2.
Karthikeyan vs. de la Rosa: Nur drei Zehntel Rückstand auf de la Rosa sind für Karthikeyan okay, aber es ist halt mal wieder der letzte Startplatz. Der Spanier holte den zehnten Sieg im direkten Duell und ist damit zusammen mit dem anderen Spanier (Fernando Alonso) der einzige Fahrer im Feld, der seinen Teamkollegen in allen Qualifyings geschlagen hat. Zunächst sah es so aus, als könne HRT mit den Marussia mithalten, in Q1 lag de la Rosa zwischenzeitlich sogar vor Glock und Pic, doch am Ende sind es wieder sechs Zehntel Rückstand auf den Rivalen am Ende des Feldes. Marussia droht, HRT wieder zu enteilen. Neuer Stand Karthikeyan gegen de la Rosa - 0:10.
Glock vs. Pic: Überraschung bei Marussia: Zum dritten Mal schlug Charles Pic in den seiner Rookiesaison den etablierten Timo Glock. Ein kleiner Befreiungsschlag für den jungen Franzosen, der zuletzt mehrfach gegen den Odenwälder verloren hatte. Die Leistung ist umso beeindruckender, da Pic im dritten freien Training den Motor wechseln lassen musste und so wichtige Zeit bei trockenen Verhältnissen verlor. Glock gab unumwunden zu, dass er bei seinem Heimrennen mächtig strauchelt: Ein loses Heck macht ihm seit der ersten Runde Freitag zu schaffen, das Problem ist noch immer nicht behoben. So musste er Pic den Vortritt lassen, obwohl dieser nach eigenen Angaben einen kleinen Fehler in Sektor 1 drin hatte. Für Caterham hätte es aber auch mit einer perfekten Runde nicht gereicht. Neuer Stand Glock gegen Pic - 6:3.
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