Jaime Alguersuari: Der Spanier war am Samstag noch Mann des Tages, als er seinen Toro Rosso überraschend auf Startplatz sechs stelle. Genau diese Position, in der Spitzengruppe des Feldes, wurde ihm am Sonntag dann jedoch zum Verhängnis. Bruno Sennas kapitaler Verbremser führte den Weg des Brasilianers genau in den Boliden des 21-Jährigen. Durch den Schlag wurde er auf der anderen Seite in Fernando Alonso geschoben - dabei brach die Vorderradaufhängung und Alguersuari musste das Auto abstellen. Mit einem frustrierenden Doppel-Aus im Gepäck reist Toro Rosso nun zum Heimspiel in Monza und hofft auf Besserung.
Sebastien Buemi: Der Schweizer hatte in Spa zunächst einen tollen Start und fuhr von Platz elf auf Position sechs vor. Danach kam es jedoch zum Duell mit Sauber-Pilot Perez, der ihm ins Heck krachte. Mit dem beschädigten Heckflügel musste der Eidgenosse in der Folge aufgeben und alle Punktehoffnungen begraben.
Lewis Hamilton: Der Brite machte seinem Ruf als Pisten-Rambo in Spa am ganzen Wochenende wieder einmal alle Ehre. Lernprozesse scheinen bei Hamilton in Sachen angemessener Fahrweise nahezu ausgeschlossen. Erst das Duell mit Maldonado im Qualifying, das nicht nur unnötig, sondern für Hamilton auch noch mit einem sehr glücklichen Ausgang verbunden war - der Brite hätte durch sein ungestümes Manöver durchaus seinen eigentlich tollen zweiten Startplatz verlieren können. Dann die heftige Kollision mit Kobayashi im Rennen, bei der er sich durchaus hätte verletzen können. Kobayashi hatte keinen Platz, um auszuweichen und der Brite zuckte viel zu früh in die Linie des Japaners - eine Berührung war so natürlich unvermeidlich. Wieder einmal schmiss der McLaren-Hitzkopf eigenverschuldet wichtige Punkte und ein fast sicheres Podium weg. Positiv kann für Hamilton nur sein, dass die Rennleitung abermals keine Strafe gegen ihn verhängte, obwohl er nach den Vorfällen vom Vortag schon verwarnt war.
Daniel Ricciardo: Dem Neuling dürfte neben der Erstdurchfahrt von Eau Rouge in einem F1-Boliden im Rennen, wohl vor allem die Oldtimer-Fahrt vor dem Grand Prix Spaß gemacht haben. Die Stroy seines Spa-Auftritts war dann recht einfach und kurz erzählt: Ungewöhnliche Vibrationen im Heck zwangen den Australier dazu, seinen Boliden während der Safety Car Phase abzustellen.
Sergio Perez: Der Mexikaner fühlte sich nach dem Rennen in Belgien unfair behandelt. Für einen Zweikampf mit Sebastien Buemi, bei dem er dem Schweizer ins Heck gefahren war, setzte es eine Durchfahrtsstrafe von der Rennleitung. Als dann später auch noch ein Problem mit dem Radkranz an seinem Sauber auftrat, war das Rennen des Rookies endgültig beendet. Für den Mexikaner ein Grand Prix zum Vergessen.
Vitantonio Liuzzi: Das Rennen des Italieners verlief eher unspektakulär. Nach einem guten Start, versuche er das Maximum aus dem HRT herauszuholen. Richtig mit der Konkurrenz zu kämpfen, war auf dem schnellen Kurs von Spa aber schwierig. Ganz allgemein war die Pace des Auto einfach zu schlecht, um irgendeinen Gegner auf der Strecke am Ende zu schlagen.
Timo Glock: Eigentlich sind Fehler bei Glock selten - in Spa nahm er sich in der ersten Kurve jedoch ausgerechnet Bruno Senna zum Vorbild. Mit blockierenden Vorderrädern rammte er Paul di Resta. Dafür setzte es eine Durchfahrtsstrafe. Zudem benötigte der Virgin-Pilot danach einen neuen Frontflügel. Am Ende lautete das Ziel daher nur, das Auto ins Ziel zu bringen - dabei landete Glock allerdings hinter dem Teamkollegen.
Jerome d'Ambrosio: Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrern, hielt sich der Lokalmatador bei seinem Heimspiel am Start aus allem Ärger heraus. In der Folge lief es daher gut für den Belgier, der ein eher ruhiges Rennen verlebte. Lediglich am Ende gab es Probleme, denn in den letzten Runden musste der Virgin-Pilot etwas Benzin sparen.
Rubens Barrichello: Der Brasilianer hielt sich lange gut im Rennen. Auf Position 13 liegend kollidierte er drei Runden vor dem Ende dann aber mit Sauber-Pilot Kamui Kobayashi. Das machte einen weiteren Stopp von Nöten und alle Hoffnungen auf ein besseres Resultat zunichte. Am Ende wurde es dann im Ziel mit Heikki Kovalainen noch einmal richtig knapp - auch hier hatte Barrichello am Ende jedoch das Nachsehen.
Heikki Kovalainen: Das Rennen des Finnen verlief wie so oft parallel zu dem seines Teamkollegen. Was bei Trulli am Start der Unterboden war, war bei Kovalainen jedoch die Fahrzeugnase. Nach dem Wechsel des Frontflügels lief beim Lotus-Piloten dann aber alles rund und so sahen beide Autos die Zielflagge.
Jarno Trulli: Der Italiener und das ganze Lotus-Team waren mit dem Rennen in Spa sehr zufrieden. Fast hätte das nach dem Start aber anders ausgesehen. Der Unterboden des Italieners nahm im Startgetümmel Schaden. Da das Team aber besonders bei den Boxenstopps ganze Arbeit leistete, reichte es am Ende trotzdem noch zu einem guten 14. Platz.
Bruno Senna: Dem herausragenden Auftritt mit Platz sieben im Qualifying am Samstag, bei dem er sogar Teamkollege Petrov schlug, folgte im Rennen bereits in der ersten Kurve die Ernüchterung. Senna verbremste sich, konnte auf der Innenbahn dann nicht mehr ausweichen und beförderte Jaime Alguersuari ins Aus. Da er sich bei der Aktion auch sein eigenes Auto beschädigt hatte, früh für Reparaturarbeiten in die Box kommen musste und zudem eine Strafe von der Rennleitung bekam, war eigentlich auch sein Rennen schon gelaufen, bevor es richtig losgegangen war. Schuld an dem Verbremser in der La Source sei die ungewohnte Spritzuladung gewesen - für Senna Pech, denn ohne Tests und F1-Erfahrung in den letzten Monaten, ein nachvollziehbarer Anfängerfehler. In Monza hat der Ersatz für Nick Heidfeld die Chance es besser zu machen.
Kamui Kobayashi: Der Japaner war an der haarsträubenden Szene mit Lewis Hamilton als Logengast beteiligt - vor allem deshalb, weil er selbst relativ wenig zu der Kollision beitragen konnte. Kobayashi war außen und ein halbe Wagenlänge zurück - er fuhr allerdings geradeaus und machte keinerlei Anstalten den McLaren-Piloten ernsthaft zu attackieren. Als dieser dann rüberzog und abflog, hatte der Japaner vor allem Glück, dass ihm und seinem Auto nichts passierte. Auf Grund eines zu späten Boxenstopps war sein Grand Prix aber ohnehin gelaufen. Punkte hätte das Auto ansich wohl hergegeben - der Rennverlauf tat es für Sauber in Spa aber nicht.
Paul di Resta: Für den Schotten war es ein frustrierendes Rennen. Erst fuhr ihm Timo Glock am Start ins Auto, wodurch in der Folge die Balance des Force Indias ruiniert war und Di Resta mit einem kaputten Frontflügel und Untersteuern zu kämpfen hatte. Dann musste er sich in Sachen Boxenstopp auch noch dem besser platzierten Teamkollegen Adrian Sutil unterordnen. Das Positivste in Spa war für den Rookie also wohl die Tatsache, dass es trotz aller Zwischenfälle beinahe noch zu WM-Zählern gereicht hätte.
Pastor Maldonado: Dass der Williams-Rookie ausgerechnet in Spa seine ersten WM-Punkte in der Formel 1 holen würde, hätten nach dem Qualifying und der Strafe vom Samstag wohl nicht viele gedacht. Für den Zwischenfall mit Hamilton ging es in der Startaufstellung fünf Plätze zurück, im Rennen dafür umso weiter nach vorne. Zwar beschädigte er sich irgendwann im Rennverlauf den Frontflügel - die Performance habe dies jedoch nicht beeinflusst. Da auch die Reifen am Williams diesmal gut funktionierten, reichte es am Ende verdient zu Platz zehn.
Vitaly Petrov: Die Strategie von Vitaly Petrov war eigentlich gut und der Russe hielt sich in Spa konstant in den Top-10. Groß angreifen konnte der Lotus-Rnault-Pilot jedoch nicht, weil seinem Boliden auf den langen Geraden einfach der Topspeed fehlte. Am Ende hatte er dann starke Vibrationen am Auto. Grund waren Bremsprobleme und eine der vorderen Bremsscheiben. Beim Versuch den Abbau dieser durch eine andere Fahrweise auszugleichen, drehte sich Petrov ganz am Ende aber noch und schenkte Felipe Massa seinen achten Platz.
Felipe Massa: Das Rennen des Ferrari-Brasilianers war ein großes Auf und Ab. Beflügelt vom starken Qualifying, in dem er auch Teamkollege Alonso deutlich schlug, konnte er in der Anfangsphase um die Top-Plätze mitkämpfen. Dann begannen aber die fast schon zur Gewohnheit werdenden Reifenprobleme bei der Scuderia. Die Balance des Autos stimmte fortan nicht mehr und nach einem ungeplanten Stopp fand sich Massa hinter Nico Rosberg wieder und verlor viel Zeit. Als dann auch noch ein Reifenschaden Massas Rennen ruinierte, musste er mit dem späten Überholmanöver gegen Vialy Petrov und den Punkten für den achten Platz sogar noch zufrieden sein.
Adrian Sutil: Erneut ein solides Rennen des Deutschen, der auf den langen Waldgeraden in Spa die Power des Mercedes-Aggregats in seinem Force India ausspielte. Von Zwischenfällen blieb er als einer von wenigen Fahrern weitestgehend verschont und bereits nach den ersten Boxenstopps reihte sich der Gräfelfinger in etwa dort ein, wo er seinen Boliden dann auch ins Ziel brachte. Dass es am Ende nicht mehr reichte, um die Konkurrenz vom Mercedes-Werksteam zu attackieren, lag vor allem an den Reifen - Schumacher auf weichen Pneus war auch für ihn nicht zu halten. Gute Punkte nahm Sutil trotzdem mit nach Monza - die nächste Motorenstrecke bringt also erneut viel Hoffnung.
Nico Rosberg: So ein bisschen war Nico Rosberg in Spa der Pechvogel des Rennens. Alles richtig gemacht und trotzdem verloren. Brilliant sein Start, bei dem er sich erst von Platz fünf auf Rang zwei schob, nur um dann am Ausgang von Eau Rouge seinen erfolgreichen Angriff auf Sebastian Vettel zu starten. Danach ließ die Performance des Mercedes einmal mehr jedoch keinen Verbleib an der Spitze des Feldes zu. Stetig fiel der Wiesbadener zurück. Bitter, dass er am Ende Stallgefährt Schumacher ziehen lassen musste. Rosberg war im Gegensatz zum Rekordchamp auf harten und abgefahrenen Reifen unterwegs. Komisch auch der Mercedes-Funkspruch, Rosberg solle am Ende Sprit sparen. Eine Chance sich anständig gegen Schumacher zu wehren war ihm so nicht vergönnt - manch einer munkelte nach dem Rennen in Spa daher, ob es sich um eine versteckte Teamentscheidung zu Gunsten des Jubilars gehandelt habe.
Michael Schumacher: Beinahe hätte der Rekordweltmeister zu seinem Jubiläum genauso viele Plätze gutgemacht, wie er nun schon Jahre in der Formel 1 ist. Auf seiner erklärten Lieblings- und Heimstrecke in Spa zeigte er eine sensationelle Leistung. Bereits nach dem Start hatte er sich um zehn Positionen verbessert. In der Folge spielte er seine Erfahrung auf der Ardennen-Achterbahn aus und lehrte die Gegner diesmal auch im goldenen und nicht im roten Helm das Fürchten. Wie Button, profitierte der Kerpener am Ende zudem von seiner Reifenstrategie - in der Schlussphase konnte er die weichen Pirellis einsetzen, war er doch nach dem Mercedes-Missgeschick und einem verlorenen Rad in der Qualifikation von Platz 24 aus losgefahren und konnte die harte Gummimischung daher schon am Start aufziehen. Dass es am Ende sogar vor Teamkollege Rosberg ging, da dieser die schlechteren Reifen und zu wenig Sprit hatte, war dann der krönende Schlusspunkt der starken Jubiläumsfahrt.
Fernando Alonso: Eigentlich schien es die meiste Zeit so, als sei für den Spanier in Spa viel mehr drin. Zwischenzeitlich kämpfte er mit Sebastian Vettel um die Spitze. Schwach war jedoch die Taktik des Teams, ihn beim Safety-Car anders als Vettel nicht hereinzuholen. Der Zweck dieser Entscheidung ist im Nachhinein nicht ersichtlich und kostete Alonso in den Ardennen mindestens ein Podium, wenn nicht den Sieg. Zusätzlich hatte der Ferrari am Ende wieder Probleme auf den harten Reifen den Speed zu halten. Es wäre also deutlich mehr drin gewesen. Angesichts des verpatzen Qualifyings, müssen die Roten mit dem Ergebnis aber zufrieden sein. Man ist mit einem blauen Auge davongekommen.
Jenson Button: Daumen hoch auch für Jenson Button. Nach der völlig verpatzten Qualifikation und Startplatz 13, ließ der Brite es am Sonntag im schnellen McLaren erwartungsgemäß krachen. Besonnen und ruhig wie immer, rollte der Weltmeistrer von 2009 das Feld von hinten auf. Teamkollege Hamilton könnte sich daran ein Beispiel nehmen, schaffte es Button durch kluge Taktik und seine Fahrweise doch immerhin noch aufs Podest. Interessant war seine Strategie - mit den harten reifen gestartet, konnte er am Ende auf weichen Pneus bleiben und Druck auf die Konkurrenz ausüben. Das bekam letzten Endes dann auch Fernando Alonso zu spüren, der seinen dritten Rang noch an Button abtreten musste.
Dass das Rennen in Spa viele Sieger hatte, bewies auch Mark Webber. Der Australier patze am Start und fiel weit zurück - was er jedoch danach zeigte, war Weltklasse. Sein atemberaubendes Überhanöver gegen Fernando Alonso in der Eau Rouge war das beste der letzten Jahre - seinen Platz in allen Saisonrückblicken der Formel 1 dürfte Webber mit dieser Aktion mehr als sicher haben. Dass er den starken Red Bull am Ende sicher auf Platz zwei pilotierte und der Konkurrenz bei seiner Aufholjagd mehrmals keine Chance ließ, zeigte zudem, dass der Australier nichts von seinem Biss verloren hat. Die Red-Bull-Vertragsverlängerung für 2012 war in Spa also mit Sicherheit das beste Geburtstagsgeschenk für den seit Samstag 35-Jährigen.
Sebastian Vettel: Einmal mehr eine blitzsaubere Leistung vom Heppenheimer, dem der Titel spätestens seit dem Sieg in Spa nicht mehr zu nehmen sein dürfte. Für Vettel war es der erste Triumph auf der legendären Ardennen-Achterbahn. Vor dem Start war die Aufregung auf Grund der sich anbahnenden Reifenprobleme noch groß. Der Red-Bull-Star ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen - selbst als Nico Rosberg ihn am Start überholte, blieb er cool, wartete geduldig auf seine Chance und holte sich seine Position bald wieder. Entscheidend war dann der goldrichtige Boxenstopp zu Beginn der Safety-Car-Phase. Danach die Führung zu verwalten, war wie so oft in diesem Jahr, nur noch Formsache - die Titelverteidung ist es damit wohl auch.
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