Die Sektoren 1 und 3 unterscheiden sich stark vom zweiten Sektor. Während im mittleren Abschnitt Abtrieb und Kurvenlage bei 60% Vollastanteil gefragt sind, sind der erste und dritte Sektor mit 93, beziehungsweise 84 Prozent Volllastanteil deutlich schneller. Hier wird das DRS gefordert sein, das auf 63% der Rundenlänge verwendet wird. Nur in Monza liegt der Anteil mit 70% höher. Aus Sicherheitsgründen wurde jedoch das Durchfahren der Eau Rouge mit flach gestelltem Flügel verboten.
Bei den Fahrern am beliebtesten ist die Doppellinkskurve Pouhon. Im fünften Gang geht es mit rund 240 km/h durch die Kurven 10 und 11. Im Gegensatz zu den mittlerweile problemlos voll zu fahrenden Kurven Eau Rouge und Blanchimont befindet sich das Auto hier am absoluten Limit des vorhandenen Grips. Bei 3,75G Querbeschleunigung versuchen die Fahrer, so viel Schung wie möglich aus der ersten Linkskurve mitzunehmen, der zweite Linksbogen wird unter Vollgas gefahren. Eine Durchfahrt durch Pouhon dauert 7,8 Sekunden, was die Kurve zur längsten der Strecke macht.
Eine weitere Herausforderung ist Blanchimont. Die mit über 300 km/h gefahrene Kurve ist für die Fahrer zwar nicht mehr so fordernd wie zu früheren Zeiten, auf das Auto aber wirken hier wieder hohe Querbeschleunigungen. Wichtig ist auch hier, nicht zu stark zu lenken, um die Geschwindigkeit so weit wie möglich hoch zu halten.
Obwohl die Eau Rouge mit Vollgas durchfahren wird, sind die Fahrzeuge in Turn 4, der Ausgangslinksbiegung, nur noch etwa 296 km/h schnell. Die Querbeschleunigung am Aufgang beträgt 2G. Viel wichtiger ist jedoch die vertikale Beschleunigung, die auf der Kuppe 1G nach oben beträgt - Schwerelosigkeit. Das einzige, was das Fahrzeug jetzt am Boden hält, ist der generierte Abtrieb. Motor und Getriebe müssen auf diese auf keiner anderen Strecke vorkommenden vertikalen Kräfte besonders abgestimmt werden.
Nach der Eingangslinks nehmen die Fahrer die große Steigung in Angriff, die in einem Rechtsbogen - Turn 3 - gen Himmel führt. Insbesondere mit vollen Tanks setzen die Fahrzeuge aufgrund der vorigen Kompression häufig mit der Bodenplatte auf. Wer sich erst einmal überwunden hat, trotz Kräften von 4G bei 303 km/h voll auf dem Gas stehen zu bleiben, wird versuchen, so wenig wie möglich zu lenken, um nicht zu viel Geschwindigkeit abzubauen.
Die Kurvenbezeichnungen sind schlicht: Auf der Streckenkarte hat die Kurvenkombination die Namen Kurve 2, 3 und 4. Zuerst stürzen sich die Fahrer mit 306 km/h in die Eingangslinksbiegung, Turn 2. Sie führt über den Bach "Eau Rouge", dessen Name sich von der rötlichen Färbung aufgrund des hohen Eisengehalts ableitet. Die seitlichen Kräfte betragen bis zu 2,4G. Der Linksknick befindet sich zudem in der Kompression, in der die Fahrzeuge mit 1,7G auf die Boden gepresst werden.
Der Streckenverlauf hat sich seitdem nicht geändert, lediglich die Sturzräume sind deutlich erweitert worden. Aller Sicherheitsbestimmungen zum trotz geschehen noch immer schwere Unfälle, wenn ein Fahrer die Kontrolle verliert. 1999 erwischte es beide Piloten des damaligen BAR-Teams. Jaques Villeneuve und Ricardo Zonta konnten ihren Wracks aber unverletzt entsteigen. Auf den 535 Metern ist 6,4 Sekunden volle Konzentration angesagt.
Die Le Raidillon de l'Eau Rouge ist die atemberaubendste Kurvenkombination im Formel-1-Kalender. Die Kombination aus zwei Links- und einer Rechtsbiegung ersetzte beim Großen Preis von Belgien 1939 die Virage de L'Ancienne Douane. Auf der spektakulären Strecke, die zu diesem Zeitpunkt 14 Kilometer lang war, ist diese Änderung eher unbedeutend gewesen.
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