Es ist der 21. Januar 2013. Toto Wolffs erster Arbeitstag bei Mercedes. Der Österreicher folgt als Mercedes-Motorsportchef auf Norbert Haug und wird obendrein Geschäftsführer. Mercedes ist zu diesem Zeitpunkt mehr Mittelfeld-Team als dominante Macht. Zwar konnte Mercedes im Vorjahr mit Nico Rosberg seinen ersten Sieg der Neuzeit erzielen, mehr als Platz fünf in der Konstrukteurs-WM war aber nicht möglich. Das erklärte Ziel war es, das zu ändern.
Eine neue Ära: 2014 erlebte die Formel 1 eine neue Ära, weg von V8, hin zu V6 Hybridmotoren und neuem Aerodynamischen Reglement. Auch für Wolff und Mercedes eine große Herausforderung, die sie mit Bravour meisterten. Für die Silberpfeile bedeute das den Beginn der goldenen Ära. Dank überlegenem Motor dominierte das Team unter der Führung von Toto Wolff das Feld nach Belieben. Der Grundstein für eine sieben Jahre anhaltende Dominanz war gelegt.
Der Partner in Crime: Niki Lauda und Toto Wolff bildeten das Spitzenduo bei Mercedes. Bis zu seinem Tod 2019 verfolgten die beiden das Renngeschehen stets zusammen in der Box - und gewannen gemeinsam fünf Konstrukteurs-Titel. Auch über drei Jahre nach seinem Tod gedenken Wolff und das Mercedes-Team noch immer Niki Lauda. Als Ehrung benannte das Team im Dezember 2022 eine Straße in der Teamzentrale in Brackley nach dem Österreicher. Der "Lauda Drive" erinnert an den Erfolgsmacher und dreimaligen Weltmeister. Ruhe in Frieden, Niki.
Mr. Mercedes: Im selben Jahr wie Toto Wolff wechselte auch Lewis Hamilton zu Mercedes. Eine Entscheidung, die nicht wenige als unsinnig betitelten. Schließlich war Mercedes 2012 noch ein Mittelfeld-Team, während McLaren um die Weltmeisterschaft kämpfte. Acht Jahre nach seiner Entscheidung jubelt Lewis Hamilton mit Toto Wolff auf dem Podium und zelebriert seinen siebten Weltmeistertitel. Der Brite vertraut seinem Chef blind, mittlerweile sprechen beide von einem freundschaftlichen Verhältnis zueinander. Hamiltons Entscheidung hat sich ausgezahlt - der Brite machte sich in Brackley und Brixworth, als auch Stuttgart, unsterblich.
Rivalen: Zu Beginn der Hybrid-Ära hatte Wolff eine harte Aufgabe, er musste die Streithähne Lewis Hamilton und Nico Rosberg unter Kontrolle halten, denn die beiden duellierten sich regelmäßig. Kollisionen blieben da nicht aus - zum Ärger von Wolff, der sogar bereit war einen der beiden Piloten auszutauschen. Die ersten beiden Weltmeisterschaften entschied Hamilton für sich. Rosberg schlug 2016 zurück - und beendete seine Formel-1-Karriere. Laut eigener Aussage hatte er seinen Traum erreicht. Zu einem erneuten Duell zwischen den beiden kam es nie.
Nach Rosbergs Rücktritt kümmerte sich Wolff um einen Nachfolger. Valtteri Bottas, gemanagt vom Österreicher höchst selbst, sollte den Deutschen ersetzen. Der Finne stellte sich als solide Nummer 2 heraus. Hitzige Gefechte wie einst gegen Rosberg blieben Lewis Hamilton gegen Bottas erspart. Diskussionen gab es aber trotzdem. Stallregie und ein 2018 komplett geknickter Bottas stellten Wolff vor anspruchsvolle Aufgaben. Trotzdem schaffte er es den Finnen nach seinem Horrorjahr 2018 wieder aufzubauen. Auch bei seinem Abschied nach der Formel-1-Saison 2021 bemühte sich der Österreicher, alles ordnungsgemäß über die Bühne zu bringen. Die beiden pflegen weiterhin eine gute Beziehung.
Teamchef-Fehde: 2022 lösten Red Bull und Horner Wolff und Mercedes als Konstrukteurs-Weltmeister. Schon im Jahr zuvor konnten sie die Fahrer-WM mit Max Verstappen gewinnen. Die beiden Oberhäupter der Formel-1-Giganten schenkten sich Wortwörtlich keinen Millimeter. Bewegte sich ein Frontflügel während der Fahrt auch nur um wenige Millimeter wurden dem gegnerischen Team schon Betrügereien wie Flexiwings vorgeworfen. Auch an Wortgefechten mangelte es zwischen den beiden nicht. So machte der Red Bull-Chef 2021 klar: "Ich brauche Totos Hintern nicht, wie andere, zu küssen." Nach dem Kriegsjahr 2021 mussten sich beide mit einem Titel zufrieden geben.
Team: Wolff betont regelmäßig das Wir-Gefühl in seinem Team. Eine gute Arbeitsatmosphäre ist ihm wichtig. Hervorzuheben sind Wolffs Weggefährten: James Allison, Andy Cowell, oder auch James Vowles. Alle Mitarbeiter sind Teil des großen Ganzen, jeder ein wichtiges Zahnrad, das für den Erfolg des Teams eine große Rolle spielt.
Die Team-Mentalität ist ein Schlüssel zum Erfolg. Das erkannte auch Wolff früh. Schon zu Beginn seiner Amtszeit setzte er eine No Blame Culture im Team durch. Anderen die Schuld am Versagen zu geben ist inakzeptabel, stattdessen solle man als Team an den eigenen Fehlern arbeiten, jede Niederlage macht demzufolge stärker und hilft dabei, die stärkste Kraft im Feld zu werden.
In Style. Beim Deutschland GP 2019 feierte Mercedes 125 Jahre Motorsport sowie sein 200. Formel-1-Rennen. Die Silberpfeile traten mit einer Speziallackierung, als auch einem besonderen Kleidungsstil an. Angelehnt an die deutsche Herkunft des Teams. Wie hier zu sehen ist, ließ sich auch Toto Wolff das nicht entgehen. Glück brachte das Jubiläum allerdings nicht. Mercedes erlebte ein Horror-Wochenende, konnte nur magere 2 Punkte mitnehmen.
Das dominanteste Team der Geschichte: Schon 2018 stellte Mercedes den Rekord von Ferrari ein. Die Roten gewannen mit Michael Schumacher zusammen fünf Konstrukteurs-Titel in Folge. 2020 schaffte Mercedes das sieben Mal hintereinander - und bescherte Lewis Hamilton ebenfalls seinen siebten Titel. Damit stellt das Team den statistisch erfolgreichsten Fahrer der Formel-1-Geschichte. Im darauffolgenden Jahr holte Mercedes zum achten Mal in Folge den Konstrukteurs-Titel, den Fahrer-Titel verloren die Silbernen aber an Max Verstappen.
7 Fahrer-Weltmeisterschaften, 8 Konstrukteurs-Titel, 115 Siege, 127 Poles, 23 Poles in Folge, 84 Doppelsiege, 20 Pole Positions in einer Saison (nahezu 100% Quote, 2016) und damit die meisten überhaupt innerhalb eines Jahres - und das alles seit 2013 Mercedes unter Wolff war bis zum Regelumbruch 2022 eine unaufhaltbare Macht.
Enttäuschend wäre wohl das Wort mit dem Toto Wolff die Formel-1-Saison 2022 beschreiben würde. Nach dem kontroversen Verlust der Fahrer-WM im vergangenen Jahr wollte das Team mit dem Beginn der neuen Ära der Königsklasse wieder das Feld dominieren. Porpoising, ein schwer zu verstehendes Auto und ein dominantes Red Bull machten den Plan aber zunichte. Mercedes beendete die Saison mit nur einem Sieg, Lewis Hamilton blieb sogar sieglos - das erste mal in seiner Formel-1-Karriere. Aber, wie Wolff schon so oft betonte, Niederlagen machen das Team nur noch stärker. Mit dem Sieg in Brasilien hat die Truppe wieder Blut geleckt, 2023 soll der Anschluss an die Spitze wiederhergestellt werden.
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