Timo Glock: Wir blicken zurück auf seine lange, bewegte und erfolgreiche Karriere im Motorsport
Nachdem Glock 2001 den Titel in der Formel BMW gewonnen hatte, wechselte er in die Deutsche Formel 3, wo er auf Anhieb den dritten Platz belegte. Im Jahr darauf stieg Glock in die Formel 3 Euro Series auf und wurde mit drei Rennsiegen Fünfter.
2004 schaffte Glock den Sprung in die Formel 1, wo er sich zunächst als Test- und Ersatzfahrer bei Jordan verdingte.
Beim Kanada GP durfte der gelernte Gerüstbauer erstmals an einem Rennen der Königsklasse teilnehmen, da Giorgio Pantano, der etatmäßige Stammfahrer, finanzielle Zusagen nicht einhielt und sein Cockpit daher verlor.
Glock belegte bei seinem Debüt prompt den siebten Platz und sammelte zwei WM-Punkte. Nach einem Rennen musste er jedoch wieder ins zweite Glied zurücktreten, da Pantano erneut finanzielle Mittel aufgetrieben hatte.
Bei den letzten drei Saisonrennen kam hingegen wieder Glock zum Zug, konnte jedoch keine Punkte mehr verbuchen.
Mangels eines Formel-1-Cockpits wechselte der Deutsche 2005 in die Champ Car World Series und wurde nach guten Leistungen am Ende der Saison als Rookie of the Year ausgezeichnet.
2006 kehrte Glock nach Europa zurück und trat in der neugegründeten GP2 an, um sich erneut für die Formel 1 zu empfehlen. Nach einer schwachen ersten Saisonhälfte wechselte er zu iSport und belegte am Ende der Saison mit zwei Rennsiegen den vierten Gesamtrang - der Titel ging an Lewis Hamilton.
Glock blieb iSport im Folgejahr treu und kürte sich zum GP2-Champion. Darüber hinaus war er 2007 als Testfahrer bei BMW-Sauber aktiv, nachdem Sebastian Vettel die Münchner in Richtung Toro Rosso verlassen hatte.
Der GP2-Titel öffnete Glock die Türen in die Königsklasse und er unterschrieb einen Vertrag bei Toyota, wo er Teamkollege von Jarno Trulli wurde. Seinen größten Erfolg mit den in Köln beheimateten Japanern feierte Glock am Hungaroring - er belegte hinter Heikki Kovalainen den zweiten Rang.
2009 schaffte Glock zwei weitere Male den Sprung auf das Podium, zog sich beim Qualifying zum Japan GP jedoch eine Schnittwunde am Bein zu und konnte zu den drei abschließenden Saisonrennen nicht mehr antreten.
Am 4. November 2009 erklärte Toyota den Ausstieg aus der Formel 1, womit Glock erneut ohne Cockpit dastand.
Nur wenige Tage später gab das neu gegründete Virgin Team die Verpflichtung Glocks bekannt. Es folgte eine triste Saison 2010, in der Rang 14 die beste Platzierung darstellte.
In derselben Tonart ging es 2011 weiter und auch 2012, als das Team unter dem Namen Marussia antrat, blieben Punkte in weiter Ferne. Besonders bitter stellte sich das Saisonfinale in Brasilien dar: Marussia lag bis zum letzten Rennen in der Konstrukteurswertung vor Caterham, verlor diesen Platz jedoch noch und damit auch eine stattliche Summe Geld.
Deshalb einigte sich das Team mit Glock im Januar 2013 auf Auflösung des bestehenden Vertrages, da man künftig auf zwei Paydriver angewiesen ist, um das Formel-1-Engagement aufrechterhalten zu können.
Rasch wurden Gerüchte laut, dass Glock vor einem Wechsel in die DTM stehen könnte, wo er schlussendlich in Valencia tatsächlich Testfahrten für BMW absolvierte.
Am 25. Januar 2013 bestätigte BMW offiziell, dass Glock für das Tourenwagenprojekt der Münchner gewonnen wurde.
Beim DTM-Rennen in Spielberg 2013 schaffte Glock als Dritter zum ersten Mal den Sprung auf das Podium.
Beim Saisonfinale in Hockenheim ließ der BMW-Pilot unter regnerischen Bedingungen der Konkurrenz keine Chance und raste zu seinem ersten DTM-Sieg.
2014, erneut beim BMW-Team MTEK, konnte Glock nicht an seinen Sieg und zwei Podestplätze aus der Vorsaison anschließen. Seine zweite Saison in der DTM schloss er mit einem Podiumserfolg auf dem 16. Platz der Gesamtwertung ab
2015, in seiner dritten und letzten Saison beim MTEK-Team unter Ernest Knoors, feierte Glock in Oschersleben seinen zweiten DTM-Sieg. An gleicher Stelle hatte er zuvor seine erste Pole Position errungen. Mehr als Platz 15 war im Meisterjahr von Pascal Wehrlein allerdings nicht drin
In jenem Jahr sorgte Glock allerdings beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps für Furore. Zusammen mit DTM-Champion Bruno Spengler und Motorsport-Ikone Alex Zanardi ging er auf einem umgebauten BMW Z4 GT3 an den Start. Das Promi-Trio fuhr auf den 25. Platz, war aber der große Hingucker beim Ardennen-Rennen
2016 wechselte Glock von MTEK zu RMG und traf bei der Truppe von Stefan Reinhold erneut auf seinen ersten DTM-Teamkollegen, Marco Wittmann - der spätere Meister dieser Saison. Beim Saisonauftakt in Hockenheim erzielte Glock am Sonntag den zweiten Platz, wurde aber nachträglich disqualifiziert, weil seine Heckklappe 1,9 Millimeter von der Toleranz abwich! Mit einem Sieg in Spielberg erreichte er im Gesamtklassement mit P10 sein bis dato bestes DTM-Ergebnis
Um seine Meinung machte Glock nur selten ein Geheimnis - oft zur Freude von Fans und Medien, nicht immer zu der von Rennleitung und Co. Nachdem er am Norisring eine Strafe wegen falscher DRS-Nutzung erhalten hatte, polterte Glock: "Diese DTM-Regeln sind der größte Witz auf der Welt! Ich kann nicht glauben, wie oft sie die Meisterschaft durch die Regeln noch verschandeln wollen."
2017 drehte Glock dann auch auf der Strecke so richtig auf und wurde als Siebter hinter Teamkollege Wittmann zweitbester BMW-Fahrer des Jahres. Auf seinem Weg dorthin gelangen ihm ein Sieg in Zandvoort, vier Podestplätze sowie drei Pole Positions. Zeitweise galt er als aussichtsreicher Titelkandidat
Auch wurde seine langjährige Freundschaft zu Timo Scheider erstmals in der Öffentlichkeit bekannt. Die beiden Timos hatten nicht nur abseits der Rennstrecke jede Menge Spaß, sondern ließen es auch auf dem Asphalt krachen. So wie in Hockenheim, wo Scheider seinen Kumpel in dessen BMW über die Rallycross-Piste chauffierte
Ein weiteres 'Highlight' 2017: Glocks Mittelfinger-Affäre in Zandvoort! Der deutlich sichtbare Gruß ging in Richtung Edo Mortaras Garage, nachdem sich Glock im Qualifying unfair behandelt fühlte. 3.000 Euro Strafe musste er blechen. Es war übrigens nicht das erste Mal, dass sich Glock und Mortara in die Wolle bekamen
In der Aufzählung darf natürlich auch Glocks virales YouTube-Video nicht fehlen! Ein Clip einiger RMG-Teammitglieder, die beim 'Training' auf Malle am Pool einen 'Fisch' angelten, wurde zum Online-Hit. Das Video wurde in kurzer Zeit mehr als 11 Millionen Mal angeklickt
2018, Hockenheim-Auftakt: "Fucking hell! Fuck this was awesome! The best fucking race I ever had in my life! The best fucking racing! Fucking hell Mercedes, you should not leave this championship! You fucking idiots!" Glocks legendärer Funkspruch nach seinem ebenso legendären Sieg-Duell mit Gary Paffett in der letzten DTM-Saison von Mercedes
In jener Saison mischte Glock bis zur Halbzeit kräftig im Titelkampf mit, musste sich am Ende aber Meister Paffett und sowie dem wiedererstarkten Rene Rast geschlagen geben. Platz 5 am Ende für Glock, sein bestes DTM-Resultat. Ein Sieg und fünf Podestplätze standen am Ende zu Buche
Nach der mittelmäßigen Saison 2019, blühte Glock im Turbo-BMW noch einmal auf und beendete das Jahr als bestplatzierter aller BMW-Fahrer auf dem fünften Rang. Gegen die übermächtigen Audi war in der kurzen Class-1-Ära allerdings kein Kraut gewachsen
In der neuen GT3-Ära der DTM war Glock dann wieder mit am Start. 2021 startete er auf dem Auslaufmodell BMW M6 GT3 für ROWE Racing. Ihm gelang ähnlich wenig wie Teamkollege Sheldon van der Linde. Zu Jahresbeginn feierte er sein Debüt bei den 24 Stunden von Daytona. "Das Feuer brennt noch in mir", sagte uns Glock vor dem Florida-Klassiker
Das Jahr 2022 begann mit einem weiteren Highlight in Glocks langer Karriere. Ausgerechnet mit Felipe Massa und ausgerechnet in Interlagos startete er zu einem Stock-Car-Rennen in Brasilien. Eine fantastische Geschichte, die weltweit Schlagzeilen produzierte
BMW M Motorsport bestätigte Glock auch für die Saison 2022 als Werksfahrer - sein zehntes Jahr beim Autobauer aus München für den Rennfahrer, der am 18. März seinen 40. Geburtstag feierte
In der DTM war allerdings kein Platz mehr für Glock. Nur beim Imola-Event kehrte er als Gaststarter zurück. Stattdessen setzte ihn BMW in der Italienischen GT-Meisterschaft ein, wo er für das Team Ceccato Racing antrat
Am 09. September 2022 gab Glock die Trennung von BMW zum Saisonende bekannt - nach zehn gemeinsamen Jahren mit den Münchnern. BMW hatte angeblich keine weitere Verwendung für den verdienten Werksfahrer
In der Italienischen GT-Meisterschaft sicherte sich Glock mit Teamkollege Jens Klingmann bei seinem letzten Rennen für BMW den Vize-Titel - nicht schlecht für einen angeblichen Nicht-GT3-Spezialisten...
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