Portrait:
Der Franko-Schweizer Romain Grosjean gilt als Überflieger. Erst im Alter von 14 Jahren begann er mit dem Kartsport, dem er lediglich drei Jahre treu blieb. Unter anderem sicherte er sich 2001 die französische ICA-Kartmeisterschaft. 2003 startete er seine Karriere in der Formel Renault 1600, die er auch gleich gewann. Den anschließenden Aufstieg in die Formel Renault 2000 krönte er zwei Jahre später ebenfalls mit dem Gewinn der Meisterschaft. Schnell wurde das Renault F1-Team auf den schnellen Jungen aufmerksam und nahm ihn in seinen Juniorkader auf.
Im Jahr 2007 gewann Grosjean als erster Franzose die Formel 3-Euroseries und wurde im Dezember 2007 vom Renault F1-Team als Testfahrer für 2008 vorgestellt. Parallel dazu bestritt Grosjean für ART beide GP2 Meisterschaften - Asia und die Hauptserie. In der GP2 Asia entschied er vier Rennen für sich und wurde mit 24 Punkten Vorsprung auf Sebastien Buemi Gesamtsieger. Die Hauptserie beendete er als Vierter der Gesamtwertung.
2009 durfte Grosjean als Ersatz für den ausgemusterten Nelson Piquet Jr. erste Rennerfahrung in der Formel 1 sammeln. Neben seinem erfahrenen Teamkollegen Fernando Alonso sah der Franzose jedoch meist nicht besonders gut aus. Grosjean leistete sich viele Flüchtigkeitsfehler in einem ohnehin schwer fahrbaren Boliden, holte keinen einzigen Zähler in sieben Rennen und beendete die WM auf dem drittletzten Platz. 2010 musste er sich mit Fahrten in der AutoGP oder GP2 begnügen. Mit seiner Rolle als Testfahrer bei Lotus Renault GP kam Grosjean 2011 seinem Ziel Formel 1 wieder ein Stücken näher - 2012 bestätigte ihn Lotus als Stammfahrer.
Mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet, machte der Franzose 2012 vor allem als Crashpilot auf sich aufmerksam. Eine Kollision jagte die nächste, nach dem gefährlichen Startcrash in Belgien hatten die Stewards genug gesehen und sperrten Grosjean für den Grand Prix von Italien. Dass er aber auch äußerst schnell Rennen fahren kann, stellte er mit drei Podestplätzen in Bahrain, Kanada und Ungarn unter Beweis. Als WM-Achter stand er jedoch deutlich im Schatten von Teamkollege Kimi Räikkönen, der im Lotus sensationell Dritter wurde und mehr als doppelt so viele Punkte sammelte wie Grosjean.
Nachdem ihm seine ungestüme und dadurch kostspielige Fahrweise im Vorjahr fast erneut den Traumjob als Formel-1-Fahrer gekostet hatte, machte Grosjean 2013 eine merkliche Transformation durch. Zwar büßte er Aufgrund seiner größeren Zurückhaltung und seines vorsichtigeren Fahrstils zunächst einiges an Stärke ein, im Verlauf der Saison steigerte er sich jedoch immens und zählte im letzten Drittel der Saison zur absoluten Spitze des Feldes. Mit vier Podestplätzen in fünf Rennen - darunter Rang zwei in den USA - zeigte er sich bei den Übersee-Rennen als einziger ernsthafter Konkurrent Red Bulls.
Zum Teamleader berufen, musste Grosjean während der ganzen Saison mit einem leistungsschwachen Renault-Motor und einem unstimmigen Gesamtkonzept des Lotus kämpfen. Genau wie sein Teamkollege Pastor Maldonado, litt der Franzose unter der Fehleranfälligkeit der Antriebseinheit von Renault. Zwei achte Ränge hübschten die ansonsten katastrophale Bilanz des Teams nur bedingt auf. Allerdings zeigte der 25-Jährige eine bedeutend ansprechendere Leistung als sein Teamkollege aus Venezuela.
In der neuen Saison hoffte Lotus mit Hilfe von Mercedes Power-Units zurück in die Erfolgsspur zu finden. Um die Entwicklung voranzutreiben blieben auch Grosjean und Maldonado an Bord des schwächelnden Teams. Der Plan mit den Mercedes-Motoren ging auf und Lotus konnte einige Punkte mehr einfahren, als 2014 und auch der Franzose war mit seiner Leistung, insbesondere vom Podium in Belgien, zufrieden. Dennoch verließ Grosjean Ende 2015 das Team und wechselte zum Neueinsteiger Haas.
Romain Grosjeans Wechsel zu Haas erwies sich 2016 als goldrichtige Entscheidung. Gleich beim Debütrennen des US-amerikanischen Rennstalls konnte er die ersten Punkte einfahren. Im restlichen Verlauf der Saison sollte ihm dieses Kunststück noch vier weitere Male gelingen. In der Gesamtwertung erreichte er schlussendlich mit 29 Punkten den dreizehnten Rang. Gleichzeitig sicherte er seinem Team mit diesen Zählern quasi im Alleingang den achten Platz bei den Konstrukteuren - sein Teamkollege Esteban Gutierrez blieb punktelos. Schon früh im Jahr kristallisierte sich damit heraus, dass Haas auch 2017 auf seinen Mann der ersten Stunde bauen würde.
Im zweiten Haas-Jahr ging es für Grosjean 2017 nicht voran, wieder wurde er Gesamt-Dreizehnter, diesmal mit einem Punkt weniger. Mit Platz sechs in Österreich und P7 in Belgien setzte er immerhin zwei Highlights in einer sonst von unzähligen Problemen gespickten Saison. Nahezu in jeder Session hörte man Grosjean über Bremsen und Reifen fluchen, entsprechend oft kam der Franzose von der Strecke ab. Von seinem weniger stark eingeschätzten Neo-Kollegen Kevin Magnussen vermochte sich Grosjean nicht entscheidend abzuheben.
Lief die Saison 2017 für Grosjean schon nicht optimal, war der Start ins Jahr 2018 katastrophal. Mit einem vierten Platz in Österreich und einigen weiteren Punktplatzierungen fing sich Grosjean gerade noch rechtzeitig. Auch 2019 fährt Grosjean zusammen mit Magnussen im Haas.
Das Jahr 2019 war eine Saison von Pleiten, Pech und Pannen für den Franzosen. Er leistete sich zahlreiche Fehler und Ausfälle. Unrühmliches Highlight war dabei die Kollision mit Teamkollege Magnussen in Silverstone, die beide Haas-Piloten zum Aufgeben zwang. Grosjean beendete das Jahr mit dem ohnehin schwächelnden Haas auf Rang 18 in der Fahrerwertung und konnte lediglich die beiden Williams hinter sich lassen. 2020 ging es weiter Abwärts. Grosjean fuhr lediglich am Nürburgring mit Platz neun Punkte ein.
2020 ist das Jahr, in dem Grosjean seinen zweiten Geburtstag feiern kann. Beim Bahrain GP verunfallte er schwer. Der Haas-Fahrer schlug nach dem Start heftig in eine Leitplanke ein und durchtrennte sie dabei. Sein Bolide ging in Flammen auf. Glücklicherweise blieb der Franzose bei Bewusstsein und konnte sich nach einer knappen halben Minute aus dem Wrack befreien. Er zog sich lediglich Verbrennungen an den Händen zu, weshalb er die letzten beiden Saisonrennen nicht mehr bestreiten konnte. Bereits vorher stand fest, dass er 2021 nicht mehr für Haas fahren würde.