Portrait

Die Geschichte von LCR reicht bis ins Jahr 1996 zurück. Damals gründete der Fahrer Lucio Cecchinello sein eigenes Team, für das er bis zu seinem Rücktritt Ende 2004 antrat. Ab 1998 nahm er auch andere Fahrer in sein Team auf, wie zum Beispiel Casey Stoner und Randy de Puniet. Nach zehn Jahren in den 125ccm- und 250ccm-Klassen stieg Cecchinello mit seinem Team und Stoner als Stammfahrer zur Saison 2006 dann erstmals in die Königsklasse auf und zählt seither zum Inventar der MotoGP.

LCR bestritt die erste MotoGP-Saison 2006 mit Casey Stoner, Foto: Honda
LCR bestritt die erste MotoGP-Saison 2006 mit Casey Stoner, Foto: Honda

Nach einem soliden Debütjahr (Platz acht im Endklassement) verlor Cecchinello seinen Piloten Stoner an Ducati und holte stattdessen Carlos Checa. Der sturzanfällige Spanier konnte jedoch nicht überzeugen und wurde 2008 durch den Franzosen Randy de Puniet ersetzt, der 2009 in Donington Park den ersten Podestplatz für LCR einfuhr. Am Ende der Saison 2010 trennten sich die Wege vom zwar schnellen, aber ebenfalls sehr sturzanfälligen de Puniet und LCR. Cecchinello nahm dafür den amtierenden Moto2-Weltmeister Toni Elias unter Vertrag.

LCR holt Stefan Bradl in die MotoGP

Die Saison 2011 geriet jedoch zum nie dagewesenen Desaster: Elias schlug sich im hinteren Mittelfeld herum und häufte permanent Stürze an. Am Ende der Saison ging er ein zweites Mal in die Moto2 zurück. Für 2012 engagierte Cecchinello Elias Nachfolger als Moto2-Weltmeister: Stefan Bradl. Der Deutsche legte eine solide Rookiesaison hin und steigerte sich 2013 nach anfänglichen Problemen mit dem Vorderrad immer mehr: Am Sachsenring führte er erstmals, in Laguna Seca holte Bradl seine erste Pole Position und tags darauf auch sein erstes Podium. 2014 erwartete Cecchinello daher mindestens drei Podestplätze von Bradl, doch der Deutsche enttäuschte und musste seinen Platz nach drei Jahren wieder räumen.

Stefan Bradl feierte seine größten MotoGP-Erfolge bei LCR, Foto: Honda
Stefan Bradl feierte seine größten MotoGP-Erfolge bei LCR, Foto: Honda

2015 ging LCR mit CWM als neuen Hauptsponsor erstmalig mit zwei Fahrern an den Start. Nachdem Bradl das Team verließ, setzte Cecchinello auf den erfahrenen Briten Cal Crutchlow und MotoGP-Rookie Jack Miller, der erstmalig die Moto2-Klasse ausließ und direkt von der Moto3 in die Königsklasse wechselte. Doch CWM entpuppte sich als Reinfall und so ging man 2016 wieder nur mit einem Fahrer an den Start. Dafür war man umso erfolgreicher! Nach einer verkorksten ersten Saisonhälfte fuhr Crutchlow zu zwei Siegen in Brünn und auf Phillip Island.

LCR wird Honda-Kundenteam Nr. eins

2017 fuhr erneut Crutchlow bei LCR Honda. An den Aufschwung aus dem Vorjahr konnte er nur bedingt anknüpfen. Ein dritter Platz beim zweiten Saisonrennen in Argentinien sollte sein bestes Ergebnis in dem Jahr bleiben. In der Saison 2018 brachte LCR Honda dann wieder zwei Maschinen an den Start: Der Japaner Takaaki Nakagami stieß zum Team hinzu, musste sich allerdings mit einem alten Bike begnügen. Entsprechend hatte der Rookie keine Chance im Duell gegen den erfahrenen Crutchlow.

Cal Crutchlow war viele Jahre die Konstante bei LCR, Foto: LCR Honda
Cal Crutchlow war viele Jahre die Konstante bei LCR, Foto: LCR Honda

In der darauffolgenden Saison stockte das Team noch einmal auf. Beide Fahrer blieben im Jahr 2019 an Bord. Nun erhielten sie allerdings beide aktuelle Bikes von Honda. Nach dem Ausstieg von MarcVDS und dem Verlust von Gresini (bereits 2015) stieg LCR damit endgültig zum wichtigsten Honda-Kundenteam auf. Crutchlow konnte mit drei Podestplatzierungen mehr herausholen als sein Teamkollege, der verletzungsbedingt an den letzten drei Rennen des Jahres nicht teilnahm.

Crutchlow und Nakagami blieben dem Team auch im Jahr 2020 treu. Während der Japaner mit WM-Rang zehn, 116 Punkten und seiner ersten Pole Position in Aragon seine beste MotoGP-Saison erlebte, enttäuschte Crutchlow mit nur 32 Zählern. LCR trennte sich 2021 daraufhin vom Routinier und ersetzte ihn durch Alex Marquez. Der jüngere Bruder von Honda-Superstar Marc Marquez hatte aber ebenso wie Nakagami mit der zunehmenden schwächeren RC213V zu kämpfen. Die beiden kamen nicht über die WM-Ränge 15 und 16 hinaus.

Rückfall ins MotoGP-Hintertreffen

2022 sollte mit einem generalüberholten Bike wieder an bessere Zeiten angeknüpft werden, tatsächlich wurde es aber noch schlimmer. Marquez erzielte nur 50 Punkte, Nakagami nur 48. WM-Rang zehn bedeutete das schlechteste Teamergebnis seit 2011. Marquez entschied sich zur Saison 2023 zu einem Wechsel zu Gresini, wodurch sich LCR das Suzuki-Aus zu Nutze machen und Alex Rins verpflichten konnte.

Der Star-Neuzugang konnte sich auch schnell auf die Honda eingewöhnen und in Austin einen Sensationsrennsieg feiern. Doch abseits des Amerika-Grand-Prix kämpfte der Spanier nur um Top-10-Platzierungen. Im Sprint von Mugello verletzte sich Rins dann so schwer am Bein, dass die Saison daraufhin praktisch beendet war. Er fuhr nur im Saisonfinale noch wenige Rennen, hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon eine Ausstiegsklausel im Vertrag genutzt und seinen Wechsel zu Yamaha für 2024 eingetütet. Teamkollege Takaaki Nakagami konnte keine besonderen Highlights vorweisen. Der Japaner war konstant im hinteren Feld zu finden. Zum Saisonabschluss lag das LCR Honda Team dann erneut auf Position zehn.

Alex Rins holte 2023 den bislang letzten LCR-Sieg, Foto: LAT Images
Alex Rins holte 2023 den bislang letzten LCR-Sieg, Foto: LAT Images

Mit der Verpflichtung von Ducati-Mann Johann Zarco gelang 2024 erneut ein Coup auf dem Transfermarkt. Der Franzose sollte Honda speziell bei der Weiterentwicklung der immer schwächeren RC213V helfen, entwickelte sich aber auch leistungstechnisch zur neuen Speerspitze von HRC. Der LCR-Pilot sammelte 55 Punkte und damit fast so viele wie alle anderen Honda-Fahrer zusammen. Auch Nakagami konnte die Werkspiloten im Klassement hinter sich lassen, entschied sich mit Saisonende jedoch zum Rücktritt. 2025 setzt LCR daher neben Zarco auf den ersten Thailänder in der MotoGP: Somkiat Chantra.