Teamportrait

Seit 1970 ist Yamaha in der Königsklasse des Zweiradsports aktiv, 1972 konnte das erste Rennen gewonnen werden. Viele große Fahrer wie Giacomo Agostini wurden Weltmeister auf Yamaha.

Die erste große Blütezeit erlebte Yamaha Ende der 1970er Jahre, als King Kenny Roberts drei Mal in Folge die 500ccm-Weltmeisterschaft für sich entscheiden konnte. Zwei weitere Titel konnten mit Eddie Lawson gefeiert werden, bis Wayne Rainey begann, auf Yamaha zu siegen. Der Amerikaner konnte von 1990 bis 1992 die WM für sich entscheiden. 1993 war Rainey auf dem Weg zu seinem vierten Titel in Folge, als er in Misano stürzte. Der Unfall sah zunächst harmlos aus, doch Rainey grub sich kopfüber im Kiesbett ein, das mit Schwellen ausgestattet war, die Autos abbremsen sollten. Seither ist er von der Hüfte abwärts querschnittsgelähmt.

Die Partnerschaft mit Yamaha endete allerdings nicht: Bis einschließlich 1998 war Rainey Teamchef eines Yamaha-Teams. Als er sich zurückzog, beschloss Yamaha, ein komplett eigenes Werksteam auf die Beine zu stellen. Als Fahrer wurden Carlos Checa und Max Biaggi angeheuert. Trotz einiger Siege durch Biaggi war Yamaha nicht in der Lage, den japanischen Erzrivalen Honda im Kampf um den WM-Titel ernsthaft herausfordern zu können. Die Durststrecke konnte erst 2004 durch den von Honda übergelaufenen Valentino Rossi beendet werden. Er wurde zum ersten Weltmeister auf Yamaha seit Rainey.

In den folgenden Jahren züchtete Yamaha Jorge Lorenzo als neuen Champion heran. 2010 und 2012 konnte der Spanier den Titel gewinnen. Rossi war mit dem starken Teamrivalen nicht glücklich und setzte sich zu Ducati ab. Allerdings kehrte er bereits zwei Jahre später zurück. Rossi sah zunächst aber kein Land gegen Lorenzo, der 2013 den Titel nur knapp um vier Punkte verpasste. 2014 drehte sich das Kräfteverhältnis zugunsten Rossis, im Jahr darauf kam es schließlich zum Titel-Showdown Rossi vs. Lorenzo. Die WM-Entscheidung sollte in die Geschichte eingehen und Lorenzo den Titel bringen. 2016 war der Mallorquiner hingegen wieder unterlegen, gab jedoch schon im Frühjahr seinen Abgang zu Ducati bekannt. Ersetzt wurde Lorenzo ab 2017 durch Suzuki-Emporkömmling Maverick Vinales.

Der Spanier gewann gleich die ersten beiden Rennen auf Yamaha, konnte im weiteren Saisonverlauf aber nicht mehr an diese Leistungen anknüpfen. Vinales wurde 2017 letztlich WM-Dritter. Rossi spürte zunehmend sein Alter, er gewann nur ein Rennen in Assen - der letzte MotoGP-Sieg seiner Karriere. In den folgenden drei Jahren zeigte sich immer wieder das gleiche Bild. Vinales und Rossi starteten mit hohen Ansprüchen in die Saison, konnten diesen aber nur vereinzelt gerecht werden. Beide fuhren zu unkonstant, zudem geriet Yamaha auf Motorenseite durch schlechte Entwicklung zunehmend ins Hintertreffen.

Rossis Zeit im Yamaha-Werksteam endete mit Ablauf der Saison 2020, der bei Kundenteam Petronas SRT begeisternde Fabio Quartararo wurde befördert. Ein Glücksgriff, denn der junge Franzose krönte sich gleich im ersten Jahr zum MotoGP-Weltmeister. Yamaha stand erstmals seit 2016 wieder ganz oben. Auf der anderen Seite der Garage eskalierte der Konflikt mit Vinales. Das ging soweit, dass der Spanier in Spielberg bewusst versuchte, den Motor seiner M1 zu zerstören. Yamaha reagierte mit der Vertragsauflösung, Franco Morbidelli ersetzte ihn. Der WM-Zweite von 2020 schaffte in Folge einer Knieverletzung in fünf Rennen aber nur sieben Punkte.

Generell war die Stimmung im Hause Yamaha trotz des Titelgewinns mit Quartararo eher getrübt. Zu stark präsentierte sich Ducati in den letzten Saisonrennen, zu wenig Entwicklungsfortschritte an M1 und Motor. Völlig überraschend kam daher, dass Quartararo die WM zur Halbzeit der Saison 2022 trotzdem klar anführte. Dann aber der Einbruch: nur noch 76 Punkte aus den letzten zehn Rennen. Quartararo verlor den Titel in einem dramatischen Finale auf den letzten Metern an Francesco Bagnaia. In der Team-WM gelang sogar nur Platz fünf, weil Morbidelli überhaupt nicht in Fahrt kam. Er erzielte lediglich 42 Punkte und wurde 19. in der WM.

Er bekommt 2023 eine neue Chance an der Seite von Quartararo, muss aber schnellstmöglich zu alter Form zurückfinden. Mit Toprak Razgatlioglu, dem Superbike-Weltmeister von 2021 oder auch Pramac-Pilot Jorge Martin stehen Interessenten für ein Yamaha-Cockpit längst Schlange.

Nach der Saison 2023 wird Franco Morbidelli das Yamaha-Werksteam verlassen, dies gab die Teamführung zu Saisonmitte bekannt. Morbidelli wird an die Seite von Jorge Martin zu Pramac Racing wechseln. Als Ersatz für Morbidelli sicherte sich Yamaha ab 2024 die Dienste des Alex Rins. Ergebnistechnisch war die Saison eine der schlechtesten der MotoGP-Geschichte der Japaner. Yamaha blieb das erste mal seit 20 Jahren sieglos in der MotoGP. Dazu konnte keine Pole Position und nur drei Podestplätze in den Grands Prix eingefahren werden. In der Herstellerwertung beendete Yamaha die Saison knapp vor dem japanischen Kontrahenten Honda auf Rang vier.