Portrait
Jorge Lorenzo nahm im Jahr 1990 im Alter von nur vier Jahren an seinem ersten Minicross-Rennen teil. Im Jahr 1992 begann er auch Minibikes zu fahren, von 1993 bis 1995 nahm er an der Minicross-Meisterschaft der Balearen teil und gewann in allen drei Jahren den Titel. Mit zehn Jahren, 1997, wechselte er dann vom Minicross zum Straßenrennsport in den Aprilia-50cc-Cup, den er in den Jahren 1998 und 1999 jeweils gewann. Im Jahr 2000 bestritt er als 13-Jähriger die spanische 125cc-Meisterschaft, die er auf dem vierten Gesamtrang abschloss. Im Jahr darauf wurde er in der 125cc-Europameisterschaft Sechster.
Lorenzo wechselte 2002 zu Derbi in die 125cc-Klasse der Weltmeisterschaft und wurde dort der jüngste Pilot in der Geschichte der WM. Da in dieser Klasse das Alterslimit bei 15 Jahren liegt, durfte er an den ersten beiden Rennen der Saison noch nicht teilnehmen. Am Wochenende des dritten Laufes, dem Grand Prix von Spanien in Jerez, wurde er am Samstag 15 Jahre alt. Somit durfte er zwar am Freitag noch nicht am Training teilnehmen, absolvierte jedoch das Rennen im Alter von 15 Jahren und einem Tag. Am Saisonende belegte er den 21. Gesamtrang.
2003 wurde er Zwölfter des Gesamtklassements und feierte beim GP von Brasilien seinen ersten Sieg. 2004 belegte er nach drei Siegen und insgesamt sieben Podiumsplätzen mit 179 Punkten den vierten Rang in der 125cc-Weltmeisterschaft. Zur Saison 2005 wechselte Lorenzo zu Fortuna-Honda in die 250er-Klasse. In seinem ersten Jahr errang er in dieser Klasse sechs Podiumsplätze und wurde Fünfter in der Gesamtwertung. 2006 wechselte er von Honda zu Aprilia. Lorenzo gewann beim ersten Saisonlauf in Jerez seinen ersten GP in der 250cc-Klasse. Mit acht Siegen und insgesamt elf Podiumsplatzierungen wurde er schließlich 250er-Weltmeister.
Mit Yamaha direkt in ein MotoGP-Werksteam
Nach seinem zweiten 250cc-Titel 2007 stieg der Mallorquiner in die MotoGP auf. Neben Valentino Rossi betritt er seine erste Saison gleich im Yamaha-Werksteam, allerdings auf Michelin und nicht wie Rossi auf Bridgestone-Reifen. Er wurde Gesamtvierter und toppte das Ergebnis 2009 mit der Vizemeisterschaft. Ein Jahr später gewann Lorenzo seinen ersten Weltmeistertitel in der MotoGP-Klasse. In 18 Rennen siegte er dabei neun Mal, verpasste nur zwei Mal das Podest und krönte sich mit der damals unglaublichen Rekordpunktzahl von 383 zum Champion. 2011 sollte es nach einer Fingerverletzung auf Phillip Island 'nur' zum zweiten Rang reichen, wobei er Dominator Casey Stoner ohnehin kaum noch hätte gefährden können.
Im Jahr 2012 holte sich Lorenzo den WM-Titel mit beeindruckender Konstanz zurück: Er beendete 16 von 18 Rennen und profitierte auch vom Pech seiner Kontrahenten Casey Stoner (Knöchelverletzung in Indianapolis) und Dani Pedrosa (Stürze in Misano und auf Phillip Island). In jedem Rennen, das Lorenzo beendete, landete er dabei entweder auf Rang eins oder zwei.
2013 unterlag Lorenzo dem Newcomer Marc Marquez knapp im Duell um den WM-Titel. Zwei Schlüsselbeinbrüche in Assen und am Sachsenring taten ihr Übriges. In Erinnerung bleibt besonders Lorenzos Leistung in Assen, wo er das Rennen am Samstag trotz dem Schlüsselbeinbruch am Donnerstag fuhr und einen heroischen fünften Platz erkämpfte. Vor allem in den letzten sieben Rennen glänzte Lorenzo trotz scheinbar aussichtslosen Rückstandes mit fünf Siegen, scheiterte jedoch um lediglich vier Punkte an der großen Wende (330:334).
Die Saison 2014 begann für Lorenzo desaströs. Beim Saisonauftakt in Katar stürzte der sichtlich übermotivierte Mallorquiner bereits in der ersten Runde in Führung und toppte diesen Faux-Pas mit einem der spektakulärsten Fehlstarts der Geschichte beim zweiten Rennen in Austin gar noch. Angesichts von 50 Punkten Rückstand auf Hauptkonkurrenz Marquez setzte sich Lorenzo in der Folge immer mehr unter Druck, was in einer für ihn ungewohnten Abwärtsspirale und schwachen Ergebnissen resultierte.
Erst als der Titel zur Saisonmitte bereits praktisch verloren war, fuhr Lorenzo plötzlich wieder befreit auf und zeigte sein wahres Gesicht. Mit starken und konstanten Leistungen sicherte er sich nach zahlreichen Podien und den Siegen in Aragon und Motegi so fast noch WM-Rang zwei im Kampf mit Teamkollege Valentino Rossi. Lorenzo verlängerte zudem seinen Vertrag mit Yamaha vorzeitig um weitere zwei Jahre bis zum Ende der Saison 2016.
Letzter WM-Titel 2015, dann Wechsel zu Ducati
Auch die Saison 2015 fing für Lorenzo nicht gut an. In Katar hatte er Probleme mit der Polsterung seines Helms, dann war er gesundheitlich angeschlagen. Ab Jerez sollte er jedoch zu seiner vollen Stärke zurückfinden und vier Rennen in Folge gewinnen. Im Laufe der Saison sollten noch drei weitere folgen, sowie drei zweite und zwei dritte Plätze. Auch fünf Pole Positions konnte konnte er sich sichern. Im Laufe der Saison konnte er den Vorsprung zum WM-Führenden Valentino Rossi mehrfach verkürzen, doch durch Schwierigkeiten in Regenrennen und einem Ausfall in San Marino kam er an seinem Teamkollegen nicht vorbei. Mit 330 Punkten konnte er sich erst im entscheidenden letzten Rennen mit fünf Punkten Vorsprung gegen Rossi durchsetzen und seinen fünften WM-Titel einfahren.
Bis zur Saison 2016 blieb Lorenzo seinem Langzeit-Arbeitgeber Yamaha treu, während der Saison überraschte er dann mit der Verkündung seines Ducati-Wechsels. In seinem letzten Jahr als Yamaha-Pilot gewann er vier Rennen und landete zehn Mal auf dem Podium. Für einen weiteren WM-Titel reichten diese Leistungen nicht, hinter Marc Marquez und Teamkollege Valentino Rossi musste er sich 2016 mit WM-Rang drei zufriedengeben.
2017 wechselte Lorenzo zum Ducati-Werksteam. Doch dort wurde Lorenzo lange nicht richtig warm. 2017 beendete er die Saison mit drei mickrigen Podien auf der siebten Position. Es dauerte bis zum Italien-GP 2018, ehe er seinen ersten Sieg für Ducati einfahren konnte. Diesem Erfolg ließ er zwei weitere folgen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Wechsel zu Honda aber schon fixiert. Nach einer Verletzung in Thailand war die Saison für ihn vorzeitig zu Ende und sämtliche Resthoffnungen auf ein spätes WM-Comeback zerstört.
Karriereende nach Honda-Desaster
Nach dem gescheiterten Ducati-Abenteuer heuerte Lorenzo 2019 bei Honda an. Doch die Saison verlief ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Von Anfang an kam er mit der schwierigen Honda nicht auf Touren, dazu kamen noch Verletzungen. Ohne ein Top-10-Resultat im Team des Weltmeisters Marquez beendete er die Saison als 19. und verkündete vor dem letzten Rennen in Valencia seinen Rücktritt.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis Lorenzo sein Comeback in der Königsklasse bekanntgab. Wenige Wochen nach seinem Aus als aktiver Pilot unterschrieb der Spanier einen Vertrag als Testfahrer bei Honda-Konkurrent Yamaha. Dort übernahm Lorenzo für zwölf Monate die Aufgaben des Testpiloten, ehe er sich 2021 endgültig aus der Motorrad-WM zurückzog. Heute arbeitet der Spanier gelegentlich als TV-Experte für Streamingdienst DAZN.