Portrait
Jonas Folger kam bereits im frühen Kindesalter mit dem Motorsport in Kontakt, da sein Vater und Onkel selbst im Motorradrennsport aktiv waren. Kurz nach seinem dritten Geburtstag schenkte sein Vater ihm sein erstes Motorrad, die ersten Rennteilnahmen folgten wenig später. 2003 gewann Folger alle 14 Rennen der Einsteigerklasse des ADAC Mini Bike Cups und sicherte sich seinen ersten Titel.
Über die spanische 125ccm-Meisterschaft und die IDM kämpfte sich Folger bis in die Motorrad-WM nach oben, in der er 2008 mittels einer Wildcard beim Tschechien-GP in Brünn debütierte. Mit 15 Jahren und vier Tagen wurde damit zum jüngsten deutschen Starter in der Geschichte der Motorrad-WM. Ein Defekt beendete das Debütrennen vorzeitig, beim nachfolgenden San-Marino-GP holte mit P15 - erneut als Wildcardstarter - jedoch seinen ersten WM-Zähler.
Damit legte er den Grundstein, ab 2009 als Fixstarter in der 125ccm-WM dabei zu sein. Folger mit den Plätzen sechs und acht direkt stark los, beim verregneten vierten Saisonlauf in Le Mans stand er als Zweiter erstmals auf dem Podium. Bis sich der Deutsche ernsthaft in der Spitzengruppe etablieren konnte, sollte es jedoch noch anderthalb Jahre dauern. Erst Anfang 2011 kehrte Folger auf das Podest zurück und feierte in Großbritannien seinen ersten GP-Sieg. Mit 17 Jahren und 303 Tagen wurde er damit auch zum jüngsten deutschen GP-Sieger der Geschichte. Die Saison beendete er als Sechster mit 161 Punkten, sein bislang bestes Resultat.
2012 wollte Folger um den Titel fahren, wurde anfangs aber massiv von der fehleranfälligen Eigenbaumaschine des Ioda-Teams ausgebremst. Erst ein Wechsel ins Topteam Aspar zur Jahreshälfte brachte ihn wieder in Schwung. Nach einer weiteren Saison bei Aspar, die sieglos mit WM-Rang fünf endete, stieg Folger 2014 dann in die Moto2 auf. Auch dort hatte er keine großen Anlaufschwierigkeiten, fuhr in den ersten sechs Rennen bereits zweimal auf das Podium. Insgesamt fehlte es ihm jedoch noch an Konstanz, weshalb er das Debütjahr in der mittleren Klasse nur als WM-15. beendete.
2015 gewann Folger gleich den Saisonauftakt in Katar und mischte fortan regelmäßig an der Spitze mit. Zwei weitere Siege und sechs Podien sollten bis Saisonende 2016 noch folgen. Genug, um 2017 mit dem Yamaha-Kundenteam Tech3 in die MotoGP aufzusteigen.
Kurzes MotoGP-Debüt mit Tech3-Yamaha
Dort legte Folger einen ordentlichen Saisonstart mit sieben Punkteergebnissen in Serie hin, fuhr zumeist aber im Schatten seines überragenden Rookie-Teamkollegen Johann Zarco. Seine Glanzstunde hatte Folger beim Heim-Grand-Prix am Sachsenring, als er einige Runden führte und sich mit Superstar Marc Marquez um den Rennsieg bekämpfte. Letztlich wurde er starker Zweiter und holte so sein einziges MotoGP-Podium. Denn wenig später sollte Folger in ein gesundheitliches Tief stürzen und zunächst nur auf die letzten Rennen des Jahres, letztlich aber auch komplett auf einen Start in der Saison 2018 verzichten.
Erst 2019 kehrte Folger als Testfahrer bei Yamaha zurück, muss seinen Platz nach 12 Monaten aber schon wieder für Jorge Lorenzo räumen. So startete Folger 2020 wieder in der IDM und krönt sich mit acht Saisonsiegen aus acht Rennen überlegen zum Meister. So wurde BMW auf ihn aufmerksam und bot ihm eine Chance in der Superbike-WM, die der Deutsche mit nur sechs Punkteplatzierungen in 30 Rennen jedoch nicht nutzen kann. Da der geplante Wechsel in die Langstrecken-Weltmeisterschaft EWC nicht zustande kommt, nimmt sich Folger 2022 eine Auszeit, baut sich stattdessen eine eigene Werkstatt auf und arbeitet parallel als Instruktor.
Überraschendes MotoGP-Comeback mit KTM und GasGas
Im Herbst 2022 offenbarte sich aber plötzlich nochmal eine Gelegenheit in den MotoGP-Kreis zurückzukehren. Folger bestritt einzelne Testeinsätze für KTM und wurde ab 2023 tatsächlich mit einem Vertrag als offizieller Testfahrer neben Dani Pedrosa ausgestattet. In dieser Rolle darf Folger Anfang 2023 sogar für einige Rennen in die Königsklasse zurückkehren, nachdem Stammfahrer Pol Espargaro verletzt längerfristig ausfällt und Pedrosa nicht einspringen will. Folger schafft es in Austin, Le Mans und Assen in die Punkte, profitiert dabei aber von zahlreichen Stürzen vor ihm. In Silverstone kehrt Espargaro zurück und Folger sitzt seither wieder auf der Ersatzbank.