Portrait:
Schweden sind traditionell bekannt für Wintersport. Wenn sie irgendetwas mit Motorsport zu tun haben, dann eher auf losem Untergrund im Rallye-Auto. Nicht so Marcus Ericsson. Der Schwede wurde 1990 in Kumla geboren und hat Motorsport wohl bereits mit der Muttermilch eingesaugt. Das wird daran deutlich, dass nicht nur er, sondern auch seine beiden jüngeren Brüder nichts lieber tun, als das Gaspedal bis auf Anschlag nach unten zu drücken.
Wie die meisten jungen Piloten machte Ericsson seine Anfänge im Kart-Sport - mit durchschlagendem Erfolg. Der 9-Jährige stieg ohne Vorerfahrung ins Kart und war kurz davor, den Rundenrekord der Strecke zu brechen. Sofort klingelten die Alarmglocken aller Beteiligten, doch der Weg war steinig. Ericssons Familie hatte nicht das finanzielle Polster, um dem Sohn eine Karriere im Motorsport zu ermöglichen. Nach langen Überredungsversuchen ließ sich Vater Tomas aber breitschlagen, Ericsson ein Kart zu kaufen. Und sein Sohn zahlte mit Erfolg zurück. Schon im ersten Jahr gewann er die schwedische Kart-Meisterschaft.
2007 folgte der Wechsel in die britische Formel BMW - ebenfalls mit einem Knall. In seinem Rookie-Jahr gewann der Schwede sieben von achtzehn Rennen und holte den Titel. Nach einem Jahr in der britischen Formel-3-Meisterschaft verschlug es Ericsson 2009 nach Japan. Wieder holte er in der japanischen Formel-3-Meisterschaft auf Anhieb den Titel und fuhr beim Macau Grand Prix auf die Pole Position - im Rennen erreichte er Rang vier.
Im Dezember 2009 machte Ericsson erste Formel-1-Erfahrungen, denn er testete für das damalige Weltmeisterteam Brawn GP. Zunächst blieb sein Fokus aber auf Asien, denn der Schwede startete in der GP2-Asia. Mit seiner Unterschrift unter dem Vertrag des Super Nova Racing Teams war die Rückkehr nach Europa aber besiegelt: 2010 startete er in der GP2.
Am vierten Rennwochenende der Debütsaison blitze der Stern Ericsson erstmals auf. In Valencia holte er im Hauptrennen den ersten Punkt und gewann mit dem Sprint einen Tag später sein erstes Rennen in der GP2. Danach sollte es aber ruhiger um den Schweden werden - große Erfolge blieben aus. In der folgenden Saison entschied sich Ericsson erneut für eine Mischung aus der europäischen und der asiatischen GP2, bis er sich 2012 komplett auf die Hauptserie konzentrierte.
Nach schwierigem Saisonstart 2012 folgte der prestigeträchtige Sieg in Spa-Francorchamps und damit die Empfehlung für das Meisterteam DAMS. 2013 gelangen Ericsson ein Sieg, vier weitere Podestplätze und Gesamtrang sechs. Genug für Caterham, um den 23-Jährigen an Bord zu holen. Ab der Saison 2014 startet Ericsson in der Formel 1.
Im unterlegenen Caterham hatte der Schwede wenig überraschend kaum Erfolg. Nur beim Chaos-Rennen in Monaco kam Ericsson als Elfter in die Nähe der Punkte, dieses Ergebnis konnte er in der restlichen Saison allerdings nicht mehr annähernd erreichen - zumal nach dem Russland Grand Prix das vorzeitige Aus für das insolvente Caterham-Team kam.
Ericsson ließ sich von diesem Rückschlag nicht unterkriegen. Bereits kurz nach dem Aus von Caterham dockte er für die kommende Saison bei Sauber an. Dort sammelte der Schwede bereits im ersten Rennen für das neue Team die ersten WM-Zähler. Platz acht beim Auftakt war jedoch auch schon sein bestes Ergebnis. Durch vier weitere Punkteplätze sammelte er insgesamt neun Punkte.
2016 war für Ericsson mit dem Sauber nicht viel zu holen. Zwar hatte er seinen Teamkollegen Felipe Nasr nahezu ausschließlich im Griff, doch die für das Team entscheidenden Punkte holte beim Chaos-Rennen in Interlagos schlussendlich der Brasilianer. Wohl auch dank dem Andocken schwedischer Investoren bei Sauber, konnte Ericsson seine F1-Zukunft zumindest für 2017 schon vor der Winterpause unter Dach und Fach bringen.
Auch 2017 blieb Ericsson bei Sauber ohne Punkte, schlug sich gegen den viel höher eingeschätzten Pascal Wehrlein allerdings in den direkten Duellen überraschend gut. Dennoch: Zählbares (5 Punkte) holte nur der Deutsche. Trotzdem wurde Wehrlein bei Sauber durch Ferrari-Junior Charles Leclerc ersetzt, Ericsson durfte für 2018 blieben. Was hier die treibenden Motive waren, erklärt sich von selbst.