Portrait
Cal Crutchlow, benannt nach dem amerikanischen Motorrad-Rennfahrer Cal Rayborn, begann erst im Alter von elf Jahren mit dem Rennsport. Obwohl sein Vater Derek selbst Rennen fuhr, zeigte Crutchlow in jungen Jahren kaum Interesse an Motorrädern. Als begnadeter Fußballer spielte Crutchlow bereits in den Jugendmannschaften bekannter englischer Clubs wie Coventry City und Aston Villa vor, entschied sich nach einer Knieverletzung jedoch für eine Karriere im Rennsport.
Im Alter von knapp 14 Jahren gewann Crutchlow die UK Junior Challenge 1999, entschied zudem zwei Jahre später die Aprilia RS125 Challenge für sich. 2003 belegte er Rang zwei beim Yamaha R6 Cup, stieg anschließend auf Honda in die britische Supersport Meisterschaft auf. Nach Rang zehn im ersten Jahr steigerte sich Crutchlow im Folgejahr massiv. So fuhr er seine ersten beiden Siege ein, landete insgesamt sechs Mal auf dem Podium und belegte Gesamtrang drei.
Sein Durchbruch als Rennfahrer gelang Crutchlow mit dem Gewinn der britischen Supersport-Meisterschaft im Jahr 2006. In 13 Rennen fuhr er elf Mal aufs Podium, siegte sechs Mal und verdiente sich so im Alter von 18 Jahren auf Suzuki einen Platz in der britischen Superbike-Meisterschaft. Nach einem soliden Einstieg 2007 mit Endrang neun steigerte sich Crutchlow im zweiten Jahr massiv: Zwei Siege und zehn Podien auf Honda gereichten zu 318 Punkten und dem beeindruckenden dritten Gesamtrang.
2009 startete Crutchlow auf Yamaha in der Supersport-Weltmeisterschaft, sicherte sich mit fünf Siegen und zehn Podien umgehend den Titel. Anschließend stieg er mit Yamaha in die Superbike-Weltmeisterschaft auf, erreichte mit drei Siegen und zehn Podien Gesamtrang fünf 2010.
Über Superbike-WM in die MotoGP
Crutchlows MotoGP-Debüt folgte in der Saison 2011. Bei Tech 3 trat er somit die Nachfolge von Landsmann James Toseland an. Wie schon seine Tech 3-Vorgänger Ben Spies und Toseland profitierte Crutchlow in seinem ersten Jahr in der Weltmeisterschaft ebenfalls vom erfahrenen Colin Edwards an seiner Seite.
Doch die erste Saison erwies sich als härter als erwartet, denn Crutchlow musste einige heftige Stürze und ein gebrochenes Schlüsselbein hinnehmen. Am Ende unterlief ihm jedoch ein Fehler weniger als seinem direkten Konkurrenten Karel Abraham, womit er sich den Titel des 'Rookie des Jahres' sicherte. Seinen Durchbruch an der Weltspitze schaffte Crutchlow im Jahr 2013 mit vier Podien, zwei Pole Positions und WM-Rang fünf.
2014 wechselte Crutchlow zu Ducati und kam so zu seinem lange ersehnten Werksbike. An der Seite von Andrea Dovizioso gelang Crutchlow jedoch vor allem in Saisonhälfte eins kaum etwas, während sein Teamkollege mit starken Resultaten aufhorchen ließ. Bereits im zweiten Rennen verletzte sich Crutchlow und kam bis spät in den Sommer nicht mehr richtig in Tritt.
Erst nach Bekanntgabe seines Abgangs zu LCR zum Saisonende platzte bei 'Crutch' etwas der Knoten. Beim Chaos-Rennen in Aragon sicherte er sich mit Rang drei seinen ersten Podestplatz, ehe er auf Phillip Island auf Rang zwei liegend in der letzten Runde stürzte. Mit mageren 74 Punkten belegte Crutchlow letztlich jedoch nur den enttäuschenden 13. Endrang.
Mit LCR Honda zum MotoGP-Sieger
Nach seinem Wechsel zu Honda sollte es wieder besser laufen für Crutchlow. Bereits im dritten WM-Lauf konnte er sein erstes, aber auch einziges Podium der Saison 2015 einfahren. Bei fünf Rennen sollte er leer ausgehen, was teilweise auch anderen Fahrern zuzuschreiben war. So wurde er beispielsweise in Silverstone von seinem Teamkollegen Jack Miller abgeräumt. Er beendete die Saison auf Platz acht liegend, als beste Honda nach den Werkspiloten, mit 125 Punkten.
2016 war für Crutchlow mit Abstand das erfolgreichste Jahr seiner GP-Karriere. In Brünn gelang ihm sein erster MotoGP-Sieg, den zweiten fuhr er nach einem Horror-Auftakt mit Unwetter in Australien ein. Auch persönlich war das Jahr 2016 ein Highlight für Crutchlow: Kurz vor dem Österreich GP kam sein erstes Kind, Tochter Willow, zur Welt.
Auch in den folgenden Jahren blieb er LCR Honda erhalten. 2017 konnte er nicht an seine Erfolge in der Vorsaison anschließen und beendete das Jahr mit nur einem Podestplatz. 2018 feierte er beim zweiten Rennwochenende in Argentinien seinen dritten Karriereerfolg. Nach einem Unfall in Australien musste er die letzten drei Läufe der Saison auslassen. Dennoch beendete er das Jahr auf P7.
Die Saison 2019 war hingegen wieder ein kleiner Rückschritt für Crutchlow. Er klagte im Laufe des Jahres über das Handling der Honda und musste sich nach drei Podien mit der neunten Meisterschaftsposition begnügen. 2020 ging Crutchlow dann ein letztes Mal bei LCR Honda an den Start, ehe er für den jüngeren Marquez-Bruder Alex Platz machen musste. Große Erfolge auf der immer schwerer zu fahrenden Honda blieben aus, ein achter Platz war das beste Saisonresultat.
Zur Saison 2021 wechselte Crutchlow daraufhin zu Yamaha, wo er neuer Testfahrer wurde. In dieser Funktion bestritt er seither einige Wildcard-Starts oder Rennen als Ersatzfahrer im Werksteam, bei Petronas Yamaha oder für RNF Racing.