dann mal los mit Teil 1:
Titelduelle haben immer ihren reiz, aber kommen die beiden Fahrer auch noch aus ein- und demselben Team, dann bringt das noch eine gehörige Ladung zusätzliche Würze im Kampf um den Titel des Formel-1 Weltmeisters. Das für immer und ewig legendäre Paradebeispiel hierfür ist der erbitterte Kampf zwischen Ayrton Senna und Alain Prost Ende der 80er Jahre bei McLaren Honda. Aber auch davor, wie Niki Lauda gegen Alain Prost, oder Nelson Piquet gegen Nigel Mansell, aber auch später, wie zwischen Lewis Hamilton und Fernando Alonso verzauberten die Formel-1 Szene. Das faszinierende dabei: Die beiden Fahrer nehmen sich gegenseitig Punkte weg, so dass Fahrer aus anderen, oft weniger starken Teams, gerne in den WM-Kampf eingreifen und diesen dann auch teilweise erfolgreich gewinnen können, wie etwa Kimi Räikkönen, der 2007 in eigentlich fast schon aussichtslosen Situation die Phrase „Wenn sich 2 streiten, freut sich der 3.“ wieder gerecht wurde und WM wurde. Topfavorit Hamilton und der plötzlich entthronte Weltmeister Fernando Alonso schauten dumm aus der Wäsche, denn Räikkönen hatte eigentlich keiner mehr auf den Zettel für das Herzschlagfinale in Brasilien.
Ein solches teaminternes Titelduell gab es auch in der Saison 1979. Bei Ferrari kämpften Jody Scheckter und Gilles Villeneuve bis zuletzt um den WM-Titel. Es war ein Duell auf Biegen und Brechen, denn Scheckter fuhr nicht nur gegen Villeneuve, sondern auch gegen die immer emotionalen Ferrari-Fans. Die Tifosi liebten Gilles Villeneuve, dessen wundervollen Drifts ein feiner Augenschmaus war. Villeneuve schaffte es, in einer Runde über 100% zu geben, was nicht wenige Male in teils spektakulären, aber auch sehr heftigen Unfällen endete. Und im Wahn immer der Schnellste zu sein, ging Villeneuve 1982 im Qualifying auch zu weit. Das musste der Kanadier mit dem Leben bezahlen.
Dem Kanadier stand ein Fahrer einer noch exotischeren Motorsportnation gegenüber: Der Südafrikaner Jody Scheckter. Scheckter pflegte einen anderen Fahrstil. Auf eine Runde hin war Scheckter nicht der Stärkste, das zeigt auch seine Statistik in allen seinen F1-Jahren. Immerhin 10 Siegen bei GP-Rennen mit WM-Status (das bedeutet bei seinen 110 WM-Rennen eine Quote von 9,091%) standen lediglich 3 Pole Positions (Quote: 2,655%) gegenüber. Scheckter kam also ganz nach Niki Lauda, der bis dato letzte Weltmeister für die Scuderia Ferrari, der immer betonte, nicht den „Extra-Wahnsinn“ für eine Qualifyingrunde aufbringen zu können. Bei Ferrari war das noch nicht so bedeutend, aber später bei McLaren sah er deshalb im Stallduell gegen Alain Prost ziemlich als aus. Aber dennoch hatte er am Ende die Nase vorne, wenn auch nur um einen halben Punkt. Gute Vorzeichen für Jody Scheckter, zumindest statistisch.
Spektakulärer war jedoch Villeneuve, und damit bei den Tifosi auch deutlich beliebter. Und was auch nicht unter den Tisch zu kehren ist: Scheckter war neu im Team – er kam für den Argentinier Carlos Reutemann – und musste sich erst einleben. Villeneuve dagegen hatte schon mehr als ein Jahr Zeit sich in die Herzen der Ferrari-Fans zu fahren. Und dazu brauchte er nicht lange. Was beide damals sicherlich nicht wussten: Egal, wer von den beiden die Weltmeisterschaft nach Italien bringen würde – es sollte die letzte Fahrerweltmeisterschaft für Ferrari für die nächsten 21 Jahre werden. Erst Michael Schumacher beendete 2000 die Misere mit der Einleitung einer einmaligen Serie an WM-Titeln. Zuvor waren mehrere Ferrari-Fahrer immer wieder mehr oder weniger knapp daran gescheitert, zuletzt Eddie Irvine in der Saison 1999, der als klare Nummer 2 nach der Verletzungspause von Schumacher zur Nummer 1 wurde. Dafür benötigte er die Hilfe, einerseits von Schumacher und Schumacher-Ersatz Mika Salo, zum anderen aber auch von McLaren Mercedes und Mika Häkkinen, die sich oft selbst ein Bein stellten. Letztlich klappte es für den Iren nicht.
Dass es für Ferrari 1979 klappen würde, sah man nicht unbedingt auf den ersten Blick, denn im Qualifying zum Saisonauftakt in Argentinien bestimmte ein anderes Team das Tempo: Ligier Ford! Das französische Team, das 1997 von Alain Prost gekauft wurde, holte sich eine Doppelpole, mit Jacques Laffite vor Patrick Depailler. Die GP-Szene war vom Speed der beiden Ligier überrascht. Aber selbst, wenn Ligier nicht derart überrascht hätte, hat keiner von einer WM-Chance von Ferrari geträumt. Alle erwarteten eine Fortsetzung der Dominanz von Lotus Ford, jenes Team, das mit dem genialen Ground-Effect Auto aus den Federn des noch genialeren, aber auch mysteriösen Colin Chapman in der Saison 1978 alles in Grund und Boden fuhr. Mario Andretti wurde 1978 überlegen Weltmeister, doch besonders im Qualifying kam Teamkollege Ronnie Peterson dem US-Amerikaner Andretti gefährlich nahe. Andretti war aber die klare Nummer 1, also betankte man Peterson mit Zusatzsprit, damit dessen Lotus Ford schwerer und damit langsamer werden würde, damit Andretti vor Peterson landet. Aber der Schweder war ein ausgezeichneter Qualifier und schaffte setzte auch mit zusätzlichem Ballast die amerikanische Rennlegende ordentlich unter Druck. Doch Peterson war passé, er musste sein Leben unter wenig heldenhaften Umständen im Massencrash von Italien 1978 lassen. Er wurde durch Reutemann ersetzt, dem Scheckter-Vorgänger bei Ferrari.
Und damit wäre der Bogen zur Saison 1979 und Ferrari wieder gespannt. Was Ferrari zu Beginn der Saison nicht in die Karten spielte war die Tatsache, dass man zunächst mit dem alten Ferrari 312T3 fuhr, erst 3. Saisonrennen, dem Südafrika GP – also Scheckters Heimrennen – rückte Ferrari mit dem neuen 312T4 aus. Mit dem 312T3 konnte sich Scheckter überraschend stark auf Startplatz 5 qualifizieren, weit vor Villeneuve, der nicht über Startplatz 10 hinaus kam. Vor Scheckter standen noch Reutemann, sowie Tyrrell Ford Pilot Jean Pierre Jarier. Doch Scheckter nutzte der zu diesem Zeitpunkt der Saison verhältnismäßig gute Startplatz nicht wirklich viel, denn er kollidierte am Start mit John Watson, der bei McLaren Ford fuhr, nachdem Peterson ja verstarb und seinen Platz bei McLaren nicht einnehmen konnte. Die Kollision verwickelte auch Didier Pironi (Tyrrell Ford), Patrick Tambay (McLaren Ford), Nelson Piquet (Brabham Alfa Romeo) und Arturo Merzario (Merzario Ford). Der Start wurde abgebrochen und das Rennen neu gestartet – allerdings ohne 2 Fahrer. Zum einen ohne Piquet, der bei dem Unfall Fußverletzungen erlitt, und zum anderen ohne Scheckter, der sich das Handgelenk verstauchte. Besonders Piquet hat es dabei schwer erwischt: Die Front seines Brabhams war völlig demoliert. 6 Ärzte haben es nicht geschafft, den eingeklemmten und schreienden Brasilianer aus dem Wrack zu befreien. Erst als Niki Lauda und Arturo Merzario (angesichts des Feuercrash von Lauda am Nürburgring 1976, bei dem Merzario Lauda aus dem Feuer zog, eine interessante Konstellation) das Lenkrad zertrümmerten, gelang es ihnen, Piquet aus dem Boliden zu ziehen. Watson musste als Verursacher des Unfalls 10 Tausend Dollar Strafe beim Automobilweltverband FIA hinterlegen.
Pech für Laffite: Nachdem er beim ersten Start perfekt weggekommen war, verlor er beim Re-Start einige Positionen und gab die Führung an Teamkollege Depailler ab. Laffite war hinter Jarier und Watson nur noch 4. Bis zum Ende des Rennens gab es noch einige Korrekturen im Klassement. So tauschten die beiden Ligier-Fahrer wieder die Plätze. Am Ende gewann also doch Ligier. Dahinter kamen Reutemann und Watson ins Ziel. Dies war damit natürlich auch der Stand in der WM-Wertung. In der Konstrukteurswertung ging es mit folgendem Stand zum 2. Südamerika-Rennen nach Brasilien: Ligier (12), Lotus (8), McLaren (4).
Die Dominanz von Ligier Ford setzte sich auch in Brasilien fort. Wieder holten Laffite und Depailler für den Teamboss Guy Ligier, selbst Teilnehmer an wenigen Formel-1 WM-Rennen, eine Doppelpole heraus. Aus Reihe 2 starteten die beiden Lotus Ford von Reutemann und Andretti. Am Start durchbrach Reutemann die hellblaue Mauer von Ligier und fuhr auf Rang 2. Doch der Argentinier wurde zurückgereicht auf Rang 4 noch hinter Andretti. Der aber fiel aus und so kam Reutemann hinter Laffite und Depailler zum 3. Platz. Der 2. Sieg in Folge von Laffite machten ihn zum Favoriten auf den Weltmeistertitel. Mit 18 Punkten hatte er bereits nach 2 Rennen 8 Punkte Vorsprung auf den Verfolger Reutemann. Ein Punkt dahinter folgte Depailler.
Beim Südafrika präsentierte sich die Formel-1 Szene sportlich gesehen von einer ganz anderen Seite. Während hinter den Kulissen der Streit zwischen der FISA und FOCA um die Kontrolle der Formel-1 immer härter wurde, überraschte Jean Pierre Jabouille alle Anwesenden, als er mit seinem alten Renault die Pole Position holte. Dahinter blühten die beiden starken Ferrari-Fahrer auf. Der neue Ferrari, der in Südafrika erstmals zum Einsatz kam, war ein klarer Schritt nach vorne. Es war nicht nur ein Schritt, es waren mehrere. Der neue 312T4 war die erste rote Göttin mit Ground Effect. Und dieser Effect brachte auf der Strecke einiges an Zeit. Im Quali schlug dabei Scheckter Villeneuve, aber bereits im Rennen, das begleitet war von Wetterkapriolen, wurden die Karten neu gemischt. Und auch neu vergeben.
Quellen: grandprix.com, motorsportarchiv.de, Yesterday