so der erste Teil ist fertig. Er geht bis einschließlich zum Spanien GP. Vielleicht schreibt jemand ja noch ein bisschen was Genaueres zur Spanien-Katastrophe.
1970 wurde Jochen Rindt Formel-1 Weltmeister, als erster Österreicher. Oder war er doch Deutscher? Der in Mainz geborene Rindt fuhr mit österreichischer Lizenz und war im Prinzip auch Österreicher. Fast hatte man das Gefühl, durch die Weltmeisterschaft fand ein rivalisierende Fehde zwischen Österreich und Deutschland, mit Wolfgang Graphe Berghe von Trips 1961 nur knapp an der Weltmeisterschaft vorbeigeschrammt (ähnliche Situation wie später bei Rindt), statt. Die Saison 1975 sollte zeigen, wer tatsächlich besser sei: Österreich, oder doch Deutschland. Denn mit Niki Lauda bei Ferrari und Jochen Mass bei McLaren Ford saß jeweils ein Fahrer der angesprochenen Nationen in einem Topcockpit. Die Experten erwarteten nämlich wieder einen Zweikampf zwischen Ferrari und McLaren um den WM-Titel 1975. Im Vorjahr hatte noch McLaren mit dem Brasilianer Emerson Fittipaldi das Duell, das damals noch recht jung war, bis in die heutige Zeit jedoch hoch aktuell ist, für sich entscheiden.
Relativ bald war klar: Österreich hat mit Lauda klaren Vorteil. Lauda war bei Ferrari mittlerweile klar integriert, während Mass bei McLaren Ford, der für den zurückgetretenen Neuseeländer Denis Hulme gekommen war, sich erst einmal im Team einfinden musste. Später stellte sich heraus: Wirklich getan hat Mass das nie. Bis auf Achtungserfolge, beispielsweise seinem einzigem GP-Sieg beim Spanien GP 1975, blieben große Resultate für den damals fast 30-Jährigen aus. Ein weiterer Nachteil für Mass und das gesamte McLaren-Team: Der Ferrari 312T erwies sich bald als das eindeutig schnellere Auto.
Beim Saisonauftakt in Argentinien gaben aber zunächst weder Ferrari – die Italiener gingen noch mit dem alten Vorjahresmodell an den Start – noch McLaren Ford mit Weltmeister Fittipaldi den Ton an. Es waren Außenseiter, die für Furore sorgten: Jean Pierre Jarier holte sich im Shadow Ford sensationell die Pole Position! Für Shadow war es die erste Pole in der Formel-1 Geschichte des Rennstalls, der 1973 im Grand Prix Sport Fuß fasste. 2 weitere Poles sollten für Shadow in der Karriere bis 1980 noch folgen. Hinter Jarier reihten sich die beiden Brabham Ford-Fahrer Carlos Pace und Carlos Reutemann (der Teamchef Bernie Ecclestone wusste nie, welcher Carlos denn nun der Bessere sei) – ein sehr starkes Resultat für den britischen Rennstall. Erst auf den Plätzen 4 und 5 folgten Lauda und der damals jüngste Weltmeister aller Zeiten: Emerson Fittipaldi, dessen Bruder Wilson 1975 erstmals mit seinem eigenen brasilianischen Copersucar-Team an den Start ging. Für Fittipaldi war das ja nichts Neues: Zusammen mit Emerson hatte er in den 60er Jahren in Brasilien bereits in sämtlichen Nachwuchsklassen ein eigenes Rennteam, das beispielsweise in der Formel-Vee auch eigene Rennwagen baute. Das Fittipaldi-F1-Team-Debüt lief dagegen nicht so gut: Wilson Fittipaldi crashte schwer, das Auto fing Feuer – Fittipaldi blieb glücklicherweise unversehrt.
Schlecht lief der Renntag auch für Jarier, denn der Franzose hatte seine Pole Position quasi schon vor dem Rennstart wieder los: Ein Differenzialschaden stoppte seinen Shadow noch in der Einführungsrunde! Reutemann übernahm also nach dem Start die Führung, vor seinem Teamkollegen Pace, sowie Lauda. Lauda und James Hunt, der mit seinem Hesketh Ford die großen Teams ärgerte und 1976 Titelrivale von Lauda werden sollte, folgten und behakten sich. Lauda konnte Hunt im Vorjahres-Ferrari nicht halten, wie auch Fittipaldi nicht. Der heutige A1-GP Teamchef des Brasilien-Teams wühlte sich durchs gesamte restliche Spitzenfeld und führte ab der 35. Runde das Rennen an. Während Lauda immer weiter zurückfiel, gab Fittipaldi seine Führung nicht mehr her. Fittipaldi gewann am Ende das Rennen vor Hunt und Reutemann, der vom Ausfall seines Teamkollegen Pace profitierte. In der Fahrerweltmeisterschaft führte Fittipaldi nun selbstverständlich mit 9 Punkten, vor Hunt (6) und Reutemann (4). Lauda bekam als 6. noch einen Zähler. In der Konstrukteurswertung hatte McLaren (9) die Nase vorn, vor Hesketh (6) und Brabham (4).
Der Formel-1 Tross blieb in Südamerika. Dieses Mal machte er Halt im heißen und sonnigen Brasilien. Es blieb alles beim Alten: Jarier erzielte wieder die beste Qualifyingrunde, vor Argentinien-Sieger Fittipaldi und Reutemann, dahinter Lauda. Jarier und Shadow (es gab auch Gerüchte, dass Ronnie Peterson zum Team stießen würde – Gerüchte, die sich nicht bewahrheiteten) waren damit im Qualifying in der Saison 1974 noch unschlagbar. Den Start vergeigte Jarier jedoch genauso wie Fittipaldi und schon sah sich Reutemann in Führung. Jarier gab jedoch alles und überholte den Argentinier wieder. Bis Runde 33 führte Jarier, dann ging die Einspritzpumpe defekt. Reutemann wurde aufgrund von Reifenprobleme zurückgeworfen und so war der Weg frei für Pace. Er gewann seinen ersten Grand Prix, vor den beiden McLaren-Fahrer Fittipaldi und Mass. Lauda kam nach einem schwachen Rennen nicht über Platz 5 hinaus, noch hinter seinem Teamkollegen. Mit dem Vorjahreswagen war für die Scuderia Ferrari kein Kraut gewachsen. Die Hoffnungen ruhten auf das neue Modell, denn Fittipaldi enteilte in der Fahrer-WM bereits: Mit 15 Punkte hatte er 6 Punkte Vorsprung vor Pace, dahinter war Hunt mit 7 Punkten. In der Konstrukteurswertung sah die ganze Geschichte für McLaren weniger dominierend aus: Mit 15 Punkte hatte man nur 2 Vorsprung vor Brabham, dahinter war Hesketh (7).
Beim Südafrika kam Ferraris neuer Bolide. Gebracht hat’s aber nichts. Wieder gaben andere Teams den Ton an. Brabham Ford fuhr mit beiden Fahrern im Qualifying in die erste Reihe, im eher trägen Rennen war es neben Brabham aber auch noch das Tyrrell-Team, das dem Rennen den Stempel aufdrückte. Der Lokalmatador Jody Scheckter, der einen der Tyrrell Fords fuhr, wurde zusätzlich von den heimischen Fans beflügelt und gewann das Rennen souverän vor Reutemann, Scheckters Teamkollege Patrick Depailler, sowie Pace. Lauda fuhr mit seinem neuen Ferrari auf Rang 5 in die Punkte. WM-Leader Fittipaldi spielte aufgrund von Motorenproblemen um die Vergabe der WM-Zähler keine Rolle. Deswegen schmolz sein Vorsprung auch auf lediglich 3 Punkte: Fittipaldi (15), Pace (12), Reutemann (10). Mit 19 zu 16 Punkten übernahm Brabham vor McLaren auch das Zepter in der Herstellerwertung, Tyrrell rückte mit dem Sieg auf Platz 3 auf.
Die Übersee-Rennen waren damit Geschichte – mit 3 verschiedenen Siegern in 3 Rennen, sowohl bei den Fahrern, als auch bei den Teams. Doch der Auftakt in die Europasaison wurde auch das tragischste Rennen des Jahres. Es war aber auch das Rennen des Jahres, das die Wende im Kräfteverhältnis eingeleitet hat, denn Ferrari war plötzlich das klar beste Team. Beide waren im Qualifying nicht zu schlagen. Doch am Start schied sowohl Lauda, als auch Teamkollege Clay Regazzoni aus. Lauda wurde von Parnelli Ford Fahrer Mario Andretti getroffen, was eine Kettenreaktion auslöste. Denn Lauda krachte in den Wagen von Regazzoni. Der damalige Spitzenreiter im Gesamtklassement, Emerson Fittipaldi sah das bereits zu Hause gemütlich auf dem Sessel. Der Brasilianer streikte und trat beim Rennen wegen der üblen Sicherheit der Rennstrecke nicht an. Es stellte sich schnell heraus, dass Fittipaldi seine WM-Führung nicht grundlos riskierte, denn Fittipaldi sollte Recht behalten: Der Deutsche Rolf Stommelen, der das Rennen mit seinem Hill Ford nach zahlreichen Ausfällen anführte, verlor den Frontflügel. Sein Embassy Hill krachte in die Barrieren und flog in die Zuschauer. 4 Zuschauer wurden bei dem schweren Crash getötet, Stommelen selbst wurde schwer verletzt. Gestorben bei dem Unfall sind der kanadische Journalist Mario de Roia, der spanische Journalist Antonio Font Bayarri, der Zuschauer Andrés Ruiz Villanova, sowie der spanische Feuerwehrmann Joaquín Morera Benaches.
Unmittelbar nach dem Unfall herrschte totales Chaos. Denn die Rennleitung benötigte noch 4 weitere Rennrunden, bis das Rennen endlich abgebrochen wurde. In diesen 4 Runden hat Mass den Lotus Ford von Jacky Ickx überholt. Mass gewann vor Ickx und Jarier. Für das Rennen gab es aufgrund der minimalen Distanz, die im Rennen zurück gelegt wurde, halbe Punkte. Mass musste sich bei seinem ersten und einzigen F1-Sieg damit mit 4,5 statt 9 Punkte zufrieden geben. Viel ärger: Der Deutsche hätte sich sicher gewünscht, unter glücklicheren Umständen ein Formel-1 WM-Rennen zu gewinnen statt bei nach einem tödlichen Unfall. Lella Lombardi fuhr als 6. in die Punkte und erzielte damit als erste Frau einen WM-Zähler. Fittipaldi führte weiterhin die WM-Wertung an, spürte aber jetzt schon beide Brabham-Fahrer im Nacken. Nicht glücklicher dürfte Fittipaldi die Tatsache gestimmt haben, dass Ferrari aufgewacht zu sein scheint. Denn vom Speed her war Ferrari in Spanien tadellos unterwegs, die Startkollision war Künstlerpech. Die WM-Wertung sah nach 4 Rennen wie folgt aus: 1. Fittipaldi (15), 2. Pace, Reutemann (je 12), 4. Mass (9,5). In der Konstrukteurswertung führte Brabham mit einem halben Punkt vor McLaren: 1. Brabham (21), 2. McLaren (20,5), 3. Tyrrell (11).