Passt nicht ganz zu Yesterday, aber zum Thema. Ich hab ein bisschen was zur Albers-Entlassung, sowie zu der Karriere von Albers geschrieben, vllt. interessierts ja den ein oder anderen
Nur 2 Tage nach dem Großbritannien GP in Silverstone gaben Spyker-Teamchef Dr. Colin Kolles und Spyker-Mitbesitzer Michiel Mol bekannt: Die GP-Karriere von Christijan Albers ist vorerst beendet! Offiziell heißt es, Sponsoren des 28-Jährigen seien im Zahlungsrückstand, die Entlassung habe wenig mit den Talenten von Albers zu tun. In Holland heißt es, bei den Sponsoren handle es sich um Unternehmen, in denen kurioserweise Mol selbst verwickelt ist, weshalb immer wieder Lost Boys als der zahlungsunfähige Sponsor gilt. Insidern war aber klar, dass Albers nach seiner Trennung von Manager Lodewijk Varossieau Probleme mit dem Sponsorengeld bekommen würde. Auch von der fahrerischen Klasse war Albers bei Spyker Ferrari nicht mehr vertretbar. Teamkollege Adrian Sutil bügelte Albers praktisch in jedem Rennen, im Team-Duell bei den Qualifying steht es 7:2 für den Deutschen Sutil. Auch leistete sich Albers derartige Pannen, die ihm teamintern keine Freunde machten. Beim Malaysia Grand Prix litt Albers zum Beispiel an einer Lebensmittelvergiftung. Bereits nach dem Rennen zuvor, nach dem Saisonauftakt im australischen Melbourne, war der Ruf von Albers zerstört: In seinem ersten Rennen fuhr Sutil mehr als eine Sekunden pro Runde schneller als Albers! In Malaysia geriet Albers deshalb unter Zugzwang. Er musste seinen Ruf wiederherstellen, also verschwieg er dem Team sein Leiden an der Vergiftung. Bei den hitzigen Bedingungen hatte Albers aber keine Chance, er musste aufgeben; Spyker gab offiziell einen Getriebeschaden an.
Besser in Erinnerung dürften einige Fans die Vorkommnisse beim Frankreich GP sein. Als Christijan Albers zum Boxenstopp kam, fuhr er einfach los, obwohl seine Mechaniker noch am Betanken waren. Wie immer drehte der Lollypoppmann, also jener Mitglied der Boxenmannschaft, auf den der Fahrer achten muss und der dem Fahrer signalisiert, wann er losfahren muss, das Schild von Stopp auf Gang einlegen um. Albers fuhr los, riss den Tankschlauch mit und rollte mit dem Tankschlauch am Auto steckend noch bis zur Boxenausfahrt, dann war das Rennen beendet. Eine voreilige Reaktion des Fahrers beim Boxenhalt ist nichts Außergewöhnliches. Beim Großbritannien GP machte diesen Fehler auch McLaren Mercedes Pilot Lewis Hamilton. Der WM-Leader, der sich bis dato noch keinen groben Fehler geleistet hatte, blieb jedoch sofort wieder stehen. Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der in der DTM bereits mit Albers zusammengearbeitet hat, nach dem Rennen zur Problematik: „Wenn du einmal die Kupplung kommen lässt, kann viel passieren, vor allem natürlich das Absterben des Motors. Lewis hat sich perfekt verhalten – so gut, dass die Zeit, die durch den Stopp verloren ging, kaum messbar war.“ Experten sind sich sicher: Den Unterschied von Albers und Hamilton wurde bei den Szenen in Frankreich und Großbritannien jedem deutlich. Überhaupt läuft das Jahr für Albers aber nicht rund. Er selbst sucht das Problem bei den Reifen. Die Reifen dulden 2007 keinen aggressiven Fahrstil, weiche Fahrstile werden bevorzugt. Ein Grund, warum Fahrer wie Rubens Barrichello oder Giancarlo Fisichella deutlich besser aussehen als in den vergangenen Jahren, aber Fahrer wie Fernando Alonso und Christijan Albers in Probleme bringt.
Die Jahre zuvor waren nicht schlecht für Christijan Albers. Bei Minardi Cosworth kam er 2005 in die Formel-1 als Stammfahrer. Dem Österreicher Patrick Friesacher war er ebenbürtig, seinem Landsmann Robert Doornbos, der in der Saison den zahlungsunfähigen Friesacher ersetzte, konnte er klar besiegen. Die beiden waren erbitterte Rivalen, verstanden sich abseits der Strecke obschon der gleichen Nationalität so gut wie Katz und Maus. 2006 wechselte Christijan Albers dann ins Team von Kolles, damals noch unter dem Namen MF1 Toyota. Tiago Monteiro hieß nun sein Teamkollege, den er im Groben im Griff hatte. Monteiro machte sich 2005 einen Namen, als er im gleichen Team, allerdings noch Jordan Toyota genannt, als er eine unglaublich starke Zuverlässigkeit zeigte, dennoch setzte kaum jemand viel Geld auf einen WM-Titel vom Portugiesen. Die Leistungen von Albers zeigten jedoch Wirkung: Sowohl bei BMW Sauber als auch bei Aguri Honda war er auf der Beobachtungsliste. Bei BMW Sauber hätte Albers Testfahrer werden können, bei Super Aguri war er sogar für ein Stammcockpit im Gespräch. Die einzigen Punkte, die Albers in seinen 46 Formel-1 Rennen erzielen konnte, kommen aus dem USA GP 2005. Zur Erinnerung: Damals war Albers im Minardi Cosworth nur einer von 6 Startern. Er beendete das Rennen als 5. Der Aufwärtstrend damals bei der Scuderia Minardi zeigte in Amerika noch fast keine Wirkung, aber Albers war schneller als Teamkollege Friesacher, was auch nicht bei jedem Rennen damals der Fall war.
Experten erwarteten von Albers mehr, denn in der DTM zeigte er zuvor bei Mercedes gute Leistungen. Das Versagen von Albers lässt Experten auch an den Talenten von Gary Paffett zweifeln. Der McLaren Mercedes Testfahrer soll für 2008 ja bekanntlich bei Prodrive auf der Wunschliste stehen. Die DTM ist eine andere Welt als Formel-1 und die DTM bewies sich bislang nicht als bestes Sprungbrett für Nachwuchsstars. Die Karriere von Albers vor der Formel-1 war jedenfalls viel versprechend: 1997 wurde er Meister in der Formel-Ford 1800 Benelux. Mit einem Dallara Opel von VAR (Van Amersfort Racing) wurde er 1998 mit 2 Siegen aus 20 Rennen Gesamt-5. Sein Teamkollege, der Belgier Bas Leinders (2004 Freitagstestfahrer bei Minardi Ford) wurde Meister. 1999 holte sich Albers den Titel von Leinders, im Werksteam von Opel. Er siegte bei 6 der 18 Rennen und holte sich den Titel deutlich vor dem Schweizer Marcel Fässler, den Albers später als Gegner in der DTM wieder traf und der es in der Formel-1 nur zu Testfahrten im McLaren Mercedes und zu einer Sitzprobe bei Sauber Petronas brachte. Eine Klasse höher ging’s für Albers in der Saison 2000. Neben dem heutigen Red Bull Renault Pilot Mark Webber fuhr er 9 Rennen im Lola Zytek im Formel-3000 Team von Arrows. Zu Formel-1 Testfahrten bei Arrows konnte sich Albers jedoch nicht aufdrängen, an den Leistungen von Webber kam er nicht heran. Dafür testete Albers 2001 erstmals im European Minardi. Daneben fuhr er für Persson Mercedes in der DTM, noch ohne großen Erfolg. Der kam auch 2002 im Team von Keke Rosberg, Formel-1 Weltmeister von 1982 mit Williams Ford, noch nicht. Nebenher testete Albers wieder für Minardi. Im Werksteam von HWA Mercedes gewann Albers 2003 vier DTM-Rennen und wurde Vizemeister, hinter Rekordmeister Bernd Schneider, der ebenfalls in der Formel-1 bereits Erfahrung sammeln konnte. 2004 wurde er immerhin Gesamt-3. in der DTM, danach begannen erstmals konkrete Wechselabsichten in die Formel-1. Zunächst fuhr er Testfahrten bei Jordan Ford. Die Zukunft des Teams, für das er ja dann 2006 und 2007 fuhr – nur unter anderem Namen – war damals jedoch nicht gesichert, die Variante Minardi deshalb attraktiver.
Die Zukunft könnte Albers in die DTM zurückbringen. Theoretisch ist nämlich ein Cockpit bei TME Audi frei, dem DTM-Team von Colin Kolles, dem Teamchef des Spyker Formel-1 Rennstalls. Dort wackelt der Platz des Briten Adam Carrolls, weil der plötzlich in die GP2 gewechselt ist. In Silverstone gewann der Brite, ehemals Testfahrer bei BAR Honda in der Formel-1, das Sprintrennen für das Team von Renault Formel-1 Pilot Giancarlo Fisichella. Für den TME-Cockpit könnten neben Albers aber auch der Däne Nicolas Kiesa (2003 bei Minardi Ford, 2005 Freitagstestfahrer bei Jordan Toyota) und der Spyker Ferrari Testfahrer Markus Winkelhock in Frage kommen. Winkelhock sprang bereits bei 2 DTM-Rennen 2007 für den verletzten Tom Kristensen ein. Das Ziel von Winkelhock dürfte jedoch der Formel-1 Platz von Albers sein. Die Chancen des Deutschen könnten zumindest beim kommenden GP von Europa auf dem Nürburgring nicht schlecht stehen. Teammitglieder sind vom Talent von Winkelhock überzeugt, doch: Auch beim Sohn von Ex-Formel-1 Pilot Manfred Winkelhock sind die Sponsorengelder nicht üppig vorhanden und langfristig ist es ungeschickt von Spyker 2 Deutsche im Cockpit zu haben. Ein Holländer wäre perfekt, ein Holländer ist aber nicht in Sicht. Pläne eines Comebacks von Jos Verstappen dürften zu den Akten gelegt werden und Guido Van der Garde ist noch nicht im Besitz der Formel-1 Superlizenz. Der Vertragspoker um Van der Garde ist nämlich noch nicht beendet. Rückblende: Zunächst präsentierte Super Aguri Honda Van der Garde als Testfahrer für die Saison 2007, danach war er aber plötzlich in den Farben des Spyker-Teams zu sehen.
Der ehemalige Aguri Honda Pilot Sakon Yamamoto soll ebenfalls ein Kandidat auf das Albers-Cockpit sein. Der Japaner, gegenwärtig für BCN in der GP2 aktiv, ist offiziell zwar auch als Testfahrer bei Super Aguri unter Vertrag, gebraucht wird er dort in Wirklichkeit aber nicht. Yamamoto fuhr als Freitagstestfahrer bereits beim Japan GP 2005 im Rennstall, damals noch unter Jordan Toyota. Damals war Narain Karthikeyan Stammfahrer. Der Inder kommt bei Spyker ebenfalls in Frage. Aktuell ist er Testfahrer bei Williams Toyota. Als Favorit gilt aber Honda-Testfahrer Christian Klien. Der Österreicher war bereits für 2006 ein Kandidat auf das 2. Spyker Ferrari Cockpit, das letztlich Sutil bekam. Die Chancen bei Honda befördert zu werden, sinken so rapide, wie die Leistungen von Stammfahrer und Ex-Wackelkandidat Rubens Barrichello steigen. Reißen alle Stricke könnte Spyker aufgrund der Beziehungen zu Ferrari einen der beiden Ferrari-Testfahrer einsetzen, wobei Marc Gené gegenüber Luca Badoer zu favorisieren wäre.
Albers’ Siege
04. Juli 1998: Sieg am Nürburgring in der deutschen Formel-3 vor Pierre Kaffer; Dallara-Opel – Van Amersfort Racing
04. Juli 1998: Sieg am Nürburgring in der deutschen Formel-3 vor Bas Leinders; Dallara Opel – Van Amersfort Racing
19. Juni 1999: Sieg in Oschersleben in der deutschen Formel-3 vor Thomas Jäger; Dallara Opel – BSR Opel
03. Juli 1999: Sieg am Norisring in der deutschen Formel-3 vor Yves Olivier; Dallara Opel – BSR Opel
21. August 1999: Sieg am Nürburgring in der deutschen Formel-3 vor Robert Lechner; Dallara Opel – BSR Opel
21. August 1999: Sieg am Nürburgring in der deutschen Formel-3 vor Marcel Fässler; Dallara Opel – BSR Opel
04. September 1999: Sieg am Salzburgring in der deutschen Formel-3 vor Yves Olivier; Dallara Opel – BSR Opel
02. Oktober 1999: Sieg in Hockenheim in der deutschen Formel-3 vor Robert Lechner; Dallara Opel – BSR Opel
11. Mai 2003: Sieg in Adria in der DTM vor Matthias Ekström; Mercedes – AMG Mercedes
25. Mai 2003: Sieg am Nürburgring in der DTM vor Marcel Fässler; Mercedes – AMG Mercedes
22. Juni 2003: Sieg am Norisring in der DTM vor Marcel Fässler; Mercedes – AMG Mercedes
21. September 2003: Sieg in Zandvoort in der DTM vor Bernd Schneider; Mercedes – AMG Mercedes
02. Mai 2004: Sieg in Estoril in der DTM vor Matthias Ekström.
Albers’ F1-Statistik
GP-Rennen: 46 (Saison aktiv: 3)
Punkteresultate: 1
WM-Punkte: 4 (Rang 216 in der ewigen Bestenliste)
WM-Plätze: WM-19. 2005, WM-22. 2006, aktuell WM-22.
Durchschnittliche Startposition: 18,348 (Rang 428 in der ewigen Bestenliste)
Disqualifiziert: 1-mal
Ausfallquote: 39,130% (Rang 111 in der ewigen Bestenliste, gemeinsam mit Yannick Dalmas)
Debüt: Australien GP 2005
Teams: Minardi, MF1, Spyker
Teamkollegen: Patrick Friesacher, Robert Doornbos, Tiago Monteiro, Adrian Sutil