Formel E: Die Brennpunkte zum Berlin ePrix

Die Formel E feiert an diesem Wochenende ein Jubiläum: Zum zehnten Mal seit 2015 bestreitet die Elektro-WM ein Rennwochenende in Berlin. Als einziger Austragungsort fand sich Deutschlands Hauptstadt bisher in jedem Jahr im Formel-E-Rennkalender wieder. Im Jahr 2024 folgen an diesem Samstag und Sonntag, 11./12. Mai, die Saisonrennen neun und zehn (live im Free-TV bei DF1 ab jeweils 15:00 Uhr). Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Infos vor dem Jubiläumswochenende.

Gehen die Jaguar-Festspiele weiter?

Zuletzt in Monaco konnte das Jaguar-Werksteam den ersten Doppelsieg der Saison 2024 einfahren. Nach gelungener Teamarbeit bei der Umsetzung der Attack-Mode-Strategie, setzte sich Mitch Evans vor seinem Teamkollegen Nick Cassidy durch. Für die Mannschaft aus dem britischen Coventry war es erst der zweite Doppelsieg in der Formel E seit dem Werkseinstieg 2016.

Der erste Doppelsieg war der Marke vor einem Jahr ausgerechnet in Berlin gelungen. Damals überquerte Evans vor seinem damaligen Stallgefährten Sam Bird als Erster das Ziel. Auch das Sonntagsrennen in Berlin gewann 2023 mit Cassidy - damals noch im Kunden-Jaguar von Envision - ein Auto mit Jaguar-Antrieb. Gelingt eine Wiederholung der Triumphe?

Formel E: Team-Tabelle nach 8/16 Saisonrennen

Porsche-Heimspiel mit verlängertem Andretti-Vertrag und neuem Safety-Car

Etwas dagegen haben dürfte mit Sicherheit Porsche. Die Zuffenhausener feiern an diesem Wochenende wie das Mahindra-Kundenteam Abt-Cupra ihr Heimspiel. Ein Sieg in Berlin blieb Porsche seit dem Formel-E-Einstieg 2019 jedoch verwehrt. Der letzte Podestplatz des Werksteams in Tempelhof ist auf den 05. August 2020 datiert.

Immerhin gab es vor dem Wochenende schon gute Nachrichten im Zusammenhang mit Kundenteam Andretti. Der US-amerikanische Rennstall gab am Donnerstag die Vertragsverlängerung mit Porsche bekannt, welche die nächsten beiden Jahre bis Ende 2026 umfasst. Zudem schickt Porsche in Berlin ein neues Safety-Car an den Start: Der in diesem Jahr vorgestellte Taycan Turbo GT folgt auf den Turbo S von 2019.

Wie im vergangenen Jahr reist Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein als WM-Führender nach Berlin. Der 29-Jährige führt mit 102 Punkten die Fahrer-Wertung an und hat sieben Zähler Vorsprung auf Jaguar-Pilot Cassidy. In der Team-Weltmeisterschaft belegt Porsche den zweiten Platz mit 44 Punkten Rückstand auf das Jaguar-Werksteam.

Top-5 der Formel E 2024 nach 8/16 Saisonrennen

Formel E Berlin: 5 Stammfahrer nicht am Start

Unterdessen wird das Fahrerfeld in Berlin anders aussehen als gewohnt. Gleich fünf etatmäßige Stammfahrer sind beim Double-Header auf dem Tempelhof Airport Street Circuit nicht am Start. Hauptverantwortlich dafür ist eine für alle Seiten ärgerliche Terminkollision mit dem WEC-Rennen in Belgien. Die Langstrecken-WM trägt am 11. Mai 2024 das 6-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps aus.

Dadurch fehlen in Berlin vier Piloten. Abt-Cupra-Fahrer Nico Müller geht in Spa für das Peugeot-Werksteam an den Start, während Mahindra-Pilot Nyck de Vries das Langstreckenrennen für Toyota bestreitet. Beim amtierenden Formel-E-Weltmeister-Team Envision-Jaguar fehlen sogar beide Fahrer! Sebastien Buemi (Toyota) und Robin Frijns (BMW) räumen ebenfalls der WEC Priorität ein. Das DS-Penske-Duo Stoffel Vandoorne und Jean-Eric Vergne sowie Edoardo Mortara (Mahindra) und Norman Nato (Andretti-Porsche) priorisieren hingegen trotz WEC-Cockpits den Double-Header in Berlin.

Neben den in Spa startenden Piloten fehlt in Berlin auch McLaren-Nissan-Pilot Sam Bird. Der Brite zog sich im Monaco-Training vor zwei Wochen einen Knochenbruch zu und wird erneut vom 19-Jährigen Taylor Barnard vertreten.

Zwei Debütanten und DTM-Rennsieger als Ersatz in Berlin

Unter den Piloten, welche die WEC-Starter in Berlin ersetzen, sind auch zwei Formel-E-Debütanten. Ex-Mercedes-Junior und Formel-2-Fahrer Paul Aron gibt bei Envision-Jaguar seine Premiere, während Jordan King für Mahindra debütiert. Für King ist es der erste Rennstart seit dem 14. Dezember 2019. Den zweiten Platz bei Envision-Jaguar füllt der achtmalige Formel-E-Starter Joel Eriksson aus, während Kelvin van der Linde bei Abt-Cupra Nico Müller ersetzt. Van der Linde hatte bereits 2023 als Ersatz für den verletzten Robin Frijns drei ePrix für die Kemptener absolviert.

Obwohl die 6 Stunden von Spa lediglich am Samstag stattfinden, werden alle Ersatzfahrer auch das Sonntagsrennen in Berlin bestreiten. Die FIA-Regularien bewerten beide Rennen eines Double-Headers als ein einzelnes Event, womit Fahrer nur aufgrund 'höherer Gewalt' (Force Majeure) für das Sonntagsrennen ausgetauscht werden dürften. Die betroffenen Teams hofften auf eine Ausnahmeregelung, die jedoch in einer Abstimmung der elf Teams im März wenig überraschend scheiterte.

Wieder Energiespar-Schlacht in Berlin?

Auch wenn das Phänomen der sogenannten Energiespar-Schlachten eher mit permanenten Rennstrecken assoziiert wird, trat das extreme Energiesparen in der vergangenen Saison auch auf dem temporären Kurs auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof auf. Im Vorfeld des Wochenendes wird erneut mit einem chaotischen Rennen gerechnet, besonders am Samstag. Am Sonntag wird das Rennen zwei Runden kürzer sein, bei gleichbleibender Energie-Menge (38,5 Kilowattstunden).

Eine Besonderheit stellt das Rennen in Berlin in diesem Jahr im Hinblick auf den Attack Mode dar. Zum ersten Mal im Jahr 2024 werden die Piloten die 50 kW Zusatzleistung nicht für eine Dauer von acht Minuten verwenden dürfen. Stattdessen ist für das Samstagsrennen lediglich eine Attack-Mode-Dauer von sechs Minuten vorgesehen, wobei die zusätzliche Power zweimal aktiviert werden muss. Am Sonntag wird dies noch einmal auf vier Minuten reduziert.

Auch nach Rennende Betrieb auf der Strecke

Nicht nur bei den beiden Rennen selbst werden Rookies unterwegs sein. Am Montag nach dem Berlin ePrix (13. Mai) findet 2024 erneut ein Rookie-Testtag statt. 22 Piloten ohne Formel-E-Rennstart werden in zwei dreistündigen Sessions die Möglichkeit erhalten, sich mit der aktuellen Fahrzeuggeneration vertraut zu machen.

Unter den Rookies sind prominente Namen zu finden. Mit Thomas Preining (Porsche) und Sheldon van der Linde (Jaguar) werden etwa die DTM-Champions der vergangenen beiden Jahre am Test teilnehmen. Ricardo Feller, der in der DTM auch 2024 für Abt-Audi startet, sorgt bei Abt-Cupra für weitere DTM-Vertretung. Zudem wird eine Reihe von Piloten testen, die aus den Nachwuchsserien bekannt sind. Darunter sind beispielsweise der Formel-2-Champion von 2022 Felipe Drugovich (Maserati-DS), der Formel-2-Vizemeister der abgelaufenen Saison Frederik Vesti (Mahindra) sowie der aktuelle Meisterschaftsführende der Formel 2 Zane Maloney (Andretti-Porsche).

Formel E Berlin 2024: Das ist die neue Strecke

Nicht nur beim Attack Mode gibt es Änderungen, auch die Strecke in Berlin ist neu. Obwohl sich die Länge des Kurses nur um zehn Meter verkürzt hat, ist das Layout grundlegend überarbeitet worden. Dies zeigt sich allein an der Anzahl der Kurven. Statt der bisherigen zehn, erwarten die Fahrer nun 15 Kurven. Im Vergleich zur im November 2023 vorgestellten Variante wurde die Strecke noch einmal um 40 Meter verkürzt, was hauptsächlich mit einer verkürzten Anfahrt von Kurve 8 zu Kurve 9 zusammenhängt.

Die Start/Ziel-Gerade ist in der neuen Berlin-Version auf die bisherige Gegengerade verlegt worden. Die ehemalige Gegengerade wurde hingegen deutlich verkürzt, der symbolträchtige Douglas-DC-3-Flieger erwartet die Fahrer nun in Kurve zwei. Gleich bleibt hingegen die Herausforderung der Betonplatten, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Beschaffenheit häufig über ein unterschiedliches Grip-Niveau verfügen.

Formel E Berlin 2024: Zeitplan

Freitag, 10. Mai 2024

Samstag, 11. Mai 2024

Sonntag, 12. Mai 2024