Grundsätzlich ist mir völlig schleierhaft, wie man mit einem UNTERsteuernden Auto schnell unterwegs sein kann, aber stimmt schon, jeder Fahrer hat da seine persönlichen Vorlieben.
Da kann ich dir vielleicht weiterhelfen:
Grundsätzlich ist man in der Theorie mit einem neutralen Auto am schnellsten in einer Kurve. Jetzt kommt aber das Thema "persönlicher Fahrstil" dazu.
Da gibt es 2 grundsätzliche Typen:
Der Spätbremser (Montoya):
Der Spätbremser bremst sehr weit in die Kurve hinein, das heißt er legt den größten Teil des Kurvenweges auf der Bremse zurück . Seine Kurveneinfahrgeschwindigkeit ist relativ hoch. Für den Spätbremser ist ein übersteuerndes Auto am besten geeignet, weil ein untersteuernder Wagen auf der Bremse
(aufgrund der sogenannten "dynamischen Radlastverteilung" --> Fahrzeuggewicht wird durch den Bremsvorgang Richtung Vorderachse verschoben)
in Richtung Kurvenausgang schiebt. Da der Spätbremser logischerweise auch später Gas gibt, ist seine Kurvenausgangsgeschwindigkeit relativ niedrig. Die Gefahr, sich aufgrund des übersteuernden Fahrverhaltens aus der Kurve zu drehen, ist relativ gering.
Der Frühgasgeber (Räikönnen):
Bei ihm spielt sich das ganze genau umgekehrt ab. Er bremst eher, läßt die Bremse auch eher wieder los und umrundet die Kurve, während der Wagen ganz leicht "am Gas hängt". Seine Kurveneingangsgeschwindigkeit ist niedrig, dafür ist er am Kurvenausgang schneller. Da dieser Fahrertyp den größten Teil der Kurve am Gas zurücklegt, wird die Untersteuertendenz (wieder "dynamische Radlastverschiebung) des Wagens verringert.
Der Witz ist, daß bei freier Strecke man mit beiden Fahrstilen durchaus gleich schnell sein kann. Im Fahrzeugpulk ändert sich dass Bild. Hier hat der Spätbremser Vorteile, da er sich am Kurveneingang am Gegner vorbeibremsen kann. Am Kurvenausgang ist die Ideallinie viel wichtiger als am Kurveneingang, das bedeutet der Frühgasgeber kann den Vorteil seines Wagens nicht in einen Konterüberholvorgang umsetzen weil er auf der selben Linie wie der Spätbremser beschleunigen muss.
Sehr beispielhaft nachvollziehen kann man das Ganze bei GT4. Einfach mal den Ford GT fahren. Da muss man seinen Fahrstil ganz schön umstellen, weil der Wagen so untersteuernd ausgelegt ist, daß man unmöglich früh bremsen muß. Hat man sich daran gewöhnt, fährt man mit diesem Auto Rundenzeiten, die man anfangs nicht für möglich hält.