Quelle: ams
nach dem video sind noch mehrere zur auswahl. guckt euch danach folgendes an.
F1-Technikvideo: Das Red Bull-Geheimnis
http://www.auto-motor-und-sport.de/form ... 1169304001Red Bull vermisst Frontflügel
"Ich habe davon gehört", lächelte Chefdesigner Adrian Newey in Singapur gequält, "aber ich verzichte darauf, mir das anzutun." Mark Webber winkt ab: "Adrian hat beide WM-Titel in der Tasche. In seinem Kopf ist nur noch das 2012er Auto. Das 2011er ist abgehakt." Viel schlimmer, so Newey, sei die Geschichte mit dem abgerissenen Frontflügel: "Wir haben nur die Hälfte zurückgekriegt. Die andere ist wahrscheinlich in Maranello."
Ganz ohne Nebengeräusche geht der Fall nicht ab. Wie auto motor und sport in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 22, ab dem 6. Oktober im Handel) enthüllt, hat die Konkurrenz Unregelmäßigkeiten entdeckt. Der vordere Teil des Unterbodens weist auf eine Länge von 30 Zentimetern gleichmäßige Kratzspuren auf. Sie brechen exakt vor dem Punkt ab, an dem die FIA die Biegsamkeit misst.
Red Bull-Unterboden illegal?
Der Verdacht: Das nach vorne angestellte Auto kratzt nicht nur mit der vorderen Kante des Bodens auf der Straße, sondern mit einer viel größeren Fläche, die dann kontrolliert vor dem Messpunkt abknickt. Das wäre nicht legal.
Auch sonst regt sich Unmut über Red Bull. Man fragt sich, wie es im Rahmen des Kostenreduzierungsplans möglich ist, ein Monza-Spezial-Kit zu bauen. "Drei Sätze Flügel, Verkleidung und Unterböden kosten in der Produktion 800.000 Euro. Dazu die Windkanalkosten. Für uns wäre es unverantwortlich, so viel Geld für ein Rennen zu opfern. Da müssten wir anderweitig sparen", rechnet Mercedes-Teamchef Ross Brawn vor.
Jedes Grand Prix-Wochenende beginnt das Versteckspiel aufs Neue. Wenn alle Autos in der Startaufstellung stehen, ist bei Red Bull immer am meisten los. Hier tummeln sich die Ingenieure der Konkurrenz, um die einzige Chance des Wochenendes zu nutzen, sich den RB7 im Stand aus der Nähe anzuschauen. Als Abwehrmaßnahme lässt Teamchef Christian Horner seine Mechaniker vor dem besonders sensiblen Heckbereich im Halbkreis aufstellen, um allzu tiefe Einblicke zu vermeiden.
Kopieren gehört in der Formel 1 zum guten Handwerk. Und bei Red Bull gibt es bekanntlich immer etwas zu entdecken. Besonders sensibel reagieren die "Wachmänner", wenn sich ein Fotograf dem Heck nähern. Da wird auch mal geschubst und gepöbelt, wenn das Objektiv in Richtung Auspuff-Endrohr oder Diffusor gerichtet wird. Beim Katz und Maus-Spiel hatte Red Bull zumeist die Oberhand. Wer die filigran geformten Luftkanäle im Heck fotografieren wollte, musste sich schon in der Boxengasse auf die Lauer legen und schnell am Abzug sein.
Doch in Monza wendete sich das Blatt. Mark Webber krachte mit seinem Auto in der Parabolica in die Reifenstapel und die Fotografen hatten plötzlich leichtes Spiel. Das Auto stand ungeschützt auf dem Präsentierteller. Zur Freude der Spione halfen auch die Streckenposten mit. Der Red Bull wurde per Kran in die Luft bugsiert und erst einmal ein paar Minuten hängengelassen, bis alle Schüsse im Kasten waren.
Besonderes Interesse bei der Konkurrenz ruft die Holzplatte am Unterboden hervor. Der vordere Teil weist ungewöhnliche Abnutzungsspuren auf. Die ersten 30 Zentimeter des Splitters scheinen während der Fahrt gleichmäßig auf dem Asphalt zu schleifen. Bei anderen Autos sind die Kerben eher unregelmäßig über die gesamte Bodenplatte verteilt.
Die Konkurrenz vermutet, dass der vordere Teil der Platte flexibel ist, um den Frontflügel näher an den Asphalt zu bringen. Das wäre allerdings illegal. Doch bisher fiel das Auto bei den FIA-Tests nicht negativ auf. Der englische Technikexperte Craig Scarborough hat auf seiner eine interessante Theorie dazu verfasst, wie Red Bull das Kunststück hinbekommt. Seiner Meinung nach ist der Unterboden mit einer achsgelagerten Aufhängung mit dem Chassis verbunden.
Das System funktioniert seiner Meinung nach wie eine umgekehrte Wippe: Bei höheren Geschwindigkeiten zieht der Abtrieb des Frontflügels den Splitter auf den Asphalt. Der vordere Teil des Unterbodens wird durch das Schleifen auf der Piste nach oben gedrückt. Der Teil hinter der Achse wird wie bei einer Wippe gleichzeitig nach unten gedrückt. Dadurch liegt der Unterboden im vorderen Teil plan auf dem Asphalt auf, die Kräfte werden besser verteilt und die Holzplatte nicht zu stark abgenutzt.
Die FIA überprüft die Flexibilität des Splitters mit hydraulischen Stempeln. In der Testanordnnug wird der Unterboden mit der gesamten Länge auf eine ebene Fläche gestellt. Die Stempel versuchen dann den vorderen Teil mit vorgegebenen Kräften nach oben zu drücken. Da der hintere Teil hinter der Drehachse in der Ausgangsstellung schon flach auf dem Boden liegt, ist die Wippe blockiert. Somit kann sich auch der vordere Teil nicht mehr verbiegen.
Wippen-Lösung wäre illegal.
Auf Nachfrage von auto motor und sport hält die FIA ein solches System prinzipiell für möglich, betont gleichzeitig aber auch noch einmal, dass es illegal wäre. Auch die Konkurrenz hat von der Theorie Wind bekommen. Angeblich hat ein Spitzenteam auch schon eine offizielle Anfrage an die Regelhüter gestellt. Was sich unter der Verkleidung verbirgt, können auch die Foto-Spione nicht herausfinden. Die FIA könnte allerdings ihr Testverfahren ändern.