Ich war als langjähriger CART-Fan 2001 mit Freunden ebenfalls am Eurospeedway. Weil's am ersten Trainingstag geregnet hat und das Oval nicht befahren werden konnte, hingen wir im Paddock rum. Fast alle Teams hatten ihre Rolläden oben, es war quasi Open House: man konnte in die Garagen rein, den Mechanikern beim Schrauben zusehen, sich mit anwesenden Fahrern fotografieren lassen; man konnte die Boliden aus nächster Nähe bewundern, Kinder durften sich sogar in die Autos setzen. Ich selbst habe mich mit einem PacWest-Mechaniker wohl eine knappe Stunde über Technik und alles mögliche unterhalten – auch am Renntag waren die Leute noch völlig relaxed, der Fahrer Jimmy Vasser hat uns z.B. 30 Minuten vor dem Start im Fahrerlager wie selbstverständlich ein Autogramm gegeben.
Ich erspare mir hier mal, Vergleiche mit der Formel 1 anzustellen, weil es ja ohnehin wieder nur heißen würde, die Formel 1 sei eben populärer und man könne den Pöbel nicht so einfach auf die Stars loslassen – wenngleich das in Wirklichkeit rein ein Sache der Einstellung ist. Auch, daß das German 500 bis zu Zanardis Unfall sensationell war, braucht nicht weiter erwähnt zu werden.
Daß Fans, die aus der Formel 1 nichts als Prozessionen gewöhnt sind, bei einem guten CART-Rennen die Übersicht verlieren, wundert mich wenig. Ihnen sei gesagt, daß im wahren Rundstreckensport Überholmanöver nun einmal das Salz in der Suppe sind und man sich im allgemeinen nicht darauf verlassen kann, daß Startaufstellung minus Ausfälle die Grundformel für das Endergebnis darstellt und allfällige Positionsverschiebungen nur durch Boxenstopps erfolgen – auch wenn uns Max und Bernie seit Jahren einreden wollen, man möge die moderne Formel 1 doch als "High-Tech-Schachspiel" begreifen, in dem das Fehlen jeglicher On-Track-Action nicht etwa als Ergebnis ebendieses technischen Wettrüstens und somit letztlich als das völlige Versagen ebendieser sportlichen Legislative verstanden werden will, sondern als Teil der Strategie.
Aber die selbsternannten Fans fressen, was ihnen von den medialen Schergen der FIA-Diktatur als sogenannte Königsklasse vorgeköchelt wird, weshalb man auch in Zukunft die sportlich wirklich wertvolle Fahrerparade der zwanzig Idioten live und auf drei Kanälen verfolgen werden kann, während wirklich kompetitive Rennserien wie eben CART fast zugrunde gehen und man froh sein muß, wenn man mit Glück zwei Wochen später eine 30-Sekunden-Zusammenfassung des letzten Laufs erhascht.