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Mehr technische Freiheiten in der GP2

NASCAR, Formel E, Formel 2, u.a.: Hier sind alle weiteren Serien daheim.
Beitrag Sonntag, 02. Januar 2011

Beiträge: 45834
Ich hab mir mal ein paar Gedanken gemacht:

2011 wird es in der GP2 wieder neue Chassis geben – wie alle drei Jahre. Der italienische Chassishersteller Dallara hat ein Auto gebaut, das der Formel-1 optisch und technisch recht nahe kommt. Damit ist die GP2 auch optisch weiterhin die Nachwuchsserie Nummer eins. Seit 1967 wird die Meisterschaft ausgetragen (Rennen gibt es bereits Jahrzehnte davor), zuerst unter dem Namen F2-Europameisterschaft, danach unter International Formel-3000 und seit 2005 unter GP2. Seit 2005 stellt Dallara die Chassis, allerdings als Alleinausrüster. 125 Siege feierte man bisher, damit hat man die Spitzenposition in der ewigen Bestenliste inne. In der abgelaufenen Saison überholte man Lola (115 Siege). Lola war von 1996 bis 2004 Alleinausrüster, gewann aber anders als Dallara davor bereits Rennen, als es noch technischen Wettbewerb gab.

Seit 1996 hat man allerdings die Einheitschassis eingeführt. Erstens aus finanziellen Gründen, zweitens aber auch aus Gründen der Fairness. Der zweite Punkt ist auf dem ersten Blick verständlich, auf dem zweiten allerdings nicht mehr. Denn auch seitdem gab und gibt es in der Serie Topteams, die aus dem gestellten Material das Beste herausholen können. Andere Teams hinken seit Jahren hinter her. Das Problem der Fairness hat sich dadurch nicht gebessert. Die Formel-2 versucht daher einen ganz anderen Ansatz und lässt gar keine Rennteams zu. Die Fahrer werden nur von zugelosten Ingenieuren betreut. Das Ganze ist aber atypisch und damit wird der Fahrer nicht perfekt genug auf die Formel-1 vorbereitet.

Der erste Punkt der Argumentation ist trotzdem stichhaltig – wie immer. Der Kostenpunkt also. Bis Mitte der 80er Jahre versuchten sich viele Teams in der Serie mit eigenen Chassis, vor allem, wenn die Formel-1 in der nahen Zukunft auf dem Programm stand. Spätere F1-Teams wie Minardi, Osella, Spirit, AGS und viele mehr probierten sich erst in der Formel-2 – mit eigenen Chassis. Damit war der F1-Einstieg deutlich leichter, weil bereits die Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines eigenen Fahrzeugs bekannt waren. Es ist kein Wunder, dass seit der Einführung der Einheitschassis in der zweiten Liga nur noch ganz wenige Teams in die Formel-1 aufgestiegen sind – und sie alle sind gescheitert.

Doch Zu Beginn der 90er Jahren konnten es sich nur noch wenige F3000-Teams leisten, ein eigenes Auto zu bauen. 1993 gab es mit Reynard sogar nur noch einen Chassishersteller, obschon keine Einheitschassis vorgeschrieben waren. Das Problem damals war aber auch das verstärkte Aufkommen von Firmen, die keine Rennteams stellten, sondern nur Chassis entwickelten und eben an F3000-Teams verkauften. Firmen wie Lola, Reynard, Ralt, March oder eben auch Dallara. Damit viel es Teams immer schwerer, eigenständig Autos zu entwickeln und erfolgreich einzusetzen. Und ohne Erfolge gab es auch keine Sponsoren – damit wären wir wieder beim Thema Kosten.

Ein ähnliches Phänomen erleben wir gerade in der Formel-3. Dort sind Eigenbauten laut Reglement noch erlaubt, aber selten. Die meisten Teams fahren mit Dallara-Chassis, Eigenkonstruktionen scheiterten zuletzt. So zum Beispiel die Konstruktion von Litespeed, jenem britischen Team, aus dem das aktuelle Lotus-F1-Team entstand.

Dabei wäre es wichtig, dass neue F1-Teams zuvor Berührungen mit der Konstruktion eigener Chassis haben. Die IndyCar hat das verstanden. Einst konnte die so genannte amerikanische Formel-1 mit der F1-Weltmeisterschaft mithalten, sowohl mit der Klasse an Fahrern, als auch mit der Markenvielfalt und technischen Vielfalt der Autos. Seit Mitte den 90er Jahren gibt es aber auch dort Einheitschassis (übrigens auch von Dallara…). Doch 2012 soll die technische Vielfalt wieder zurückkehren: Zwar wird Dallara weiterhin den Rahmen der Autos bauen, doch das Reglement erlaubt nun die Entwicklung eigener Aerodynamik-Pakete, so genannte Aero-Kids. Die Lotus-Gruppe, sowie das Penske-Team haben bereits angekündigt, ein eigenes Aero-Kid zu bauen. Es ist eine Kompromisslösung, die Kosten im Rahmen hält, aber die gleich ein interessanteres Gesicht hat. Es wäre eine Lösung, die auch der GP2 gut tun würde – und der Formel-1. Denn so würde es neuen Teams leichter fallen, in die Formel-1 einzusteigen. In den nächsten drei Jahren ist das aber reines Wunschdenken!

Die siegreichen Chassis in der zweiten Liga (1967-2010):
1. Dallara 125
2. Lola 115
3. March 89
4. Reynard 58
5. Ralt 33
6. Brabham 19
7. Lotus 10
7. Martini 10
7. Matra 10
10. Elf 8
11. Toleman 7
12. Surtees 5
12. Tecno 5
14. Chevron 4
14. Maurer 4
14. Spirit 4
17. AGS 3
17. Osella 3
19. BMW 2
19. Ferrari 2
19. Motul 2
22. GRD 1
22. McLaren 1
22. Minardi 1


Beiträge: 10785
Tja Micha, der immer wiederkehrende Konflikt um überschaubare und finanzierbare Budgets einerseits und das gute alte Bastelbuden-Image andererseits... Knallhart gesagt - es ist momentan unmöglich weil schlichtweg nicht finanzierbar, da etwas zu ändern...
Ich find den Ansatz der Amerikaner interessant, aber ich bezweifle, dass er in Europa umsetzbar wäre...
"Wir sind beide tolle Fahrer, nur dass der eine mehr Glück hatte, so lange Zeit in einem so guten Auto zu sitzen."

"I'm just trying to race and this sport these days is more about penalties than about racing. "


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Wieso sollte das vom Kontinent abhängen?
Ich bin gespannt auf deren Ansatz und hoffe, dass das Ganze Schule machen wird.


Ich denke mittel- bis langfristig wird eine Budgetobergrenze doch mal wieder nötig sein - oder eben weiterhin der Einheitsbrei...


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Indy ist doch wohl eher mit unserer F1-Szene vergleichbar. Du hast Medienpräsenz, Sponsoreninteressen und Profirennfahrer. In einem solchen Umfeld hast Du natürlich etwas Spielraum...
Schaust Du Dir aber Europa an genießt alles unterhalb der F1 doch ein Schattendasein. Die Medienpräsenz ist - sagen wir es mal - bescheiden, Sponsoreninteressen praktisch NULL, alles nur als Durchlauferhitzer in Richtung Profi-Karriere ausgelegt. Die Teams haben kaum noch Bastelbuden-Enthusiasmus, es sind Wirtschaftsunternehmen, die aufgrund mangelnder Team-Sponsoren auf die Kohle der Fahrer angewiesen sind. Diese wiederum stehen unter so großem Druck, mit der vorhandenen Kohle sofort Erfolge abliefern zu müssen dass für Experimente nicht mal mehr ansatzweise Zeit und Raum da ist...
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Ganz so schlimm sehe ich es noch nicht. Das Thema Geld war im Motorsport schon immer ein Thema.

Und in der GP2 gibt es durchaus viele große Sponsoren und auch bekannte Sponsoren.

Die Medienpräsenz ist teilweise echt mies, auch wenn sich Eurosport letztes Jahr mit der WSbR und der F2 (nächstes Jahr mit der Auto GP) zumindest etwas bemüht.

Aber das Thema Fernsehen ist halt so ein Thema für sich.

Was ich richtig mies find sind Zeitungen wie Motorsport aktuell und Speedweek, die halt nur noch kleine Rennberichte verfassen. Und das in einer Motorsport-Zeitung! Rennberichte, die es auf jeder Homepage zu lesen gibt.

Die MSa gibt sich zumindest hin und wieder Mühe, mal ein kleines Portrait zu machen, aber das wars dann auch schon...


Ich sag ja, ich wenn Motorsport-Journalist wäre... :idea:


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MichaelZ hat geschrieben:
Ganz so schlimm sehe ich es noch nicht. Das Thema Geld war im Motorsport schon immer ein Thema.
Und in der GP2 gibt es durchaus viele große Sponsoren und auch bekannte Sponsoren.

GP2 entzieht sich mir jetzt ein bisschen, aber in den "unteren" Serien geht es i.d.R. darum, Deinen Platz in einem möglichst guten Team zu bezahlen und dann spätestens im zweiten Jahr Meister zu werden. Dazu kommt noch das Problem, dass die wenigsten "Sponsoren" dort im herkömmlichen Sinne aktiv sind (also für die Medienpräsenz im marketingtechnischen Sinne des Unternehmens) sondern i.d.R. den Jungstar aufgrund persönlicher Kontakte (Papas Geschäftsfreunde oder ähnliches) fördern. Da bleibt rein gar kein Platz für den Traum von ner Mini-F1...

MichaelZ hat geschrieben:
Ich sag ja, ich wenn Motorsport-Journalist wäre... :idea:

Sorry wenn ich Deine Illusionen zerstöre aber Du würdest das schreiben was Deine Leser lesen wollen... Und da hast Du nunmal außerhalb der F1/DTM ziemlich schlechte Karten. Nimm Dir nur das Forum hier, angeblich "Fans"... Für Formelchen heißt der GP2-Meister heute noch Maldodingsda und Petrov ist trotz P2 ein Nichtskönner. Von Bianchi werden die meisten erst beim Ferrari-Test gehört haben und wenn ich sage, dass die Stars der Zukunft wohl Vainio. deVries, Verstappen und Albon heißen könnten interessierts keinen...
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass es gut ankommen würde, wenn die Motorsport-Fachzeitungen Serien wie der GP2 mal zwei bis drei Seiten einräumen, mindestens aber der IndyCar...


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