Ich hab mir mal ein paar Gedanken gemacht:
2011 wird es in der GP2 wieder neue Chassis geben – wie alle drei Jahre. Der italienische Chassishersteller Dallara hat ein Auto gebaut, das der Formel-1 optisch und technisch recht nahe kommt. Damit ist die GP2 auch optisch weiterhin die Nachwuchsserie Nummer eins. Seit 1967 wird die Meisterschaft ausgetragen (Rennen gibt es bereits Jahrzehnte davor), zuerst unter dem Namen F2-Europameisterschaft, danach unter International Formel-3000 und seit 2005 unter GP2. Seit 2005 stellt Dallara die Chassis, allerdings als Alleinausrüster. 125 Siege feierte man bisher, damit hat man die Spitzenposition in der ewigen Bestenliste inne. In der abgelaufenen Saison überholte man Lola (115 Siege). Lola war von 1996 bis 2004 Alleinausrüster, gewann aber anders als Dallara davor bereits Rennen, als es noch technischen Wettbewerb gab.
Seit 1996 hat man allerdings die Einheitschassis eingeführt. Erstens aus finanziellen Gründen, zweitens aber auch aus Gründen der Fairness. Der zweite Punkt ist auf dem ersten Blick verständlich, auf dem zweiten allerdings nicht mehr. Denn auch seitdem gab und gibt es in der Serie Topteams, die aus dem gestellten Material das Beste herausholen können. Andere Teams hinken seit Jahren hinter her. Das Problem der Fairness hat sich dadurch nicht gebessert. Die Formel-2 versucht daher einen ganz anderen Ansatz und lässt gar keine Rennteams zu. Die Fahrer werden nur von zugelosten Ingenieuren betreut. Das Ganze ist aber atypisch und damit wird der Fahrer nicht perfekt genug auf die Formel-1 vorbereitet.
Der erste Punkt der Argumentation ist trotzdem stichhaltig – wie immer. Der Kostenpunkt also. Bis Mitte der 80er Jahre versuchten sich viele Teams in der Serie mit eigenen Chassis, vor allem, wenn die Formel-1 in der nahen Zukunft auf dem Programm stand. Spätere F1-Teams wie Minardi, Osella, Spirit, AGS und viele mehr probierten sich erst in der Formel-2 – mit eigenen Chassis. Damit war der F1-Einstieg deutlich leichter, weil bereits die Schwierigkeiten bei der Entwicklung eines eigenen Fahrzeugs bekannt waren. Es ist kein Wunder, dass seit der Einführung der Einheitschassis in der zweiten Liga nur noch ganz wenige Teams in die Formel-1 aufgestiegen sind – und sie alle sind gescheitert.
Doch Zu Beginn der 90er Jahren konnten es sich nur noch wenige F3000-Teams leisten, ein eigenes Auto zu bauen. 1993 gab es mit Reynard sogar nur noch einen Chassishersteller, obschon keine Einheitschassis vorgeschrieben waren. Das Problem damals war aber auch das verstärkte Aufkommen von Firmen, die keine Rennteams stellten, sondern nur Chassis entwickelten und eben an F3000-Teams verkauften. Firmen wie Lola, Reynard, Ralt, March oder eben auch Dallara. Damit viel es Teams immer schwerer, eigenständig Autos zu entwickeln und erfolgreich einzusetzen. Und ohne Erfolge gab es auch keine Sponsoren – damit wären wir wieder beim Thema Kosten.
Ein ähnliches Phänomen erleben wir gerade in der Formel-3. Dort sind Eigenbauten laut Reglement noch erlaubt, aber selten. Die meisten Teams fahren mit Dallara-Chassis, Eigenkonstruktionen scheiterten zuletzt. So zum Beispiel die Konstruktion von Litespeed, jenem britischen Team, aus dem das aktuelle Lotus-F1-Team entstand.
Dabei wäre es wichtig, dass neue F1-Teams zuvor Berührungen mit der Konstruktion eigener Chassis haben. Die IndyCar hat das verstanden. Einst konnte die so genannte amerikanische Formel-1 mit der F1-Weltmeisterschaft mithalten, sowohl mit der Klasse an Fahrern, als auch mit der Markenvielfalt und technischen Vielfalt der Autos. Seit Mitte den 90er Jahren gibt es aber auch dort Einheitschassis (übrigens auch von Dallara…). Doch 2012 soll die technische Vielfalt wieder zurückkehren: Zwar wird Dallara weiterhin den Rahmen der Autos bauen, doch das Reglement erlaubt nun die Entwicklung eigener Aerodynamik-Pakete, so genannte Aero-Kids. Die Lotus-Gruppe, sowie das Penske-Team haben bereits angekündigt, ein eigenes Aero-Kid zu bauen. Es ist eine Kompromisslösung, die Kosten im Rahmen hält, aber die gleich ein interessanteres Gesicht hat. Es wäre eine Lösung, die auch der GP2 gut tun würde – und der Formel-1. Denn so würde es neuen Teams leichter fallen, in die Formel-1 einzusteigen. In den nächsten drei Jahren ist das aber reines Wunschdenken!
Die siegreichen Chassis in der zweiten Liga (1967-2010):
1. Dallara 125
2. Lola 115
3. March 89
4. Reynard 58
5. Ralt 33
6. Brabham 19
7. Lotus 10
7. Martini 10
7. Matra 10
10. Elf 8
11. Toleman 7
12. Surtees 5
12. Tecno 5
14. Chevron 4
14. Maurer 4
14. Spirit 4
17. AGS 3
17. Osella 3
19. BMW 2
19. Ferrari 2
19. Motul 2
22. GRD 1
22. McLaren 1
22. Minardi 1