Louis Délétraz ist bislang der beste Fahrer der Formel-Renault-Zweiliterklasse. Der Schweizer ist ein großes Talent, was ihn flapsig formuliert von seinem Vater unterscheidet. Trotzdem ist er sein Vorbild, weil auch er in die Formel-1 will.
Jean-Denis Délétraz wird nur noch den wenigsten F1-Fans ein Begriff sein. Das liegt wahrscheinlich auch an seinen Leistungen, die sich nicht wirklich im Gedächtnis eingeprägt haben – und wenn, dann eher nur im negativen Sinne: Begonnen hatte alles mit dem Australien-GP 1994, damals das WM-Finale. Das Larrousse-Team befand sich in seinen letzten Atemzügen und brauchte dringend frisches Geld. Das konnte Délétraz beisteuern, im Gegenzug erhielt er ein F1-Cockpit im französischen Team. Doch seine Leistung war desaströs: Als er ausschied, wurde er bereits zehn Mal überrundet, seine Rundenzeiten langen zwischen sechs und zwölf Sekunden hinter denen der Spitze. Schnell, ja sogar zu schnell war er nur bei der Fahrt durch die Boxengasse, wofür er auch noch eine Stop-and-Go-Strafe kassierte – sehr zum Lacher der meisten TV-Kommentatoren.
1995 dann das Comeback bei Pacific für zwei Rennen. In Estoril lag er schon nach drei Runden 40 Sekunden hinter Spitzenreiter David Coulthard! Beim Europa-GP wurde er zwar 15., aber sieben Runden hinter Sieger Michael Schumacher. Dabei legte Déléltraz sogar ein Überholmanöver gegen Mark Blundell (McLaren Mercedes) hin, aber Délétraz fuhr im einsetzenden Regen bereits mit Regenreifen, Blundell noch mit Slicks.
Délétraz schon BMW-Junior
Zumindest bis zu dem Punkt, es überhaupt in die Formel-1 zu schaffen, will es Louis Délétraz seinem Vater nun gleich tun. Und das ist nicht leichter geworden, weil es immer weniger F1-Cockpits gibt und gleichzeitig die Kosten dafür immer höher werden. Die Alternative zum Bezahlfahrerstatus: Er muss mit Leistungen so auf sich aufmerksam machen, dass er Teil eines Förder- oder Nachwuchsprogramms wird.
Und da befindet er sich auf dem besten Weg. Erstens, was seine Leistungen betrifft. Zwar fährt er bereits in seinem dritten Jahr in der Zweiliterklasse der Formel-Renault, auf der anderen Seite aber zeigt er richtig starke Leistungen: Im Formel-Renault-Eurocup liegt er derzeit an der Tabellenspitze, in der NEC-Meisterschaft ist er knapp dahinter Zweiter. Hier schloss er schon letztes Jahr die Serie als Vizemeister ab.
Zweitens ist er jetzt schon in einem Nachwuchskader – allerdings in einem für die Formel-1 eher unbedeutenden: In jenem von BMW. Das spricht vielleicht für eine Zukunft in der DTM, aber das Ziel eines jungen Nachwuchs-Formel-Fahrers dürfte sicherlich die Formel-1 sein.
Betreut wird der Schweizer übrigens von der Mannschaft von Josef Kaufmann. Der Deutsche hat sein Nachwuchsteam schon 1982 gegründet, seither fuhren viele spätere F1-Fahrer für ihn: Gerhard Berger, Volker Weidler, Sébastien Buemi, Nicolas Hülkenberg und Esteban Gutiérrez. Louis Délétraz würde sich nur allzu gerne in diese Liste einreihen.
Als nächstes dürfte für den 18-Jährigen wohl die Renault-World-Series 2016 auf dem Programm stehen. Als Alternative gäbe es auch noch die F3-Europameisterschaft oder die GP2. Noch ist der Weg in die Formel-1 ein weiter.