Nach dem Rückzug von Renault übernimmt Promoter Jaime Alguersuari Senior die Geschicke der Rennserie mit den PS starken Dallara-Gibson-Boliden. Die Serie wird 2016 Formel-3,5-V8 heißen. Das Interesse bleibt offenbar groß. Drei neue Teams steigen ein!
Schon der Name ist aggressiv: Dass man V8 gewählt hat, ist kein Zufall. Damit will man Fans anlocken. Viele F1-Zuschauer wünschen sich seit dem Umstieg auf die Turbo-Hybrid-Rennwagen 2014 wieder die alten V8-Motoren zurück – schon alleine wegen des Sounds. In der Formel-3,5 bleiben die V8-Aggregate von Gibson, ehemals Zytek. Sie leisten 530 PS – und einen für viele Motorsport-Fans herrlichen Klang.
Die Rennwagen sind technisch ausgereift und richtig schnell, annähernd auf GP2-Niveau. Damit sind sie aber auch kostspielig. Bisher pumpte Renault viel Geld in die Rennserie. Durch den Rückzug sollen die Franzosen 50 Millionen Euro sparen! Geld, das zum Teil durch Ticketpreise (bislang war die WSbR für die Zuschauer kostenfrei) wieder hereingeholt werden soll. Aber ob das im vollen Umfang gelingen wird, steht auf einem anderen Blatt Papier.
DAMS und Draco steigen aus
Die Kosten für ein Cockpit in der Formel-3,5 dürften also steigen. Bisher mussten Nachwuchsfahrer dafür rund eine Million Euro auf den Tisch legen. Trotz dieser Entwicklung gibt es viele Rennteams, die sich für die Formel-3,5 interessieren. Zwölf Mannschaften sind für 2016 bislang gemeldet, eine mehr als 2015. Mit dem ehemaligen GP2-Team Lazarus gibt es einen weiteren Interessenten.
Zwei Teams haben sich zurückgezogen: DAMS wechselt in die GP3. Dort sind nur acht Mannschaften für die kommenden drei Jahre eingeschrieben, weil es schwer fällt, ein konkurrenzfähiges neuntes Team in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten aufzutreiben. Dass die Formel-3,5 es schafft zwölf Mannschaften in ihren Bann zu ziehen, ist schon einmal ein Punktgewinn gegen die GP3. Allerdings ist es eher zu bezweifeln, dass alle zwölf Teams bei jedem Lauf zwei Boliden einsetzen werden. Promoter Alguersuari hofft auf 16 bis 24 Fahrer.
Neben DAMS zog sich auch das Draco-Team aus der Meisterschaft zurück und stellt den Rennbetrieb sogar ganz ein. 1989 wurde die Scuderia in Italien von Adriano und Nadia Morini gegründet. In diversen Serien wie der Formel-Opel-Lotus, der Formel-3000, der EuroF3000, sowie der WSbR hatte man größere Erfolge. Durch die Draco-Schule gingen zum Beispiel Rubens Barrichello, Pedro Lamy, Ricardo Zonta und Felipe Massa – alles spätere F1-Fahrer. Seit 2012 gehört das Team Guto Negrão. Doch sein Sohn André hat die Meisterschaft inzwischen Richtung GP2 verlassen, daher braucht Negrão sein Team nicht mehr.
Spirit, Teo Martin und RP steigen ein
Dafür gibt es drei neue Teams. Hinter Spirit of Race steckt Amato Ferrari, der mit dem AF-Corse-Team das erfolgreiche Ferrari-Semi-Werks-GT-Team leitet. Spirit of Race war auch schon bei den bisherigen Testfahrten mit von der Partie. Teo Martini und RP noch nicht. Teo Martin kommt auch aus dem GT-Sport: In den 80er und 90er Jahre dominierte die Mannschaft die spanische Tourenwagenszene, dann verschwand es jahrelang vom Radar. Erst 2012 tauchte Teo Martin wieder in den Motorsport-Nachrichten auf, als er die Reste des HRT-F1-Teams kaufte. Sechs F1-Flitzer von HRT stehen nun in seiner privaten Sammlung, die 75 Autos umfasst. Der Weiterbetrieb des spanischen Rennstalls wäre aber finanzieller Selbstmord gewesen, auch Einsätze in der Boss-GP scheiterten bislang.
In diesem Jahr mischt Teo Martin in der International-GT-Open-Meisterschaft mit. Alvaro Parente, 2007 Meister der WSbR, und Miguel Ramos holten sich dabei in einem McLaren den Titel. Auch das RP-Team kommt aus dem GT-Open-Umfeld. In der Euroformula-Open, der spanischen Formel-3, führte die italienische Mannschaft in diesem Jahr Vitor Baptista zum Titelgewinn. Das Team wurde 1998 von Fabio Pampado, sowie Francesco und Carlo Roscio gegründet.
Dass mit Teo Martin und RP zwei Teams aus dem GT-Open-Umfeld in die Formel-3,5 einsteigen, ist kein Zufall. Die Serie wird bei einigen Rennen im Rahmenprogramm starten. Damit könnte sich mit dem Gang durch die Euroformula-Open und der Formel-3,5 eine Alternative für Nachwuchsfahrer zur F4-F3-F2-Leiter des Automobilweltverbands FIA etablieren. Abschreiben sollte man die Serie daher auf keinen Fall.