Die Verantwortung tragen wir als gesamte Gesellschaft. Wenn wir Politiker wählen, die Militäreinsätze beschließen, brauchen wir uns auch nicht wundern, wenn sich die frisch Ausgebombten eine etwas beschaulichere Heimat suchen wollen, eventuell halt auch bei uns.
Die Frage, ob man die Menschen aufnimmt, stellt sich aus meiner Sicht gar nicht. Sie sind da, suchen Hilfe, da gebietet es wohl die Menschlichkeit, sie zu unterstützen. Grenzzäune, Mauern, Sperren und Kontrollen zu errichten, wie etwa Ungarn das getan hat und auch die CSU gern zusammen fabuliert, löst das Problem auch nicht, man zieht sich nur aus der Verantwortung. Wir leben in einer globalisierten Welt mit komplexen, internationalen Zusammenhängen, daher ist das auch ein globales Problem, für das man kein nationalen Lösungen finden kann. Einfach sämtliche Grenzen zu schließen und so zu tun, als hätte man damit irgendwas gelöst, wäre das Äquivalent zu einem kleinen Kind, das die Augen schließt, die Finger in die Ohren steckt und laut summt, weil es etwas nicht wahrhaben möchte.
Entsprechend zeugt es auch wirklich nicht von Menschlichkeit, wenn man sich hinstellt und sagt: "Was wollt ihr denn noch, ich hab euch doch letztens erst ein paar Krümel hingeworfen? Und jetzt geht bitte wieder zurück nach Hause in eure Bombenkrater, ich will hier zu Hause nicht auf meine Unterhaltung verzichten müssen (über die ich mich dann beschwere, weil mir die Motoren nicht laut genug sind)." Das offenbart eine ziemliche Kolonialmentalität, ich hatte gehofft, darüber wären wir als Menschheit eigentlich hinaus.
Wenn man aber die Frage nach dem "ob" einfach mal als beantwortet ansieht, stellt sich die viel dringlichere und komplexere Frage nach dem "wie". Und die hätte man in der Politik wie auch in der gesamten Gesellschaft schon wesentlich früher bzw. überhaupt mal angehen sollen.
Als im Frühjahr ständig rappelvolle Boote von Nordafrika aus im Mittelmeer versunken sind, warum hat es da niemand in Erwägung gezogen und Vorkehrungen getroffen, sollte eine solche Welle mal Deutschland treffen? Hat man geblaubt, wenn sie nur alle versinken oder zurückgeschickt werden, löst sich das Problem von selbst? Dass die Menschen von nun an friedlich und frühlich zu hunderttausenden auf Lampedusa und anderen Mittelmeerinseln leben würden? Dass sich die Mittelmeeranrainer da schon drum kümmern würden?
Jetzt ist der erste, harte Wintereinbruch im besten Fall noch Wochen entfernt, in manchen Gegenden schon da, trotzdem setzt man immer noch auf allerlei Behelfsunterkünfte, im Idealfall noch Zelte. Währenddessen hat man, gerade im Osten Deutschlands, zum Teil massenhaft leerstehende Gebäude, die aber lieber weiter ihrem Schicksal überlassen werden, als zur Unterbringung eingesetzt zu werden. Dadurch könnte man zwar auch keine Gesamtlösungen erzielen, aber für jeden Menschen, der nicht in irgendeiner überlasteten Notunterkunft leben muss, wäre es schon mal etwas gewonnen. Von dem schwachsinning hohen Konfliktpotenzial, Menschen, die zum Teil vor Wochen und Monaten noch auf verfeindeten Seiten lebten, in solchen Unterkünften zusammen zu stecken mal gar nicht zu reden.
Dass es Gefahren birgt, große Gruppen an den Rand der Gesellschaft zu drängen, sollte doch jedem bewusst sein. Und da muss man langfristig denken, was allerdings zumindest öffentlich nicht geschieht. Die Situation erinnert mich an die mit Gastarbeitern in Deutschland. Man freute sich über billige Arbeitskräfte, dachte, sie würden irgendwann schon wieder weg gehen und heute hat man Integrationsprobleme bei Leuten, deren Familien seit mehreren Generationen in Deutschland leben.
Um so eine Situation für die Zukunft zu verhindern, muss man sich aber jetzt Gedanken machen und sinnvoll handeln. Vielleicht muss man auch ab und zu mal auf etwas verzichten. Aber man muss auf jeden Fall damit aufhören, die Verantwortung von sich zu schieben, weil man nicht direkt verantwortlich ist. Das tun schon zu viele, ob Privatpersonen, Organisationen oder Politiker.
Hm, viele Gedanken, wenig Ordnung darin und zur Formel E, um die es hier eigentlich geht, hab ich auch noch kein Wort verloren...
Hoffentlich findet sich ein Ersatz-Austragungsort in der Nähe, gerade wo mit BMW und Audi zwei hier ansässige Hersteller an der Serie interessiert sind, da ist ein Rennen am heimischen Markt bestimmt ein Argument mehr, sich zu engagieren.
R.I.P. Marco Simoncelli
20.01.1987-23.10.2011