Gerhard Berger hat in den letzten Jahren als Vorsitzender der FIA-Einsitzer-Kommission damit begonnen, einen relativ günstigen und guten Weg durch die Formel-Landschaft zu etablieren. Nun wird Stefano Domenicali das Amt von Berger übernehmen und versuchen, weitere Baustellen zu beheben.
Bisher hat der Automobilweltverband FIA vor allem die Basis gestärkt. Mit den nationalen F4-Meisterschaften, die es 2015 zuhauf geben wird, ist eine solide Einsteiger-Formel geschaffen worden, die auch auf hohes Interesse stößt. Eine internationale Formel-4 soll es nicht geben, denn Berger war es wichtig, dass junge Rennfahrer in den Anfangsjahren ihrer Karriere im gewohnten und heimatlichen Umfeld bleiben können – unter anderem für den Abschluss der Schulausbildung.
F3 populär wie eh und je
In vielen europäischen Ländern wie Großbritannien, Deutschland oder Italien ist die breite Masse in unteren Klassen auch vorhanden, so dass trotz der Beschränkung auf die Region große Starterfelder erwartet werden. Schwieriger wird es schon in Gebieten der Welt, in dem der Rennsport nicht ganz so populär ist. In Südamerika zum Beispiel wird die Formel-4 in verschiedenen Ländern ausgetragen. Auch wenn es keine internationale F4-Meisterschaft geben wird, so wäre es durchaus wünschenswert, wenn es im Herbst eines Jahres ein einziges internationales F4-Rennen mit den Stars aus allen nationalen Meisterschaften geben würde. Das Rennen dürfte sich damit ähnlich etablieren wie der F3-GP in Macau. Der ist inzwischen ein echter Klassiker.
Nach den nationalen F4-Meisterschaften sollte in den Augen der FIA der Schritt in die F3-Europameisterschaft erfolgen. Nationale F3-Klassen geraten durch die F3-EM und vor allem durch die nationalen F4-Serien in Überlebenskämpfe. Die FIA ist sich dessen bewusst und wollte schon in diesem Jahr den Schritt gehen, dass nur noch Serien mit dem aktuellen F3-EM-Reglement auch den Namen Formel-3 tragen dürfen. Die spanische Forml-3 hat sich daher schon in Euroformula Open umbenannt.
Die F3-Europameisterschaft stößt derzeit auf großes Interesse. 2015 wird ein bis zu 30 Mann starkes Starterfeld erwartet. Neben Volkswagen und Mercedes mischen mit TBE und Tomei/ThreeBond auch zwei unabhängige Motorenhersteller mit. Renault (mit ORECA) und Honda wird ebenfalls nach wie vor Interesse an einem Einstieg nachgesagt. Auf Chassisseite wird Dallara Konkurrenz von ArtTech erhalten, auch Mygale liebäugelt mit der F3-EM. Damit ist die F3-EM neben der Formel-1 auch die einzige europäische Formel-Meisterschaft, in der es auch technischen Wettbewerb gibt. Die FIA will trotzdem ein Auge darauf werfen, dass die Kosten nicht ausufern. Die F3-EM soll jetzt schon deutlich billiger sein als noch vor zwei bis drei Jahren.
F2-Pläne liegen auf Eis
Als nächstes will die FIA eine günstige Formel-2 unterhalb der Formel-1 etablieren. Vielleicht ist Domenicali daher auch keine zufällige Wahl als Vorsitzender der Einsitzer-Kommission: Der ehemalige Ferrari-Rennleiter ist inzwischen bei Audi angedockt und die Ingolstädter belieferten die F2-Meisterschaft von 2009 bis ’12 schon mit Motoren. Bereits damals wollte die FIA eine Konkurrenz zur recht teuren GP2 etablieren. Doch die Formel-2 floppte, weil sie auf wenig Interesse stieß.
Daher arbeitet die FIA derzeit auch noch nicht intensiv an der Formel-2. Man weiß, dass mit der GP2 und der WSbR, aber auch mit der GP3 und der F3-EM der Markt unterhalb der Formel-1 gesättigt ist. Aber er ist eben teuer: Die GP2 und GP3 kosten viel, weil sie mit dem F1-Zirkus reist und auch die Ersatzteile teuer sind. Die WSbR ist ein Markenpokal von Renault und dementsprechend etwas billiger – trotzdem kann sie sich nicht mit der GP2 messen. Die Etablierung einer guten F2-Serie bedarf also einer genauen Analyse.
Und schließlich sollte die FIA auch noch ein Auge drauf werfen, dass die Formel-1 billiger wird und Fahrer nicht mehr ein immenses Budget mitbringen müssen. Präsident Jean Todt forderte zuletzt mehrmals die Ausgabengrenze, setzte diese aber auch nicht energisch genug durch. Sein Argument: Wenn die Teams nicht wollen, dann eben nicht.
Fazit: Berger hat gute Arbeit geleistet, Domenicali als Nachfolger hat es jetzt aber schon viel, viel schwerer.