Der Automobilweltverband FIA hat es sich auf die Fahne geschrieben, einen günstigen Weg für Nachwuchsfahrer vom Kartsport bis in die Formel-1 zu zeichnen. Der erste Schritt war erfolgreich: Die F3-Europameisterschaft wurde wieder gestärkt. Der zweite Schritt scheint auch zu fruchten: Mit den nationalen F4-Serien sollen Nachwuchsfahrer eine günstige Einsteiger-Formel im Umkreis haben, so dass sie sich auch weiterhin auf Schule und Ausbildung konzentrieren können.
Sieben F4-Serien werden nächstes Jahr aus dem Boden gestampft, zwei existierten schon dieses Jahr. Dazu gibt es auch drei Meisterschaften, die ebenfalls den Namen Formel-4 tragen, allerdings nicht nach dem FIA-Reglement ausgetragen werden. Die älteste dieser Serien ist die JAF-Formel-4 in Japan, in der die Teams sogar verschiedene Fahrzeuge an den Start bringen dürfen. Auch die BRDC-F4 und die französische Formel-4 (eigentlich eine Renault-Serie) haben mit dem FIA-F4-Reglement nichts am Hut.
In Italien und Südamerika gab es schon 2014 F4-Meisterschaften. In Italien wurde mit Lance Stroll auch ein Fahrer Meister, den man auf der Rechnung haben sollte, wenn es um künftige F1-Piloten geht. Der Kanadier ist so talentiert, dass ihn Ferrari schon zu Kartzeiten in das Nachwuchsprogramm aufgenommen hat. Sein Vater Lawrence Stroll ist ein reicher Geschäftsmann und dürfte seinem Sohn daher den Weg in die Formel-1 auch finanziell ebnen. Zuletzt war er bereits als möglicher Käufer verschiedener F1-Teams im Gespräch. Die italienische Formel-4 setzt auf Tatuus-Chassis und 1,4-Liter-Motoren von Abarth.
Italien machte den Anfang
Die südamerikanische Formel-4 ging aus der Formula-Future-Fiat hervor, die 2010 von F1-Pilot Felipe Massa und seiner Familie ins Leben gerufen wurde. Rennen mit den Signatech-Chassis und den 1,8-Liter Motoren von Fiat werden in Argentinien, Brasilien, Mexiko und Uruguay ausgetragen. Der erste Meister kam aus Brasilien: Bruno Baptista.
Genau wie die italienische Formel-4 werden auch in der ADAC-F4 (Deutschland) und SMP-F4 (Estland, Finnland und Russland) Tatuus-Chassis und Abarth-Motoren zum Einsatz kommen. Die Meisterschaft im hohen Norden ist neu, die deutsche Formel-4 ersetzt die ADAC-Formel-Masters, die zuletzt unter einem Teilnehmerschwund litt. Für 2015 ist wieder deutlich mehr Interesse zu verzeichnen.
Die MSA-Formula in Großbritannien setzt auf Chassis von Mygale und den 1,6-Liter Ford-EcoBoost-Motoren, die zuletzt in der britischen Formel-Ford verwendet wurden. Auf die gleiche Kombination wird auch in der spanischen Formel-4 gesetzt. Die australische Formel-4 wird Motoren vom chinesischen Hersteller Greater Wall Motors in die Mygale-Chassis pflanzen, die chinesische Formel-4 jene vom ebenfalls chinesischen Hersteller Geely. Rein vom Hubraum sind diese Motoren am stärksten: Der Geely hat einen Hubraum von zwei Litern, der Greater Wall sogar von 2,8 Litern! Für die japanische Formel-4 wird Toyota mit TOM’s einen Motor entwickeln, die Chassis liefert Dome.
Drei Klassen in der Renault-Weltserie
Viele der F4-Serien sind neu und können daher in einigen Ecken der Welt (wie China) den Rennsport wirklich besser institutionalisieren. In anderen Ländern ersetzen die nationalen F4-Meisterschaften bestehende Nachwuchsserien. Die geringen Kosten sorgen für viel Interesse an allen F4-Meisterschaften.
Bisher machten die Nachwuchsfahrer vor allem in den unteren Formel-Renault-Klassen ihre ersten Erfahrungen im Formel-Sport. Es gibt verschiedene Zweiliter-Meisterschaften, vor allem natürlich den Eurocup, der in den vergangenen Jahren so viele gute F1-Fahrer hervorbrachte. Zum Beispiel Felipe Massa, Kamui Kobayashi oder Valtteri Bottas. Viele Fahrer steigen vom Kart direkt dort ein. Die Renault-Weltserie bietet aber auch noch eine kleinere 1,6-Liter-Klasse an. Viele dieser 1,6-Liter-Klassen werden nun aber durch die nationalen F4-Meisterschaften vor einem schrumpfenden Starterfeld stehen. Auch die Zweiliter-Klassen.
Die 3,5-Liter WSbR, die in den letzten Jahren immer mehr zur Konkurrenz der GP2 wurde, wirkte schon dieses Jahr klar geschwächt. Und dieser Trend wird sich fortsetzen, wenn die FIA den Plan umsetzt, auch eine kostengünstige Formel-2 unterhalb der Formel-1 zu etablieren. Dann stünde nur noch der schwierigste Schritt an: Die Kosten in der Formel-1 so zu senken, dass die Fahrer aus den kostengünstigen F4-, F3-, und F2-Serien auch aufsteigen können und die FIA-Nachwuchsleiter keine Sackgasse wird.