Im spanischen Ring von Valencia wurden auch die GP2-Fahrer im F1-Rahmenprogramm losgelassen – und sie nahmen sich teilweise wieder gegenseitig auf die Hörner. Derzeit stellt sich kein Fahrer als Favorit heraus: Jules Bianchi erlebt eine Saison zum Vergessen, war am Samstag wieder in einen Unfall verwickelt, den er selbst verschuldete. Britische Fans fordern bereits eine Rennsperre für den Franzosen, der als heißes Talent gilt und als solches bei Ferrari im F1-Nachwuchskader ist. Derzeit sieht er aber offenbar Rot. Romain Grosjean, der Sieger des Hauptrennens, profitierte selbst von einem kleinen Patzer von Guido Van der Garde, dem Fahrer des Wochenendes. Der Holländer, der 2007 als F1-Testfahrer bei Spyker bereits in der Formel-1 war, war unter Gelb etwas zu schnell – er musste einmal durch die Boxengasse fahren. Grosjean profitierte und siegte, war dann am Sonntag aber seinerseits in einen Unfall verwickelt, für den er beim kommenden Hauptrennen in Silverstone um zehn Plätze in der Startaufstellung zurückversetzt wird.
Die Fehler der GP2-Fahrer stehen auf der einen Seite. Auf der anderen die überzeugenden Leistungen der Piloten der Formel-World-Series-by-Renault. Deren Wert ist mit der Saison 2011 rapide gestiegen. Robert Wickens, Daniel Ricciardo, Jean-Eric Vergne und Kevin Korjus – die besten Fahrer sind allesamt bereits mit F1-Teams in Verbindung: Wickens wird vom russischen Sportwagenhersteller Marussia gefördert, Teilhaber beim Virgin-F1-Team. Sein Dallara Renault in der WSbR ist deshalb wie der Virgin Cosworth in der Formel-1 lackiert. Und seit dem Kanada GP ist er auch F1-Testfahrer. Ricciardo und Vergne sind Red-Bull-Zöglinge, Ricciardo könnte noch in der laufenden Saison Jaime Alguersuari bei Toro Rosso ersetzen. Angepeilt war angeblich sogar schon ein Wechsel für das F1-Rennen in Silverstone, aber dafür fuhr Alguersuari in Valencia wohl zu stark. Und Korjus ist im Nachwuchsprogramm von Gravity, dem F1-Renault-Team. Dann gibt’s aber auch noch Alexander Rossi, den vielleicht viel versprechensten US-Amerikaner. Er ist sowohl bei Lotus als Nachwuchsmann im Kader, als auch beim Automobilweltverband FIA. Dort steht er unter den Fittichen des ehemaligen F1-Fahrers Alexander Wurz.
Läuft die WSbR der GP2 den Rang ab? Immerhin ist die WSbR auch kostengünstiger als die GP2. Geht das aber auf Kosten der Qualität der Fahrer?
Die besten zehn GP2-Fahrer:
1. Romain Grosjean (FRA)
2. Sam Bird (GBR)
3. Jules Bianchi (FRA)
4. Davide Valsecchi (ITA)
5. Guido Van der Garde (NED)
6. Josef Král (CHZ)
7. Charles Pic (FRA)
8. Luca Filippi (ITA)
9. Alvaro Parente (POR)
10. Fabio Leimer (SUI)
Die zehn besten WSbR-Fahrer:
1. Robert Wickens (CAN)
2. Jean-Eric Vergne (FRA)
3. Daniel Ricciardo (AUS)
4. Kevin Korjus (EST)
5. Albert Costa (ESP)
6. Alexander Rossi (USA)
7. Chris van der Drift (NZL)
8. Brendon Hartley (NZL)
9. César Ramos (BRA)
10. Daniil Move (RUS)
Kombiniert:
1. Romain Grosjean (FRA)
2. Sam Bird (GBR)
3. Jules Bianchi (FRA)
4. Robert Wickens (CAN)
5. Davide Valsecchi (ITA)
6. Jean-Eric Vergne (FRA)
7. Daniel Ricciardo (AUS)
8. Guido Van der Garde (NED)
9. Kevin Korjus (EST)
10. Albert Costa (ESP)
Die besten GP2-Fahrer dürften den besten WSbR-Fahrer also durchaus noch ein Stückchen voraushaben. Das zeigen auch zwei andere Beispiele: Fairuz Fauzy fuhr beim WSbR-Comeback vor einer Woche auf das Treppchen, wurde dort 2009 Vizemeister. In der GP2 fährt der Malaysier unter ferner liefen. Anders gewann Mikhail Aleshin 2010 den WSbR-Titel, dieses Jahr ging er in der GP2 aber unter. Nun versucht sich der Russe künftig wieder in der WSbR, er kehrt in Kürze wieder zurück und übernimmt den Platz im russischen KMP-Team, den bisher Anton Nebylitskiy bekleidete.
Bleibt noch ein Vergleich, wie sich die Fahrer im Vergleich mit den F1-Piloten schlagen würden. Nach dem Kanada GP entstand folgende Top-Liste:
1. Sebastian Vettel
2. Fernando Alonso
3. Lewis Hamilton
4. Jenson Button
5. Nico Rosberg
6. Mark Webber
7. Kamui Kobayashi
8. Paul di Resta
9. Michael Schumacher
10. Rubens Barrichello
11. Felipe Massa
12. Heikki Kovalainen
13. Timo Glock
14. Nick Heidfeld
15. Sergio Perez
16. Vitaly Petrov
17. Pastor Maldonado
18. Jarno Trulli
19. Sébastien Buemi
20. Adrian Sutil
21.Vitantonio Liuzzi
22. Jérôme D’Ambrosio
23. Jaime Alguersuari
24. Narain Karthikeyan
Unter den Top-10 würde man keinen finden, aber Grosjean könnte man durchaus im Bereich von Heikki Kovalainen und Timo Glock einordnen, also um Rang 12 oder 13. Auch die anderen Fahrer könnten sich mit Fahrern wie Jaime Alguersuari oder Narain Karthikeyan sicher messen. Es scheint sich unter den Nachwuchsserien derzeit kein neuer Lewis Hamilton herumzuschlagen, aber es gibt durchaus Fahrer, die eine Zukunft in der Formel-1 haben.