Juhu, ein Quiz extra nur für mich, fein!
(1) Auf welcher Strecke wurde 1948 der italienische Grand Prix ausgetragen?
Das war im Valentino Park zu Turin, einem Stadtkurs, weil Monza zu diesem Zeitpunkt umgebaut wurde. Gewonnen hat Jean-Pierre Wimille auf einer Alfetta 158. Für mich hat dieses Rennen eine ganz besondere Bedeutung, weil es der erste Einsatz des neuen Ferrari-Monoposto Tipo 125C war. Prinz Bira mit der „Grossmutter“, dem Prototyp (siehe Photo #68), und Nino Farina sind leider ausgefallen, der Franzose Raymond Sommer (Photo #28) erzielte den 3. Platz.
(2) Wo holte der erste F1-Ferrari seinen Premierensieg?
Ich weiss zwar was du hören willst, nämlich Nino Farina am 23.10.1948 auf dem Circuito di Garda, aber ob das so richtig ist, ist zweifelhaft. Das Garda-Rennen war für „Formula Libre“ ausgeschrieben, d.h. alles war erlaubt, und es gibt Hinweise, dass der eingesetzte Wagen (vermutlich # 04C) versuchsweise mit einem 2-Ltr-Kompressor-Motor (anstelle des 1.5-Ltr-F1-Motors) ausgestattet war. Also ein F1-Auto mit einem FL-Motor. Bereits am 26.9.1948 siegte Raymond beim F2-Rennen in Florenz, vermutlich mit dem gleichen Wagen, aber mit einem 2-Ltr-Saugmotor (siehe Photo, # 4). Auch hier ein F1 aber mit F2-Motor. Was gilt jetzt?
(3) Wo stand der Alfa 158 zum ersten Mal nach dem Krieg wieder am Start?
Am 9.6.1946 beim „Coupe René la Begue“ in St. Cloud, Frankreich. Das Team “Alfa Corse” hatte 2 der Vorkriegs-Alfettas wieder zum Laufen gebracht, und mit den Fahrern Nino Farina und Jean-Pierre Wimille nach Paris geschickt. Dieser erste Einsatz war aber leider ein Misserfolg, in Runde 18 musste Farina – auf Platz 2 – wegen Kupplungsschaden aufgeben, und einige Runden später musste auch der führende Wimille wegen Getriebeproblemen das Rennen aufgeben.
(4) Wer war Hans Stucks Teamkollege 1934 beim AVUS-Rennen?
27.5.1934, auch wieder ein interessantes und wichtiges Datum, weil das AVUS-Rennen der erste Einsatz der neuen Mercedes- und Auto-Union-Rennwagen war. Hans Stuck (Ausfall in Runde 12 wegen Kupplungsschaden) hatte allerdings 2 Teamkollegen, Hermann zu Leiningen (Ausfall Runde 7, Kühler), und August Momberger (3. Platz). Der Sieger war Guy Moll auf einem Alfa-Romeo P3 der Scuderia Ferrari. Moll wäre einer der ganz grossen geworden, wenn da nicht 3 Monate später die Coppa Acerbo in Pescara gewesen wäre ...! Beim Überrunden von Mercedes-Fahrer Ernst Henne auf der schmalen Montesilvano-Geraden verlor Moll bei 260 km/h die Kontrolle über den Alfa, überschlug sich, knallte erst gegen einen Baum und dann eine Brücke, und schleuderte noch 400 m (!) weiter bis zum Stillstand. Neben Gilles Villeneuve war Guy Moll noch Jahrzehnte nach seinem Tod der Lieblingsfahrer von Enzo Ferrari.
(5) Wie lange war 1931 der GP Belgien?
„Lang“ war er 1.308 km, und „lange“ war er 10 Stunden. Gewonnen hat der englisch-französische Privatfahrer W. Williams mit Beifahrer Caberto Conelli in einem Bugatti 51. Das waren eben noch echte Grand Prix’!
(6) Für welches Team fuhr Graf Antonio Brivio 1937?
Natürlich für die Scuderia Ferrari, das offizielle Alfa-Romeo-Werksteam. Privatfahrer von 1927-33, 1934 Werksfahrer für Bugatti, und ab Herbst 1934 bis zum Ende seiner Karriere am Jahresende 1937 bei der SF.
(7) Was passierte mit Tazio Nuvolaris Alfa 1933 beim GP Monaco?
Monaco 1933, einer der grössten Grand Prix aller Zeiten!
Ende 1932 zog sich Alfa-Romeo vom GP-Rennsport zurück, und damit auch die unbesiegbaren P3. Enzo Ferrari hatte keine andere Wahl, als die 8C-Monza-Sportwagen auch bei Grand Prix’ einzusetzen. Nuvolari mit seinem 8C führte das Rennen an, direkt hinter ihm sein Erzrivale Achille Varzi mit einem Werks-Bugatti 51. 20 Runden vor dem Ziel übernahm Varzi die Führung, aber 4 Runden später kämpfte sich Nuvolari wieder an die Spitze. Bis zur vorletzten Runde, als Varzi den 2.3-Liter-Kompressormotor seines Bugattis weit in den roten Bereich drehte, und wieder vorbeizog. Die Zeit dieser Runde lag 4 Sekunden unter Varzis Qualifikationszeit für die Pole-Position! Aber Tazio gab sich – wie immer - nicht geschlagen, und überholte bei Beginn der letzten Runde Varzi ein weiteres Mal, ebenfalls mit Drehzahlen, für die der Alfa-Motor nie gebaut wurde. Die Bugatti-Maschine überlebte diese Tortur, der Alfa nicht! Eine Ölleitung platzte, Varzi röhrte vorbei zur Zielflagge. Nuvolaris Alfa fing an zu brennen, Feuerwehrmänner wollten löschen, aber Tazio interessierte dass nicht, er fuhr weiter, das Auto in hellen Flammen! Und selbst als gar nichts mehr ging, war Nuvolari nicht bereit, seine Niederlage zu akzeptieren, er stieg aus, und versuchte das brennende Auto über die Ziellinie zu schieben. Borzacchini wurde als Zweiter abgewinkt, und Dreyfus als 3., und Tazio schob weiter! Er schaffte es nicht, einige Meter vor der Linie gab er auf, wütend alle Helfer wegscheuchend, die das Feuer löschen wollten. So war er eben, der „fliegende Mantuaner“, er gab niemals, aber auch niemals auf!
Hier sieht man die beiden, Varzi mit dem Bugatti jeweils in Führung. Jetzt dürfte es wohl auch klar sein, warum die Loews-Kurve früher Bahnhofs-Kurve hiess, oder? Ach ja, ganz nebenbei, Monaco 1933 war der erste Grand Prix, bei dem die Startaufstellung von den Trainingszeiten abhängig war, vorher wurde das ausgelost.
(8) Welchen französischen Wagen sah man nur kurz bei den GP Frankreich 1947 & 1948?
Das war der berühmt-berüchtigte CTA-Arsenal, ein französisches Prestige-Projekt eines Konsortiums verschiedener Firmen, bei dem eine Finanzspritze der Regierung den Druck ausübte, ihn zu fahren, ehe er wirklich einsatzbereit war. CTA ist die Abkürzung von Centre d`Etudes Techniques de l`Automobile et de Cycle. Der Zusatz Arsenal kommt daher, daß der Wagen im Staatsarsenal von Chatillon gebaut wurde. Der Wagen wurde 1947 von Raymond Sommer „gefahren“ (siehe Photo unten), am Start klemmte die Kupplung, Sommer versuchte sie zu lösen, Kupplung kam urplötzlich, Krach, Hinterachse im Eimer!
1948 versuchte man es noch einmal, jetzt mit Eugene Martin. Die Trainingszeiten lagen blamabel weit über denen der Konkurrenz, so dass man sich zur Ehrenrettung Frankreichs entschloss, das Ding gar nicht erst an den Start zu bringen.
(9) Wo wurde der letzte Grand Prix vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs ausgetragen?
Am 3. September 1939 in Belgrad.
Für die Heimreise organisierte Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer einen Konvoi der beiden deutschen Teams, um möglichst sicher die Grenze zu erreichen. Es gab Gerüchte, dass in Ungarn alles Benzin beschlagnahmt wird, also wählte man eine Route über Nebenstrassen durch Kroatien und Slowenien nach Österreich. Am Werkstor in Untertürkheim wurden die LKW der Rennabteilung dann von der Wehrmacht beschlagnahmt. Die beiden grössten Grand-Prix-Teams der Vorkriegszeit existierten nicht mehr.
(10) Wie wurde die Peinlichkeit behoben, dass die Organisatoren des deutschen GP 1935 keine passende Nationalhymne für den Sieger parat hatten?
Und noch einmal Tazio Nuvolari, wahrscheinlich in seinem grössten Rennen überhaupt! Nachdem ich mir jetzt schon beinahe die Finger wund geschrieben habe, nur eine Kurzversion, in einem furiosen Rennen besiegte Nuvolari mit seinem P3 die weit überlegenen Wagen von Mercedes-Benz und Auto-Union, von denen nur Lang ausfiel, die anderen wurden auf der Strecke besiegt.
Ach ja, die Hymne. Jeder hatte natürlich mit einem deutschen Sieg gerechnet, ob AU oder Mercedes, das konnte einfach nicht anders sein. Also hatte man nur eine Schallplatte mit „Deutschland Deutschland über alles“ verfügbar, und wusste nicht, was man jetzt machen sollte. Aber Tazio, der alte Fuchs, hatte bei jedem Rennen seine eigene Platte dabei, die wurde dann flugs geholt, und die Siegerehrung konnte ordnungsgemäss stattfinden.
Das Photo unten zeigt Nuvolari bei einem Tankstop, furios wie immer die Mechaniker zur Eile antreibend.
So, das war’s, wie gesagt, ein Quiz ausschliesslich für mich (sorry!). Ich hoffe aber doch, dass ich mit diesen kurzen Abstechern in die „Vor-1950-Periode“ doch dem einen oder anderen jüngeren Forum-Member diese Zeit etwas näher gebracht habe, eine Zeit, in der das Wort „Rennfahrer“ noch eine andere Bedeutung hatte, als heutzutage. Es lohnt sich wirklich, sich mit dieser Periode näher zu beschäftigen.