MichaelZ hat geschrieben:
Hat wer weitere Infos und Bilder zu dem Rennwagen von Montier?
@Michael; Du hast mal wieder ein Talent für schwere Fragen. Eine Nachforschung bei TNF und in anderen Foren brachte so gut wie nichts - offenbar interessiert man sich sehr wenig für diese Autos. Eigentlich habe ich ja auch Michael (Müller) gehofft (denn der kennt sich in den 20er Jahren viel besser aus als ich - das ich wirklich nicht meine Welt), aber mal sehen was ich zusammenkriege:
Montier war ein Pariser Ford Vertreter/Händler, der vor dem Ersten Weltkrieg einige Kleinwagen eigener Konstruktion gebaut hatte und später bei Darracq arbeitete. In den zwanziger Jahren modifizierte er eine Anzahl T-Modelle, mit einigen trat er auch bei den 24 Stunden von Le Mans antrat. Seine Ford-Roadster mit ohv-Motor - später auch auf Basis des Ford A - sind sogar als Monoposto an den Start gegangen (1930 zwei Stück gebaut, 1933 noch einer). Der Montier-Ford war in Frankreich ein recht bekannter Wagen, von dem im Kundenauftrag über 50 Stück gebaut wurden.
Hier ein paar der wenigen Bilder, die ich auftreiben konnten:
Der Le Mans Montier von 1923 (das erste Rennen in Le Mans). Fahrer Montier sen. und Albert Ouriou. Man wurde 14. mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von irrsinnigen 69,8 km/h!!!
Der Le Mans Montier von 1924 - Ausfall nach nur 40 Runden. Gleiches Fahrerteam.
Der Le Mans Montier von 1925 - fuhr nur 54 Runden und kam daher nicht in die Wertung. Gleiches Fahrerream.
Maurice Montiers 1930 Monoposto auf auf Model A-Basis beim Rennen in Pau (damals GP der ACF) 1930. Fahrer waren - wie üblich - Vater & Sohn.
Der letzte Montier Monoposto 1933 in Dieppe. Am Steuer der Junior. Sieht doch eigentlich ganz brauchbar aus, oder?
Noch etwas genauer zu seinen Rennsportaktivitäten: Der richtige Name war nicht Montier, sondern Montier-Special, und den baute Charles Montier (ge. 1879 in Italien) zusammen mit seinem Sohn Frederic 1924 bis 1934, und obwohl man von keiner grösseren Produktion sprechen kann, war der Montier doch nicht eine Einzelanfertigung.
Vorweg sei erwähnt, dass die Montiers Ford-Vertreter waren und ihre in den eigenen Werkstätten gebauten Rennwagen immer mit Motoren dieser Firma ausrüsteten. So gab es im Laufe der Jahre verschiedene Versionen mit 2.780-ccm, 3.200-ccm und auch anderen Ford-Motoren. Äußerlich glichen allerdings die Montier-Special überhaupt keinem Ford, sondern besaßen Ballot-ähnliche Fahrgestelle und mit langen Motorhauben versehene Karosserien. Man konnte sie bei zahlreichen Veranstaltungen, besonders bei langen Rundstreckenrennen, sehen, und obwohl sie den damals vorherrschenden Rennwagen von Bugatti, Alfa-Romeo, Maserati, Bentley, Mercedes usw. nicht gefährlich werden konnten, belebten sie doch zahlreiche grosse Rennen, wie den Grand Prix von Frankreich, Belgien, San Sebastian u.ä.
Dass es auch Erfolge gab, bewies zum Beispiel der Grand Prix von Belgien 1931, als der alte Herr Montier zusammen mit Ducolombier fuhr und den achten Platz vor Teams wie Divo-Bouriat, Chiron-Varzi und Campari-Zehender belegte. Es war nicht die Höchstgeschwindigkeit, sondern die verhältnismäßig grosse Zuverlässigkeit der Montier-Special, die zu guten Resultaten führte, und während oft viel schnellere Rennwagen mit Defekten liegen blieben, gelang es den ambitionierten Montiers doch immer wieder, das Ziel zu erreichen. Nach 1934 verschwanden auch sie von den grossen und berühmten Rennstrecken.