War einige Tag nicht online. Wie ich sehe ist aber nicht viel hier passiert.
MichaelZ hat geschrieben:
Ich habe jetzt auf jeden Fall mal eine Frage: Ich beschäftige mich geraude mit Nicha de Cabral, dem ersten Portugiesen in der Formel-1 WM (und finde nicht sehr viel), dabei fiel mir bei der Startaufstellung zum Italien GP 1963 folgendes auf:
1. John Surtees (1:37,300)
20. Giancarlo Baghetti (1:46,800)
DNQ: Nicha de Cabral (1:44, 800)
Wieso war er nicht für das Rennen qualifiziert, obwohl er doch eine schnellere zeit fuhr als Baghetti, der als letztes für das Rennen qualifiziert war?
@Michael; zu Deiner Frage; In der Tat ist das sehr merkwürdig.
Die Regeln für die Qualifikation waren von Strecke zu Strecke verschieden, jeder Veranstalter handhabte das anders. Einheitliche Regeln kamen erst Mitte der 70er Jahre auf.
Ich dachte zuerst, dass man, wie damals oft üblich, bestimmten Teams Startplätze garantierte (auch wenn andere schneller war). Und ATS war in Monza als italienisches Team bestimmt wichtiger als Centro Sud oder irgendwelche Privatfahrer. Aber dem war nicht so.
In Monza 1963 war es so, dass 33 Fahrzeuge gemeldet waren (wobei 5 Autos erst gar nicht auftauchten), der Veranstalter aber (aus Sicherheitsgründen nach dem schlimmen Unfall von 1961) nur 20 zum Start zuließ - und zwar die 20 Trainingsschnellsten - ohne Berücksichtigung der Namen des Teams oder der Fahrer. Voraussetzung war dass man eine Zeit erzielte, die die Qualifikationszeit des Zweitplatzierten(!) um nicht mehr als 10% überschritt. In unserem Fall war Graham Hill (BRM) die Marke, an der sich alle zu halten hatten. Er erzielte 1:38,5. Folglich musste man um zugelassen zu werden, mindestens 1:48,4 schaffen.
Diesen Wert erzielten 25 Fahrer. Ernesto Brambilla (mit einem uralt Cooper), André Pilette und Roberto Lippi scheiterten bereits an der 10% Hürde.
Chris Amon, eigentlich qualifiziert, musste nach einem Trainingscrash, bei dem er sich mehrere Rippen brach, auf den Start verzichten.
Blieben noch 4 Fahrer, die nicht zum Start zugelassen wurde. Tony Settember (1:45,9), Carel de Beaufort (1:46,4), Ian Raby (1:45,1) und Giancarlo Baghetti (1:46,8). Mario Cabral war mit 1:44,8 als Letzter für das Rennen qualifiziert!
Als man das Rennen startete, war plötzlich Baghetti als letzter Starter im Feld.
Offizielle Begründung war dass sowohl Cabral, als auch Raby, Settember und Beaufort auf den Start verzichtet hatten, um einem italienischen Fahrer Platz zu machen. Klang sehr nobel, tatsächlich hatten aber in der Nacht vor dem Rennen etliche Geldscheine den Besitzer gewechselt als sich das ATS-Team den Start von der Scuderia Centro Sud und den drei Privatfahrern erkauft.
Witzigerweise qualifizierte Mario Cabral eben diesen ATS von Baghetti ein Jahr später dann WIRKLICH für den großen Preis von Italien - allerdings unter dem Namen Derrington-Francis - und derart umgebaut dass man das Auto kaum wieder erkannte...
Das Training zum GP von Italien 1963 ist noch aus weiteren Gründen recht interessant, denn ursprünglich sollte auf dem Hochgeschwindigkeitsoval gefahren werden - tatsächlich fanden die ersten Vortrainings auch auf der kombinierten, 10 km langen Strecke statt. Nachdem am ersten offiziellen Training GLEICH vier Autos Aufhängungsschäden erlitten, wurde das Training nach 2 1/4 Stunden am Freitag um 17:15 Uhr abgesbrochen. Trainingsschnellster zu der Zeit war John Surtees im Ferrari.
Außerdem gab es bei diesem Rennen noch andere Härten, wie z.B. die Regel, dass nichtqualifizierte Fahrer sich auch das Rennen nicht ansehen durften(!) - die Nichtqualifikation kam quasi eine roten Karte im Fußball gleich...