Peterson78 hat geschrieben:
Da sind wir wieder beim Punkt "Persönlichkeit" - die geht ja vielen Protagonisten der heutigen F1 ab, nicht nur den Fahrern.
Persönlichkeiten ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck über die Rennfahrer von früher (die möchte ich den zeitgenössischen Fahrern nicht absprechen) - Typen trifft den Kern eher. Einen Typ wie Denny Hulme z.B., könnte ich mir heute beim besten Willen nicht mehr in einem F1-Cockpit verstellen.
Als Showman taugte dieser bärenstarke, zähe Naturbursche nicht. Äußerlich der Anti-Rennfahrer schlechthin, ging er allem aus dem Weg was seinen ruhigen Lebensrhythmus hätte stören können, hockte am liebsten in Filzpantoffeln vor der Glotze und hat, wenn man seinen Worten glauben darf, nie ein Buch angerührt. Nach eine Jugend à la Huckleberry Finn ging er als Fahrer und Mechaniker zu Jack Brabham und diente sich zum Ersatzfahrer hoch. Später wurde er Weltmeister und in der CanAm-Serie zum Millionär. Dort fuhr er die stärksten Monster mit beinahe stoischer Gelassenheit - je stärker das Auto, desto stärker Denny Hulme!
Der ’Bär’, ’60 noch belächelt, weil er barfuß ins Cockpit stieg, bestach durch Beständigkeit, stoische Ruhe und Tempo in jedem Fahrzeug bis ans Ende seiner Karriere. Er fuhr alles - und er war in jedem Fahrzeug schnell. Ein Sieg in Indy (er wurde mehrfach Vierter) wäre durchaus drin gewesen und in Le Mans wurde ihm der Sieg nur durch eine Spitzfindigkeit im Reglement geraubt.
Legendär auch seine 'philosophischen' Aussprüche, etwas 'Wer hier in Schwierigkeiten kommt, der kommt in Schwierigkeiten' (über den Kurs von Montjuich) oder 'Auf diesen Kurs trennen sich die Buben von den Männern' (über Spa).
Hulme war aber auch ein eisenhaltiger Typ - nach seinem Feuerunfall in Indy 1971, bei dem er beide Hände schwer verbrannte, stieg er kurz darauf wieder ins Cockpit und soll bei jedem Gangwechsel vor Schmerz gebrüllt haben. In CanAm überschlug er sich und rutschte kopfüber mit dem Helm über die Strecke - bis der Helm durchgescheuert war! Nur um gleich danach ins nächste Auto zu steigen.
Er erlag einem Herzschlag bei ein Tourenwagenrennen ’92.