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Wer ist oder war der Beste Fahrer aller Zeiten ?

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 1681
Naja, Clark gegen Stewart hat's doch gegeben.Und mE hat sich Stewart vorallem in seiner ersten Saison 1965 beachtlich geschlagen.

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Stewart stänkert in seinem Buch 'Stil und Technik des Rennfahrers' mächtig gegen Clark - stänkern ist vielleicht nicht der richtig Ausdruck - aber zwischen den Zeilen macht er ihn ganz schön runter (so sinngemäß: Clark wusste selbst nicht warum er so schnell war, er war nur so schnell weil Chapman alles auf ihn zuschnitt und er eigentlich nur die Marionette von Chapman war, außerhalb des Rennwagens er war total verklemmt und unentschlossen, u.s.w.). Ich muss die Passagen mal hier einstellen. Man weiss nicht ob man darüber lachen oder sich ärgern soll...

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Auf den GP von Belgien 1965 geht er sogar näher ein (weil wir gerade so ein schönes Bild in einem anderen Thread hatten) - er behauptet er hätte dem Führenden Clark in diesem Rennen 'Angst gemacht' - und führt auch diverse Beweise an. Ich muss es mal suchen, ist wirklich interessant zu lesen.

Bitte nix falsch verstehen - ich mag Stewart und seine Schreibe wirklich sehr - er ist einer der wenigen Rennfahrer die sich Gedanken um ihren Job machen und vieles reflektieren. Ohne ihn wüsste man viel weniger über die 60er Jahre. Wir sollten uns öfter über Stewart unterhalten...

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 4967
Stewart war die Marionette von Ken Tyrrell, auch ihm wurden die
Autos auf den Leib geschneidert. :wink:

Clark und Stewart waren natürlich Klassefahrer, das kann man Beiden
nicht absprechen.

Aber das würde mich interessieren, was Stewart so schrieb.

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Sieht so aus als wärst Du KEIN Stewart-Fan... :wink:

Das geht jetzt etwas OT, aber was soll's.

Ich habe früher schon mal Äußerungen von Stewart gebracht - allerdings kam null Reaktion darauf (was mich damals verwunderte, denn derartige Äußerungen von Rennfahrern sind nicht nur selten, es gibt sie eigentlich nicht! Die haben für gewöhnlich nix im Kopf außer Autofahren).

Man hört von Piloten ja auch nur sehr selten Meinung zu politischen Themen - oder kann sich jemand an politische Äußerungen von Piloten erinnern? Wäre wirklich mal ein interessantes Thema für einen Thread. Ist es Piloten eigentlich verboten über ihre politische Meinung zu reden? Könnte mir vorstellen dass das viele Leute (mich eingeschlossen) interessieren würde.

'Yesterday'-Leser wissen dass mich die momentane F1 nur am Rande interessiert (hörte irgendwann 1998 mit dem intensiven zusehen auf), aber auch aus der Vergangenheit kann man einiges lernen, z.B. Peter Mansos Zwiegespräche mit Jackie Stewart, die - glaube ich - auch heute noch im Wesentlichen Geltung haben:

Oberflächlich betrachtet, ist der Motorrennsport eine "rebellische", individualistische Betätigung, und es fällt schwer, diese Tatsache mit den außerordentlich reaktionären Ansichten und der offensichtlichen Unterwerfung unter die meisten Formen äußerer Autorität in Einklang zu bringen, die man bei der Mehrheit der Rennfahrer beobachten kann. Stewarts Image, beispielsweise, war oberflächlich gesehen das eines bescheidenen Rebellen. Er hatte lange Haare, trug modische Kleidung und genoß den Beinamen "Mod Scot". Eine nähere Überprüfung seiner Ansichten läßt jedoch eine überraschend naive Bewunderung für feststehende Autoritätssymbole zutage treten. Er hegt eine uneingeschränkte Bewunderung für "Männer in der City" oder in "der Wall Street" und ist wie Ascari von allen fasziniert, die stark, mächtig und erfolgreich sind. Sein Tagebuch ist gespickt mit Bemerkungen wie "man weiß, daß er nicht durch lauter Nachgiebigkeit Präsident von Goodyear werden konnte". Er verabscheute "Schwäche" und hat einen besonderen Respekt vor Präsidenten, Prinzen und Generälen. Obwohl er behauptet, in einem politischen Vakuum zu denken - "die Politik im allgemeinen hat für mich keine Identität" -, ist er wie die meisten Rennfahrer in bezug auf viele Fragen für "Gesetz und Ordnung". In einem Interview mit Manso verteidigte er nachdrücklich die amerikanische Marineinfanterie, die er für "notwendig" hielt, und er sprach seine Besorgnis über die Gewerkschaftsbewegung aus: "Wenn Leute, die in Verwaltungsfragen nicht richtig geschult sind, versuchen, der Betriebsführung und den Arbeitern selbst Vorschriften zu machen... dann fällt das Ganze auseinander". Über Vietnam schrieb Stewart einmal: "Es ist einfach ein großer Dschungel. Ich weiß nicht, was Südvietnam ist, und ich weiß nicht, was Nordvietnam ist."

Als aber Manso an seinem Buch "Vroom!" arbeitete, besuchte er Stewart in einem Hotel in Rouen und sprach mit ihm über seine politischen Ansichten. Während der Diskussion betrat Curtis Le May, ein am Motorrennsport interessierter amerikanischer General, das Gebäude. Manso, der radikale Ansichten vertritt, machte sich nüt seinem Tonbandgerät an den General heran und begann, laut Stewart, "eine zweistündige Auseinandersetzung über die amerikanische Außenpolitik mit einem Mann, den er nie zuvor gesehen hatte, der Kommandeur des Strategic Air Command gewesen war und der nur drei Monate später als Kandidat für die Vizepräsidentschaft der Vereinigten Staaten aufgestellt werden sollte. Es war unglaublich. Ich saß da, amüsiert und voll ungläubiger Verblüffung. Er war nicht aufzuhalten, auch nicht, als Le May ärgerlich wurde und zu ihm sagte, er wisse nicht, wovon er rede. Er widersprach ihm einfach und setzte seine Anklage der Politik des Mannes fort".

Stewart findet offenbar, Manso hätte sich Le May gegenüber respektvoll benehmen müssen, da er ein mächtiger Mann des amerikanischen militärischen Establishments war. Es erstaunt ihn, daß Manso an seinen radikalen Anschauungen festhält, als Le May zwangsläufig versucht, sie als irrig abzutun. Aber Stewart, für den die Politik, die da diskutiert wird, wie er selbst zugibt, völlig irrelevant ist, wird von Mansos Verhalten fasziniert. Es ist so völlig anders als seine eigene Reaktion gegenüber der Autorität, denn er respektiert die Autorität als solche. Der Grad der in diesem Bericht sichtbar werdenden Identifikation mit Manso und Stewarts Pflege des Images eines gemäßigten Rebellen (ganz zu schweigen vom Rennsport selbst) weisen jedoch auf eine deutliche Ambivalenz gegenüber eben dieser Autorität hin.

Verglichen mit anderen Rennfahrern (aus der damaligen Zeit), die Manso interviewte ist Stewart beinahe ein Liberaler. Viele Fahrer bekannten sich im allgemeinen zu einem Hass auf Hippies, die Rolling Stones und die Friedensbewegung in Amerika und zur Bewunderung für die Polizei, die Marineinfanterie, Diktatoren, die Armee und das Regime in Südafrika. Beinahe alle Rennfahrer, mit denen man darüber spricht, geben zu, dass ihnen politische Fragen mehr oder minder gleichgültig sind (Die einzige Ausnahme in Mansos Buch ist Dan Gurney, der sich zu einem höchst individualistischen rechtsorientierten Standpunkt bekennt - wer erinnert sich nicht an die immer wieder auftrendende Kampagne "Gurney for president").


Soweit Mansos Zitate aus den frühen 70ern. Entschuldigung wenn ich jetzt etwas zu weit ausgeholt habe und ins Schwafeln geraten bin.

P.S.: Hat jemand die Bücher 'Vroom', 'Faster' oder Manos Interviews mit den Rennfahrern? Würde mich wirklich brennend interessieren - ich denke hier lerne ich mehr über die damaligen Rennfahrer als aus tausend Statisiken.

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 3303
torino hat geschrieben:
Stewart war die Marionette von Ken Tyrrell, auch ihm wurden die
Autos auf den Leib geschneidert. :wink:

Clark und Stewart waren natürlich Klassefahrer, das kann man Beiden
nicht absprechen.

Aber das würde mich interessieren, was Stewart so schrieb.



Na das Chapman dem Clark die Lotus auf den Leib geschneidert hat halte ich für eine sehr gewagte These. Gerde in dem Zeitraum wurden unmengen von Lotus gebaut und von anderen Fahrern ,anderen Teams und in anderen Serien gefahren und viele kamen verdammt gut zurecht damit . Bei Tyrrell ist es klar ausser Cevert (und selbst der nicht immer ) kam doch keiner mit den blauen Rennern zurecht . Ähnlich lief es doch 1994/95 bei Benetton mit Schumacher und bei Ferrari sieht es auch so aus.

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 70
Der beste Fahrer wäre vielleicht unser Stefan Bellof geworden.... :cry:

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 4967
Von Vroom habe ich schon gehört, aber leider besitze ich kein
solches Buch. :( Ich habe ein Buch von Stewart es heisst:
Stil und Technik des Rennfahrens. Peter Manso hat da mitgeschrieben.
Oder vielleicht auch geschrieben, auf jeden Fall ist das Buch lesenswert.

Ich finde es interessant, dass Stewart sich über Politik äusserte.
Es gab früher doch relativ viele Fahrer, die sich über Sprüche,
oder Aufkleber zu Wort meldeten. Heute würde das einen Entlassung
nach sich ziehen. Es ist doch auch so, dass viele Fahrer von damals
zum Teil noch im 2. Weltkrieg im Koreakrieg oder Vietnamkrieg
waren und kämpften. Das hat natürlich bei Einigen Spurern hinterlassen.

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Ich glaub's eigentlich nicht dass die Fahrer sich heute politisch nicht äußern dürfen - ich glaube eher sie wollen, bzw. können nicht!

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 454
Alfalfa hat geschrieben:
Ich glaub's eigentlich nicht dass die Fahrer sich heute politisch nicht äußern dürfen - ich glaube eher sie wollen, bzw. können nicht!


Da sind wir wieder beim Punkt "Persönlichkeit" - die geht ja vielen Protagonisten der heutigen F1 ab, nicht nur den Fahrern. Selbst die Teamchefs geben immer nur die gleiche, angepasste Sülze wieder. Und daran wird diese Motorsport-Art auch irgendwann kaputt gehen, wenn es nur die Beteiligten mal merken würden...

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Mich würde echt mal ein Interview mit z.B. Schumacher (ich greife ihn jetzt willkürlich heraus) à la Peter Manso interessieren - so total gegen den Strich gebürstet. Wen interessieren schon Fragen wie ' Was bedeutet der 7. WM Titel für sie?' oder 'Wie war der Zustand der Reifen nach dem zweiten Stint?'

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Ich kenne Mansos Buch leider nur in Ausschnitten - aber da gibt es wie gesagt so interessante Kapitel wie das oben kurz angeschnittene über das Verhältnis von F1-Piloten zu sogenannten 'Macht'-Menschen. Oder der Beziehung zwischen F1 und Sexualität. Ich glaube - obwohl inzwischen 30 Jahre vergangen sind - da haben die Aussagen in Mansos Buch immer noch Gültigkeit.

Ich muss das Ding unbedingt mal lesen - und zwar GANZ! :wink:

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 4967
Peterson78 hat geschrieben:
Alfalfa hat geschrieben:
Ich glaub's eigentlich nicht dass die Fahrer sich heute politisch nicht äußern dürfen - ich glaube eher sie wollen, bzw. können nicht!


Da sind wir wieder beim Punkt "Persönlichkeit" - die geht ja vielen Protagonisten der heutigen F1 ab, nicht nur den Fahrern. Selbst die Teamchefs geben immer nur die gleiche, angepasste Sülze wieder. Und daran wird diese Motorsport-Art auch irgendwann kaputt gehen, wenn es nur die Beteiligten mal merken würden...


Da stimme ich Dir vollkommen zu, da liegt wirklich der Hund begraben.
Es wird Zeit, dass die endlich aufwachen!

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Peterson78 hat geschrieben:
Da sind wir wieder beim Punkt "Persönlichkeit" - die geht ja vielen Protagonisten der heutigen F1 ab, nicht nur den Fahrern.

Persönlichkeiten ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck über die Rennfahrer von früher (die möchte ich den zeitgenössischen Fahrern nicht absprechen) - Typen trifft den Kern eher. Einen Typ wie Denny Hulme z.B., könnte ich mir heute beim besten Willen nicht mehr in einem F1-Cockpit verstellen.

Als Showman taugte dieser bärenstarke, zähe Naturbursche nicht. Äußerlich der Anti-Rennfahrer schlechthin, ging er allem aus dem Weg was seinen ruhigen Lebensrhythmus hätte stören können, hockte am liebsten in Filzpantoffeln vor der Glotze und hat, wenn man seinen Worten glauben darf, nie ein Buch angerührt. Nach eine Jugend à la Huckleberry Finn ging er als Fahrer und Mechaniker zu Jack Brabham und diente sich zum Ersatzfahrer hoch. Später wurde er Weltmeister und in der CanAm-Serie zum Millionär. Dort fuhr er die stärksten Monster mit beinahe stoischer Gelassenheit - je stärker das Auto, desto stärker Denny Hulme!

Der ’Bär’, ’60 noch belächelt, weil er barfuß ins Cockpit stieg, bestach durch Beständigkeit, stoische Ruhe und Tempo in jedem Fahrzeug bis ans Ende seiner Karriere. Er fuhr alles - und er war in jedem Fahrzeug schnell. Ein Sieg in Indy (er wurde mehrfach Vierter) wäre durchaus drin gewesen und in Le Mans wurde ihm der Sieg nur durch eine Spitzfindigkeit im Reglement geraubt.

Legendär auch seine 'philosophischen' Aussprüche, etwas 'Wer hier in Schwierigkeiten kommt, der kommt in Schwierigkeiten' (über den Kurs von Montjuich) oder 'Auf diesen Kurs trennen sich die Buben von den Männern' (über Spa).

Hulme war aber auch ein eisenhaltiger Typ - nach seinem Feuerunfall in Indy 1971, bei dem er beide Hände schwer verbrannte, stieg er kurz darauf wieder ins Cockpit und soll bei jedem Gangwechsel vor Schmerz gebrüllt haben. In CanAm überschlug er sich und rutschte kopfüber mit dem Helm über die Strecke - bis der Helm durchgescheuert war! Nur um gleich danach ins nächste Auto zu steigen.

Er erlag einem Herzschlag bei ein Tourenwagenrennen ’92.

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 4967
Das sind Typen, die in der heutigen Zeit fehlen, :lol: aber Du schreibst es
ja, dass er heute sicher keinen Platz mehr in der F1 finden würde.

Danke, für den "augenzwinkernden" Bericht über den Bär. :D)

Beitrag Montag, 27. Februar 2006

Beiträge: 8060
Ich muss wohl nicht extra schreiben dass ich Hulme sehr gut fand. Ich hatte kurz vor seinem Tod 1992 noch mal das Vergügen ihm bei seinem Besucht im ASS zu sehen - und lernte ihn als ausgezeichneten Unterhalter kennen. Schade dass er nicht mehr unter uns weilt. :cry:

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