Na, dann mal ein paar Worte zu Rallyes wie sie früher waren.
Die heutige Form der Rallye, also mit abgesperrten Bestzeitprüfungen auf kurzen Strecken kam erst Ende der 60er Jahre in Mode, davor waren Rallyes überwiegend Langstrecken- und Zuverlässigkeitsfahrten. Auch die Mille Miglia war im Prinzip eine Rallye, Start im Minutenabstand, und 2 Etappen auf normalen Strassen, Brescia - Rom und zurück.
Zu den Klassikern zählten die Monte Carlo, Liège-Sofia-Liège, Akropolis, Algier-Kapstadt, und der Gran Premio Internacional in Argentinien. Und nicht zu vergessen London-Sydney ...!
Einige der Rallyes wurden als reine Bestzeitprüfungen gefahren, z.B. der Gran Premio in Argentinien, wobei die Bestzeit nicht auf einige Sonderprüfungen beschränkt war, sondern auf die
ganze Strecke, die durchaus einige 1000 km betragen konnte. Andere, wie z.B. die Monte Carlo, waren offiziell Gleichmässigkeitsprüfungen, wobei die Schnitte aber meistens so hoch angesetzt waren, dass sie nur im Renntempo eingehalten werden konnten. Dabei sorgten die Veranstalter meistens dafür, dass ein Grossteil der Strecke über Nebenstrassen ging, zum einen um den normalen Strassenverkehr möglichst zu meiden, zum anderen um die Einhaltung der Schnittvorgaben weiter zu erschweren. Die Strecke wurde in Form eines Bordbuches vorgegeben, und die Einhaltung von Strecke und Zeiten wurde durch Kontrollpunkte überwacht. Fuhr man eine Kontrolle zu spät an, gab es Strafpunkte. In der Praxis hiess das, dass man sich weder einen technischen Defekt, noch ein Verfahren leisten konnte, denn die so verlorene Zeit war in der Regel nicht mehr einzuholen.
Man darf sich das aber nicht zu einfach vorstellen. Liege-Sofia-Liege waren 5.500 km, und es gab nur eine einzige Pause von 1 Stunde in Sofia, das reichte gerade zum Essen und zum Duschen ...!
Zeitgenössigen Berichte über den "Marathon de la Route" gibt es hier:
http://www.eugen-boehringer.de/presseberichte4.htm
http://www.eugen-boehringer.de/presseberichte1.htm
und persönliche Schilderungen von Eugen Böhringer hier:
http://www.eugen-boehringer.de/presseberichte2.htm
Ab Mitte der 60er Jahre wurde es aber vor allem in Westeuropa immer schwieriger Genehmigungen für Rallyes zu bekommen. Irgendwo verständlich, denn das Ganze spielte sich im öffentlichen Strassenverkehr ab. Die Schnitte wurden gesenkt, mit dem Resultat, dass es immer öfter mehrere strafpunktfreie Teams in Ziel gab. Damit ein Sieger ermittelt werden konnte, gab es meistens am letzten Tag eine Sonderprüfung auf Bestzeit auf abgesperrter Strecke, und nach und nach ersetzten diese Sonderprüfungen die eigentliche Rallyestrecke. Bis vor ca. 10 Jahren gab es aber immer noch gewertete Verbindungsetappen auf Sollzeit, die zwar problemlos unter Einhaltung aller Verkehrsregeln zu bewältigen waren, aber dem einen oder anderen Topteam doch zum Verhängnis wurden, z.B. bei technischen Defekten.