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Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Freitag, 30. Mai 2003

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Beitrag Freitag, 30. Mai 2003

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Holger_Merten hat geschrieben:
Opel ist ja auch nicht freiwillig aus dem GP-Sport in den 20er Jahren ausgestiegen, das war ja ein einsamer Entschluss aufgrund einer Disqualifikation eines Opels, weshalb man dann eben vorzog lieber nicht mehr telzunehmen.

Stimmt nur bedingt. Dieser Vorfall fand erst 1926 statt, und zwar nicht in Zusammenhang mit einem Grand Prix, sondern einer Zuverlässigkeitsfahrt. Wegen einer Meinungsverschiedenheit mit der ONS, die eben auch in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde, wurde Opel für das Jahr 1927 gesperrt. Allerdings setzte man sich noch Ende 1926 zusammen, und begrub das Kriegsbeil, die Sperre wurde aufgehoben.

Beitrag Freitag, 30. Mai 2003

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Beitrag Freitag, 30. Mai 2003

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Eines mal vorneweg: mein Opel-Buch (es handelt sicvh um "Opel - Motorsport mit Tradition - über 100 erfolgreiche Jahre" von Axel Lengert, Jan-Henrik Muche, Friedbert Weber und Albert Königshausen) ist nicht so schlecht wie es vielleicht irrtümlicherweise jetzt in den Komentaren rübergekommen ist - ich halte es für ein hervorragendes Buch. Aber es hat, und das darf man eben auch nicht verschweigen, im Gegansatz zu anderen Monografien von Automobilherstellern die vom Werk selber herausgegeben wurden, die Tendenz zu Lobhudelei und Schönfärberei; hier ist der Superlativ fast die Regel. Und das stößt negativ auf. Aber genug der Vorrede, lassen wir das Buch selber sprechen:

Nach dem wenig erfreulichen Zwist mit der ONS und dem Ausstieg der Rüsselsheimer aus dem Automobilsport sind es Ende der zwanziger und Anfang der dreißiger Jahre hauptsächlich Privatfahrer, die auf kleineren Automobilturnieren, regionalen Zuverlässigkeits-, Berg- oder Tourenfahrten Siege und vordere Platzierungen auf Opel erringen können. Jedoch kann der Rennstall vom Main erst mit der offiziellen Rückkehr in den Motorsport auf nationaler Ebene in der Saison 1932 an die Erfolge zurückliegender Jahre anknüpfen. Dabei stehen hauptsächlich Langstrecken- und Geländeprüfungen auf dem Programm. Opel ist bei den wichtigsten Veranstaltungen dabei, zu denen mörderische Langstreckenrennen wie die "2.000 Kilometer durch Deutschland" oder die "Internationale Alpenfahrt" zählen oder härteste Geländeprüfungen wie die "Dreitage-Harzfahrt", "Brandenburgische Geländefahrt" und "Ostpreußenfahrt". Prinzipiell handelt es sich bei den Gelände- und Marathon-Veranstaltungen um Zuverlässigkeitsfahrten, bei denen weniger das Erzielen absoluter Höchstgeschwindigkeiten im Vordergrund steht. Meistens müssen die Teilnehmer eine vorgeschriebene Strecke in einer genau festgelegten Zeit absolvieren. Sowohl ein Unter- wie Überschreiten der Sollzeit oder das Verlassen der vorgeschriebenen Strecke wird mit Strafpunkten belegt. Mehrtägige Veranstaltungen werden zudem mit Sprint-Prüfungen oder besonders anspruchsvollen "Trial"-Strecken angereichert, bei denen man sich ebenfalls Strafpunkte oder Gutschriften einfahren kann. Wer die Veranstaltung ohne Strafpunkte absolviert, bekommt eine Goldene Medaille, die folgenden (Strafpunkt-)Ränge werden mit Silber und Bronze belohnt. Einen absoluten Gesamtsieger gibt es bei diesen Rennen also nicht.

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Wie die meisten Bilder hier kann ich leider nicht mit Bildunterschriften dienen, aber viele Bilder sind so eindrucksvoll - man könnte meinen sie sidn gestellt.

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Die Szene stammt aus der Dreitage-Harzfahrt von 1933 - vier 1,8-l-Modelle und ein Blitz. Das Militär ist antürlich immer dabei.

Nach dem offiziellen Wiedereintritt in die Motorsportatmosphäre sammelt der Rüsselsheimer Rennstall zunächst wertvolle Erkenntnisse für die folgenden Jahre. Der Schwerpunkt liegt zunächst bei den Geländeprüfungen, die Opel mit Sportversionen der neuen Modellreihen 1,2 Liter und 1,8 Liter bestreitet. Die Premiere anlässlich der mit Sonderprüfungen gespickten Ostpreußenfahrt erfolgt wenig erfolgreich. Die folgende ADAC Dreitage-Harzfahrt, zu der zwei 1,2 Liter- und ein 1,8 Liter-Modell gemeldet sind, bringt aber schon zählbare Ergebnisse. Eine Gold- und zwei Silbermedaillen erringen die Opel-Crews auf schwierigem Terrain.

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Die obligatorische Wasserdurchfahrt. Fahrzeug ist offenbar wieder eines der 1,8-l-Modelle.

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Zünftige Auffahrt mit Opel Flagge am Kotflügel!!

Den motorsportlichen Höhepunkt der Saison 1933, die "2.000 Kilometer durch Deutschland", beschreibt die Mitarbeiterzeitschrift "Der Opel Geist" in seiner Ausgabe am 1. August: "Noch nie hat die Welt eine Motorsportveranstaltung von dem Ausmaß und der Bedeutung wie die 2.000 Kilometerfahrt durch Deutschland erlebt. Noch nie wurden an die Automobiltechnik und Fahrer so gewaltige Anforderungen wie bei dieser Ohnehaltfahrt gestellt." Für unser heutiges Empfinden mag diese Beschreibung übertrieben pathetisch klingen, doch die Leistungen während dieser Motorsportveranstaltung sind - auch und gerade gemessen an aktuellen Autorennen - wirklich enorm. Vom Start- und Zielort Baden-Baden führt der Rundkurs über die Eckpunkte München, Berlin und Köln über 2000 Kilometer durch Deutschland. Allein 1.200 Kilometer legen die Teilnehmer auf selektiven, weil kurvenreichen und steilen Straßen im deutschen Mittelgebirge zurück, auf den restlichen Flachpassagen sorgen Wolkenbrüche und Nebel für spannende Abwechslung. Doch damit nicht genug: Alle Teams, bestehend aus Fahrer und Copilot, mussten die Prüfung Nonstop absolvieren, um die geforderten Durchschnittsgeschwindigkeiten zu erreichen. Für Fahrtunterbrechungen sorgen nur Tankstopps und die extra eingerichteten Servicedepots in Bayreuth, Magdeburg und Wittlich. Opel nimmt die Herausforderung mit insgesamt zwölf serienmäßigen 1,0 und 1,8 Liter-Modellen in Angriff, elf erreichen das Ziel und unterbieten die vorgegebenen Durchschnittsgeschwindigkeiten. Den größten Erfolg feiert der Berliner Major E. Sander auf einem 1,8 Liter-Sportzweisitzer. Das Modell vetfügt über die zuverlässige Großserientechnik der 1931 eingeführten 1,8 Liter-Modellreihe mit dem neu entwickelten Sechszylinder-Reihenmotor. Die Roadster-Karosserie schneidert der renommierte Blechcouturier Autenrieth in Darmstadt, für die Langstreckenprüfung werden lediglich ein Zusatztank, Speichen- statt Stahlscheibenrädern und eine leistungsfördernde Abgasanlage montiert. Nach der Vorgabe der Rennleitung muss das Fahrzeug die gewaltige Strecke in 28 Sunden und 13 Minuten durchfahren, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 74 km/h entspricht. Tatsächlich benötigt der zweisitzige Roadster mit Sander am Steuer nur 26 Stunden und 23 Minuten, schraubt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf beachtliche 78,8 km/h und unterbietet auch die Vorgabezeiten für wesentlich stärker motorisierte Fahrzeuge. Die gesamte Tortour spult der 1,8 Liter klaglos ohne einen Defekt ab, an den Servicedepots stehen lediglich die üblichen Arbeiten an: Reifenwechsel, Tanken, Öl nachfüllen.

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Privatier Carl von Guilleaume mit einem 2,0-l bei der Dreitage-Harzfahrt 1934.

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Nomen est omen: ader Start zur Internationalen Alpenfahrt im August 1934.

Nach Siegen bei der Zuverlässigkeitsfahrt "Rund um Berlin" und einer 19-tägigen 10.400 Kilometer-Tortour nach Riga stellt der Sportzweisitzer damit erneut seine Leistungsfähigkeit unter Beweis. Ebenso zuverlässig und erfolgreich absolviert der offene Zweisitzer im selben Jahr die "Dreitage-Harzfahrt". Holzabfuhrwege, Rodelbahnen(!), Geröllhalden(!!), Wasser- und Schlammdurchfahrten, Felspassagen und Waldschneisen stellen höchste Anforderungen an die Automobiltechnik. Der 1,8 Liter-Sportzweisitzer wühlt sich durch die aufgeweichten Wege, klettert über Felsen und Steilhänge und bestätigt so erneut den Nimbus "Opel der Zuverlässige".

Die kommende Saison beginnt nun schon im Februar. Bei Temperaturen von 17 Grad unter Null, vereisten und verschneiten Fahrbahnen machen sich die bei der Dreitage-Harzfahrt bewährten Modelle 1,2 und 1,8 Liter auf den Weg von München nach Oberstaufen. Der "Winterbewerb" über vier Tage ist mit Rundstreckenfahrten, Bergprüfungen und Sprints auf tief verschneiten Wegen gespickt und verlangt Mensch und Material alles ab. Fünf silberne Medaillen sind der Lohn für Strapazen. Zu den Ausgezeichneten gehört auch der Privatier Carl von Guilleaume, der sich zu einem der erfolgreichsten Opel-Piloten in den nächsten Jahren entwickelt. Im Wonnemonat Mai ist dann weniger die Kälte das Problem. Vielmehr machen Wasserdurchfahrten, Geröllhänge und Schlammpassagen die Dreitage-Harzfahrt zu einer echten Härteprüfung. "Sinn der Dreitage-Fahrt war es, festzustellen: Maximal-Leistung, Maximal-Beanspruchung, die Grenze von Allem, was von Fahrer und Fahrzeug verlangt werden kann, mit einem Wort: das Äußerste..." beschreibt das Buch "Opel im Sport 1934" die Rahmenbedingungen. Opel schickt erstmals die völlig neu entwickelten Geländesportwagen auf Basis der 2,0 Liter-Modellreihe ins Rennen. Die technische Ausrüstung basiert weitgehend auf den Serienmodellen, dies verlangen auch die Ausschreibungen für die diversen Gelände- und Marathonprüfungen. Allerdings nehmen die Rüsselsheimer Techniker Verbesserungen an Motor, Antriebsstrang und Radaufhängung vor, damit die Fahrzeuge die verschiedenen Geländepassagen bewältigen können. Der erste Auftritt dieser Fahrzeuge, die über leichte Aluminiumkarosserien verfügen, verläuft viel versprechend. Die vier gemeldeten Fahrzeuge bleiben strafpunktfrei und erhalten dafür die obligatorische goldene Medaille. Im Juni können sich die OpelMannschaften bei der Coppa d'Oro del Duce durchsetzen, einer 6.000 km-Tour durch Italien, die in sechs Tagen absolviert werden muss. Zwei goldene Medaillen auch für die erfolgreiche Teilnahme an der Brandenburgischen Geländefahrt. Im Juli folgt dann der Saison-Höhepunkt, den erneut die "2.000 Kilometer durch Deutschland" markieren. Opel setzt sechs 2,0 Liter-Geländesportwagen ein, die von der Entwicklungsabteilung aufgebaut wurden. Die Werksfahrer Heinrich Diehl, Jacob Bastian und Franz Traiser gehen mit den Startnummern 233, 234 und 235 als Werksteam an den Start und gewinnen den 1. Mannschaftspreis. Auch sonst hagelt es Medaillen: Zehn goldene, zwei silberne und zwei bronzene Plaketten nehmen die Fahrer am 22. Juli in Empfang. Im August wiederholen die Opel-Fahrer diesen Triumph bei der Internationalen Alpenfahrt vom 7. bis 12. August. 2.900 Kilometer müssen die Teilnehmer in sechs Tagesetappen bewältigen, darunter steile Alpenpässe wie das Stilfser Joch oder staubige Pisten in Jugoslawien. "...nur 57 von 127 gestarteten Fahrzeugen blieben strafpunktfrei.

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Start zum Rennen '2000 km durch Deutschland' 1934.

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Hier ist die Opel-Truppe beim selben Rennen - und zwar im Ziel in Baden Baden. Markiger Werbespruch im Hintergrund 'Opel dient dem Verkehr - der Verkehr dient uns allen.'

Dieser Gesamtbilanz steht die Opel-Bilanz gegenüber: sechs Opelwagen waren gestartet, sechs Opelwagen waren am Ziel, fünf von ihnen mit höchster Auszeichnung: Edith Frisch und Engeesser errangen als Einzelfahrer den Gletscherpokal, die Fabrikmannschaft: Diehl, Blüm, Traiser gewann den Alpenpokal. Der sechste war Carl von Guilleaume mit seiner kleinen tapferen Frau. Schmutz im Vergaser raubte ihm am Stilfser Joch ganze 8 Punkte, die ihn den Gletscherpokal kosteten..." beschreibt ein zeitgenössischer Bericht das erfreuliche Ergebnis.

Auch im Jahr 1935 wird der Motorsport wieder offiziell vom Werk unterstützt. Mit ihrem Engagement können die Rüsselsheimer aber nicht verhindern, dass die braunen Machthaber einen immer stärker werdenden Einfluss auf die Rennen bekommen und diese zu Propagandazwecken missbrauchen. Auch die neutralen Automobil- und Motorsportverbände wie AvD, ADAC, DDAC oder ONS haben längst ihre Eigenständigkeit verloren und sind dem Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps NSKK unter der Leitung des Nazi-Protagonisten von Hühnlein zwangsweise unterstellt. Selbst die Leiter der ehemals eigenständigen Organisationen werden zu unbedeutenden Sachbearbeitern degradiert und verlieren Mitspracherecht bei der Planung und Durchführung von nationalen Motorsportveranstaltungen. Deshalb gleichen die Langstrecken- und Geländeprüfungen ab Mitte der dreißiger Jahre immer mehr paramilitärischen Übungen, was den sportlichen Wert dieser Rennen jedoch nur wenig schmälert.

Erneut beginnt das neue Motorsportjahr im Winter. Nachdem Julius von Krohn mit einer serienmäßigen Opel 2,0 Liter-Limousine am 11. Januar das Reich in Ost-West-Richtung in Rekordzeit durchquert hat und die 1.480 Kilometer in 20 Stunden und 20 Minuten zurücklegte, beginnen die "Kraftfahrzeug-Winterprüfungen". Zunächst erringt Carl von Guilleaume im bayerischen Rottach-Egem mit einem 2,0 Liter-Geländesportwagen eine goldene Medaille, bei der folgenden "Titisee-Winterfahrt" vom 7. bis 9. Februar belegt er den zweiten Platz. Als Sieger wird hier Hauptmann Meffert aus Brandenburg abgewunken.

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Bei der Winterprüfung in Rottach-Egern sichert sich Guilleaume dank 'zugkräftiger' Unterstützung eine Goldmedaille.

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Und hier zeigt er uns die kalte Schulter (selbes Rennen)!

Schon im Frühjahr wird endgültig deutlich, wie überlegen die neuen, äußerst robusten Geländesportwagen sind. Die Vorläufer heutiger Rallyefahrzeuge bewähren sich selbst auf härtesten Prüfungen und überzeugen neben der hohen Geländegängigkeit durch eine unerschütterliche Zuverlässigkeit. Sie absolvieren die Ostpreußenfahrt im April 1935 klaglos. Bei dieser Auseinandersetzung mit allen erdenklichen topografischen und meteorologischen Unbilden erreichen von 103 Startem nur 22 das Ziel, darunter sieben Opel-Piloten. Beinahe schon traditionsgemäß gewinnt das bewährte Opel-Werksteam mit Schmitt, Diehl und Traiser wieder den Mannschaftspreis. Die Veranstaltungen im Rahmen der Wiesbadener Motorsportkämpfe dominieren erneut die 2,0 und 1,8 Liter-Modelle. Im Rahmen dieser Sportwoche erringen Opel-Piloten bei der "Südwestdeutschen Zuverlässigkeitsfahrt" zwei goldene und eine silberne Medaille und können sich den Ehrenpreis des DDAC sichern. Die "Deutsche Zuverlässigkeitsfahrt", eine 30-Stunden-Fahrt, wird ebenso mit Auszeichnung bestanden wie die Hochleistungsprüfung, bei der sich drei Opel-Renner unter den ersten vier in der Tourenwagenklasse bis 2 Liter platzieren. Zu dem Goldmedaillenregen, der sich nach der erfolgreichen Teilnahme an der "Dreitage-Mittelgebirgsfahrt" und der "Brandenburgischen Geländefahrt" über die Opel-Mannschaft ergießt, meldet das Werk einen weiteren Erfolg im typischen Telegrammstil jener Zeit: "21.-24.8.35 Internationale Femfahrt Lüttich-Rom-Lüttich: 2 Liter Sportwagen, Julius von Krohn (Beifahrer Hörmann) = schnellster deutscher Wagen (Vierter in der Gesamtwertung)... Opel an der Spitze deutscher Wagen. Überzeugender Triumph des deutschen Gebrauchswagens. Von 6 gestarteten deutschen Wagen 4 am Ziel. Von 23 gestarteten ausländischen nur 7. 4.500 Kilometer in 90-stündiger Nonstop-Fahrt von Opel glatt bewältigt."

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Schnappschuß von der Ostpreußenfahrt 1935.

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Reifenwechsel der Opel-Crew bei der Mittelgebirgsfahrt 1935.

Am Saisonende macht man sich in der Opel-Sportabteilung trotz der eigenen Erfolgsserie Gedanken über die zurückliegende Saison und äußert sich kritisch vor allem über die Organisation des nationalen Geländesports, was die Verantwortlichen des NSKK und der einflussreichen Wehrmachtsleitung wenig erfreut haben dürfte. Unter dem Titel "Kraftwagengeländesport und Langstreckenfahrten, Vorschläge für 1936 auf Grund der Erfahrungen von 1935" wird die Kritik zusammengefasst: " ...Die vier nationalen Geländesportveranstaltungen für Wagen - Winterwettbewerb, Ostpreußenfahrt, 3-Tage-Fahrt, Brandenburgische Geländeprüfung sollen... die Frage beantworten, wo die äußerste Grenze der Leistungsfähigkeit und der Verwendungsmöglichkeit unserer heutigen Wagen liegt... Hindernisse, die eine solche einwandfreie Beurteilung der Leistung des Wagens unmöglich machen, können u.a. sein:
1. Völlig ungleiche Wegeverhältnisse infolge zu großer Teilnehmerzahl...
2. Behinderung. Bei keiner der 4 großen Geländefahrten wird es sich vermeiden lassen, dass an schwierigsten Stellen Stockungen eintreten. Hier muss unbedingt dafür gesorgt werden, dass die Behinderungen der nachfolgenden Fahrer einwandfrei neutralisiert werden.
3. Orientierungsvermögen. Bei der 3 Tage-Mittelgebirgsfahrt ist eine Orientierungsaufgabe gestellt worden... Die Schlussgruppe wiederum brauchte nur den Spuren zu folgen und die Karte überhaupt nicht anzusehen... Es scheint überhaupt zweifelhaft, ob es richtig ist, das Orientierungsvermögen zu prüfen. Die Gefahr besteht, dass man nach 3 Seiten gleichzeitig experimentiert: Eignung des Wagens, Qualität des Fahrers, Kartenkunde, und dadurch zu falschen Resultaten kommt...
Starker Tobak für die Nazi-Verantwortlichen, die sich ja stets für unfehlbar halten...

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Noch zwei Bilder aus dem Jahr 1935 - Ort und Datum leider unebaknnt.

Für das kommende Jahr hat Opel noch einmal aufgerüstet und bringt eine neue Generation der Geländesportwagen an den Start. Der aktuelle Geländegänger basiert ebenfalls auf der 2,0 Liter-Modellreihe, ist aber wesentlich konsequenter auf seinen Einsatzzweck abgestimmt. Die Offroad-Eigenschaften verbessern sich nochmals durch einen verkürzten Radstand und die völlig neu konstruierte Karosserie. Die haben die Techniker stark gekürzt, so dass minimale Überhänge vorn und hinten den Böschungswinkel erheblich verbessern. Die ausladenden Kotflügel des Vorgängers eliminieren die Opel Geländesport-Spezialisten völlig, was die Geländegängigkeit auf engen Passagen weiter fördert. Unter der Aluminiumhaut vertraut Opel weitgehend auf die Technik des Vorläufers, allerdings befinden sich jetzt eine traktionsfördernde Hinterachssperre und zwei 55 Liter-Tanks mit elektrischen Benzinpumpen an Bord, die auch auf heftigen Steilstrecken die Benzinversorgung der bis zu 50 PS starken Reihen-Sechszylinder-Motoren garantieren. Ihre Feuertaufe bestehen die neuen Geländesportmodelle bei der zwölften "Ostpreußenfahrt" im Mai 1936. Unter der Überschrift "Ostpreußenfahrt - Opel-Sieg nie dagewesen gross" feiert das Unternehmen seinen grandiosen Erfolg. Vier goldene Medaillen und den obligatorischen Siegerpokal der Fabrikmannschaft erringen die Opel-Piloten. Werkschronist Hauser macht sich mit auf den Weg Richtung Osten und schildert wortgewaltig seine Eindrücke: "...da springen wir auf! Über die fernen Hügel ist ein Ton gestiegen, das hohe Singen eines Sportwagenmotors im kleinen Gang. Sie kommen! Sie überschneiden den Hügelkamm - Donnerwetter, was für ein Tempo! Zwei, drei und da wieder einer... fünf, sechs! Wie die Knoten am Ende einer sausenden Peitschenschnur zucken sie hin und her in den Furchen. Da die Mulde: Rums schlagen die Federn durch, Sandbrandung wirft sich auf in hohen Wogen. Die Wagen verschwinden in dieser Gischt. Ein Fahrer nimmt die Hand vom Steuer und winkt uns zu, wo doch der Bock unter ihm augenscheinlich sich gerade querstellen will."

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Opel bei der Rally Monte Carlo 1936 - weiß jemand näheres darüber? Das Buch schweigt sich leider darüber aus.

Neben den fast schon obligatorischen Siegen und der ebenso obligatorischen Medaillenflut bei den renommierten Saisonprüfungen - Winterprüfung, Wiesbadener Motorsportkämpfe und Drei-Tage-Mittelgebirgsfahrt - sind Opel-Fahrer bei der Fernfahrt Bodensee-Balaton über 1.009 Kilometer erfolgreich. Das Opel-Team mit Carl von Guilleaume, Julius von Krohn und Bobby Kohlrausch ist natürlich auf den neuen Geländesportwagen unterwegs und kann am Plattensee einen Dreifach-Triumph feiern, der ihnen neben den Goldplaketten auch noch den Bodensee - Balaton-Pokal einbringt.

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Ostpreußenfahrt 1936.

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Schöne Aufnahme der Super-6-Geländesportwagen aus der Speicherstadt in Danzig 1936.

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Das haut rein!!!

Die folgende Winterpause 1936/1937 nutzen die OpelIngenieure intensiv zur Weiterentwicklung der Geländesportwagen. Sie spendieren dem unverwüstlichen Geländegänger den Motor der neuen Opel Super 6-Modellfamilie. Der auf 2,5 Liter Hubraum vergrößerte Reihensechszylinder verfügt erstmals über hängende Ventile und leistet in der Sportversion mindestens 65 PS. Damit setzt sich der kompakte Sportwagen noch weiter von den Konkurrenten ab und kann die Mitte der dreißiger Jahre begonnene Siegesserie bis zum Kriegsausbruch eindrucksvoll fortführen. Kurz vor Ausbruch des Krieges wird noch einmal die Wüstentauglichkeit geprüft. Opel nimmt erfolgreich an einer Nordafrika-Sternfahrt teil. Eine der letzten Veranstaltungen ist die "Internationale Deutsche Alpenfahrt", die in den zurückliegenden Jahren als Österreichische Alpenfahrt bekannt wurde. Opel nimmt mit einem Großaufgebot an dieser 1.600 Kilometer langen "Gebirgsfernfahrt" teil, die über insgesamt 38 Pässe führt. Drei der neuen 2,5 Liter-Geländesportwagen beteiligen sich an der Hetzjagd durch die Alpen, außerdem schicken die Rüsselsheimer zum ersten Mal die Modelle Olympia und Kapitän im Serientrimm an den Start. Die Fahrt wird zum letzten Triumph für lange Zeit: Alle elf Autos erreichen das Ziel, gewinnen fünf Goldplaketten, zwei Edelweißmedaillen und den begehrten Alpenpokal für den besten Serienwagen. Eine Kröte müssen die Opel-Piloten dennoch schlucken: Die Geländesportwagen müssen in der für sie ungünstigen Sportwagenklasse bis 3000 Kubikzentimeter starten und haben gegen die neuen, wesentlich stärker motorisierten BMW 328 keine Chance. Der Opel-Rennstall dominiert also in den dreißiger Jahren den Geländesport und die Langstreckenprüfungen, am glorreichen Grand Prix-Sport dürfen die Rüsselsheimer aber nach Willen der Nazis nicht teilnehmen. Das liegt jedoch nicht an mangelnder technischer Kompetenz oder Unwillen der Rüsselsheimer. Vielmehr sehen die braunen Machthaber durch die Verbindung mit General Motors das Unternehmen als "...von ausländischem Kapital kontrolliert..." und erwirken zahlreiche Restriktionen. Zu diesen Ressentiments gehört unter anderem ein Ausschluss von jenen Wettbewerben, die vom NSKK ausgeschrieben werden und mit mehreren hunderttausend Reichsmark dotiert sind. Solche Summen braucht ein Automobilwerk aber dringend, um die extrem teure Entwicklung von konkurrenzfähigen Grand Prix-Wagen voranzutreiben. Der prestigeträchtige automobile Spitzensport bleibt den Rüsselsheimer also aus politischen Gründen verwehrt, als treibende Kraft für die militärisch wichtige Massenmotorisierung sind die Rüsselheimer den Nazis jedoch gut genug.

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Internationale Aplenfahrt 1939 - der Aufstieg zum Großglockner. Im Vordergrund ein 2,5-l-Geländesportwagen.

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Zum Schluß noch ein 'gruseliges' Bild - die Verkehrszeichen waren früher ja echt krass!

Beitrag Freitag, 30. Mai 2003

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Beitrag Dienstag, 29. Juli 2003

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Beitrag Dienstag, 29. Juli 2003

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Holger_Merten hat geschrieben:
Die 2000 km Deutschland Fahrt ist im übrigen von der NSKK damals nach der Machtergreifung mit grossem Druck durchgestzt worden. Die Auto Union trat dort mit je drei Audi, Horch, Wanderer Wagen und identischer Karosserie an. Während DKW seine kleinen Renner einsetzte. Wie gesagt, das Ergebnis liegt vor, die Bilder auch. Also wenn Interesse, dann einfach sagen. Die 34er Fahrt war dann international, und da fuhr die Konkurrenz den Deutschen ziemlich um die Ohren.


Und die Fahrt gibt es heute noch, oder besser gesagt: wieder. Sehe http://www.2000kmdurchdeutschland.de. Letzte Woche kam ich nachts in Leipzig an, da stand auf einmal der ganze Augustusplatz voller Klassiker. Die Etappe war dort am Abend geendet. Absolut geil! Der grosse Springbrunnen rauschte, uberall standen endlos viele Vorkriegsauto's geparkt, Chrom glänzend im Licht der Strassenlaternen, kaum Leute dazu. :shock1: Und ich hätte selbstverständlich wieder mal meine Kamera vergessen :kill:

Beitrag Dienstag, 29. Juli 2003

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Beitrag Dienstag, 29. Juli 2003

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Beitrag Samstag, 02. August 2003

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Beitrag Mittwoch, 27. April 2011

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Hallölle,
bin neu hier - und suche ebenfalls Infos über das Langstreckenrennen von 1933, die 2000km Fahrt quer durch Deutschland.
Mich interessieren in der Hauptsache Bilder von den Fahrzeugen der Auto-Union, speziell vom Horch 830 Coupe;
Das Buch von diesem Rennen habe ich, das die Karosserie von Hornig für Auto Union gebaut wurde, weis ich mittlerweile auch.
Aber - hat jemand noch Fotos (gar Farbfotos) von diesem Rennen bzw. Von dem teilnehmenden Horch??
Oder weis einer, an wen ich mich wenden kann??

Mit fröhlichen Grüßen

Thomas

Beitrag Mittwoch, 27. April 2011

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Kann dir zwar nicht helfen, aber ich heiße dich mal herzlich willkommen.

Beitrag Mittwoch, 27. April 2011
AWE AWE

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thf-ffm hat geschrieben:
Hallölle,
bin neu hier - und suche ebenfalls Infos über das Langstreckenrennen von 1933, die 2000km Fahrt quer durch Deutschland.
Mich interessieren in der Hauptsache Bilder von den Fahrzeugen der Auto-Union, speziell vom Horch 830 Coupe;
Das Buch von diesem Rennen habe ich, das die Karosserie von Hornig für Auto Union gebaut wurde, weis ich mittlerweile auch.
Aber - hat jemand noch Fotos (gar Farbfotos) von diesem Rennen bzw. Von dem teilnehmenden Horch??
Oder weis einer, an wen ich mich wenden kann??

Mit fröhlichen Grüßen

Thomas



In Sachen Auto Union wäre wohl hom0i5l hier der Ansprechpartner
Ausserhalb des Forums wäre Auto Union Experte Peter Kirchberg zu nennen

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