Nicht wirklich Motorsport, aber für den ein ander anderen ganz interessant. Hab mich mal aufgrund des Rom GP ab 2012/2013 über Wagenrennen schlau gemacht:
Roms Rennhistorie: Die Wagenrennen
Italien kann sich glücklich schätzen: Mit der Scuderia Ferrari hat die Nation den traditionellsten F1-Rennstall und mit Rom und Monza in Zukunft bald zwei traditionelle GP-Rennen. Monza, weil dort bereits 1922 erstmals der Italien GP ausgetragen wurde; und Rom deshalb, weil die italienische Hauptstadt eine historische und antike Stadt ist. Ein GP-Rennen fand in Rom freilich noch nie statt, doch schon im Römischen Reich betrieb man in Rom Rennsport. Man trug so genannte Wagenrennen aus.
Weil es noch einige Jahrhunderte dauerte, bis Motoren erfunden wurden, waren die Wagenrennen damals die höchste Form des Rennsports. Wann genau die Wagenrennen aufkamen, ist bisher noch nicht einwandfrei historisch ermittelt. Bereits in der griechischen Antike waren die Wagenrennen sehr beliebt. Der Saga nach war sogar ein von Pelops (Sohn von Tantalos, ehemaliger König von Phrygien in Zentral-Kleinasien) gewonnenes Wagenrennen Anlass für die Olympischen Spiele. Die Kritik an der Saga wächst: Erstens wurden Wagenrennen erst 680 vor Christus bei den Olympischen Spielen ausgetragen, eingeführt wurden die Spiele aber bereits circa 776 vor Christus; zweitens ist Pelops noch immer nicht zweifellos der Begründer der Olympischen Spiele. Auch Herakles, Sohn des griechischen Gottes Zeus, wird immer wieder als solcher genannt. Fakt ist: Vor Jahrtausenden waren Wagenrennen bereits einmal Teil der Olympischen Spiele, so viel zur Diskussion, ob es nicht vielleicht begrüßenswert wäre, dass künftig bei den Olympischen Spielen auch ein F1-Rennen ausgetragen wird.
Besonders in Griechenland, aber auch im späteren Römischen Reich, waren die Wagenrennen nicht selten auch mit Kämpfen zwischen den einzelnen Wagenlenkern verbunden. Zwar war das nicht primär das Ziel, aber die Rivalität führte oftmals auch zu unfairen Aktionen. In einer Zeit, in der die Zuschauer Blut und Kampf sehen wollten, wurde das aber freilich geduldet. Und heute wird tagelang heftig debattiert, wie sehr man eine ungewollte Kollision mit einem Kontrahenten wie im Fall von Sebastian Vettel gegen Jenson Button beim Belgien GP bestrafen sollte…
Hin und wieder führten Kollision, Unfälle oder Kämpfe auch dazu, dass die Wagen ohne die Lenker weiterfuhren. Das war kein Problem, denn als Sieger galt der Lenker, dessen Wagen als Erstes über die Ziellinie fuhr – egal, ob mit oder ohne Lenker. Dabei waren die hölzernen Streitwagen mit zwei bis vier Pferden bespannt. Im römischen Reich wurden immer mehr Pferde vor die Wägen gespannt, nicht hintereinander, sondern nebeneinander. Die Geschwindigkeit erhöhte das zwar nicht signifikant, jedoch die Anforderungen an den Lenker, war es doch nun schwieriger den Wagen unter Kontrolle zu halten. Aus Sicherheitsgründen fuhren die Wagenlenker damals übrigens nicht nackt, wie für einen Sportler üblich.
Der Sieger erhielt hohe Preisgelder, auch aktuell wieder ein Trend: In der Auto-GP-Serie und in der Formel-Superleague werden neben Punkten für die Meisterschaft auch vermehrt Preisgelder vergeben. Davide Rigon kassierte so in der Formel-Superleague 2010 bereits 525.000 Euro Preisgeld! Bei den Wagenrennen in Rom diente das dazu, dass auch immer mehr Tyrannen und Könige eigene Wagen/Teams einsetzten, denn ein Sieg verschaffte neben dem Geld auch viel Ruhm und Ehre. Ursprünglich repräsentierten die einzelnen Teams, die übrigens keine Namen hatten, sondern nur eine eigene Farbe, verschiedene Volksschichten. Die Teams setzten meistens je drei Wagen ein (Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo könnte sein Bitten nach drei Autos pro Team also auch mal historisch begründen) und besaßen eigene Trainingszentren, Materialschuppen, Pferde, Hilfspersonal und vieles mehr.
Die Rennen gingen damals meist über 8,5 Kilometer und dauerten in etwa eine Viertelstunde. Vor dem Rennen wurde meistens auf den Sieger gewettet, Sportwetten waren also schon damals höchst beliebt. Als Rundenzähler musste damals auf Computer noch verzichtet werden, dafür dienten Eier und Delphine als Orientierung. In Rom wurden die Pferde freilich trainiert, ab einem Alter von drei Jahren. Dann galten sie als besonders konkurrenzfähig. Nach zwei Jahren Training ging es auf die Rennbahn. Das bedeutendste Wagenrennen fand anlässlich des Ludi Romani statt, einer jährlichen Sportveranstaltung in Rom.