Letztere Frage kann ich zwar spontan nicht beantworten, aber insgesamt ein schönes Thema. Für mich hat der Grand Prix Sport bereits mit den Städterennen in den 1890er Jahren angefangen. Man ist an einem Ort gestartet und an einem anderen angekommen. Ob von Anfang an mit Zeitabständen wie bei einer Rallye gestartet wurde oder bei den ersten Rennen noch alle auf einen Schlag losgefahren sind, weiß ich momentan aber auch nicht mehr.
Ganz am Anfang war es sicher so, dass sich das Feld aus allem möglichen zusammengesetzt hat, was zwei, drei opder vier Räder hatte, Ich meine, eine Zeit lang sind sogar auch Leute auf Fahrrädern noch mitgefahren. Spätestens aber ab so 1900 herum wurden üblicherweise reinrassige Rennwagen an den Start gebracht, wobei sich der Benzinmotor mit der Auslegung Motor vorn, Antrieb hinten bald als Standard durchgesetzt hat. Die Fahrer selbst waren entweder aus dem "Jet-Set" oder eben die Erbauer selber, andere Leute konnten sich ja auch kaum Autos leisten.
Während die Automobilclubs anfangs sehr von Standesdünkeln geprägt waren haben die Firmen schnell gemerkt, dass sie mit Spezialisten am Steuer meistens mehr Erfolge und damit Werbewirkung erzilen konnten. So sind die ersten Berufsrennfahrer aufgekommen, die von den "Herrenfahrern" sehr herablassend behandelt wurden, aber eben auch viel selbst an den Autos Hand anlegen konnten. Und das war damals für einen Erfolg mindestens so entscheidend wie das rein fahrerische Können, weil unterwegs meistens mechanische Defekte behoben und jede Menge Reifenwechsel durchgeführt werden mussten.
Diese Form von Rennen hatte aber zwei große Nachteile. Einerseits kamen die Teilnehmer an jedem Ort der Strecke nur einmal vorbei und man konnte die gesamte Strecke natürlich auch nicht einfach so absperren. Somit konnte man bis auf ein paar Tribünenplätze weder Eintrittsgelder erheben noch für ausreichend Sicherheit auf der Strecke sorgen. Das hat zu vielen schlimmen Unfällen mit Personen oder Tieren auf der Strecke geführt und letztendlich hat man diese Form von Rennen deswegen 1903 nach dem Todesrennen Paris-Madrid auch eingestellt.
Stattdessen sind um diese Zeit die ersten Rennen auf Rundkursen aufgekommen, erste solche Veranstaltung war wohl auf dem Ardennenrundkurs, dei danach Jahr für Jahr ausgetragen und zu einem ersten Klassiker geworden ist. Das waren aber nach wie vor Rennen auf öffentlichen Straßen bzw. Wegen und die Länge der Kurse war auch weit über dem, was wir heute von GP Strecken gewohnt sind. Gleichzeitig waren die Ardennenrennen aber auch weiterhin so eine Art Spielwiese für die Herrenfahrer und Amateure, während die großen Rennen mehr und mehr von den Herstellern unter beschlag genommen worden sind.
Frankreich war dabei in der Automobilindustrie wie auch im Automobilsport absolut führend, jeweils einmal pro Jahr wurde vom ACF ein "großes" Rennen ausgetragen, die im Nachhinein dann sogar mit GP Status versehen wurden. Aber auch in den anderen Ländern wurden nach und nach mehr Rennen gefahren und so kam es zu der Idee, mit den Gordon Bennett Rennen eine Art Nationenwettbewerb durchzuführen. Problem dabei war aber anfangs das Reglement, das bestimmt hat, dass sämtliche Bestandteile eines Wagens bis hin zu den Reifen in dem jeweiligen Land hergestellt werden mussten. Einerseits hatten die kleineren oder technisch noch nicht so weit entwickelten Nationen damit ziemliche Mühe, andererseits kam es schnell zu Interessenkonflikten zwischen den Herstellern auf der einen und den Verbänden auf der anderen Seite, was bis heute ja nicht viel anders geblieben ist. Vielen Herstellern war das nationale Prestige im Grund egal und der Erfolg stand im Vordergrund und so haben sie nicht nur immer wieder die verpönten Berufsfahrer ins Rennen geschickt, sondern Firmen wie Mercedes und Darracq sind auch auf die Idee gekommen, im Ausland Ableger-Teams zu gründen, um die eigenen Chancen zu erhöhen. So konnte Mercedes 1905 mit nicht weniger als sechs Wagen ins Rennen gehen, während in Frankreich zig Firmen um die drei Startplätze ein Ausscheidungsrennen austragen mussten.
Das war schließlich der Grund, warum der Nationenwettbewerb danach abgeschafft und 1906 durch den ersten "Grand Prix" abgelöst wurde. Das war also von Anfang an ein reiner Hersteller Wettbewerb und deswegen für Privatfahrer nicht offen. Jede Firma durfte drei Wagen an den Start bringen und die Rennen waren die absolut zentrale Veranstaltung jeder Motorsportsaison. Die Streckenführung war lange im Voraus bekannt und die Teams sind schon Wochen vor dem Rennen angereist um zu trainieren. Ebenso hat auch die Berichterstattung monatelang vorher begonnen, so wie das heute in der Off-Season über Reglementsänderungen, Fahrerbesetzungen, Wechsel der Motorenpartner usw. der Fall ist.
Schon bei den frühen Städterennen hatte es irgendwann technisch Bestimmungen, vor allem hinsichtlich Gewicht, Abmessungen und Anzahl von Sitzplätzen gegeben. Diese Regeln konnten aber Auswüchse wie Motoren, deren Hubraumzahlen auf über 15 Liter gestiegen sind, nicht verhindern. Beim GP 1914 trat dann meines Wissens nach die erste richtige "Hubraumformel" mit einer Limitierung auf 4500 ccm in Kraft. Dieses Prinzip hat man danach zwar mit anderen Werten jahrzehntelang beibehalten.
Gleichzeitig sind aber auch sehr bald schon erste Unterkategorien eingeführt wurden, die Voiturettes (also "Automobilchen") gennat wurden, obwohl sich daraus schnell um durchaus respektable Rennwagen entwickelt haben.
Das war so ungefähr der Stand bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs.
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JackOMalley am Donnerstag, 24. April 2014, insgesamt 1-mal geändert.