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Veränderungen und Entwicklungen über die Jahrzehnte

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

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Mich würden mal gewisse Entwicklungen im Laufe der Jahrzehnte interessieren. GP-Rennen anno 2014 haben ja mit GP-Rennen anno 1906 nur noch wenig gemeinsam. Ich würde gerne mal einzelne Punkte herausgreifen und die Entwicklung dieser Dinge über die Jahrzehnte unter die Lupe nehmen. Aber dazu brauche ich natürlich eure Hilfe, ist ja ein schwieriges Thema.

Ein Beispiel wäre ja zum Beispiel der Start eines Rennens: Bis 1922 zum Frankreich GP wurden die Fahrzeuge noch nacheinander (oder päärchenweise) losgeschickt, weswegen Überholmanöver auch noch nicht so die große Rolle spielten. Gefahren wurde quasi wie bei heutigen Rallyes gegen die Uhr. Erst 1922 in Frankreich wurde dann eben ein Massenstart durchgeführt, aber erst 1934 in Monaco wurde die Reihenfolge der Starter nach einem Qualifying bestimmt, davor geschah dies per los. Es wurde ja auch nicht immer in Zweierreihen gestartet wie jetzt, sondern es gab auch Dreier- und Vierereiehen je nach Rennen und oft auch abwechselnd (also 2-3-2-3 oder sowas). Ich weiß gar nicht seit wann die Starts in Zweierreihen festgelegt sind, ich glaube 1973. Weiß das zufällig jemand?


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Letztere Frage kann ich zwar spontan nicht beantworten, aber insgesamt ein schönes Thema. Für mich hat der Grand Prix Sport bereits mit den Städterennen in den 1890er Jahren angefangen. Man ist an einem Ort gestartet und an einem anderen angekommen. Ob von Anfang an mit Zeitabständen wie bei einer Rallye gestartet wurde oder bei den ersten Rennen noch alle auf einen Schlag losgefahren sind, weiß ich momentan aber auch nicht mehr.

Ganz am Anfang war es sicher so, dass sich das Feld aus allem möglichen zusammengesetzt hat, was zwei, drei opder vier Räder hatte, Ich meine, eine Zeit lang sind sogar auch Leute auf Fahrrädern noch mitgefahren. Spätestens aber ab so 1900 herum wurden üblicherweise reinrassige Rennwagen an den Start gebracht, wobei sich der Benzinmotor mit der Auslegung Motor vorn, Antrieb hinten bald als Standard durchgesetzt hat. Die Fahrer selbst waren entweder aus dem "Jet-Set" oder eben die Erbauer selber, andere Leute konnten sich ja auch kaum Autos leisten.

Während die Automobilclubs anfangs sehr von Standesdünkeln geprägt waren haben die Firmen schnell gemerkt, dass sie mit Spezialisten am Steuer meistens mehr Erfolge und damit Werbewirkung erzilen konnten. So sind die ersten Berufsrennfahrer aufgekommen, die von den "Herrenfahrern" sehr herablassend behandelt wurden, aber eben auch viel selbst an den Autos Hand anlegen konnten. Und das war damals für einen Erfolg mindestens so entscheidend wie das rein fahrerische Können, weil unterwegs meistens mechanische Defekte behoben und jede Menge Reifenwechsel durchgeführt werden mussten.

Diese Form von Rennen hatte aber zwei große Nachteile. Einerseits kamen die Teilnehmer an jedem Ort der Strecke nur einmal vorbei und man konnte die gesamte Strecke natürlich auch nicht einfach so absperren. Somit konnte man bis auf ein paar Tribünenplätze weder Eintrittsgelder erheben noch für ausreichend Sicherheit auf der Strecke sorgen. Das hat zu vielen schlimmen Unfällen mit Personen oder Tieren auf der Strecke geführt und letztendlich hat man diese Form von Rennen deswegen 1903 nach dem Todesrennen Paris-Madrid auch eingestellt.

Stattdessen sind um diese Zeit die ersten Rennen auf Rundkursen aufgekommen, erste solche Veranstaltung war wohl auf dem Ardennenrundkurs, dei danach Jahr für Jahr ausgetragen und zu einem ersten Klassiker geworden ist. Das waren aber nach wie vor Rennen auf öffentlichen Straßen bzw. Wegen und die Länge der Kurse war auch weit über dem, was wir heute von GP Strecken gewohnt sind. Gleichzeitig waren die Ardennenrennen aber auch weiterhin so eine Art Spielwiese für die Herrenfahrer und Amateure, während die großen Rennen mehr und mehr von den Herstellern unter beschlag genommen worden sind.

Frankreich war dabei in der Automobilindustrie wie auch im Automobilsport absolut führend, jeweils einmal pro Jahr wurde vom ACF ein "großes" Rennen ausgetragen, die im Nachhinein dann sogar mit GP Status versehen wurden. Aber auch in den anderen Ländern wurden nach und nach mehr Rennen gefahren und so kam es zu der Idee, mit den Gordon Bennett Rennen eine Art Nationenwettbewerb durchzuführen. Problem dabei war aber anfangs das Reglement, das bestimmt hat, dass sämtliche Bestandteile eines Wagens bis hin zu den Reifen in dem jeweiligen Land hergestellt werden mussten. Einerseits hatten die kleineren oder technisch noch nicht so weit entwickelten Nationen damit ziemliche Mühe, andererseits kam es schnell zu Interessenkonflikten zwischen den Herstellern auf der einen und den Verbänden auf der anderen Seite, was bis heute ja nicht viel anders geblieben ist. Vielen Herstellern war das nationale Prestige im Grund egal und der Erfolg stand im Vordergrund und so haben sie nicht nur immer wieder die verpönten Berufsfahrer ins Rennen geschickt, sondern Firmen wie Mercedes und Darracq sind auch auf die Idee gekommen, im Ausland Ableger-Teams zu gründen, um die eigenen Chancen zu erhöhen. So konnte Mercedes 1905 mit nicht weniger als sechs Wagen ins Rennen gehen, während in Frankreich zig Firmen um die drei Startplätze ein Ausscheidungsrennen austragen mussten.

Das war schließlich der Grund, warum der Nationenwettbewerb danach abgeschafft und 1906 durch den ersten "Grand Prix" abgelöst wurde. Das war also von Anfang an ein reiner Hersteller Wettbewerb und deswegen für Privatfahrer nicht offen. Jede Firma durfte drei Wagen an den Start bringen und die Rennen waren die absolut zentrale Veranstaltung jeder Motorsportsaison. Die Streckenführung war lange im Voraus bekannt und die Teams sind schon Wochen vor dem Rennen angereist um zu trainieren. Ebenso hat auch die Berichterstattung monatelang vorher begonnen, so wie das heute in der Off-Season über Reglementsänderungen, Fahrerbesetzungen, Wechsel der Motorenpartner usw. der Fall ist.

Schon bei den frühen Städterennen hatte es irgendwann technisch Bestimmungen, vor allem hinsichtlich Gewicht, Abmessungen und Anzahl von Sitzplätzen gegeben. Diese Regeln konnten aber Auswüchse wie Motoren, deren Hubraumzahlen auf über 15 Liter gestiegen sind, nicht verhindern. Beim GP 1914 trat dann meines Wissens nach die erste richtige "Hubraumformel" mit einer Limitierung auf 4500 ccm in Kraft. Dieses Prinzip hat man danach zwar mit anderen Werten jahrzehntelang beibehalten.

Gleichzeitig sind aber auch sehr bald schon erste Unterkategorien eingeführt wurden, die Voiturettes (also "Automobilchen") gennat wurden, obwohl sich daraus schnell um durchaus respektable Rennwagen entwickelt haben.

Das war so ungefähr der Stand bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs.
Zuletzt geändert von JackOMalley am Donnerstag, 24. April 2014, insgesamt 1-mal geändert.


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Danke für deine Ausführungen. Mir geht es hier aber doch eher um einzelne Beispiele und anhand dessen Entwicklungen aufzuzeigen. Bei dir klang das Beispiel Rennstrecken ja an: Erst Stadt-zu-Stadt, dann Rundkurse, dann wurden sie immer kürzer, heute wegen den Sicherheitsauflagen immer langweiliger etc. Werde das Thema mal hier nochmal aufgreifen, muss nun aber los.

Zu deinem Posting nochmal: Die Entwicklungen des GP-Sports im Groben haben wir hier schon mal behandelt, da hat gerade Michael_mueller sehr gute Beiträge gebracht. Hier soll es wirklich um einzelne konkrete beispiele geben. Ich hoffe, der Unterschied wird deutlich, den ich meine:

historisches-f7/die-gp-epochen-seit-1906-t18645.html


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Sponsoren
Heute wird ja viel über die Kosten in der Formel-1 diskutiert. Doch schon von Anfang an war Rennsport ein Draufzahlgeschäft. Zunächst lebten die Teams von Start- und Preisgeldern, weshalb die Teams und Fahrer auch nicht nur in einer Rennserie wie der Formel-1 an den Start gingen, sondern möglichst viele Rennen bestritten. Vorwiegend natürlich bei den Rennen, bei denen es auch viel Geld zu holen gab. Die Veranstalter, die die hohen Preisgelder ausschütteten, bekamen dafür ein prominentes Starterfeld und verkauften so mehr Zuschauerkarten.

Finanziert wurde der Rennsport anfangs aber vor allem von den zahlreichen Automobilhersteller. Das Automobil war ja quasi erst erfunden, Hersteller mussten auf sich aufmerksam machen, da zählten Rennsiege sehr viel mehr als heute. Nie wurde der Rennsport mehr als Bühne für die Automobilhersteller genutzt als zu Beginn des GP-Sports. Beim Frankreich GP 1908 gingen zum Beispiel 17 verschiedene Hersteller an den Start - ich weiß gar nicht, ob das schon der Rekord ist.

Zweitens wurde der Rennsport auch von den Gentleman-Fahrer finanziert. Berufsrennfahrer gab es ja noch nicht, gefahren sind entweder Mechaniker oder andere Arbeiter der Hersteller, deren Kunden oder irgendwelche reiche Amateure oder Grafen, die Rennsport eben aus Spaß betrieben - was nicht heißt, dass das für die damaligen Verhältnisse nicht professionell über die Bühne ging.

Auch die großen Zeitungsverlage steckten Geld in den Rennsport, organisierten ja sogar Rennen. Bis in die 60er Jahre hinein wurden manche F1-Rennen außerhalb der WM nach Zeitungen benannt. Die Zeitungen erhofften sich gerade zu Beginn durch die Berichterstattung hohe Auflagen.

Die ersten Sponsoren in der Formel-1 gab es erst in den 50er Jahre, als manche Teams den Namen der Sponsoren annahmen. So fuhr 1959 das BRP-Team Beispielsweise als Yeoman Credit Racing Team. Der erste Sponsoraufkleber auf den F1-Rennwagen war 1965 die Salami-Marke Rondini bei Giacomo Russo auf dem Lotus Ford beim Italien GP. Bis 1970 mussten die Fahrzeuge ja offiziell in den Farben ihrer Länder lackiert werden. Danach gab es aber immer mehr Sponsoren.

Die Art der Sponsoren wandelte sich natürlich über die Jahre. Das Tabakwerbeverbot vor ein paar Jahren sorgte aber dafür, dass für viele Teams eine Menge Geld flöten ging. Auffällig ist auch, dass gewisse Branchen manchmal sehr stark vertreten sind. Dank Red Bull gibt es derzeit auch viele Energy-Drink-Sponsoren, es gibt viele Telekommunikations-Firmen als Geldgeber, viele Mineralölkonzerne und so weiter.

Wär natürlich auch mal interessant, so in etwa aufzulisten, wie viel eine Saison über die Jahrzehnte gekostet hat, aber das ist wohl unmöglich...


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Rennteams
Auch die Rennteams haben sich über die Jahrzehnte entwickelt. 1906 standen nur Werksteams am Start, oder eben reiche Amateuere, die sich einen Rennwagen kauften und privat einsetzten. Richtige Rennteams gab es damals nicht. Die Arbeiten bei einem Boxenstopp mussten ja auch noch vom Fahrer und Beifahrer selbst erledigt werden. Die Teams finanzierten sich ja über Start- und Preisgelder. Privatfahrer schlossen sich hin und wieder zusammen, um das Risiko zu streuen. Wenn einer ausfiel, konnte zumindest der andere noch abräumen. Die Gewinne wurden geteilt. Solche Renngemeinschaften gab es auch unter den besten GP-Fahrern, wie 1933 zum Beispiel bei Rudolf Caracciola und Louis Chiron. Das Ganze nannte sich in dem Fall Scuderia CC.

Eine zweite Möglichkeit war, dass ein Geschäftsmann sich Wagen kaufte und an verschiedene Fahrer vermietete. De facto begann so auch die Scuderia Ferrari: Enzo Ferrari kaufte sich 1929 Alfa-Romeo-Boliden und Fahrer wie Carlo Felice Trossi und Mauro Tadini Geld beisteuerten und diese Boliden gefahren sind. Ferrari wurde dann in den 30er Jahren zum Werksrennstall von Alfa Romeo, auch andere Marken hatten Semi-Werksteams, die Scuderia Subalpina war in den 30er Jahren ein solches für Maserati-Rennwagen.

Ein erstes richtiges professionelles Rennteam war wohl die Scuderia Materassi von Emilio Materassi, der sich 1928 die Reste des Talbot-Teams kaufte. Er starb aber noch im selben Jahr, daher hatte das Team nur ein kurzes Leben.

In den 50er Jahren gab es dann immer mehr kleinere Privatteams, weil immer mehr Werbung erlaubt waren. Teilweise wurden die Teams auch von nationalen Automobilclubs, Firmen und Hersteller unterstützt. Man träumte mehr oder weniger von Nationalteams. Beispiele sind BRP (British Racing Partnership) oder BRM (British Racing Motors). Interessant, dass die meisten solcher Teams aus Großbritannien kamen, keine Ahnung wieso...

Die Automobilhersteller hatten dann immer weniger Lust auf die Formel-1, daher übernahmen immer mehr die richtigen Rennteams das Kommando. Die Professionalität variierte, manche operierten oberkörperfrei aus einer Garage heraus, andere wie Ferrari, Lotus oder McLaren wurden bald professioneller.

Die Teams wurden immer größer, die Budgets immer höher, die Professionalität nahm immer mehr zu. Ab Ende der 90er Jahre stiegen dann die Hersteller reihenweise wieder ein, gründeten eigene Werksteams oder gingen mit bestehenden Teams zusammen. Die Budgets wurden noch mehr in die Höhe getrieben, kleinere Teams gingen Pleite. Die Hersteller brachten auch Perfektionismus in die Formel-1. Das und die Tatsache, dass das Reglement immer mehr auf Effizienz und weniger auf technische Herausforderungen bzw. konkurrierende Konzepte ausgelegt war, sorgte dafür, dass die Ausfallquoten stark nach unten gingen.


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Fahrer
Anfangs fuhren eben die Mechaniker oder andere Mitarbeiter der Automobilwerke die Rennen, oder deren Kunden (von denen es ja damals noch nicht viele gab), wenn sie reich genug waren. Oder eben es kauften sich adelige oder reiche Amateure Rennwagen und fuhren in Eigenregie mit.

Mit der Zeit wurden die Fahrer natürlich immer professioneller, sie waren aber stets Allround-Rennfahrer, weil sie nicht nur in einer Rennserie (wie heute unterwegs waren). Der Grad der Professionalität ist heute sehr hoch: Ausgetüftelte Fitness- und Ernährungspläne, Kart-Förderung schon im Kindesalter - all das führt zu wenigen Unterschieden zwischen den Fahrern heute.


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Was auch noch interessant wäre: Wie viele Fahrzeuge pro Team an den Start gingen. Das war ja lange mehr oder weniger freiwillig. Vor dem Frankreich GP haben die nationalen Automobilclubs je drei Starter bestimmt, aber danach durften unzählige viele an den Start gebracht werden.

Weiß jemand, welches Team bei welchem Grand Prix die meisten Rennwagen einsetzte?
Weiß jemand, welches Team bei welchem WM-Rennen die miesten Rennwagen einsetzte? Ich glaub Ferrari und BRM hatten mehrmals fünf Fahrzeuge im Einsatz...

Und dann gab es ja auch noch viele Privatfahrer, die damals die Rennwagen kauften und in Eigenregie einsetzten. Ich glaube es waren bei einem Rennen mal 13 Cooper Climax oder so am Start (weiß das jemand genau? Wir hatten das hier mal, aber ich finde es nicht mehr...) - das dürfte der Rekord sein.

Durch Kundenfahrzeuge (man verkaufte Rennwagen an Fahrer) konnte auch die 1963 eingesetzte Zwei-Wagen-Regel umschifft werden. Außerdem gab es auch bis 1985 Gaststarter in der Formel-1 (letzter dritter Fahrer war Francois Hesnault für Renault beim Deutschland GP 1985). 1991 fuhren Fondmetal und Coloni noch mit einem Fahrzeug, aber seither sind auch immer zwei vorgeschrieben pro Team, seit dieser Zeit etwa müssen auch die beiden Wagen gleich lackiert sein.


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Rennwagen
Die Rennwagen haben sich über die Jahrzehnte natürlich auch klar verändert: Erst waren es quasi Produktionswagen, dann gab es immer mehr reinrassige Rennwagen und ab den 20er Jahren auch verschiedene Rennserien wie Sport-, Tourenwagen, Voiturette und so weiter. Die technische Entwicklung nachzuzeichnen hätte den Umfang eines riesigen Buches, daher nur vom Prinzip her: Die Technik machte natürlich große Fortschritte in allen Bereichen, beim Motor kamen anfangs noch Hubraummonster zum Einsatz, später wurden die Motoren immer kleiner. Auch beim Fahrwerk, Bremsen, Reifen, der Aerodynamik - es gab immer mehr Fortschritte. Ab den späten 80er Jahren wurde aber immer mehr reglementiert und vor allem in den letzten Jahren die Technik immer mehr vereinfacht. Heute sind keine verschiedenen Motokonzepte mehr erlaubt. Damit will man das Feld enger beisammen halten, die Sicherheit erhöhen und die Kosten senken.


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Renndauer
Auch die Dauer der Rennen hat sich verändert. Beim Frankreich GP 1906 brauchte Sieger Ferenc Szisz noch mehr als zwölf Stunden. Das lag nicht nur daran, dass die Wagen damals noch langsamer waren, sondern auch die Renndistanz war noch viel länger. In dem Fall lag sie bei 1238 Kilometer, als etwa vier Mal so lang wie heute ein GP-Rennen (etwas mehr als 300 Kilometer, zwischen eineinhalb und zwei Stunden). Das Rennen wurde auch über zwei Tage abgehalten und zwar unter der Woche! Später wurden die Rennen immer kürzer, 1932 gab es nochmal kurz eine 10-Stunden-Regel, aber dann waren die Rennen meist nur noch so 750 Kilometer lang, ab den 50er Jahren dann circa 500 Kilometer, seit den 70er Jahren circa 300 Kilometer.


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Was gab es noch für Dinge, die sich über die Jahre stark verändert haben?


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Bis 1970 mussten die Fahrzeuge ja offiziell in den Farben ihrer Länder lackiert werden. Danach gab es aber immer mehr Sponsoren.


war das nicht zu dieser zeit schon lange eher ein gentlemens agreement?
oder wechselten die farben neuseelands in den 60ern von weiß/grün zu rot und dann orange, sowie das britische racinggreen zum rot weiss gold von gold leaf?


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Ja es war mehr oder weniger ein Gentleman-Agreement. Richtig verpflichtend war das ja in den 50er schon nicht mehr.

AWE AWE

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MichaelZ hat geschrieben:
Ja es war mehr oder weniger ein Gentleman-Agreement. Richtig verpflichtend war das ja in den 50er schon nicht mehr.



Verpflichtend war es in den 30ern schon nicht mehr sonst ,hätte Mercedes ja ihre Story mit dem abgekratzen nicht so schön erfinden können .


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Die "Farbpflicht" wird immer wieder überschätzt. Fakt ist, dass die Farben zwar im Reglement der AIACR (ich rede jetzt von den 20er und 30er Jahren) für internationale Rennen festgeschrieben waren, aber nur zur Pflicht wurden, wenn der Veranstalter dieses in seiner Ausschreibung ausdrücklich vorschrieb. Um auf der sicheren Seite zu sein waren die Rennwagen aber in der Regel in den jeweiligen Nationalfarben lackiert, wenn die Besitzer vorhatten an internationalen Veranstaltungen teilzunehmen und mit der Farbregel rechnen mussten. Bei nationalen Rennen kamen sie sowieso nicht zur Anwendung, und das waren z.B. fast alle nicht-europäischen Rennen. Auch die Briten, die sich ja selber nie wirklich zu Europa gezählt haben, schrieben überwiegend national aus, und verzichteten wegen der vielen "bunten" Privatrennwagen auch bei internationalen Rennen auf diese Regel. Wie das nach dem Krieg war kann ich nicht genau sagen, ich glaube aber nicht, dass sich hier etwas geändert hatte. Möglich wäre allerdings, dass bei den WM-Läufen die Regel irgendwann doch zur Anwendung kommen musste.


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Krass ist auch der Benzinverbrauch: Der Alfa Romeo 158 soff 170 Liter auf 100 Kilometer!

Heute sind wir wohl bei circa 50-60 Liter.

Mich würden ja mal Zahlen von den 30er Jahren und noch früher interessieren...


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Bezüglich des Budgets:

Aus dem Buch von Peter Lanz über Niki Lauda habe ich folgende Zahlen zum Ferrari-Budget:
1968: 331.000 US-Dollar
1981: Fünf Millionen US-Dollar

Jetzt müsste man natürlich noch den Wert des Dollars damals zu heute in Relation setzen, allerdings habe ich da noch keinen Umrechner gefunden im Netz.

Trotzdem: Da sieht man mal wie gewichtig das Budget von aktuell rund 300 Millionen US-Dollar wirklich ist...


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Der Dollar war 1968 glaube ich noch nicht freigegeben, also 1 US$ = 4 DM. Ausser ein paar Zuliefereraufklebern gab es noch keine Sponsoren, und FIAT kam auch erst 1969 ins Boot. In 1968 baute Ferrari gerade einmal 729 Autos, da hierin auch der Dino enthalten ist kann man davon ausgehen, dass ca. 8-10 % des Umsatzes in den Rennsport geflossen sind. Wobei offen ist, ob die obenstehende Angabe sich nur auf die F1 bezieht oder auch die Sportwagenrennen beinhaltet. Wenn nicht dann werden es wohl insgesamt ca. 15 % gewesen sein. Eine durchaus vertretbare Zahl, denn ohne den Motorsport hätte sich kaum ein Ferrari verkaufen lassen.

In diesem Zusammenhang erinnere ich gerne immer wieder an das Connew-F1-Team Anfang der 70er Jahre, die hatten nämlich überhaupt kein Budget. Ein paar Bekloppte, die von ihrem normalen - nicht gerade üppigen - Einkommen Monat für Monat ein paar Pfund abzweigten um irgendwie die Karre zusammenzubasteln. Das teuerste war der Cosworth-Motor, damals 5000 Pfund, und die hatte man noch nicht einmal ansatzweise. Also wurde eine Leihgabe von McLaren erbettelt, mit der Bedingung "If you break it you pay it". Der Fahrer Francois Migault steuerte dann auch noch ein paar Franc bei, und borgte den Transporter einschliesslich Fahrer von seinem Vater (oder Onkel, weiss nicht mehr genau). Die Jungs waren so blauäugig, dass sie am Nürburgring auftauchten und prompt abgewiesen wurden, weil niemand wusste, dass man ja auch vorher eine Nennung abgeben musste! Heutzutage unvorstellbar, selbst in den untersten Klassen....


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Solche Chaoten (wenn man sie so bezeichnen will) machen aber auch einen gewissen Reiz aus.

Zur Dollar-Sache: Ich meinte damit eher, wie viel ein Dollar denn damals im Vergleich zu heute wert war. Also wenn ich ein Brot kaufe, dann musste ich ja damals wesentlich weniger zahlen als heute. Da war der Dollar einfach noch mehr wert, da war eine Summe von 331.000 Dollar auch mehr, als es heute 331.000 Dollar wären


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MichaelZ hat geschrieben:
Solche Chaoten (wenn man sie so bezeichnen will) machen aber auch einen gewissen Reiz aus.

Zur Dollar-Sache: Ich meinte damit eher, wie viel ein Dollar denn damals im Vergleich zu heute wert war. Also wenn ich ein Brot kaufe, dann musste ich ja damals wesentlich weniger zahlen als heute. Da war der Dollar einfach noch mehr wert, da war eine Summe von 331.000 Dollar auch mehr, als es heute 331.000 Dollar wären

1968 kostete der gerade in den USA neu auf dem Markt gebrachte Big Mac bei McDonalds 0,45US $
2014 kostet der Big Mac 4,62 US $
Demnach sind die 331.000 Dollar von 1968 in heutige Kaufkraft umgerechnet 3,4 Millionen Dollar
(PS: das waren 5 Minuten Google und 10 Sekunden Taschenrechner)
Diskutiere niemals mit Idioten!
Erst ziehen sich dich auf ihr Niveau
und schlagen dich dann mit ihrer Erfahrung.

(c) by Mark Twain


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Okay danke dir:)

Also trotzdem sehr viel deutlicher weniger als heute.


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