Die Fußnoten-Teams
Zwischen den Privatiers und den amerikanischen Legenden-Teams wie Penske oder Anglo American Racers (Eagle) gibt es noch Teams, die dazwischen liegen. Teams aus den Vereinigten Staaten, hinter denen mehr als die private Meldung ehrgeiziger Rennfahrer steckt, die aber im Großen und Ganzen keine wesentliche Rolle spielen. Eben F1-Teams aus Amerika, die in der weitläufigen Geschichte des GP-Sports nicht mehr als eine Fußnote darstellten.
Ein solches Team war Beispiel das J Wheeler Autosport Team, das beim USA GP 1961 in der Formel-1 auftauchte. Eingesetzt wurde ein Lotus Climax, den Peter Ryan pilotierte und dabei ein ordentliches Resultat erzielte: Von Startplatz 13 aus erreichte der im US-Bundesstaat Philadelphia geborene Kanadier Platz 9. Mit demselben Lotus gewann er im gleichen Jahr den Kanada GP. Das Rennen zählte damals allerdings noch nicht zur F1-Meisterschaft, sondern war ein Formel-Junior-Rennen. Durch die Hilfe von Jim Hall baute Ryan den Lotus in einen F1-Renner um – das ganze passierte in einer Werkstatt namens J Wheeler Autosport. Auch Momo Corporation fuhr beim USA GP 1961 mit. Den Cooper Climax pilotierte Walt Hansgen, der den Boliden im Rennen aber prompt verschrottete. Alfred Momo war der Kopf hinter der Momo Corporation, das mit einigen amerikanischen Fahrern die europäische Rennszene aufmischte. Neben dem F1-Rennen tauchte Momo Corporation, 1951 gegründet, unter anderem auch in der Sportwagen-Szene oder in der Formel-Junior auf. Hansgen gewann 1960 in der Formel-Junior in einem Lotus einen Lauf zum Pacific GP, der 1994 und 1995 sogar für die Formel-1 ausgeschrieben wurde. 1962 spannte Momo mit Briggs Cunningham zusammen, für dessen Team Momo in den 50er Jahren Chefmechaniker war. Cunningham ist einer der erfolgreichsten Teambesitzer und Rennwagenkonstrukteure in Amerika. Von 1953 bis 1955 gewann sein Team jährlich den Sportwagenklassiker in Sebring (12 Stundenrennen), 1953 sogar mit einem eigenen Fahrzeug, dem von einem Chrysler-Motor angetriebenen Cunningham C4R. Alfred Momo begann seine Karriere in einer Zeit, in der Boxenstopps ein Fremdwort waren. Der Fahrer hatte stattdessen einen Mechaniker dabei, einen mitfahrenden Mechaniker, mit der Fahrer selbst alle anfallenden Arbeiten erledigen musste. 1911 war Momo ein solcher Mechaniker für Ernesto Ceirano bei der berühmten Targa Florio. Ceirano gewann den Sportwagenklassiker.
Beim USA GP 1962 fuhr auch das Mecom Racing Team ein F1-Rennen. Rob Schroeder fuhr den Lotus Climax auf den 10. Platz. Das Team wurde 1960 von John Mecom gegründet und bestand hauptsächlich bis 1967. Bereits 1960 hatte man mit Roger Penske eine Fahrerlegende unter Vertrag. Penske bestritt für Mecom Racing in einem Ferrari unter anderem das 12-Stundenrennen von Sebring, aber auch verschiedene Rennen auf den Bahamas. Mecom Racing war vor allem bei Sportwagenrennen engagiert, unter anderem auch in der CanAm. Das F1-Rennen 1962 blieb aber nicht das einzige Formel-Event, an dem Mecom Racing teilnahm. John Mecom meldete sein Team auch bei einigen IndyCar-Rennen, mit dem Höhepunkt 1966, als F1-Star Graham Hill in einem Lola des Mecom-Teams das Indy 500 gewann. Später gründete John Mecom mit seinem Sohn John Mecom III die Mecom-Group, die verschiedene Marketingrollen im Motorsport übernahm, etwa das Managen von Rennfahrern. Gemeinsam mit König Hussein von Jordanien, baute Mecom, dessen Vater durch das Ölgeschäft an Reichtum gelangte, auch einen eigenen Sportwagen.
Bevor Peter Revson in den 70er Jahren fest in die Formel-1 kam, absolvierte er schon 1964 einige Gehversuche in der Formel-1, die aber recht erfolglos waren. Revson, der eine Milliarde Dollar geerbt hatte, kaufte sich in das Reg Parnell Racing Team ein und fuhr 1964 bei 5 Rennen unter Peter Revson Racing (5 weitere Rennen außerhalb der WM). In dem Team war auch Regs Bruder Tim Parnell involviert. Erfolge mit dem Lotus BRM blieben aus. Der Lebemann Revson war genauso ein Playboy wie auch James Hunt. Zu beneiden ist er trotzdem nicht: Genauso wie sein Bruder Doug bei einem F3-Rennen 1967, fand Peter Revson Jahre später bei der Rennfahrerei seinen Tod. Revson begann seine Rennfahrerei auch mit einem eigenen Rennstall, den er 1962 gemeinsam mit Tim und Teddy Mayer auf die Beine stellte: Das Rev-EM-Formel-Junior-Team, in dem auch Bill Smith Junior und Tyler Alexander involviert waren. Tim Mayer und Peter Revson fuhren die 2 eingesetzten Cooper-Renner für das Team, das sich nur 2 Jahre hielt. Dann gründete Teddy Mayer mit Bruce McLaren ein neues Team, das McLaren-Team. Dass Revson in den 70er Jahren IndyCar und Formel-1 für McLaren fuhr, ist also kein Zufall.
Sam Posey fuhr bei 2 F1-WM-Rennen mit. 2 Mal startete er dabei in einem Surtees Ford, 1971 beim USA GP in einem Werks-Surtees, 1972 beim USA GP in einem Surtees, der von dem amerikanischen Champcarr-Team eingesetzt wurde. Posey wurde 12. Das Team hatte nichts mit der ChampCar-Serie zu tun, der Name setzt sich viel mehr aus den Anfangsbuchstaben der Teambesitzer zusammen: Doug Champlin und Fred Carrillo. Posey fuhr nicht nur das F1-Rennen für das Team, sondern wurde 1972 mit einem Surtees Chevrolet für Champcarr Vizemeister in der Formel-5000, hinter Graham McRae, der einen Leda Chevrolet für Crown Lynn fuhr. Gewonnen hat Posey kein Rennen. Champcarr setzte sogar 2 Fahrzeuge ein, ein weiteres pilotierte Rocky Moran. 1973 wechselte man in die Tasman-Serie, in der Posey in Teretonga hinter Alan Rollinson (McRae Chevrolet, McKechnie Racing) auf Rang 2 fuhr. Auch beim Indy 500 war das Team, in dem auch Carrillos Cousin Phil Palm, sowie Ron Pohl involviert waren, engagiert. Team-Teilhaber Champlin fuhr selbst in den 60er Jahren Rennen, zum einen Sportwagen, zum anderen auch Formel-Rennen. Dabei schaffte er es mit einem Titan Ford und einem Ex-F1-Brabham-Ford bis in die Vorgängerserie der Formel-5000.
Richard Oaten setzte jahrelang ein Team in der Formel-3 in Großbritannien ein. Beim Kanada- und USA GP meldete er sein Team mit amerikanischer Lizenz und taufte es Chequered Flag. Als Fahrer wurde Ian Ashley verpflichtet, der schon in der F3 für Oaten fuhr. Man kaufte sich für den Einsatz einen Brabham Ford, doch beide Male scheiterte Ashley an der Qualifikation für das Rennen. Wesentlich besser lief es 1975 in der britischen Formel-5000, wieder mit Ashley am Steuer. Mit einem Lola Chevrolet gewann er gleich das erste Rennen in Brands Hatch vor David Purley und dessen Lec-Team. Der starke Auftakt täuschte: Einen weiteren Sieg gab es 1975 nicht. 1976 spannte Oaten mit John Lane zusammen, der schon zuvor John Cannon bei einigen F5000-Rennen meldete. Im fusionierten Team fuhr 1976 auch der Kanadier Canon den March Chevrolet. Nach dem der Erfolg ausblieb, zog man sich am Ende der Saison zurück. Beim Holland GP 1976 fuhr Bob Hayje für F&S Properties. Hayje schied mit einem Schaden an der Halbwelle aus. F&S Properties tauchte immer wieder im Rennsport aus, 1978 beispielsweise in der Formel-3. Dass meistens Holländer für das Team fuhren, ist kein Zufall: Hinter dem Team stecken auch 2 Holländer, nämlich Ton Fagel (F) und Bob van der Sluis (S). Der Einsatz in der Formel-1 lief unter amerikanischer Lizenz, weil man auch ein amerikanisches Auto einsetzte: Einen Penske Ford.
Noch ein weiteres Team fuhr mit Penske-Kundenrenner: Interscope Racing. Danny Ongais aus Hawaii fuhr beim USA- und Kanada GP 1977 mit einem PC4 und erreichte dabei in Kanada auch einen ordentlichen 7. Platz, nachdem er in Amerika selbst noch einen Unfall hatte. Auch 1978 meldete sich das Interscope-Team wieder für 2 F1-Rennen, nämlich zum USA- und Holland GP. Mit dem Shadow Ford schaffte Ongais, der ursprünglich Dragster-Rennen fuhr, aber beide Mal die Qualifikation für das Rennen nicht. Hinter dem Interscope-Team steckte Ted Field. Das Team fuhr auch bei zahlreichen IndyCar-Rennen (5 Siege), Formel-5000-Rennen (Gesamt-5. mit Ongais 1976, sowie bei Sportwagen-Rennen in Amerika. Erstmals aufgetaucht war das Team 1975 in der amerikanischen Formel-5000. Zunächst begnügte man sich in der IndyCar mit einem Parnelli-Chassis, doch Field wollte mehr: Roman Slobodinskij baute 1980 einen Interscope-Rennwagen für das Indy 500, das mit einem Porsche-Turbomotor ausgestattet werden sollte. Ein Streit mit der IndyCar-Organisation über Turboaufladung, nachdem unter anderem AJ Foyt und Roger Penske protestierten, ließen das Projekt scheitern. Stattdessen wurde ein Ford-Cosworth-Motor eingepflanzt.