Naja dass das Rennen nicht in einem Parkhaus stattfand, dürfte wohl jedem klar sein.
Jedenfalls hier noch ein bisschen was von mir:
In der Saison 2012 soll der USA GP nach fünf Jahren Pause also wieder stattfinden – im Bundesstaat Texas, in der Nähe von Austin. Ganz von Zweifel erhaben sind die Veranstalter erneut nicht, zuletzt wirkten die Versuche der USA und der Formel-1, sich anzunähern, eher unprofessionell. Das Indy-Aus, das USF1-Team, das Cypher-Team, Scott Speed – und so zieht sich das immer weiter. In Austin soll nun eine Strecke entstehen, die amerikanischen Charakter haben soll und deshalb auch amerikanische Rennen produzieren soll, in etwa so, wie das auf dem herrlichen Stadtkurs in Montréal bereits seit Jahren gelingt. Denn die amerikanische Rennkultur ist eine andere als in Europa, schon ganz unten im Kartsport. In Amerika wird Kart aus Spaß gefahren, auch auf Straßen- und Ovalkursen. In Europa ist Professionalität gefragt, die Fahrer sind keine Charaktere wie in Amerika, sondern Marionetten ihrer Teams oder Sponsoren. Die Formel-1 ist für die Amis zu wenig greifbar. Sie wollen keine analytische Formel-1, sondern eine spektakuläre Show wie in der Nascar.
Die Probleme sind also vielfältig. F1-Boss Bernie Ecclestone sieht das anders, wie zu erwarten war. Der Brite machte aus der Formel-1 ein großes Sport-Event, mit dem sich die Sportler eine goldene Nase verdienen können. Ecclestone hat die Formel-1 zu dem gemacht, was sie heute ist. Doch inzwischen ist er in die Jahre gekommen und wird deshalb wegen seiner nicht selten skurrilen Sichtweise scharf kritisiert. Er habe den Verstand verloren sagen die einen, für die anderen ist es weiter ein gekonntes Spiel von Ecclestone mit den Medien. Er arbeite demnach mit bewussten Falschmeldungen.
Seine Ansicht zum Stand der Formel-1 in den USA: Nicht die Formel-1 ist das Problem, sondern der Grund dafür, dass sich die Formel-1 in den Vereinigten Staaten von Amerika schwer tun würde, wäre einzig allein jener, dass bisher kein USA GP auf einer vernünftigen Strecke ausgetragen wurde. 2012 soll sich das mit dem Kurs in Austin ändern. Ecclestone weiß: Auch wenn es anders wäre, er könnte es nicht ändern. Was die Formel-1 braucht wäre ein Star der amerikanischen Rennszene. Das Problem: Von den Nascar-Fahrern dürfte kein Fahrer geeignet sein, auf Anhieb in der Formel-1 erfolgreich zu sein, dafür sind die Autos, die Rennen und die Serien selber viel zu unterschiedlich. Aber nur in der Nascar sind amerikanische Superstars vorhanden. In der IndyCar, der amerikanischen Formel-1, fehlen die. Dort dominieren Ausländer wie in dieser Saison der Australier Will Power. Wechselt der in die Formel-1, weinen dem die Amis keine Tränen nach und schauen deshalb Formel-1.
Ecclestone muss also solche Aussagen machen. Und ganz Unrecht hat er auch nicht. Ein Blick auf die bisherigen Streckenführungen bei GP-Rennen in den USA:
Indianapolis: Von 1950 bis ’60 bekamen die Fahrer beim Indy-500 Punkte wie bei jedem Rennen der Automobil-Fahrermeisterschaft der Formel-1. F1-Fahrer und Teams tauchten bei dem Rennen aber erst in den 60er Jahren auf – mit Erfolg. Damals gab es dafür zwar keine WM-Punkte mehr, aber zumindest einen ordentlichen Schub fürs Ego. Erst 2000 gab es auch in Indianapolis wieder Punkte, aber nicht für das Indy-500. Streckenchef Tony George ließ im Infiel des Ovals eine eigene Streckenführung designen und holte die Formel-1 von 2000 bis ’07 wieder in den Bundesstaat Indiana. Nur eine Steilkurve des Ovals wurde benutzt. Auf dem Papier wäre der Standort optimal gewesen: Indianapolis ist das Mekka des amerikanischen Rennsports. Aber Indy litt unter der Krise bei den IndyCars nach der Aufteilung in zwei Rennserien. Das schadete auch der Formel-1 beziehungsweise den USA GP. Dazu kam, dass die Formel-1 die Politik ausgerechnet dort austrug, wo man sie am allerwenigsten braucht: In den USA. 2005 starteten deshalb nur sechs Autos beim Rennen – vor den amerikanischen Fans freilich eine Farce. Das führte dann auch zum Todesstoß für den Standort Indianapolis.
Sebring: In Sebring findet seit Jahren das 12-Stundenrennen von Sebring statt, inzwischen ein Klassiker bei den Sportwagen. 1959 war das noch nicht absehbar: Damals fand in Sebring im US-Bundesstaat Florida der erste USA GP in der WM statt. Veranstalter war damals Alex Ulmann, ein in Russland geborener US-Amerikaner. Das Rennen war aber kein Erfolg und blieb deshalb nur ein Jahr lang im Kalender.
Riverside: 1960 wanderte das Rennen nach Riverside im Bundesstaat Kalifornien, wurde aber wieder von Ulmann veranstaltet – und floppte wieder. Die Formel-1 kehrte nicht mehr in die Stadt der Zitrusfrüchte zurück.
Watkins Glen: Von 1961 bis ’80 fuhr man in Watkins Glen, einem kleinen beschaulichen Ort im Bundesstaat New York. Die Zeitspanne zeigt: Das Rennen war gar nicht mal so erfolglos, sonst hätte es sich nicht so lange im Kalender halten müssen. Vermutlich lag das daran, dass die Tradition in Watkins Glen hochgeschrieben wurde – und das mögen die Amerikaner. Für die Formel-1 hielt sich die Freude in den letzten Jahren aber in Grenzen: Die Infrastruktur war alles andere als gut ausgeprägt, die Streckenführung nicht mehr modern. Zwei Todesopfer forderte die Strecke in der Formel-1. Zwar wurden Umbaumaßnahmen angeboten, doch letztlich musste sich Watkins Glen dem Drang der Formel-1 beugen, immer mehr in die Metropolen zu gehen. Cameron Argetsinger, ein ehemaliger Sportwagen-Fahrer, organisierte das Rennen in Watkins Glen.
Long Beach: In Kalifornien ist die Unterhaltung und Dienstleistung der wichtigste Sektor. Und deshalb stieß der britische Geschäftsmann Chris Pook bei der Regierung auf sofortige Gegenliebe für seine Idee, aus Long Beach eine Art Monaco des Westens zu machen. Auf den öffentlichen Straßen sollte eine Strecke entstehen, auf der auch die Formel-1 gastiert. Das Rennen der Formel-5000 als Probe 1975 war ein voller Erfolg, als kam 1976 die Formel-1. Bis 1983 blieb die Königsklasse des Motorsports in Long Beach, dann kamen die Organisatoren und die F1-Macher bezüglich der finanziellen Details auf keinen grünen Zweig und das Rennen verschwand aus dem Kalender. Bis heute ist das Rennen eines der traditionsreichsten der IndyCar-Serie.
Las Vegas: Die Idee klingt unglaublich, aber auch sowas gab’s in der Formel-1: 1981 und 1982 fand auf einem Parkplatz der großen Casinos in Las Vegas (Kalifornien) ein F1-Rennen statt! Auf Dauer war das freilich nicht tragbar, schon allein, weil sich die Casinos nie einig wurden. Pläne, die Formel-1 zurück zu holen in die Spielerstadt gab es zwar, blieben aber unerfüllt – ebenso wie der Bau einer eigenen permanenten Rennstrecke.
Detroit: Als Autostadt wäre der Standort Detroit im US-Bundesstaat Michigan perfekt gewesen. Bob McCabe organisierte das Rennen auf dem Straßenkurs, der zunächst keine lobende Worte bekam: Zu fad, zu holprig, zu rutschig. Trotzdem hielt sich das Rennen von 1982 bis ’88 im Kalender, danach scheiterte die Aushandlung einer Vertragsverlängerung an den finanziellen Forderungen von Ecclestone.
Dallas: 1984 fand das bisher einzige Rennen im US-Bundesstaat Texas statt. Hinter der Idee steckten die beiden Geschäftsmänner Larry Wardrop und Don Walker, die mit dem Rennen ihr eigenes Profil stärken wollten. Geschafft haben sie das nicht: Das Rennen war eine Katastrophe, sogar der Asphalt wollte weglaufen und bröckelte auf.
Phoenix: Von 1989 bis ’91 fand der USA GP in Phoenix, Arizona, statt. Das Problem dort war nicht etwa das heiße Wetter, sondern vielmehr das fehlende Interesse der Menschen in Arizona. Und reisende lockte eher die beeindruckende Innenstadt an, als das F1-Rennen.