Irgendwie sind die mageren Reaktionen auf das Thema 'Toyota im Motorsport' schon
enttäuschend (wenn man bedenkt wie begeistert andere Themen angenommen werden), aber es deckt sich mit den Erfahrungen die ich zu Toyota gemacht habe; das Team entfacht mit keinem seiner Engagements rechte Begeisterung. Gibt es überhaupt Toyota-Fans? Oder sind das alles nur bezahlte Claquere?
Okay, genug gemotzt.
Wichtig für unser eigentliches Thema ist Toyota bei den einsitzigen Rennwagen, den sogenannten Monoposti.
Nachdem über ihre F3-Motoren (ab 1974) kaum Vernünftiges heraus zu kriegen ist (offenbar ist man bei Toyota nicht sehr stolz darauf - deshalb verschiebe ich dieses Thema), beginne ich mit ihrem Engagement in der CART-Serie. Hier gebührt die meiste Ehre dem von mir hoch geschätzten Dan Gurney. Er führte Toyota in die Materie ein - auch wenn das Ende dann sehr unerfreulich war.
Nun mag man es vielleicht für keine glückliche Lösung halten, dass sich Toyota für den Einstieg einen seit über einem Jahrzehnt im Bau von Monoposti unerfahreren Partner gesucht zu haben (ähnlich wie z.B. Sauber-Mercedes in der F1), aber die Schuld allein auf das (nicht sehr gute) Chassis zu schieben, wäre zu einfach.
Zu Chronologie:
1975 trat Toyota als Generalsponsor des Long Beach GPs auf - am 17.09. des Jahres fand (sozusagen als Generalprobe für den GP im Folgejahr) ein F-5000-Rennen statt. Gurney wirkte maßgeblich an der Organisation mit - das Layout des Kurses stammte von ihm persönlich.
Die eigentliche Beziehung Gurney/Toyota begann aber bereits 1972 - ganz harmlos, denn Dan Gurney trat in einem Werbespot für den neuen Toyota Supra auf.
Die Zusammenarbeit an einem eigenen Rennwagen begann 1983 in der IMSA (International Motor Sports Association), als man in der 3-Liter-GTU Kategorie einen aufgeladenen Celica-Motor in einem Eagle-Chassis an den Start brachte. Nach 19 Siegen in dieser Kategorie, stieg man 1986 in die Kategorie über 3 Liter auf wo man weitere 15 Siege einfuhr (Fahrer: Chris Cord, Dennis Aase & Willy T. Ribbs). 1989 ging's dann in die GTP-Klasse, der Königskategorie der amerikanischen Sportwagen, wo man gegen Chevrolet, Jaguar und Porsche antrat. Man gewann 2 Konstrukterus- und 2 Fahrertitel - inklusive den 24 Stunden von Daytona und den 12 Stunden von Sebring (2x).
Auf dem Höhepunkt der Zusammenarbeit entschloss man sich in die CART-Serie einzusteigen. 1994 und 1995 zog sich AAR zwei Jahre lang aus sämtlichen Rennserien zurück um ausschließlich den neuen Toyota-Motor zu testen und ein eigenes Auto zu entwickeln. Es war das einzige Chassis in der CART-Serie dass auch in den USA entstand.
Das ist der Eagle-Prototyp. Erinnert von der Lackierung an das Schema das dann in der F1-Verwendung fand. Fleissige Adrivo-Leser wissen wie sehr ich dieses Design VERABSCHEUE. Zum Glück fand dann Dan Gurney eine wesentlich pfiffigere Form der Lackierung...
Der eigentliche Einstieg in die CART-Serie geschah 1996. Fahrer waren Juan Fangio II, ab dem Rennen in Milwaukee war auf P.J. Jones auf einem zweiten Auto mit von der Partie. Fangio war ein erfahrerer IMSA/Camel GT-Mann, der nicht weniger als 21 Siege errang, die meisten mit Toyota. Auch der zweite Fahrer P.J. Jones kam aus der IMSA/Camel GT-Serie - und war auch viel mit Toyota unterwegs gewesen.
Ein zweites Team war das von Arciero Wells mit Jeff Krosnoff - auch er ein langjähriger Toyota-Mann in anderen Serien (Le Mans, Sportwagen).
Man kann die Fahrerbesetzung insgesamt toyota-lastig, aber nicht glücklich bezeichnen - keiner der Fahrer hatte CART-Erfahrung. Das konnte eigentlich nur schief gehen. Und das tat's auch...
Das erste Jahr war ein totales Debakel, die Autos nicht konkurrenzfähig - alle Fahrer zusammen fuhren gerde mal 9 Punkte ein. Darüberhinaus starb Jeff Krosnoff bei einem grausamen Unfall in Toronto.
Gegen Ende der Saison konnte sein Nachfolger Max Papis (im Jahr vorher noch in der F1 Aushilfsfahrer für Arrows) etwas Licht ins Dunkel bringen, aber letztlich waren alle Toyota-Teams weit entfernt von befriedigenden Ergebnissen.
1997 legte Eagle die Eigenkonstruktion erst Mal zu den Akten und kaufte sich einige '96er und '97er Reynards, um sich auf einen Kriegsschauplatz (nämlich den Motor) konzentieren zu können. Die Fahrer blieben die gleichen. Das Resultat ebenso; Fangio jr. kam über einige 10. und 11. Plätze nicht hinaus, P.J. gelang lediglich in seinem letzten Rennen eine Ankunft in den Punkten.
Der Arciero-Wells Wagen mit Max Papis war zwar schneller - Resultate brachte aber auch er nicht zustande - noch dazu da man den mittelmäßigen, aber zahlungskräftigen Hiro Matsushita als 2. Fahrer mit durchschleppen musste. So konnte es eigentlich nicht weiter gehen.
Doch leider ging's so weiter. Auch im Folgejahr trat man mit der gleichen Besetzung an - lediglich Matsushita wurde durch Robby Gordon ersetzt. Man setzte wieder auf einen Eigenbau, den 987, der von Gordon Kimball gezeichnet wurde.
1999 kam trat Eagle wieder mit eigenen Chassis an, diesmal dem von Davids Burns gezeichneten 997 - die Fahrer waren Alex Barron, Gualter Salles und Andrea Montermini, die sich auf EINEM Fahrzeug abwechselten. Auch Robby Gordon fuhr zeitweise ein Kundenauto. Wesentlich vielversprechender war das Engagement des als hervorragenden Fahrzeugentwicklers bekannten Scott Pruett, der zwar keine berauschenden Ergebnisse einfuhr, aber im Training des öfteren zeigte was möglich war. Gegen Saisonende war Pruett oft ganz vorne zu finden, bei Finale sogar auf Pole! Außerdem gelang es erst ihm das Auto auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu bringen.
Gegen Ende der Saison lief der Vertrag zwischen Toyota und AAR aus - und Toyota entschied sich (eigentlich logisch) dafür Gurney & sein Team fallen zu lassen und mit viel Tam-Tam (und gegen viel Bares - wie man munkelt) zum Marktführer Chip Ganassi zu wechseln. Das Team war zwar auch 2000 noch meilenweit von einem Titelgewinn entfernt, aber immerhin gelang es 3 Rennen zu gewinnen.
Gurney wollte OHNE TOYOTA 2000 mit einem Paket Ford (Motor), Bryan Herta (Fahrer), Firestone (Reifen) und Reynard (oder Lola) (Chassis) als ganz normales Kundenteam antreten, bekam aber kein vernünftiges Sponsorenpaket zusammen. Er zog sein Team zurück. In der Formel Atlantic sah man weiterhin AAR-Toyotas - wie diesen der in Nostalgie-Bemalung auf die Strecke ging (Cleveland 2000):