Die traurige Nachricht hat uns Jean schon übermittelt, ich habe hier in Kürze ein paar Fakten zu Rolt zusammengetragen:
57 Jahre, 8 Monate und 25 Tage ist es her als das erste WM-Rennen in der Grand Prix Szene, der Großbritannien GP, ausgetragen wurde. 21 Fahrer machten sich damals auf die 325,43 Kilometer lange Renndistanz. Seit gestern Dienstag, 6. Februar, lebt von diesen 21 Piloten kein einziger mehr. Der letzte Fahrer, der bei diesem Rennen am Start war, verstarb gestern im Alter von 90 Jahre: Tony Rolt! Der Brite fuhr bei insgesamt 3 WM-Rennen. Nun ist José Froilan Gonzalez der letzte noch lebende Fahrer vom 2. Weltmeisterschaftslauf der Formel-1 Geschichte, dem Monaco GP 1950. Der Argentinier ist 85 Jahre und 125 Tage alt. Tony Rolt erreichte ein würdiges Alter und darüber kann der Brite heilfroh sein. Er überlebte eine Zeit, in der die Chancen zu sterben in Prozent sehr hoch war – besonders wenn man noch eine solch gefährliche Sportart, wie den Motorsport, als Berufung sieht und wählt. Damals war der Unfalltod ein ständiger Begleiter, egal in welcher Rennserie. Von flugplatzgroßen Auslaufzonen, Kohlefasercockpits und derartigen anderen Sicherheitsvorkehrungen träumte man damals nicht mal in den allerschönsten Träumen – sogar von Helmen, Schutzvisieren oder solchen kleinen Bagatellen war zu Rolts Rennfahrerzeit nicht das Geringste zu sehen. Rolt überlebte diese kritische Phase der Rennerei genauso wie, und das ist keine Selbstverständlichkeit, das Treiben des 2. Weltkriegs. Nur bei 3 Formel-1 Rennen, die WM-Status hatten, war Rolt unterwegs, keines konnte er dabei beenden. Beim Großbritannien GP 1950 fuhr er einen ERA für das Team von und gemeinsam mit Peter Walker. Wegen eines Getriebeschadens war bald Schluss für Rolt. 1953 und 1955 fuhr er ebenfalls den Grand Prix in England, und zwar bei Rob Walker Racing. Eingesetzt wurde ein Connaught-Rennwagen, 1953 mit einem Lea Francis Motor, 1955 mit einem Aggregat von Alta. Schäden an der Halbwelle beziehungsweise an der Kraftübertragung sorgten für das vorzeitige Aus. Rolt war kein Spezialist für Formel-Rennen, dafür war er in der Sportwagenszene ein Star. Das weltberühmte 24 Stundenrennen von Le Mans entschied er 1953 gemeinsam mit seinem Landsmann Ducan Hamilton in einem Jaguar für sich. Hamilton, der übrigens nichts mit dem neuen Formel-1 Star Lewis Hamilton zu tun hat, fuhr für Talbot Lago und HWM insgesamt bei 5 WM-Rennen in der Formel-1. 1954 hätte Rolt fast das Rennen erneut gewonnen, wurde letztlich aber nur 2. Die Geschichtsbücher berichten von einigen Erfolgen von Rolt: Beim Zandvoort GP wurde er 1948 in einem Alfa Romeo hinter dem Thailänder Prince Bira 2., des weiteren konnte er 6 Formel-2 Rennen gewinnen – allesamt im Jahr 1953. Keine Frage: Das war sein erfolgreichstes Rennfahrerjahr. Mitte der 50er Jahre bestritt Rolt seine letzten wichtigen Rennen. 1961 klemmte sich Rolt nochmals ans Steuer eines Formel-1 Renners. Die Firma FF Developments baute 1961 einen Allrad-F1 Rennwagen, den Rolt eigentlich bei WM-Rennen fahren sollte. Nur beim Großbritannien GP kam der Ferguson bei einem F1-Rennen zum Einsatz und zwar vom Rob Walker Racing Team, gefahren von Jack Fairman. FF Developments war eine Firma, die bis Ende der 90er Jahre Bestand hatte und unter der Leitung von Stuart Rolt, dem Sohn von Tony Rolt, auch mit McLaren zusammen an Straßensportwagen baute und entwickelte. Die Firma wurde ursprünglich von Tony Rolt und seinem Mechaniker Freddy Dixon Ende der 40er Jahre gegründet und hieß anfangs Dixon Rolt Developments. Erst als Harry Ferguson einige Jahre später an Bord kam, wurde sie unbenannt.