Der Japan GP war packend: Regen, spannende Fights, viel Action – und vor allem: Der Japan GP war entscheidend für die Weltmeisterschaft! Fernando Alonso nämlich crashte schwer und die beiden Ferrari-Piloten verpokerten sich mit den Reifen, wodurch Felipe Massa nun offiziell aus dem Titelrennen ist und Kimi Räikkönen mit 17 Punkte Rückstand auf Lewis Hamilton nur noch mathematische Chancen hat. Denn Hamilton siegte, und das bei schwersten Bedingungen. Damit hat er nun 12 Punkte Vorsprung auf Alonso. Ein bisschen Rechnen ist angesagt: Sollte Hamilton bei beiden Rennen ins Ziel kommen, sollte er den WM-Titel sicher haben, denn er dürfte, vorausgesetzt Alonso gewinnt beide restlichen Rennen, sonst nur 8 Punkte sammeln – das wären zwei 5. Plätze. Ein 5. Platz und ein 4. Platz reichen Hamilton also bereits zum Titel. Oder ganz einfach: Ein Rennen müsste er vor Alonso beenden. Fällt Hamilton bei einem Rennen aus, und Alonso gewinnt die letzten beiden Rennen, wäre Alonso Weltmeister, auch wenn Hamilton noch 8 Punkte sammelt. Dann hätten beide Fahrer zwar Gleichstand in Sachen WM-Punkten, aber Alonso würde bei den Siegen mit 6:5 gegenüber Hamilton führen. Hamilton wäre der erste Fahrer der GP-Geschichte, der in seiner ersten GP-Saison Formel-1 Weltmeister geworden ist! Außerdem wäre er der erste britische F1-Champion seit Damon Hill vor 11 Jahren, als er mit einem überlegenen Williams Renault fuhr. Der spektakuläre Japan GP scheint also wieder WM entscheidend gewesen zu sein, wie bereits auch im Vorjahr.
Während 2007 Alonso den Titelkampf in Japan wohl verloren hat, gewann er ihn 2006 in Japan. Damals reiste er, noch für Renault fahrend, mit gleicher Punktzahl wie Ferrari-Pilot Michael Schumacher an. Beide hatten 116 WM-Punkte auf dem Konto. Zunächst lief es für Schumacher perfekt. Seinen Rücktritt hatte der Deutsche bereits erklärt, dennoch galt er als Favorit auf den Titel 2006 – zu dem Zeitpunkt noch. Doch in der 37. Runde verflüchtigten sich alle Titelträume: Motorschaden! Alonso gewann das Rennen und führte damit vor dem Saisonfinale in Brasilien mit 10 Zählern Vorsprung – quasi unaufholbar für Schumacher. 2006 fand der Japan GP jedoch noch in Suzuka statt, nicht in Fuji. 1976 wurde der erste Japan GP in Fuji ausgetragen, und auch damals regnete es, und auch damals wurde die WM entschieden, natürlich auch, weil es das Saisonfinale war. Die aufregende, aber auch skandalöse Saison ging in die heiße Phase. Das Titelduell hieß Niki Lauda gegen James Hunt, also Ferrari gegen McLaren Ford. Lauda kam mit 68 Punkten nach Fuji, Hunt hatte 65. Die Bedingungen zum Rennen waren grauenhaft. Regen und Nebel. Lauda, am Nürburgring knapp dem Tode entkommen, wollte seine Schutzengel nicht noch ein 2. Mal in einem Jahr auf die Probe stellen und beendete das Rennen. Hunt wurde in dem völlig undurchsichtigen Rennen 3., bekam damit 4 Punkte und wurde mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister! Zum Zeitpunkt des Zieleinlaufes wusste der Brite jedoch nichts davon. Dennoch wurde er Champion, wenn auch etwas umstritten. Als der bessere Fahrer galt damals klar Lauda, der nach seinem Feuerunfall beim Nürburgring jedoch eine Zeit lang paussieren musste.
1987 machte der Japan GP erstmals Halt in Suzuka und auch damals wurde der Titel bei diesem Rennen entschieden. Um den Titel kämpften damals die beiden Williams Honda Piloten Nelson Piquet und Nigel Mansell. Piquet hatte 73 Punkte – 12 Punkte mehr als Mansell. Bereits im Training nach dem Qualifying entschied sich der Titelkampf: Mansell hatte einen schweren Unfall, konnte beim Rennen nicht starten und damit war Piquet Weltmeister, denn der Japan GP war das vorletzte Rennen. Berühmt die Entscheidung um den Titel 1989 in Japan: Wieder war es ein Kampf unter Teamkollegen, wie 1987 und auch 2007. Ayrton Senna musste in Japan unbedingt gewinnen, um seine WM-Chancen zu wahren. Zu Beginn führte jedoch McLaren Honda Teamkollege Alain Prost. Senna holte auf und setzte zum Angriff an. Prost zog rüber zu Senna, beide berührten sich. Prost war draußen, Senna konnte das Rennen fortsetzen und gewinnen. Doch der Skandal nach dem Rennen: Senna wurde disqualifiziert, weil er nach dem Unfall die Schikane abgekürzt haben soll. Die Formel-1 schreit auf und befürchtet wieder eine Bevorteilung Prosts durch den französischen Landsmann Jean Marie Balestre, dem FIA-Chef. Unter Tränen erklärte Senna danach, dass er an Rücktritt dachte.
Damit wäre uns jedoch die Titelentscheidung beim Japan GP 1990 vorenthalten geblieben: Damals befand sich Alain Prost, mittlerweile zu Ferrari gewechselt, in der gleichen Situation wie Senna im Vorjahr – und der hatte ein gutes Gedächtnis. Und so räumte Senna Prost am Start ab – Senna war damit so gut wie sicher Weltmeister. Senna machte 1991 in Japan auch seinen 3. F1-Titel perfekt, der jedoch nicht mehr wirklich gefährdet war. Ebenfalls nur noch Formsache war der Titel für Damon Hill 1996. Der Williams Renault Pilot musste nur einen Punkt mehr holen als Teamkollege Jacques Villeneuve, der in seiner ersten F1-Saison fuhr. Das Thema hatte sich dann jedoch von selbst erledigt, als Villeneuve ein eigenes Hinterrad überholte und er ins Aus trudelte. Spannender war die Situation 1998 im Titelduell zwischen Mika Häkkinen und Michael Schumacher. Die Rede ist also wieder von McLaren Mercedes und Ferrari. Mit 90 Punkten hatte Häkkinen nur 4 mehr als Schumacher. Schumacher fuhr auf Pole Position, verbockte dann jedoch den Start: Er würgte den Motor ab und musste von ganz hinten starten. Es folgte eine sensationelle Aufholjagd, die durch einen Reifenschaden beendet wurde. Häkkinen holte sich seinen ersten WM-Titel!
Umkehrt die Situation 1999: Damals führte Ferrari-Pilot Eddie Irvine mit 4 Punkte vor Häkkinen. Häkkinen gewann den Japan GP, Irvine wurde nur 3. – der Titel ging zum 2. Mal in die Hände des Finnen. Roter Triumph in Japan 2000: Michael Schumacher holte sich im vorletzten Rennen mit einem Sieg vor Kontrahent Häkkinen den Titel – der erste Ferrari-Titel seit 21 Jahren (Jody Scheckter 1979). Gefährdet war dieser Titel aber nach dem Häkkinen-Ausfall in den USA nicht mehr. Auch 2003 krönte sich Schumacher in Japan zum Champion. Es war der 6. Titel und damit wurde er der erfolgreichste Fahrer in der Formel-1 aller Zeiten. Rivale Kimi Räikkönen, für McLaren Mercedes unterwegs, verhalf nur noch ein Wunder, was fast wahr wurde. Schumachers Rennen war geprägt von Kollisionen, glücklicherweise aber behielt Teamkollege Rubens Barrichello die Nerven: Mit dessen Sieg sicherte sich Schumacher den WM-Titel, obwohl er nur auf Rang 8 engeloffen war. Die berechtigte Frage: Wieso wurden ausgerechnet in Japan so viele Titel entschieden? Die Antwort ist plausibel: Meist fand das Rennen immer zum Ende der Saison statt, oft sogar als Saisonfinale. Nur noch wenige dürften glauben, dass Hamilton den Titel noch verlieren wird.