Ich wollte auch schon Mal nen Thread starten über Teamchefs, ich hab schon einige mal durchgenommen, zum Beispiel Giancarlo Minardi. In der Form, wie du das machst, ist auch ganz interessant, die ganzen Teambesitzer und Teamchefs der einzelnen Teams Mal durchzugehen. Übrigens, was wenige wussten: Vijay Mallya, der neue Besitzer des Force India Teams (Ex Jordan, Midland und Spyker) war auch einmal begnadeter Rennfahrer, ich hab mal einen ganz interessanten Kommentar dazu geschrieben, vor ein paar Wochen:
7 Fahrer testeten diese Woche für Force India Ferrari in Jerez. Damit machte das Team einen riesen Shoot Out für das 2. Cockpit neben Adrian Sutil für die Saison 2008. Unter den Fahrern waren auch GP-Sieger wie Giancarlo Fisichella oder Ralf Schumacher. Die Tendenz stimmt also: Das Team scheint nicht mehr nach Bezahlfahrern zu suchen, sondern nach einem starken Fahrer, der den starken Sutil auch einheizen kann, wodurch Sutil noch mehr ans Limit gehen könnte, und noch schneller wird. So zumindest die Theorie. Mit den neuen Teambesitzern Michiel Mol und Vijay Mallya scheint nun auch die Türe offen für starke Fahrer. Der Tenor im Rennstall: Mit dem Milliardär Mallya ist man finanziell abgesichert, man braucht also keine Bezahlfahrer mehr. Das war auch zu hören, als Midland das Team übernahm, oder dann später Spyker. Und dennoch wurden Fahrer wie Narain Karthikeyan oder Sakon Yamamoto verpflichtet, also Fahrer, die Geld ins Team brachten. Wieso sollte es nun ändern? Klar: Mit Mallya und Teamchef Dr. Colin Kolles haben nun richtige Motorsportler das Sagen, die Teamleitung liegt nicht in der Hand irgendwelcher Konzernen, welche die Formel-1 nur als große Marketingfläche sehen.
Mallya ist tatsächlich ein Racer: Er war der erste Inder in einem Formel-1 Auto! In den 70er und 80er Jahren fuhr Mallya in Indien einige Rennen, darunter startete er 1982 und 1983 auch in der indischen Formel-Libre. In dieser Serie fuhren auch einige ehemalige Formel-1 Renner. Mallya beispielsweise fuhr mit dem Ensign Ford von 1977, also dem Ensign Ford N177, mit dem Clay Regazzoni in der Formel-1 WM für Ensign fuhr, in den folgenden Jahren auch Danny Ongais, Lamberto Leoni, Jacky Ickx, Derek Daly, Nelson Piquet, Harald Ertl und Brett Lunger. Genau genommen fuhr Mallya das Chassis MN08 des N177. Mit dem Chassis wurde Patrick Tambay beim Holland- und Kanada GP jeweils 5. Den Ensign Ford, den Mallya fuhr (und der mittlerweile in der Privatsammlung von Mallya steht – er besitzt neben dem Rennwagen auch einige weitere Rennwagen, darunter auch Formel-5000-Boliden, unter anderem von McLaren), wurde vom Team von Bob Fearnley eingesetzt. Mallya fuhr damit auch bei bedeutenden Rennen, wie die inoffiziellen Madras- und Calcutta Grand Prix’, einige Rennen konnte der Inder auch gewinnen. Die Madras-Rennen waren Formel-3 Rennen. Mallya gewann die Ausgaben 1982 und 1983, den Calcutta GP beendete er 1983 siegreich, jeweils im Ensign Ford. Bei den Rennen waren auch einige Formel-2 Rennwagen unterwegs, vor allem von Chevron. Mallya tauchte auch bei den Sholavara-Rennen auf, die er mit einem Shadow bestritt. Einer der Konkurrenten von Mallya damals war Vicky Chandhok. Der Inder ist der Vater von Karun Chandhok, der kürzlich für Red Bull Renault einen F1-Rennwagen testete. Vicky Chandhok und Vijay Mallya waren auch die Drahtzieher hinter das Projekt Indien GP. Das erste Formel-1 Rennen in Indien soll 2009 über die Bühne gehen. Es gab schon früher inoffizielle Indien GPs, was jedoch selbstverständlich keine F1-Rennen waren. Auch Colin Kolles ist durch und durch ein Motorsportler.
Kolles, ein in Rumänien geborener Deutscher, war gelernter Zahnarzt und hatte mit seiner Frau Adele auch eine eigene Praxis. Doch seit ein paar Jahren entschied sich Kolles für seine Leidenschaft: Motorsport. Interessant in diesem Zusammenhang: Bei einem F1-Rennen dieser Saison hatte Christijan Albers, der ja lange für das Spyker-Team fuhr, bei dem Kolles Teamchef ist, schreckliche Zahnschmerzen. Welch ein Glück, dass der Teamchef gleichzeitig Zahnarzt ist – bis zum Rennen war er frei von Schmerzen. 2001 gründete Kolles jedenfalls sein eigenes Formel-3 Team, das in der deutschen F3 an den Start ging. Mit Pierre Kaffer konnte man bereits ein paar Rennen gewinnen. Kaffer wurde auch am Ende Gesamt-3. Den 2. Dallara Mugen Honda fuhr der Finne Kimmo Liimatainen. In den Folgejahren konnte Kolles Racing kaum Erfolge erzielen. Bereits 2003 traf sich Kolles mit dem russisch-kanadischen Geschäftsmann Alexander Shnaider, der mit seiner Stahlfirma Midland den F1-Einstieg plante. Zunächst sollte mit Hilfe der Chassisschmiede Dallara ein eigenes Formel-1 Team entstehen, dann aber übernahm Midland Jordan. Kolles wurde zum Teamchef ernannt. Nun heißt das Team 2008 eben Force India Ferrari und wird von Mallya geleitet. Das Team von Kolles geht seit 2006 übrigens auch als TME Futurecom in der deutschen Tourenwagenmeisterschaft DTM an den Start. 2007 fuhr unter anderem Markus Winkelhock für das Team. Der Deutsche fuhr auch ein F1-Rennen für Spyker – als Ersatz für Albers. Winkelhock führte dabei sogar einige Runden.