Aus einem früheren Thread folgendes über Maurer:
Als Rennfahrer überzeugte Willy Maurer nur wenig. Nach 4 Einsätzen auf einem Audi 50 für ein Essener Team im ONS Rundenstreckenpokal hängte er frustriert den Helm an den Nagel. Verlieren fiel dem ehrgeizigen jungen Mann aus gutem Hause am schönen Mittelrhein schwer. Papa Willi hatte mit Onkel Heinz REI zu einem Begriff für jede Hausfrau gemacht. Willi übernahm später die Mampe AG in Berlin, einige Jahre später gründete Heinz in Bad Salzing (nahe dem Familien Wohnort Boppard) Sebapharma. Der Sebamed Chef akzeptierte zwar die Motorsport Beigeisterung seines Neffen und trug sogar sein Scherflein zum persönlichen Sponsoring von Stefan Bellof bei, doch generell zieht er olympische Disziplinen vor (Ausstatter der Mannschaften Deutschlands und Österreichs in Nagano 1998 und Sydney 2000). Parallel zum Sponsor Engagement 1979 in der deutschen Tourenwagenszene wollte Maurer seinen ersten Schützling, Arnon Hanne, in die Formel-1 hieven. Chevron bot ein Cockpit neben Bobby Rahal für 350 000 Mark feil. Viel zu viel, befand Maurer. Bereits im Sommer 1978 hatte er Armin den Ralt von Manfred Cassani testen lassen. Nach anfänglichen Drehern kam der jüngste der Hahne Brüder auf ansprechende Zeiten, und Cassani träumte schon vom Mampe Sponsor Geld. Daraus wurde nichts. Der ehemalige Chefmechaniker von ATS, Günther Fuzzy Richter, hatte Maurer ermuntert, ein eigenes Team zu gründen. Außerdem gäbe es von Gustav Brunner, der bei ATS eine kurze Denkpause eingelegt habe, entsprechende Konstruktionspläne. Die ließ sich Willy Maurer präsentieren und war fasziniert.
Kurzfristig wurde bei John Thompson on Northampton der Bau des Monocoques in Auftrag gegeben. Dieser Spezial Betrieb zählte damals sogar Ferrari zu seinen Kunden. Natürlich genossen die Formel-1 Aufträge Vorrang, so dass das Debüt – ausgerechnet auf der Nordschleife des Nürburgringrings – einem Kraftakt glich. Die völlig übermüdeten Mechaniker ermöglichten immerhin ein Rollout: 5 Proberunden auf der Start- und Zielschleife. In Hockenheim verabschiedeten sich die von Erich Baier präparierten BMW Motoren und entlockten dem Bajuwaren einiger markige Laute. Willy Maurer trug es mit Fassung und verordnete seinem Formel-2 Team eine technische Klausur, um für 1980 besser gerüstet zu sein.
Der neue MM80, ausgiebig im Windkanal von Fiat in Turin gestestet, war ebenso Hoffnungsträger wie die Fahrerpaarung Eje Elgh/Markus Höttinger. Dann die Tragödie von Hockenheim! Derek Warwick knallte in die Leitplanken, ein Hinterrad wirbelte durch die Luft und erschlug den jungen Österreicher Höttinger im Maurer Cockpit. Dass Elgh nach dem Neustart an 2. Stelle lag, bis ihm ein banaler Elektrik Defekt zur Aufgabe zwang, war angesichts des schrecklichen Unfalls bedeutungslos. In Pau nahm Patrick Gaillard das vakante Maurer Cockpit ein und lag lange in Führung. Dann löste sich ein Batteriekabel. Zu allem Pech hatte Gaillard in der Boxengasse noch das Bein eines Mechanikers überfahren: Fraktur, Krankenhausaufenthalt. Etwas sollte man im Sport nie wünschen: Hals- und Beinbruch!
Halb und Halb die Stimmung im Team in Pergusa: Gabbiani fuhr wie entfesselt, führte bis zur 42. Runde. Dann explodierte das Triebwerk. Diese 2. Formel-2 Saison war frustrierend für Maurer, gleichzeitig aber auch Ansporn, noch professioneller zu arbeiten: „Für mich kommt jetzt die Saison der Wahrheit.“ Bereits im Dezember 1980 hatte Gustav Brunner mit einem Fulltime Job bei Maurer begonnen. Schon im Februar 1981 präsentierte er den MM(1 – ganz in Schwarz. Nach dem Tod seiner Mutter fühlte er sich dem guten Geschmack von Mampe nicht mehr verpflichtet und verkaufte seine Firmenanteile. Mit seiner eigenen Werbeagentur, Sitz in Monte Carlo, ging es auf Sponsorensuche. Technisch und personell hatte das Team bereits Formel-1 Dimensionen erreicht. Ganz anders der Auftritt des MM-abtrünigen Fuzzy Richter, der eine Eigenkonstruktion (GRS01) gebaut hatte. Bei der Vorstellung in der Stuttgarter Diskothek Perkins Park passierte die erste Panne: Die Räder gehorchten dem Lenkrad nicht. Ein totaler Flop!
Da Eje Elgh nur bescheidene Sponsorengelder auftreiben konnte, war Willy Maurer mit Roberto Guerrero wenigstens gut bedient. In jeder Hinsicht: Im 3. Rennen in Thruxton siegte der Kolumbianer. Proteste anderer Teams, die MM81 hätten bewegliche Seitenteile wie die Groundeffect Autos widerlegte Brunner. Nur Elgh, der Zweitplatzierte, wurde aus der Wertung genommen weil der Heckflügel 5 Millimeter zu hoch war. In Donington (10. Lauf) trat auch Manfred Winkelhock auf einem Maurer an. 3 Maurer in den ersten beiden Startreihen und der Deutsche als 3. auf dem Siegerpodest: Das Team gehört zu den Spitzenteams, auch wenn die Saisonausbeute (Elgh EM-4. und Guerrero 7.) Willy Maurer nicht ganz befriedigte. Er wollte den Titel!
Neben dem Maurer eigenen Team (Beppe Gabbiani und Stefan Bellof) wurden 1982 auch einige private MM82 eingesetzt. Bellof, der als Mitgift 3 von BMW gestellte Motoren eingebrachte, begann mit einem Paukenschlag. Auf der Insel fuhr er die Konkurrenz in Grund und Boden, Gabbiani kam als 3. an. Einige britische Teams stöhnten, doch die MM82 waren völlig legal. In Hockenheim deklassierte Stefan den Rest des Feldes, Beppe steuerte 2 weitere Punkte bei.
Dass die „Panzer“ verwundbar sind, zeigte der weitere Verlauf. Nur in Hockenheim (Maurer auf den Plätzen 2,3,5 und 9, Bellof führte 25 von 30 Runden) schienen sie in Topform. Maurer, gleichzeitig Förderer (zinsloses Darlehen) und Manager von Stefan Bellof, reduzierte 1983 die Formel-2 Aktivitäten: Bellof fuhr Werkseinsätze für Porsche und war – so die Meinung von Mitstreiter Derek Bell – verdammt schnell. Gleichzeitig liefen erste Formel-1 Kontakte. Die Verhandlungen zogen sich bis zum 22. Dezember hin. An jenem Tag traf Maurer im Hamburger Atlantic Hotel Arrows Eigner Jackie Oliver, um einen bereits schriftlich fixierten langen Vertragsentwurf auf einen Nenner zu bringen. Doch irgendwie passte dem Willy der Ollie nicht, der ohnehin mit Thierry Boutsen liebäugelte. Maurer aber brachte Bellof 1984 bei Tyrrell unter.
1981 baute Maurer selbst an einem Formel-1 Team. Gustav Brunner sollte ein von Cosworth angetriebenen Formel-1 Renner bauen. Der Einstieg wäre aber angesichts der Turboära zu spät gekommen und man ließ das Projekt bleiben.