In Lwiw im Jahr 2005, wenn 75 Jahre den ersten Ringrennen erfüllt wurden, war die Gedenktafel geöffnet. Auf der Tafel http://www.is.svitonline.com/atoyanak/3.jpg sind die Nachnamen aller Sieger der lwiweren Ringrennen angeführt. Sie ist auf dem Haus aufgestellt, das neben der Linie des Starts gelegen ist.
Außerdem es ist aus dem Druck das Buch «Gran Prix Lwowa. 1930-1933. Die historische Chronik» http://www.is.svitonline.com/atoyanak/4.jpg, Autor Artem Atoyan, hinausgegangen. 374 Seiten, mehr als 200 Fotos, und auch das ausführliche Schema der Straßentrasse und die Autogramme einiger Rennfahrer. Das Buch ist auf Ukrainisch, aber die Unterschriften unter den Fotos - auch auf Polnisch und Deutsch geschrieben. Außerdem es gibt die Annotation in selben Sprachen.
Mit Genehmigung des Autors stelle ich den ersten Teil dieser Annotation auf.
Die Fortsetzung folgt.
1897 - 1924
Die Automobilgeschichte in Lwiw begann ihre Chronik im Jahre 1897, als sich Kazimierz Odrzywolski "Benz - Viktoria" erwarb. 1907 zahlte der Autopark Galiziens schon ca. 40 Autos. 1905 fangt man an, Führerscheine zu erteilen (zum ersten offiziellen Lwiwer Fahrer wurde Tadeusz Heyne), und Anfang des Jahres 1906 wurde die staatliche Zulassung von Autos eingeführt. Trotzdem löste jedes Erscheinen eines Autos auf den Straßen Lwiws eine widersprüchliche Reaktion bei den Einwohnern aus. Zum Aufbau der harmonischen Beziehungen den Autofahrern und anderen Straßenverkehrsteilnehmern wurde Anregung der Krakauer Autobesitzer der "Galicijski Klub Automobilowy" (G.K.A.) gegründet. Der Verein wurde von der Galizischen Statthalterschaft am 1. Februar 1908 in Lwiw eingetragen. An die Spitze der Vereinigung trat der erste President von G.K.A. Andrzey Potocki.
Zu einer der wichtigsten Aufgaben des Vereins wurde seit dessen Gründung die Anpassung der galizischen Straßen an die Anforderungen eines bequemen Transports. Mit diesem Ziel wurde im August 1908, nach dem Eintritt von G.K.A. in den Österreichischen Automobilclub (Ö.A.C.), das erste Rennen "Zbiorowa wycieczka towarzycka" mil der Route Lwow - Krakow organisiert. Die Strecke von 500 km teilte man in vier Etappen, für deren Bewältigung jeweils ein Tag bestimmt war. An diesem Rennen nahmen acht Autofahrer teil, wobei zwei der Rennteilnehmer Ausländer waren.
Im weiterem wurde die konstruktive Arbeit im G.K.A. durch die Existenz zweier mächtiger Vereine - einer westlichen (Krakow) und einer östlichen (Lwow) - wesentlich erschwert. Die fehlende Übereinstimmung in den Handlungen, das mangelnde Interesse, kreative Bemühungen zu vereinigen, fuhrten dazu, dass das nächste Rennen auf der Strecke Lwow - Krakow erst im Juli 1911 stattfand und gleichzeitig die letzte "Sportveranstaltung" des G.K.A. war. Die misslungene Organisation des internationalen Ringrennens, das vom 15. bis 20. Juli 1912 auf der Marathonstrecke von 1500 km stattfinden sollte, führte zu einer Spaltung des G.K.A. in zwei Vereine - die Krakauer bildeten Sekcja Samohodowa bei Krajowy Zwiazek Turystyczny. Doch der Ausbruch des ersten Weltkrieges brachte die Zeit zum Stehen....
Am 6. April 1921 wurde die Tätigkeit des G.K.A. offiziell eingestellt. Nach der neuen politischen Aufteilung in Europa trat Galizien in ein neues europäisches Land - Rzeczpospolita - ein. Es öffnete sich eine neue Seite der Geschichte.
1925 - 1930
Die Wiedergeburt des zivilisierten Autosports in der Lwiwer Region fand nach dem ersten Weltkrieg am 19. Mai 1925 statt. An diesem Tag wurde ein neuer Verein "Malopolski Klub Automobilowy" (M.K.A.) gegründet. Zum Präsidenten des M.K.A. wählte man den Grafen Konstantyn Przezdecki. Bereits im September des gleichen Jahres veranstaltete der Verein einen für das Land neuen Typ von Autorennen - Wyscig Plaski (Flachrennen). Am ersten echten Rennen in Lwiw beteiligten sich sieben Autos, und Henryk Liefeldt kam auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 128,73 km/h. 1926 brachte dieser Wettbewerb schon 14 Teilnehmer zusammen, und das Programm wurde um den Sprint auf 1 km ergänzt. Dieses Mal war das Rennen von einem tragischen Vorfall begleitet: während des Trainings kam ein Radfahrer ums Leben, der unerwartet von einer Seitenstraße auf die Rennstrecke einfuhr, und es kam im Rennen zu einem Unfall mit dem Auto „Austro-FIAT", infolgedessen eines der Besatzungsmitglieder schwer verletzt wurde. Zum Sieger des Wettbewerbs wurde Henryk Liefeldt, der zugleich einen neuen Landesgeschwindigkeitsrekord im Sprint aufstellte -151,713 km/h.
1927 stieg die Zahl der Rennen im Lande wesentlich, zum ersten Mal wurde Wyscig Plaski in Lodz und ein Bergrennen bei Zakopane (Wyscig Tatrzanscy) veranstaltet. In jenem Jahr fand das Rennen in Lwiw auf einem ziemlich hohen organisatorischen Niveau statt: es wurden eine Zuschauertribüne und Kommandorbrücke errichtet, die elektrische Zeitmessung wurde eingeführt. Das beste Ergebnis erzielte unter den elf Rennteilnehmern Henryk Liefeldt, der wiederum die Strecke in einer noch kürzeren Zeit bewältigte. Dreimal hintereinander wurde Liefeldt beim Lwiwer Wyscig Plaski zum Inhaber des altertümlichen Pokals, der von der Stadtverwaltung gestiftet worden war. Im Herbst, wahrend einer ordentlichen Tagung des Presidiums des M.K.A., wurden zwei Vorschlage bezüglich der Durchführung des Rennens auf den Lwiwer Straßen überprüft. Die größte Sensation der Saison erregte der Lemberger Ludomyr Ciensky, der den zweiten Platz in der Klasse der Touristenwagen im Bergrennen ,,Semmering" (Österreich) belegte.
1928 wurde zum ersten Mal die Meisterschaft Polens im Autosport organisiert, die drei Rennen einschloss, dabei gehörte das Lwiwer Rennen zur letzten Etappe. Liefeldt errang schon traditionell den Sieg, indem er zugleich den nächsten Geschwindigkeitsrekord im Sprint aufstellte - 170,116 km/h. Dieser Sieg in Lwiw bescherte Henryk Liefeldt den Titel des ersten polnischen Meisters im Autosport.
1929 bestand die Meisterschaft schon aus fünf Rennen. Obwohl der Lwiwer Wyscig Plaski den Status eines internationalen Rennens erhielt, nahmen keine ausländischen Sportler daran teil. Dieses Mal konnte Liefeldt infolge einer Autopanne während des Trainings nicht starten. Den ersten Platz errang der Lwiwer Rennfahrer Edward Zawidowski mit "Bugatti 35B" ( dieses Auto – Ausstellungsnummer 4925 - befindet sich heute in Deutschland bei dem Hr. Michael Gans, in Kronberg), der dadurch den dritten Platz in der Wertung der Meisterschaft belegte. Zum Sieger der Meisterschaft wurde der junge Krakauer Jan Ripper, der im Lwiwer Rennen als Zweiter ins Ziel kam. Zu den wichtigsten Ereignissen des Jahres zahlte man den Sieg von Ludomir Ciensky im "Semmeringrennen" und die Beschlußfassung des M.K.A.-Präsidiums über die Bildung eines Organisationskomitees zur Durchführung eines Ringrennens auf den Straßen der Stadt.
1930 organisierte A.I.A.C.R. die erste Europameisterschaft im Bergrennen, das zehn Rennen umfaßte, darunter „Wyscig Tatrzanscy”. In der ersten Etappe der Neuen Europameisterschaft gewann Henryk Liefeldt einen sensationellen zweiten Platz in der absoluten Wertung. Er blieb hinter dem berühmten deutschen Steueras Hans Stuck um mehr als 4 Sekunden zurück. Die Meisterschaft Polens in diesem Jahr bestand aus sechs Etappen, wobei Wyscig Plaski Lwow der letzten Etappe angehörte. Am darauffolgenden Tag reduzierte sich die Zahl der Teilnehmer des Ringrennens auf drei. Mit dem Sieg von Mauryce Potocki in letzten Lwiwer Wyscig Plaski ging die Geschichte allmählich zu Ende, und eine neue Ära im Sportleben der Stadt begann.
1930
Das größte organisatorische Problem der ersten Lwiwer Ringrennen war die Bestimmung der Route durch die Straßen der Stadt. Harte Anforderungen an den Straßenbelag verlangten vom M.K.A. eine eingehende Untersuchung aller möglichen Varianten. Wenn die Tatsache berücksichtigt, dass kein Mitglied des Organisationskomitees jemals das Ringrennen wenigstens als Zuschauer gesehen hatte, so war dieses Problem einfach glänzend gelöst worden.
Die kurze Strecke von 3041 m verbarg in sich drei Abschnitte ganz unterschiedlichen Charakters: einen gebirgigen (Stryjskastraße), einen abfallenden (Kadeckastraße) und einen langen geraden (Pelczynskastraße). Dabei zahlte eine Runde 19 Kurven (11 nach rechts), zehn davon mit einem Halbmesser bis 50 m. Die Spezifik des "Lwiwer Dreiecks" war der Straßenbelag - klassischer Pflasterstein sowie Straßenbahnschienen (!) auf dem Viertel der Gesamtlänge. Außerdem ragten am Rande der Fahrbahn Wohnhäuser (etwa die Hälfte der Strecke) empor. Es ist bemerkenswert, dass obwohl das "Lwiwer Dreieck" der Strecke nach am kürzesten war, wies es die meisten Kurven und Höhenunterschiede im Vergleich zu den Ringstrecken Europas auf.
Das erste Ringrennen in Lwiw hatte zwar keinen Status einer Meisterschaftetappe, demnoch brachte es eine wesentliche Menge von Teilnehmern zusammen: in der Klasse der Rennwagen starteten 5; bei den Sportwagen — 6 und bei den Touristenwagen — 7 Autos. Jeder Sportler, der in diesen Klassen auftrat, hatte entsprechend 17, 10 und 7 Runden zu bewältigen. Als Erste starteten die Teilnehmer der Touristenklasse, in der die einzige teilnehmende Frau, Marija Kozmianowa mit dem "Austro-Daimler", gewann. Die Siegerin, die sieben Runden in 18'56,39" zurücklegte, entwickelte eine Geschwindigkeit von 67,436 km/h. Adam Kalpinski ("Stutz") kam um mehr als 4 Sekunden später an, und der Dritte, Artur Reim ("Lancia"), um etwa 10,5 Sekunden.
In der zweiten Tour der Rennwagen konkurrierten ein "Austro-Daimler" (Modell ADR 12/100), gesteuert vom polnischen Meister Henryk Liefeldt, und vier "Bugatti" (zwei Modelle "43" - Maurycy Potocki, Antoni Heller und zwei Modelle "37A" - Jan Ripper und Franciczek Mycielski) miteinander. Der Warschauer Liefeldt wußte geschickt die dynamischen Eigenschaften seines Autos und den Vorteil der vorderen Startposition zu nutzen. 17 Runden in 38'12,70" bewältigt, legte er die Strecke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 81,175 km/h zurück. Die Überlegenheit von Liefeldt im Vergleich zum Zweitplazierten (M. Potocki) betrug etwa 14 Sekunden am Ziel, und Ripper, der als Dritter ankam, war praktisch um 4 Minuten schlechter. Der erste von Liefeldt aufgestellte Rekord der Runde betrug 2'12"5.
Im Rennen der Sportwagen errang den Sieg Tadeusz Skolimowski ("Alfa Romeo 6C - 1750"), der dem zweiten am Ziel Alfred Liptay ("Bugatti 43") über 41,5 Sekunden "brachte". Adam Potocki mit dem "Austro-Daimler ADM" war noch um weitere 34,5 Sekunden langsamer. Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers betrug - 75,679 km pro Stunde, und die beste Rundenzeit erbrachte Jerzy Widawski ("Austro-Daimler"), der als Vierter ins Ziel kam, - 2'21".
Den Einschätzungen der Fachleute zufolge war das allgemeine organisatorische und sportliche Niveau des ersten Ringrennens in Lwiw ziemlich hoch. Trotz der Durchführung des Rennens an einem Montag (!), haben es ca. 26 000 Zuschauer beobachtet. Die Gesamtkosten für Durchführung des Rennens betrugen 65 162,31 Zlotys (etwa 7 300 USA - Dollar nach damaligem Kurs), und der Verlustbetrag belief sich auf 29 237,26 Zlotys.
Immerhin fand das erste Ringrennen statt, und niemand wollte in der Zukunft darauf verzichten.[/img]