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Stirling Moss

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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Aus aktuellem Anlass will ich mal ein bisschen was über Stirling Moss schreiben. Ich habe mit Entsetzen festgestellt, dass wir noch gar keinen Thread über ihn haben hier in Yesterday.

Also schreibt mal wild drauf los über eine Rennlegende.

Nur Daten und Fakten, wie viel Siege, wo er wann gefahren ist und so brauchen wir hier vorerst nicht, das kommt alles mit meinem Text dann.

Eher Anekdoten über ihn, wie er so ist charakterlich, besondere Vorkomnisse etc.

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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Naja zumindest mal ein Frischer Artikel von Ihm.....
Bild

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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Jab das ist der Nachrichtentext zum aktuellen Anlass. Leider sehr oberflächlich.

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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Hat jemand vielleicht auch schöne Zitate von Moss?

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

Beiträge: 1679
"...Gäste fragen mich oft, wie ich Senna einschätze. Ich gehe dann mit ihnen in die Diele meines Hauses. Dort hängen signierte Aufnahmen von zwei Rennfahrern. Der eine ist Juan Manuel Fangio- der andere Ayrton Senna. "So hoch", pflege ich dann zu sagen...."

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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Ja vor allem Fangio hat er immer respektiert, sah ihn auch immer als besser an. Dazu mehr dann im Post.

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

Beiträge: 45812
Er ist einer der schärfsten Kritiker von Michael Schumacher. Also wetterte die Rennlegende auch gegen dessen Rückkehr in den F1-Sport. Doch Moss probierte 2011 nun selbst sein Comeback, mit 81 Jahren! Beim Le-Mans-Legend-Rennen wollte er an diesem Wochenende einen Porsche RS61 pilotieren. Das Rennen findet im Vorfeld des 24-Stundenrennen von Le Mans statt und ist für ehemalige Le-Mans-Fahrzeuge von 1949 bis 1965. Im Qualifying brachte er es aber nur zu Startplatz 33, jetzt hing er den Helm noch vor dem Rennen endgültig an den Nagel. Moss erklärt: „Ich habe immer gesagt, wenn ich merke, dass ich nicht mehr auf einem hohen Level fahre und anderen Fahrern im Weg stehe, dann trete ich ab.“ Das passiert nun mit stolzen 81 Jahren!

Der Abtritt ist bewundernswert, zeigt aber auch die Persönlichkeit des viermaligen F1-Vizemeisters. Stirling Moss ist stets ehrlich gewesen, vor allem zu sich selbst. Ein Mann mit sportlichen und fairen Grundsätzen. Viele Rennfans halten Moss bis heute für den besten Fahrer, der in der Formel-1 nie zu einem WM-Titel kam. Bei vier zweiten Endrängen liegt es auf der Hand zu behaupten, er hätte einen Titel verdient gehabt. Moss selbst aber stellt sich zumindest in den Schatten eines Mannes: Juan-Manuel Fangio. 1955 kam Moss in das F1-Team Mercedes, dem damaligen Spitzenteam, sowohl beim Tempo, als auch bei der Zuverlässigkeit. Wer sich also gegen die Teamkollegen durchsetzte, der hatte beste Karten Weltmeister zu werden. Statt Moss krönte sich Fangio zum Champion.

Der österreichische Journalist Heinz Prüller zitierte Moss einst mit folgenden Worten: „Ich konnte Fangio im Sportwagen schlagen – aber nicht im Formel-1-Auto. Und die Formel-1 ist die schwierigere Sache: Dort geht’s um den WM-Titel. Er war der Beste. Und ich durchaus happy als Nummer 2.“ Nur einmal konnte der Brite Fangio schlagen, es war gleichzeitig sein vielleicht bestes Rennen: 1955 in Aintree zum Großbritannien GP. Vor heimischem Publikum nutzte Moss einen Fahrfehler Fangios beim Überrunden und gewann. Die Reaktion von Moss danach zeigte, wie realistisch er sein Talent gegenüber dem des großen Fangios einordnete: Er ging zu Fangio und vergewisserte sich, dass Fangio ihn auch wirklich nicht habe gewinnen lassen.

Aber selbst als Fangio seine große Bühne verlassen hat, kam Stirling Moss nicht zum Zug. 1958 wurde er zum dritten Mal in Folge Vizemeister. Dabei verhinderte er den Gewinn der Meisterschaft selbst, indem er seinen Konkurrenten und Landsmann Mike Hawthorn beim Portugal GP behilflich war. Der Ferrari-Pilot wurde damals hinter Moss Zweiter, wurde anschließend von den Rennkommissaren aber disqualifiziert, weil Hawthorn rückwärts gefahren sein soll. Das stimmt: Nach einem Dreher würgte er den Motor ab und versuchte ihn durch Herunterrollen des Berges wieder zum Laufen zu bringen. Dabei benutzte er aber die Grasfläche neben der Strecke. Moss ging zur Rennleitung und setzte sich für eine Aufhebung der Disqualifikation Hawthorns ein – indem er die Grasversion bestätigte. Moss weiß heute, dass diese Punkte, die Hawthorn dadurch wieder bekam, Hawthorn und nicht Moss zum Weltmeister machte. Wer sich aber etwas näher mit Moss beschäftigt, der weiß, dass er dagegen keinen Groll hegt. Es sind genau solche Situationen, die Moss in der britischen Presse so beliebt machen, beliebter als der spätere Weltmeister Hawthorn. In Großbritannien ist Moss also ein Star, wurde deshalb 1999 von Queen Elisabeth in den Adelsstand eines Sirs erhoben.

Sich selbst hat Stirling Moss ebenfalls nie belogen. 1963 beendete er erstmals seine Rennkarriere. Vorausgegangen war ein schwerer Unfall 1962 beim nationalen F1-Rennen in Goodwood. Damals kämpfte er mit Getriebeproblemen, musste mehr als sonst ans Limit gehen, um mithalten zu können. Dabei verlor er die Kontrolle über seinen Lotus-Boliden und krachte gegen einen Erdwall. Viel schlimmer als zahlreiche Knochenbrüche war das Hirntrauma, das er sich zuzog und ihn ins Koma versetzte. Als er aufwachte, war er halbseitig gelähmt, es brauchte über ein Jahr zur Genesung; dann testete er auch wieder einen Lotus-Rennwagen, erklärte aber den Rücktritt, weil die Leichtigkeit, die Selbstverständlichkeit beim Fahren fehlte. Eine ehrliche Einschätzung, die nicht jeder Fahrer zulässt.

1980 dann kehrte Moss aber zurück, fuhr für Audi in der britischen Tourenwagenmeisterschaft. Moss war aber längst ein anderer und so widmete er sich fortan nur noch dem historischen Rennsport – bis zum Legend-Rennen in Le Mans 2011. Nun also soll der Helm endgültig an den Nagel gehängt werden. Der Helm, der 1948 erstmals bei einem F3-Rennen in einem Cooper aufgezogen wurde. Die spannende Frage bei einer Geburt eines Kindes ist oft, welche Gene sind von der Mutter, welche vom Vater geerbt worden. Beim Rennsport-Gen kann Stirling Moss aber auf beide zurückgreifen: Sein Vater Alfred Moss wurde 1924 beim Indy 500 beispielsweise 16. am Lenkrad eines Fords. Später stampfte er gemeinsam mit Ken Gregory das BRP-F1-Team aus dem Boden, das bis Mitte der 60er Jahre in der Formel-1 vertreten war. Muter Aileen Moss fuhr in den 30er Jahren Trialrennen, die man am ehesten dem Rallye-Sport zuordnen kann. Und, um das Familienglück perfekt zu machen, auch Stirlings Schwester Pat fuhr erfolgreich Rallye-Rennen.

Von der Formel-3 ging es für Stirling Moss schnell in die Formel-1. In einem HVM-Alta gab er beim Schweiz GP 1951 sein Debüt, wurde Achter. Aus Patriotismus pilotierte er in den ersten Jahren nur britische Modelle. Damit brach er aber 1954, als er für Maserati in der Formel-1 fuhr. In Oulton Park gewann er damals auch sein erstes F1-Rennen, allerdings keines mit WM-Status. Erst im bereits erwähnten Grand Prix in Aintree platzte auch in der WM der Knoten. Es folgten 16 weitere Siege, aber eben keine WM. Damit führt Moss bis heute die Liste der Fahrer mit den meisten Siegen im Rahmen der WM, ohne dabei aber den WM-Titel gewonnen zu haben an:
1. Stirling Moss (GBR) 16
2. David Coulthard (GBR) 13
3. Carlos Reutemann (ARG) 12
4. Rubens Barrichello (BRA) 11
4. Felipe Massa (BRA) 11
6. Gerhard Berger (AUT) 10
6. Ronnie Peterson (SWE) 10
8. Jacky Ickx (BEL) 8
9. René Arnoux (FRA) 7
9. Juan-Pablo Montoya (COL) 7

Seine 16 Siege konnten von einem britischen F1-Fahrer erst 1991 durch Nigel Mansell überboten werden! In seinen besten Jahren fuhr Moss bis zu 62 Rennen pro Jahr! Von seinen insgesamt 527 Rennen in verschiedenen Serien wie Formel-1, Formel-2, Sportwagen und Rallye gewann er deren 212, also mehr als 56%! Im Rallye-Sport sticht ein zweiter Platz bei der berühmten Rallye Monte Carlo 1952 mit einem Sunbeat Talbot heraus. Bei den Sportwagen gewann er 1960 das 1000-Kilometerrennen auf dem Nürburgring. Auch in Le Mans blieb er aber der Ewige Zweite. Kein Sieg, aber zwei zweite Plätze 1953 auf einem Jaguar und 1956 auf einem Aston Martin. Das 24-Stundenrennen von Le Mans hat Moss nie so sehr gemocht: Kein Fahren am Limit, nicht die maximale Drehzahl, Fahrerwechsel. Gerade in Le Mans endet nun aber eine glanzvolle Rennkarriere, dessen letzte Krönung aber fehlte.

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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schöner text. danke. das mit den tourenwagen wusste ich gar nicht.
waren das nur vereinzelte einsätze, oder fuhr er eine ganze saison mit?

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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vielleicht noch ein detail zum aintree-rennen: wie michaelZ schon sagte: moss fragte fangio, ob der ihn wohl nicht gewinnen liess. fangio verneinte und sagte, dass moss an diesem tag enfach unschlagbar war. moss hat in einem fernseh-interview aber gemeint, er war sich nie so sicher, ob fangio damals die wahrheit gesagt hatte. denn fangio haette, auch wenn er ihn gewinnen haette lassen, nie gesagt, dass es so war.

moss hat ausserdem (wenn mich meine erinnerung nicht taeuscht) auch gesagt, dass er heute recht froh ist, kein wm zu sein. so wird er oft "bester nicht-wm" genannt. waere er wm geworden, waere er nur einer von mehreren wm. so ist er zumindest in einer liste der beste ;)

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011

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Zuletzt geändert von deleted am Mittwoch, 29. Februar 2012, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Freitag, 10. Juni 2011
CMR CMR

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MichaelZ hat geschrieben:

Seine 16 Siege konnten von einem britischen F1-Fahrer erst 1991 durch Nigel Mansell überboten werden!

Wenn du aus britisch englisch machst, stimmt es. Da Stewart schon eher 16 Rennen gewonnen hatte.

Beitrag Samstag, 11. Juni 2011

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x-toph hat geschrieben:
schöner text. danke. das mit den tourenwagen wusste ich gar nicht.
waren das nur vereinzelte einsätze, oder fuhr er eine ganze saison mit?


Ich weiß es nicht, dazu habe ich leider auf die Schnelle nichts gefunden und soooooooo viel Zeit konnte ich mir leider nicht nehmen. Ich hab bisschen gegoogelt, Wikipedia, ein Pitwalk-Artikel von Norbert Ockenga, das Prüller-Buch "Die Geschichte der deutschen Formel-1" sind unter anderem meine Quellen.

Ich finde solche Zusammenfassungen über Fahrer könnten wir ruhig öfter machen. Eher charakterisierend, Anekdoten, Zitate, denn die nackten Zahlen wie Erfolge kann man ja selbst in den zahlreichen Datenbänken auf die Schnelle nachlesen.

Aber Yesterday sollte ja auch die Fahrerpersönlichkeiten der Motorsport-Geschichte näher bringen.

Beitrag Samstag, 11. Juni 2011

Beiträge: 45812
Goodwood hat geschrieben:
Sorry Michael, so schön der Rest des Artikels geschrieben ist, ist das sachlich falsch!
Stirling Moss fuhr seit Jahren im Rahmenprogramm der Le Mans 24 Stunden. Genauso wie Phil Hill es auch tat bis seine schwere Erkrankung (Parkinson) ihn es unmöglich machte.
Moss fuhr auch immer in Goodwood beim Circuit Revival Meeting, seit 1998, in den Sportwagen, sowie auch in den Formelklassen mit. Außerdem feiert Moss dort immer seinen Geburtstag. Im Gegensatz zum Festival of Speed, der Motorsport Gartenparty im Park von Goodwood House, wird beim Revival auf der Rennstrecke rund um das Goodwood Airfield gefahren. Teilweise sehr leidenschaftlich, wie auch die Unfälle von Jack Brabham 1999 und Jochen Mass 2008 beweisen.


Das mit dem Comeback hab ich aus der letzten Pitwalk von Norbert Ockenga, der in einem Artikel recht ausführlich dieses Comeback mit Interview und allem eingeht. Da sterht unter anderem, dass Moss in den vergangenen fünf Jahren keine RENNEN mehr fuhr. Dass er zu Demozwecken alte Boliden kutschierte, kann durchaus sein bzw. ist deinen Fotos nach, de facto so.

Beitrag Samstag, 11. Juni 2011

Beiträge: 45812
CMR hat geschrieben:
MichaelZ hat geschrieben:

Seine 16 Siege konnten von einem britischen F1-Fahrer erst 1991 durch Nigel Mansell überboten werden!

Wenn du aus britisch englisch machst, stimmt es. Da Stewart schon eher 16 Rennen gewonnen hatte.


Danke für die Verbesserung!

Beitrag Samstag, 11. Juni 2011

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Zuletzt geändert von deleted am Mittwoch, 29. Februar 2012, insgesamt 2-mal geändert.

Beitrag Samstag, 11. Juni 2011

Beiträge: 45812
Okay, dann hat er wirklich nicht ordentlich gearbeitet, wobei mich das schon wundert. Er schreibt, dass er die letzte fünf Jahre nur einige Gleichmäßigkeitsprüfungen und Demofahrten in alten Autos fuhr.

Beitrag Montag, 13. Juni 2011

Beiträge: 945
Übrigens hat Stirling Moss vor kurzem seinen endgültigen Rücktritt vom Rennsport erklärt, mit 81 Jahren!

Beitrag Mittwoch, 15. Juni 2011

Beiträge: 45812
Jab steht auch in meinem Beitrag und in meinem Eingangspost ("aus aktuellem Anlass")

Beitrag Donnerstag, 16. Juni 2011

Beiträge: 13287
Stirling Moss hat am vergangenen Wochenende im Alter von 81 Jahren seine aktive Karriere als Rennfahrer für beendet erklärt. Zwischen 1955 und 1961 war er immer WM-Zweiter oder -Dritter, auf dem Weg dorthin hat er 16 Grands Prix gewonnen. Doch mit der heutigen Zeit kann man die frühen Jahre der Weltmeisterschaft nicht vergleichen.

Zwar ist es heute sicherer und die Fahrer sind millionenschwere Weltstars, doch auch die damalige Zeit hatte ihre Faszination: "Motorsport war einmal wirklich gefährlich. Er ist immer noch gefährlich, aber damals noch mehr", erinnert sich Moss in einem Interview mit 'Autosport'. "Das ist einer der Gründe, die mich gereizt haben - so sind doch alle Kinder! Hätte ich in der heutigen Formel 1 fahren wollen? Ich weiß es nicht."

"Die ist völlig anders und ich würde mit heute sicher nicht tauschen wollen", hält er fest. "Sie verdienen viel mehr Geld, aber der Spaß... Ich meine, wenn Lewis Hamilton einen Grand Prix gewinnt, dann muss er erstmal mit den TV-Leuten reden und dann mit den Gästen von Vodafone. Wenn ich ein Rennen gewonnen hatte, konnte ich die Sau rauslassen! Es gab niemanden, dem ich Rechenschaft schuldig war - ein ganz anderes Leben!"
Bild

Beitrag Donnerstag, 16. Juni 2011

Beiträge: 0
MichaelZ hat geschrieben:
Von seinen insgesamt 527 Rennen in verschiedenen Serien wie Formel-1, Formel-2, Sportwagen und Rallye gewann er deren 212, also mehr als 56%! Im Rallye-Sport sticht ein zweiter Platz bei der berühmten Rallye .



Ich glaub, da hast du dich en bissl verrechnet :wink:

ich komm mit den zahlen auf 40,2 %

Beitrag Freitag, 17. Juni 2011

Beiträge: 45812
Hmm das hab ich abgeschrieben, hätt ich wohl besser überprüfen sollen. :oops:


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