Der Weg ins Ferrari Cockpit
1984 fand Johansson zunächst kein Cockpit in der Formel-1, also blieb er weiter in Japan und fuhr dort die Formel-2. Dabei war er jedoch nicht der einzige Schwede in der japanischen Formel-2, auch Eje Elgh fuhr 1984 eine weitere Saison in der F2 in Asien, nicht seine erste: Seit den letzten Rennen 1981 war Elgh in der Serie gefangen, die Formel-1 beachtete ihn nicht. 1984 fuhr Elgh für das Team, für das Johansson 1983 sein Rennen in Suzuka bestritt, für das Uchida Team, das 1984 den korrekten Namen Aurbacs Racing Team with Utchida trug. Johansson fuhr für das Advan Sports Nova Team. Dabei setzte er einen March Mugen Honda ein, seine beiden Teamkollegen Kunimitsu Takahashi (fuhr ein Formel-1 Rennen, den Japan GP 1977 – Tyrrell Ford/Muritsu Racing) und Kenji Takahashi fuhren jeweils mit BMW Motoren, jedoch von 2 unterschiedlichen Herstellern (Kunimitsu mit Tsuchiya und Kenji mit Tomei Jidousya). Detailarbeit hin oder her, an den unterschiedlichen Motoren lag es sicher nicht, dass Johansson besser abschnitt als die beiden Japaner. Bereits beim 2. Lauf in Fuji zeigte Stefan Johansson sein Talent und gewann das Rennen vor Hoshino (Hoshino Racing/March BMW) und Nakajima (Hereos Racing/March Mugen Honda). In Mine wurde Johansson hinter Hoshino 2., umkehrt in Suzuka zum 4. Rennen. In Fuji, zum 6. Rennen der japanischen Formel-2 Meisterschaft gewann Johansson, dieses Mal vor Nakajima. Bei den letzten beiden Rennen fuhr Johansson jeweils nochmals aufs Podest, im Meisterschaftskampf unterlag er jedoch Nakajima mit 107 zu 102 Punkten.
Johansson versuchte sich nach fast 4 Jahren auch wieder in der Formel-3, allerdings nur beim F3-Klssiker Macau. Der Ausflug zurück war erfolgreich: Er startete mit seinem Ralt Toyota vom Theodore Team (Theodore fuhr 1984 erstmals keine Formel-1 mehr, Ende 1983 zogen sich die Briten vom GP Sport zurück) von Pole Position und musste sich im Rennen nur dem Dänen John Nielson geschlagen geben, der einen Ralt VW für das Werksteam von Volkswagen fuhr. Johansson kam 1984 auch zu einem Formel-1 Comeback. Nach dem sich Martin Brundle beim USA GP in Dallas Verletzungen zuzog (die Beine des Briten wurden bei dem Crash stark zerschmettert), verpflichtete Tyrrell Ford für 4 Rennen Johansson als Ersatz des Briten. Das Comebackrennen von Johansson hieß der Großbritannien Grand Prix. Ein Nachteil des Engagements: Tyrrell durfte zwar die WM Rennen mitfahren, war jedoch nicht punktberechtigt: Nach der Tankaffäre, bei der Tyrrell Bleikugeln nachgefüllt haben soll, um während des Rennens mit einem leichteren Auto zu fahren, wurde Tyrrell für 1984 von der WM ausgeschlossen. Mit dem Deutschen Stefan Bellof hatte Johansson zudem eine harte Nuss als Teamkollegen. Der Junge Bellof überzeugte, doch das Johansson-Comeback lief nach Wunsch: Im Qualifying ließ er Bellof hinter sich! Das Rennen sprach jedoch eine andere Sprache: Ausfall nach einem Unfall! Beim Deutschland GP fuhr dann Mike Thackwell als Johansson-Teamkollege. Mit Thackwell hatte Johansson leichtes Spiel, denn Thackwell konnte sich nicht einmal für das Rennen qualifizieren. Gleiches passierte Johansson jedoch auch beim Großen Preis von Österreich. Zuvor wurde er in Deutschland 9. Bei seinem letzten Rennen für Tyrrell, dem Holland GP lief er als 8. ein.
Für den Italien-, Europa- und Portugal GP holte Toleman Johansson zurück, dieses Mal allerdings nicht wie 1981 für die Formel-2, sondern wie die GP Rennen schon andeuten, für die F1. Beim Italien GP fuhr Johansson dabei einen starken 4. Platz ein, was die ersten WM Punkte für Johansson in dessen Karriere bedeuteten. Für ’84 blieben es die einzigen Zähler, die aber immerhin zu WM Rang 16 reichten. In Italien hatte er mit Pierluigi Martini auch einen leichten Teamkollegen, für den Italiener war es das erste WM Rennen, für das er sich nicht einmal qualifizieren konnte. Für die restlichen Rennen hieß sein Teamkollege jedoch Ayrton Senna und gegen den Brasilianer sah Johansson kein Kraut gewachsen. Das Duell ging klar an den talentierten Senna, der in seiner Karriere 3-mal den Formel-1 WM Titel gewann – alle für McLaren Honda. Mit dem Toleman Hart hatte Johansson aber erstmals in seiner motorsportlichen Laufbahn ein einigermaßen konkurrenzfähiges GP Auto.
http://b.f1-facts.com/ul/a/4050
Für die Saison 1985 hatte Johansson einen Vertrag bei Toleman in der Tasche, doch die Freude darüber war bald vorüber: Toleman konnte zunächst keinen Reifenpartner an sich binden und war zum Zuschauen verdammt, Johansson war also quasi nur zu Gast in Rio de Janeiro zum Brasilien GP anwesend. Doch er profitierte von Querelen bezüglich der Overall-Werbeaufnähern zwischen Bellof und seinem Teamchef Ken Tyrrell, der ihn folglich für den GP in Brasilien aus dem Cockpit nahm. Johansson sprang ein und kehrte damit für ein Rennen zu Tyrrell Ford zurück und beendete das Rennen auch als 7. Doch die Saison war auch für den restlichen Verlauf gesichert und wieder profitierte Johansson von einem Rauswurf, dieses Mal von Ferrari Pilot René Arnoux. Der Franzose fuhr seit 1983 für Ferrari. Der offizielle Grund für den Rausschmiss wurde nie genannt, offiziell wurde er auch nur beurlaubt, das ganze ist auch aktuell durch Juan Pablo Montoya bekannt. Freilich gab es über den Rausschmiss wilde Spekulationen, er soll eine Affäre mit der Frau eines Ferrari-Verantwortliche gehabt haben, andere sprechen von Drogensucht, wieder andere sind der Überzeugung, dass Arnoux dem Ferrari Team einfach zu langsam war, weil er Probleme mit seinem Bein gehabt hat. Tatsächlich erfolgt Monate später eine Beinoperation.
Mit Ferrari war Johansson in einem Toprennstall gelandet, für Podiumsplätze war er nun ein heißer Anwärter. Rang 8 in Portugal war enttäuschend, doch in Imola fuhr er bereits einen WM Punkt ein, als er die Ziellinie als 6. kreuzte. Ein Resümé nach 2 Rennen deutete an, dass Alboreto seinen skandinavischen Teamkollegen klar im Griff hatte. Beim Kanada GP fuhr Johansson erstmals auf das F1-Podest und machte damit den Doppelsieg für Ferrari perfekt. Auch beim darauffolgendem GP in den USA stand Johansson als 2. auf dem Podium, doch dieses mal wurde er vom Williams Honda Pilot Keke Rosberg geschlagen. Danach fuhr er noch einige Male in die Punkte und sammelte bis Saisonende 26 Punkte, wodurch er WM-7. wurde. Ein Highlight setzte Johansson noch mit Startplatz 2 für den Großen Preis von Deutschland. Zur Pole Position, die Toleman Hart Pilot Teo Fabio herausfuhr, fehlten Johansson aber ein riesiger Brocken: 1,187 Sekunden! Für Johansson war dies jedoch die beste Qualiplatzierung in seiner GP Karriere!
Das Duell Alboreto/Johansson war 1986 bei Ferrari wesentlich ausgeglichener. Beide litten aber darunter, dass Ferrari nicht mehr so konkurrenzfähig war. Der Speed des Ferrari F1-86 war zwar nur wenig schlechter als der des Vorgängers, doch vor allem die Zuverlässigkeit ließ zu Wünschen übrig. Im speziellen Fall Johansson gab es in den ersten Rennen Probleme mit den Bremsen. Erst beim Imola GP, dem 3. WM Rennen, erreichte Johansson das Ziel – als 4. Beim Belgien GP fuhr er immerhin als 3. aufs Podium. Es folgten einige Ausfälle, danach aber fuhr Johansson die Saison solide zu Ende: In den letzten 6 Rennen, wurde er 3-mal 3., einmal 4., einmal 6. und in Mexiko flog Johansson wegen eines Defekts am Turbolader kurz vor Ende raus. In der Endabrechnung ergab das in Summe 23 Punkte (3 Zähler weniger als im Vorjahr) und WM Rang 5 (2 Plätze besser als ’85).
http://b.f1-facts.com/ul/a/4176