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Skandale, Proteste, Unfälle - Die Geschichte der Saison 1976

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beiträge: 454
Wie bereits in einem anderen Thema angekündigt, hier nun die Saison 1976 aus meiner Sicht. Es war die dritte F1-Saison, die ich intensiv miterlebte. TV-Übertragungen gab es nur selten in Deutschland - bei ARD und ZDF rangierte die Königsklasse trotz einiger deutschen Fahrern (Hans Stuck, Jochen Mass, Rolf Stommelen, Harald Ertl) fast "unter ferner liefen". Als Fan war man auf das holländische TV angewiesen, dass in Düsseldorf noch gut zu empfangen war. Im Radio wurden die Europa-GPs mit kurzen Live-Reportagen von Günter Isenbügel begleitet. Hauptsächlich erfolgte die Information durch Renn-Besuche (die waren damals im Vergleich zu heute unfassbar preiswert) und natürlich durch die Print-Organe Powerslide (heute MSa), Sport-Auto, Rallye Racing, Auto-Zeitung und diverse Tageszeitungen, die damals überraschend viel zur F1 brachten (zumindest die NRZ).

Die Saison 1976 begann eigentlich schon im November 1975, und zwar mit zwei Paukenschlägen nicht unbedingt positiver Natur: Zum einen verunglückte nahezu das komplette Team von Graham Hill (Embassy Hill Racing) bei einem Flugzeugabsturz. Zum anderen teilte Weltmeister Emerson Fittipaldi seinem McLaren-Teamchef Teddy Mayer lapidar aus einer Telefonzelle am Londoner Flughafen mit, er würde 1976 für das brasilianische Copersucar-Team seines Bruders fahren. Was er sich allerdings damit außer der damaligen Rekord-Gage von einer Million Dollar antun würde, hätte "Emmo" wohl kaum gedacht...

Bevor ich in die Saison näher einsteige, noch einige Sätze zu der extremen Rivalität zwischen Ferrari und McLaren, von der viele meinen, sie würde schon ewig bestehen. Das tut sie aber genau genommen erst ab der Saison 1976. Bis zum Ende der Saison 1975 war Ferrari für die anderen Teams zwar auch schon damals ein Mythos, aber eigentlich doch eher ein normales Konkurrenz-Team. Die von den Medien vielfach hochgepuschte "Feindschaft" entwickelte sich erst mit der technischen Überlegenheit der Scuderia - Die eigene Teststrecke in Fiorano hatte man auch schon zu Beginn der 70er Jahre, aber erst Niki Lauda entwickelte ein sich ständig ausweitendes System von Testfahrten und Weiterentwicklungen. Während andere Teams die Trainings bei den Rennen als Möglichkeit nutzten, kleine Fehler auszubügeln und die Autos weiter zu entwicklen, kam die Scuderia schon mit technisch ausgereiften Autos an die Strecken und musste nur noch Feinabstimmungen vornehmen. Dies ärgerte die anderen (zumeist englischen) Teams natürlich und so begannen kleine Nickligkeiten...

"Und die Spiele mögen beginnen"

Die Fans mussten auf den Saisonauftakt zwei Wochen warten - der argentinische Grand Prix wurde wegen finanzieller Probleme der Veranstalter abgesagt (ja, Bernie fing damals erst an, den Chef zu spielen). Am 25. Januar, also recht früh für heutige Verhältnisse, begann in Brasilien also eine Saison, die für außerordentlich viel Gesprächsstoff sorgen sollte.

James Hunt, bei Lord Hesketh arbeitslos geworden, zog mit dem Anruf von McLaren-Chef Teddy Mayer ein Glückslos. Gerade noch das Ende der F1-Karriere vor Augen, sass der sympathische Brite (Sex is the breakfast of the champions) in einem Top-Auto.

Die Saison begann so, wie die vorherige endete: Ferrari und Niki Lauda waren diejenigen, die es zu schlagen galt.

Fortsetzung folgt.
Zuletzt geändert von Peterson78 am Dienstag, 07. Februar 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Dienstag, 07. Februar 2006

Beiträge: 4967
@Peterson78

Toller Auftakt, ich freue mich schon auf die Fortsetzung
dieser spannenden Saison. :D)

Beitrag Dienstag, 07. Februar 2006

Beiträge: 3303
klasse Auftakt ,mehr davon

Beitrag Dienstag, 07. Februar 2006

Beiträge: 454
WM 1976 (2)

Die ersten 3 Rennen der Saison in Brasilien, Südafrika und USA West waren also eine klare Sache für die Scuderia. Ärger gab es nur intern: Teamleiter Daniele Audetto, der im Vorjahr noch erfolgreich für die Rally-Abteilung von FIAT verantwortlich zeichnete, entwickelte schon im dritten Rennen in Long Beach, wie es Niki Lauda nannte "den Alfred Neubauer-Komplex" (ehemaliger Mercedes-Rennleiter). Vor dem Start meinte Audetto zu Lauda, es wäre ja schön "wenn heute mal der Clay" gewinnen würde. Niki war außer sich - er hatte zwar keinen Nr.1 - Vertrag wie Schumi, aber immerhin mit zwei Siegen der überlegene WM-Leader. Warum also einen möglichen Sieg verschenken und sich gegenseitig Punkte wegfahren ? Dass Regazzoni dann doch gewann, war für viele überraschend. Der Tessiner galt nicht unbedingt als Strassenkurs-Spezialist, wie er in Monaco schon häufiger unter Beweis gestellt hatte.
Also, es krachte irgendwie im Gebälk - schon in Südafrika war Lauda von Enzo Ferrari aus dem fernen Maranello über Teamchef Audetto angeranzt worden, weil er das defekte elektronische Zeitmess-Gerät des Teams kritisiert hatte...
Trotzdem: Lauda beendete die Übersee-Rennen als absoluter Top-Favorit für die WM - 2 Siege, ein zweiter Platz und 14 Punkte Vorsprung auf Depailler im Tyrrell.

Bei den anderen Teams gabs folgende bemerkenswerten Aktionen:

Mario Andretti verliess nach dem ersten GP in Brasilien das Lotus-Team um für die nächsten zwei Rennen für den Parnelli-Stall anzutreten. Dem Team ging technisch wie finanziell aber die Puste aus und Mario kehrte reumütig zu Colin Chapman zurück, der es in der Zwischenzeit verstanden hatte, den Lotus 77 zum Laufen zu bringen.

Ronnie Peterson verliess ebenfalls nach Brasilien Lotus, um zu seinem Ex-Team March zu wechseln - es kam wiederum ein Schwede für ihn als Ersatz: Gunnar Nilsson.

Bei March fuhr Lella Lombardi in Brasilien ihr letztes Rennen.

Das BRM-Team absolvierte seinen letzten GP in Brasilien mit einem Fahrer, Ian Ashley.

Nach den ersten 3 Rennen gab es jede Menge Arbeit für die Teams: Die Autos mussten für Spanien dem neuen Reglement angepasst werden. Neue Überrollbügel, Heckflügel musste näher ans Auto, die hohen Lufthutzen wurden verboten. Maximale Bauhöhe 85 cm.

Vor dem GP Spanien dann der nächste Paukenschlag: Niki Lauda, der amtierende Weltmeister, hatte sich am Ostermontag bei Erd-Arbeiten an seinem Haus mit einem Traktor überschlagen und sich die Rippen gebrochen. Bei Ferrari begann man sensibel wie immer, bereits nach einem Ersatz zu suchen...

Fortsetzung folgt. (morgen, Mittwoch)
Bild Das Spitzenfeld in Brasilien: Regazzoni, Lauda, Hunt
Zuletzt geändert von Peterson78 am Donnerstag, 16. Februar 2006, insgesamt 5-mal geändert.

Beitrag Dienstag, 07. Februar 2006

Beiträge: 8060
Peterson78 hat geschrieben:
Niki Lauda, der amtierende Weltmeister, hatte sich am Ostermontag bei Erd-Arbeiten an seinem Haus mit einem Traktor überschlagen und hatte sich die Rippen gebrochen.

Daran erinnere ich mich. Lauda/Ferrai wollte das zunächst geheim halten - aber es kam doch schnell heraus und das Gespött war natürlich riesig... :D)

Beitrag Dienstag, 07. Februar 2006

Beiträge: 4967
Ja, das war schon eine der verrücktestens Saisons aller Zeiten. :wink:

@Peterson78 Guter Bericht. :D) Ich freue mich schon auf die
Fortsetzung. :D)

Beitrag Dienstag, 07. Februar 2006

Beiträge: 9403
@Peterson78: Danke für den Bericht :)

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 454
WM 1976 (3)

Das Rauschen vor allem im italienischen Blätterwald schwoll zu einem Orkan an, als Lauda durch einen Satz die peinliche Suchaktion von Ferrari (man hatte unter anderem fast öffentlich bei Peterson, Fittipaldi und Andretti angefragt) beenden wollte. Nachdem die 3 Topfahrer fast schon entrüstet abgesagt hatten (Zitat Andretti: "Ich falle doch einem Kollegen nicht so in den Rücken"), forderte die italienische Presse mit Riesenlettern einen Landsmann ins Cockpit, woraufhin Lauda provokativ meinte: "Italienische Rennfahrer können doch nur um den Kirchturm fahren..." Der anschliessende Wirbel hätte kaum größer sein können.

Der Auftakt der Europa-Saison im spanischen Jarama wurde also mit Höchstspannung erwartet und zwei Dinge sorgten für enormes Aufsehen, als es dann endlich losging:
Erstens sass im Cockpit des Ferrari mit der Nummer 1 niemand anders als...Niki Lauda ! Der Österreicher hatte sich in die Hände des Wunderheilers Willy Dungl begeben, trug zwar ein Korsett, das die Rippen zusammenhielt, fuhr aber auf Anhieb in die erste Startreihe.
Zum zweiten hatte Ken Tyrrell seine Ankündigung wahrgemacht und tauchte mit dem P34 - Sechsrad-Auto auf. Patrick Depailler schreckte die Konkurrenz damit gehörig auf - der vierte Startplatz versprach viel für den Rest der Saison, während Teamkollege Scheckter auf de Vorjahreswagen nur in der siebten Reihe stand.

Das Rennen begann mit einem furiosen Start von Niki Lauda, dem die Zeitungen immer mehr den Ruf des eiskalten, arroganten "Computers" anhängen wollten. Doch Lauda war auch nur ein Mensch und musste den McLaren-Fahrer James Hunt dann doch in der 31. Runde (!) vorlassen, als sich ausgerechnet vor einer langsamen Kurve die Rippen schmerzhaft meldeten. Später lies er noch Hunts Teamkollegen Jochen Mass durch, der aber mit Motorschaden aufgeben musste. Die Brabham-Alfa konnten erstmals in der Saison zeigen, was für Potential in Ihnen steckte (Reutemann auf 3, Pace auf 5), Chris Amon sorgte mit dem neuen Ensign 176 für eine Überraschung (Platz 4) und Depailler schied auf dem Six-Wheeler mit Bremsdefekt auf Platz 4 liegend aus. Der glückliche Sieger (endlich gewann ein anderes Auto als Ferrari) war also James Hunt...bis zur technischen Abnahme nach dem Rennen durch die Kommissare. Was dabei herauskam, waren 1,8 cm Über-Breite. Die logische Folge: Lauda als zweiter wurde zum Sieger erklärt, McLaren legte zwar Protest ein - an einen Erfolg dessen wollte angesichts der klaren Fakten kaum jemand glauben.

Die nachfolgenden zwei Rennen im belgischen Zolder und in Monte Carlo gerieten wiederum zur Ferrari-Oper: Doppelsieg in Zolder (Lauda vor Regazzoni) und Start-Ziel-Sieg von Lauda im Fürstentum. Die zu Saisonbeginn so starken McLaren waren nach der Jarama-Disqualifiktion nirgendwo und kein geringerer als Lotus Boss Colin Chapman rief dem Österreicher in der Auslaufrunde zu "Da kommt der alte und neue Weltmeister". Die Tabelle schien das mehr als deutlich zu bestätigen:
1. Lauda, 51 Punkte
2. Regazzoni, 15 Punkte
7. Hunt, 6 Punkte

In Maranello herrschte also eitel Sonnenschein - im Blätterwald liessen sich selbst seriöse und ernsthafte Journalisten zu Schlagzeilen hinreissen wie "Schon wieder Lauda..." oder "Formel Langweilig wg. Lauda". Jeder dachte, die Saison würde so weitergehen - Monaco sollte aber vorerst der letzte Sieg des Nikolaus Andreas Lauda gewesen sein.

Fortsetzung folgt.
Bild
Der Start in Monaco
Zuletzt geändert von Peterson78 am Donnerstag, 16. Februar 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 4967
Bei Fittipaldi bot Ferrari sogar an, Copersucar Werbung auf den
Wagen zu kleben.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 454
WM 1976 (4)

Nach Monaco zog der Grand Prix - Zirkus nach Schweden. Die Strecke von Anderstorp war nicht sehr beliebt bei den Fahrern. Viele 180 Grad - Kurven machten die Abstimmung der Autos nicht leicht. Die Startaufstellung zeigte einige Überraschungen: Niki Lauda, der Dominator, nur Startreihe 3 auf Rang 5, Regazzoni nur auf 12 - An der Spitze des Feldes rangierte Jody Scheckter auf dem 6-Rad-Tyrrell vor Mario Andretti, dessen Lotus angeblich einen "Super"-Cosworth Motor so schnell machte. Weiter hinterher fuhren die McLaren (Hunt auf Startplatz 7, Mass auf 14). Andretti hiess der führende Mann nach der ersten Runde, aber nur weil der gute Mario sich einen deutlichen Frühstart leistete - eine Strafminute wäre ihm aufgerechnet worden, hätte er nicht seinen Wagen nach einer überzeugenden Vorstellung mit defektem Motor abstellen müssen. So gewann der P34 unter Scheckter seinen ersten GP und so manch Teamchef überlegte auch, einen Sechsrad-Wagen zu bauen...
Einen Horror-Crash hatte Ensign-Pilot Chris Amon: Ausgerechnet vor einer schnellen Kurve klappte plötzlich das linke Vorderrad ab (Für alfalfa: Mo Nunn scheint mir der wahre Leichtbauer gewesen zu sein). Schon in Belgien musste Amon einen ähnlichen Unfall ebenfalls unverletzt überstehen.

Lauda landete auf einem schmeichelhaften dritten Platz, war aber natürlich immer noch unangefochtener WM-Kandidat.

Die Geschichte des GP Frankreich ist schnell erzählt, beinhaltet jedoch eine Sensation: Erstmals seit Spanien 1975 schieden beide Ferrari durch technischen K.O. aus. Sowohl bei Lauda als auch bei Regazzoni zerriss es die sonst so unverwüstlichen 12-Zylinder - beide hatten Riesenglück, das Aus kam jeweils bei Höchstgeschwindigkeit. Das McLaren Team hingegen war wieder da: James Hunt gewann wie Phoenix aus der Asche sein erstes Rennen für den neuen Arbeitgeber.

Schon am nächsten Tag, dem 5. Juli 1976 gab es die nächste Klatsche für die Scuderia. Das FIA Berufungsgericht entschied in Paris, dass James Hunt der rechtmäßige Sieger des GP Spaniens sei und lediglich eine Geldstrafe von 3000 Dollar erhielt. Der Fahrer sei nicht dafür verantwortlich, dass ein zu breiter Wagen eingesetzt wurde. Jubel bei McLaren über die unerwartet zurück gewonnenen 9 Punkte - Entsetzen und Fassungslosigkeit bei Ferrari und Lauda. "Da lass ich mir einen 5-Liter Motor einbauen und gewinn jeweils für 3000 Dollar überlegen die Rennen" - Eine Äußerung, auf die beim nächsten GP in England prompt reagiert wurde. Aber dazu später.

In Brands Hatch herrschte eine merkwürdige Spannung - die englische und italienische Presse hatten bereits im Vorfeld den GP zum "Rennen des Jahres" erkoren und in der Tat setzten sich die Skandale in Gross-Brittanien fort. In der ersten Kurve touchierte Regazzoni den führenden Lauda und drehte sich ins ihm entgegenkommende Feld. Hunt hüpfte meterweit durch die Luft, nachdem er über ein Rad von Regazzoni gefahren war. Es gab zwar ein Riesen-Chaos, Laffite rodelte von der Piste, aber ansonsten war die Strecke frei. Regazzoni und Hunt hatten sich in Auslaufzonen gerettet, wobei Hunt sogar auf einem Abschneider direkt an die Box fuhr. Die Rennleitung entschied jedoch kurioserweise (oder war es wegen Hunt ?) das Rennen abzubrechen und neuzustarten. Damals gab es allerdings die Regelung, dass ein Neustart nicht mit dem Ersatzwagen erfolgen darf - was die Kommissare in Richtung Hunt-Fans auch über Lautsprecher verkünden liessen. Tumultartige Szenen spielten sich auf den Rängen ab - der Mob fühlte sich um ein Vergnügen betrogen. Der GP wurde dann doch noch irgendwann gestartet (man hatte sogar die Zeit, den Unfallwagen von Hunt zu reparieren) - und endete mit dem Wunschergebnis der englischen Fans: Hunt vor Lauda. Ferrari, durch die FIA Fehlentscheidung von Paris sowieso gereizt bis zum geht nicht mehr, legte Protest ein, weil Hunt die erste Runde wegen des Abschneiders nicht vollständig absolviert hatte. McLaren im Gegenzug hatte den Renn-Kommissaren gesteckt, am Motor von Lauda stimme etwas nicht - die Folge: Der Ferrari-Motor wurde ausgelitert mit dem Ergebnis "völlig in Ordnung", nur erlaubte 3 Liter Hubraum. Die Entscheidung, wer nun der Sieger des GP Englands war, musste am grünen Tisch fallen.

In dieser aufgehitzten Stimmung machten sich die Teams zum Nürburgring auf. Der GP Deutschland sollte diese Saison noch weiter durcheinander wirbeln.

Fortsetzung folgt.

Bild
Niki Lauda im "Karussell" am Nürburgring
Zuletzt geändert von Peterson78 am Donnerstag, 16. Februar 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 45834
Sehr gute Zusammenfassung! So etwas sollten wir Mal noch bei anderen Jahren auch machen!

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 391
Freu mich auf jeden Fall auf die Fortsetzung!
[img:21c542ec99]http://freenet-homepage.de/trible8/Tippen/logobanner.jpg[/img:21c542ec99]

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 4967
MichaelZ hat geschrieben:
Sehr gute Zusammenfassung! So etwas sollten wir Mal noch bei anderen Jahren auch machen!


Ich schliesse mich Dir bei beiden Aussagen an :D)

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 45834
Wenn ich nur mehr Zeit hätte, würde ich schon mehr machen, aber wenn man aufs Gymnasium geht, eine Freundin hat und dann auch noch im Schießen gut ist, wo fast ejden Tag ein Wettkampf oder Training ist, dann geht einem natürlich irgendwann die Zeit aus.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 454
WM 1976 (5)

Die Hochstimmung der frühen Saisontage war in Maranello nach den Grand Prix Frankreich und England einem Chaos gewichen. Der Commentatore himself kritisierte seine Fahrer in der Presse. Regazzoni war nach den indiskutablen Leistungen in Monaco (Rauswurf des Autos in völlig ungefährdeter Position), Schweden (glücklicher 6. Platz) und England (Karambolage mit Lauda) untendurch. Zudem sorgte das Privatleben des Tessiners für Unzufriedenheit beim katholischen Enzo: Der verheiratete Clay nahm es mit der ehelichen Treue nicht so genau und liess sich auch noch von Paparazzi dabei erwischen. Dass er für seine Jeansmarke, die er herausbrachte, dann auch noch das Ferrari-Firmenzeichen verwendete, brachte das Fass zum Überlaufen. Doch auch Lauda bekam ordentlich sein Fett weg. Ausgerechnet Lauda, der das Team mit seiner unermütlichen Testarbeit und Finesse wieder an die Spitze gebracht hatte. Er hatte es gewagt, Dinge beim Namen zu nennen und sich mit Konstrukteur Mauro Forghieri anzulegen. Der Österreicher bemerkte einen gewissen "Schlendrian" und Überheblichlichkeit und warnte vor den Folgen (die nicht mehr so ganz große technische Überlegenheit wurde durch Fahrereinsatz wettgemacht). Mit einer Brandrede bei Enzo brachte Lauda das Schiff wieder auf Kurs und versöhnte den störrigen alten Mann mit einer Vertragsunterzeichnung für 1977.

Der Nürburgring mit seinen 22,8 Kilometern Streckenlänge war bei den F1 Teams schon lange in der Diskussion und bereits 1975 gab es ein Übereinkommen, nur noch 1976 auf der alten Strecke zu fahren. Dann sollten vom Veranstalter extreme Umbauten vorgenommen werden. Die deutschen Veranstalter (Hauptsächlich hier der AVD mit dem Vorsitzenden Huschke von Hanstein)und Politiker wollten das irgendwie nicht verstehen und machten die Kritik an den mangelnden Sicherheitsvorkehrungen lächerlich. Ziel des hämischen Spotts war vor allem, wir ahnen es, Niki Lauda. Aufeinmal war er nicht mehr der eiskalte Computer, sondern ein Weich-Ei. Er hatte sich noch eine Woche zuvor im "aktuellen Sportstudio" des ZDF entsprechend negativ über den Ring geäußert.

Was den Österreicher dann am Ring erwartet, kann man nur als Kesseltreiben bezeichnen. Überall hingen Lauda-Schmäh-Plakate und Spruchbänder. Lautstark skandierten Fans gegenüber den Boxen "Der Ring ist gut - Lauda nimm den Hut". Davon liess der sich aber nicht beeinflussen und stellte den Ferrari neben den McLaren von James Hunt in die erste Startreihe. Das persönliche Verhältnis der beiden hatte durch die Skandale keineswegs gelitten - und so sah man James und Niki während der Trainingstage immer wieder freundschaftlich miteinander reden. Damit wollte der Weltmeister wohl auch sein ungutes Gefühl vertreiben: Laut Journalist Helmut Zwickl war Lauda mit sich, seinem Auto und der Strecke unzufrieden - es kam zu einem merkwürdigen Ereignis:
Bevor einige Journalisten von Lauda mit einem Fiat um die Strecke chauffiert wurden, schenkte ihm ein "Fan" nach einem Autogramm ein Foto mit dem Grab von Jochen Rindt mit den Worten: "Das ist für Sie, Herr Lauda". Lauda und die Anwesenden waren völlig konsterniert und fuhren dann um den Ring. Genau an der Stelle, an der er später aus ungeklärten Gründen die Gewalt über den Ferrari verlor, fuhr er langsamer und machte die Journalisten auf die Gefahrenstellen aufmerksam. Eine Geschichte, die einen nachdenklich werden lässt, auch noch nach so vielen Jahren.

Fortsetzung folgt.
Bild
Jochen Mass am Sprunghügel Pflanzgarten
Zuletzt geändert von Peterson78 am Donnerstag, 16. Februar 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 45834
Danke für die Zusammenfassung! Schreibst du den Text aus Büchern zusammen oder aus dem Kopf?

Zu Zwickl, weil er bei dir zur Sprache kommt, ich mag ihn eigentlich nicht so. Er hat immer wieder Mal ganz gute Berichte in der MSa, viele davon sind aber auch sehr oberflächlich und schlecht geschrieben. Seine Bücher kenne ich allerdings nicht. Ich beziehe mich da auf die MSa. Wie gesagt ein Teil seiner Reoptagen sind sehr gut, ein Teil aber schlecht.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 454
@ MichaelZ:

Ich schreib so aus dem Kopf - nebenher hab ich aber leider auch noch zu arbeiten. Deshalb kommen die Sachen etwas zerstückelt. Viele Sachen schlag ich auch kurz nach (Platzierungen, Daten), ansonsten arbeitet meine menschliche Festplatte hevorragend... :wink:

Ein Dankeschön an dieser Stelle für das Lob und die Bitte um Geduld, falls es mit der Fortsetzung mal etwas dauert.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 542
hey aus dem kopf?

Hammer! Das ist ja super. Respekt!!!!
MfG

ErTzU :evil:

Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

Minardi 4 Ever

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 1862
:shock: das mit dem bild vom rindt-grab ist mir neu: wirklich arge story. unglaublich, auf welche ideen so manche "fans" kommen.

über die unfallursache gibts zwei theorien: bruch der hinterradaufhänung oder fahrfehler. genau klären wird man das wohl nie können. das amateurvideo ist ja auch nicht so aussagekräftig. aber vielleicht weiß hier jemand mehr...

@ Peterson78:

tolle beiträge :!:
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 9403
es wäre super, wenn Adrivo das in Historie Rubrik übernehmen könnte

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 0
Peterson78 hat geschrieben:
TV-Übertragungen gab es nur selten in Deutschland - bei ARD und ZDF rangierte die Königsklasse trotz einiger deutschen Fahrern (Hans Stuck, Jochen Mass, Rolf Stommelen, Harald Ertl) fast "unter ferner liefen".

hatte das nicht was mit der (tabak-)werbung zu tun? damals hat man da glaube ich noch empfindlicher reagiert, als heute (also bezogen auf "schleichwerbung").

auch ich danke für die tollen berichte!

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 454
WM 1976 (6)

Der Große Preis von Deutschland auf dem Nürburgring schickte sich an diesem 1. August 1976 an, ein ganz tolles Rennen für die rund 130.000 Fans zu werden. Denn nach der ersten von 14 Runden führte ein Deutscher, Jochen Mass auf McLaren das Rennen mit Minutenvorsprung an - der ungeliebte Österreicher auf Ferrari krebste im hinteren Mittelfeld rum. Was war passiert ? Bis kurz vor dem Start nieselte es ganz fein und so zogen alle Fahrer Regenreifen auf - außer halt "Herman the German", wie Mass von Hunt genannt wurde. Jochen hatte kurz vor dem Start in Richtung Nürburg geschaut - als alter Ringkenner setzte er voll auf Poker. Nach der ersten Runde kam dann quasi das komplette Feld an die Boxen - zur damaligen Zeit ein Chaos, wie es im Buche stand. Auch Lauda wechselte auf Slicks und gab dann ordentlich Gas. Eine Analyse der Zeitmessung ergab hinterher, dass der Weltmeister irrsinnig schnell unterwegs war - schneller noch als auf seiner Rekordrunde aus dem Vorjahr, wo er unter der magischen 7-Minuten-Grenze geblieben war. An der McLaren-Box wurde schon heftigst nachgedacht, wie man Hunt den Sieg zuschanzen konnte, ohne für einen Volksaufstand zu sorgen, als plötzlich über der Bergwerks-Ecke dicke Rauchschwaden zu sehen waren. Kurz nach dem Linksknick bei Kilometer 10,5 war Niki Lauda von der Strecke abgekommen, war mit Tempo 260 in die Felsböschung gerast, die nur mit einem Fangzaun gesichert war. Dabei verlor er nicht nur seinen Helm, der Wagen fing sofort Feuer und schlitterte quer über die Fahrbahn. Harald Ertl und Guy Edwards schrammten gerade noch am brennenden Wrack vorbei - Brett Lunger mit seinem Surtees rammte den Ferrari jedoch mittschiffs und schob in noch ein bißchen weiter. Dann kam auch schon der Rest des Feldes, zunächst Arturo Merzario, dann Hans-Joachim Stuck, der sofort dem Feld entgegen rannte und wie wild mit den Händen winkte, um die Gefahr zu signalisieren. Merzario und die drei anderen retteten Lauda vor dem sicheren Flammentod. Die herbei geeilten Rettungskräfte der ONS hatten dazu nicht die entsprechende Kleidung. Lauda hatte es übel erwischt - nicht nur sein Gesicht war verbrannt, sondern er röchelte nur noch, weil er die Dämpfe des verbrennenden Benzins und der Kunststoffverkleidung rund 50 Sekunden eingeatmet hatte. Und wenn nicht Stuck mit einer Bravour-Tat den Fahrer des Rettungswagen dazu gebracht hätte, gegen die Fahrtrichtung gleich zum nahegelegenen Adenauer Krankenhauses zu fahren, wer weiss, ob Lauda überlebt hätte.

Das Rennen wurde nach einer Stunde neu gestartet - nicht mehr dabei waren neben Lauda Stuck (Defekt) und Chris Amon, der spontan angesichts des Crashs seine F1Laufbahn beendete. AvD-Vorsitzender Huschke von Hanstein liess unterdessen mitteilen, Lauda gehe es schon wieder besser, er hätte eine Gehirnerschütterung und scherze bereits mit den Krankenschwestern. Eine Unglaublichkeit, die wohl eher dem Wunschdenken entsprach. Sieger des GP wurde James Hunt, der durch die Siege in Frankreich und England wieder Morgenluft in Sachen WM-Titel geschnuppert hatte.

5 Tage kämpfte Niki Lauda auf der Intensivstation einer Mannheimer Spezialklinik um sein Leben...und als er es geschafft hatte, kam eine Nachricht aus Maranello, die wie eine Bombe einschlug: Enzo Ferrari verkündete den Rückzug der Scuderia vom F1-Sport. Als Begründung wurden die Rennskandale in Jarama und Brands Hatch angegeben. Eine völlig überzogene Reaktion, die die Veranstalter des Großen Preises von Österreich ins finanzielle Chaos stürzten. Ferrari und Lauda waren schließlich die Zugpferde für Publikumsbesuch in der Steiermark. Also erstmals seit vielen Jahren ein GP ohne rote Autos aus Maranello und das war nicht die einzige Überraschung am Österreich-Ring...

Fortsetzung folgt.

Bild
Kilometer 10,5 kurz vor dem "Bergwerk" - Die Retter eilen zur Stelle
Zuletzt geändert von Peterson78 am Donnerstag, 16. Februar 2006, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 454
@ benway:

Ich denke auch, dass es ein Materialdefekt (gebrochener Querlenker, Aufhängung) war - dafür kam der Abbieger nach rechts zu plötzlich. Von starkem oder überzogenen Gegenlenken ist auf dem Video auch nichts zu sehen...

@ Eismann:

Es hat wohl eher an der Abneigung gegen diese Sportart gelegen. Das mit der Schleichwerbung wurde vorgeschoben.

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 1862
so wie das auto vor dem aufprall herumschlingert, sieht es in der tat sehr stark nach einem defekt aus. manche behaupten hingegen, lauda sei zu weit über einen curb geraten und habe deshalb die kontrolle verloren. wie gesagt: eine schwierige angelegenheit.

zur tabakwerbung: ich fand es immer sehr ungewöhnlich, dass sie auf den autos in deutschland schon damals (oder sogar schon zuvor?) verboten war, wie man beim siegerwagen sieht:

Bild

quelle: www.f1-facts.com
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Mittwoch, 08. Februar 2006

Beiträge: 45834
Noch ein Nachtrag zum Lauda Crash: Damals soll ja weder Stuck noch die anderen, die den Österreicher aus dem Wagen zogen (Edwards, Ertl, Merzario) ein Dankeschön von ihm bekommen haben. Ohne diese 4 u.a. wäre Lauda heute nicht mehr hier, da Mal kurz zu danken wäre für mich eine Selbstverständlichkeit.

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