Wie bereits in einem anderen Thema angekündigt, hier nun die Saison 1976 aus meiner Sicht. Es war die dritte F1-Saison, die ich intensiv miterlebte. TV-Übertragungen gab es nur selten in Deutschland - bei ARD und ZDF rangierte die Königsklasse trotz einiger deutschen Fahrern (Hans Stuck, Jochen Mass, Rolf Stommelen, Harald Ertl) fast "unter ferner liefen". Als Fan war man auf das holländische TV angewiesen, dass in Düsseldorf noch gut zu empfangen war. Im Radio wurden die Europa-GPs mit kurzen Live-Reportagen von Günter Isenbügel begleitet. Hauptsächlich erfolgte die Information durch Renn-Besuche (die waren damals im Vergleich zu heute unfassbar preiswert) und natürlich durch die Print-Organe Powerslide (heute MSa), Sport-Auto, Rallye Racing, Auto-Zeitung und diverse Tageszeitungen, die damals überraschend viel zur F1 brachten (zumindest die NRZ).
Die Saison 1976 begann eigentlich schon im November 1975, und zwar mit zwei Paukenschlägen nicht unbedingt positiver Natur: Zum einen verunglückte nahezu das komplette Team von Graham Hill (Embassy Hill Racing) bei einem Flugzeugabsturz. Zum anderen teilte Weltmeister Emerson Fittipaldi seinem McLaren-Teamchef Teddy Mayer lapidar aus einer Telefonzelle am Londoner Flughafen mit, er würde 1976 für das brasilianische Copersucar-Team seines Bruders fahren. Was er sich allerdings damit außer der damaligen Rekord-Gage von einer Million Dollar antun würde, hätte "Emmo" wohl kaum gedacht...
Bevor ich in die Saison näher einsteige, noch einige Sätze zu der extremen Rivalität zwischen Ferrari und McLaren, von der viele meinen, sie würde schon ewig bestehen. Das tut sie aber genau genommen erst ab der Saison 1976. Bis zum Ende der Saison 1975 war Ferrari für die anderen Teams zwar auch schon damals ein Mythos, aber eigentlich doch eher ein normales Konkurrenz-Team. Die von den Medien vielfach hochgepuschte "Feindschaft" entwickelte sich erst mit der technischen Überlegenheit der Scuderia - Die eigene Teststrecke in Fiorano hatte man auch schon zu Beginn der 70er Jahre, aber erst Niki Lauda entwickelte ein sich ständig ausweitendes System von Testfahrten und Weiterentwicklungen. Während andere Teams die Trainings bei den Rennen als Möglichkeit nutzten, kleine Fehler auszubügeln und die Autos weiter zu entwicklen, kam die Scuderia schon mit technisch ausgereiften Autos an die Strecken und musste nur noch Feinabstimmungen vornehmen. Dies ärgerte die anderen (zumeist englischen) Teams natürlich und so begannen kleine Nickligkeiten...
"Und die Spiele mögen beginnen"
Die Fans mussten auf den Saisonauftakt zwei Wochen warten - der argentinische Grand Prix wurde wegen finanzieller Probleme der Veranstalter abgesagt (ja, Bernie fing damals erst an, den Chef zu spielen). Am 25. Januar, also recht früh für heutige Verhältnisse, begann in Brasilien also eine Saison, die für außerordentlich viel Gesprächsstoff sorgen sollte.
James Hunt, bei Lord Hesketh arbeitslos geworden, zog mit dem Anruf von McLaren-Chef Teddy Mayer ein Glückslos. Gerade noch das Ende der F1-Karriere vor Augen, sass der sympathische Brite (Sex is the breakfast of the champions) in einem Top-Auto.
Die Saison begann so, wie die vorherige endete: Ferrari und Niki Lauda waren diejenigen, die es zu schlagen galt.
Fortsetzung folgt.